Marwin Klute fällt bei „Temptation Island VIP“ aktuell durch seine fragwürdigen Weltanschauungen auf. Und das soll was heißen, denn um im Reality-TV wegen Misogynie aufzufallen, muss man schon einiges leisten. Warum gerade seine Aussagen mich als Frau so sehr verärgern: ein Kommentar.
Schon in der ersten Folge irritiert Marwin durch die Aussage, den OnlyFans-Account seiner Freundin finde er als Freund zwar verletzend, sexuell gesehen aber „extrem geil“. In der zweiten Folge legt er dann direkt nach. Beim Frühstück in der Männervilla geht es um Beziehungsprobleme. Das Thema ist so alt wie öde: Marwin hat ein Problem damit, wie freizügig sich Melissa gibt.
Sie kleide sich zu sexy und überschreite die wichtige Grenze zwischen „elegant sexy“ zu „billig sexy“. Eigentlich ist er ja ein Fan von Freizügigkeit – nur sollte die eben nach seinen Vorstellungen gestaltet werden, nicht nach denen der Frau, die es betrifft.
Endlich widmet sich „Temptation Island VIP“ den wichtigen Fragen…
Was zu einem Diskussionspunkt führt, der auch Wladi umtreibt: Für wen kleidet sie sich eigentlich so?
Die Fronten: Zum einen die Frauen, die darauf bestehen, ihre Kleidung für sich selbst und das eigene Wohlbefinden zu wählen. Zum anderen die Männer, die das nicht glauben können oder wollen und meinen, Frauen würden sich grudnsätzlich für’s andere Geschlecht anziehen. Was (leider) niemand fragt: Warum ist das überhaupt relevant?
Der einzige Grund, warum den Männern so viel daran liegt, für wen ihre Freundinnen sexy sind, scheint für mich, dass sie insgeheim dann doch der Meinung sind, ihre Partnerin sei ihr Besitz. Dass sie ein Produkt sei, welches sie erworben hätten und das dementsprechend für niemand anderen mehr zugänglich sein sollte. Ob ihre Freundin tatsächlich loyal ist, stellen sie nicht infrage – sondern nur die „Signale“, die sie anderen Männern senden.
Der Grundgedanke scheint zu sein: Eine vergebene Frau muss sich anders präsentieren als eine alleinstehende. Denn nichts anderes meint Marwin doch, wenn er sagt, am Anfang habe ihn Melissas Auftreten noch nicht gestört, weil sie ihm damals noch egal war. Meiner Meinung nach wird hier ganz klar der männliche Besitzanspruch sichtbar.
Marwin will “kein Sexobjekt”. Wer sagt es ihm?
Das Format lebt natürlich auch davon, dass oft die Männer mit ihren Einstellungen zu Frauen und Beziehungen für Aufreger sorgen. Doch Marwin legt im Laufe der Folge immer noch einen drauf. Er eröffnet zum Beispiel zum Ende hin, dass er „für alle Männer spreche, wenn er sagt, dass er kein Sexobjekt will“. Als wäre nicht er selbst derjenige, der seine Freundin objektifiziert.
Wird Marwin sich vielleicht noch in dieser Staffel seines Besitzdenkens bewusst? Es ist eher unwahrscheinlich. Denn seine Grundannahmen über Frauen und Beziehungen zu hinterfragen, ist eine Art Transferleistung, die man bei „Temptation Island VIP“ wohl nicht erwarten kann.
Was bleibt, sind ermüdende Diskussionen darüber, für wen Frauen irgendwas machen. Und Marwin dabei zuzusehen, wie er sich die falschen Fragen stellt – und auf die falschen Antworten kommt.