John Wayne, für Millionen Fans weltweit als “Duke” bekannt, verkörperte über vier Jahrzehnte hinweg das Ideal des starken, unerschütterlichen amerikanischen Helden. Seine Präsenz auf der Leinwand war legendär, seine Rollen als Revolverhelden, Cowboys und Soldaten prägten das Bild des Wilden Westens und der amerikanischen Tugenden wie kaum ein anderer Schauspieler seiner Zeit. Doch hinter der Fassade des unbesiegbaren Filmstars verbarg sich ein Leben voller Kämpfe, Widersprüche und ein tragisches Ende, das so schockierend nah an der Fiktion lag, dass es das Publikum bis heute bewegt. Die letzten Momente dieses Giganten Hollywoods waren gezeichnet von einem gnadenlosen Kampf gegen den Krebs, einer Krankheit, die ihn schließlich besiegte und eine Legende für immer verstummen ließ.
Ein Leben, das die Leinwand sprengte
Wayne dominierte die Leinwand wie kaum ein anderer. Von seinen frühen Rollen in Western bis zu seinen späteren, komplexeren Charakteren, er war stets der Ankerpunkt seiner Filme. 1970 gewann er den begehrten Oscar für seine Rolle in “True Grit”, eine späte, aber wohlverdiente Anerkennung für seine Schauspielkunst. Sein Einfluss reichte weit über die Kinoleinwand hinaus; er war eine kulturelle Ikone, ein Symbol für eine ganze Epoche Hollywoods, die von Größe, Abenteuer und einer gewissen rauen Männlichkeit geprägt war. Doch schon Mitte der 1960er Jahre, zu einer Zeit, in der seine Karriere ihren Zenit erreichte, musste Wayne einen persönlichen Kampf austragen, der weit gefährlicher war als jeder filmische Showdown. Er besiegte den “Big C”, wie er selbst seinen Lungenkrebs selbstbewusst nannte, nach einer Operation, die ihm einen ganzen Lungenflügel kostete. Dieser Sieg machte ihn jahrzehntelang zu einem Symbol für Überlebenskraft und unbezwingbaren Willen. Er hatte dem Tod ins Auge geblickt und gesiegt – eine Eigenschaft, die perfekt zu seinem Leinwand-Image passte und seine Legende weiter zementierte.
Die Fiktion wird zur grausamen Realität: “The Shootist”
Im Jahr 1976 spielte John Wayne in dem Film “The Shootist” eine seiner denkwürdigsten und prophetischsten Rollen. Er verkörperte J.B. Books, einen sterbenden Revolverhelden, der den Kampf gegen den Krebs auf der Leinwand führte. Es war eine Rolle, die erschreckende Parallelen zu seinem eigenen Leben aufweisen sollte. Der Film zeigte einen Mann, der sich mit seinem unausweichlichen Schicksal auseinandersetzte, der versuchte, seine Würde und seinen Stolz bis zum letzten Atemzug zu bewahren. Nur drei Jahre nach der Veröffentlichung dieses Films spiegelte die Realität das Drehbuch in einer grausamen Weise wider. Im Juni 1979, im UCLA Medical Center in Los Angeles, tat John Wayne seinen letzten Atemzug. Der Magenkrebs, eine neue, noch aggressivere Form der Krankheit, die ihn 1979 heimsuchte, besiegte ihn endgültig. Seine Kinder wachten an seinem Bett, Zeugen der letzten Momente eines Mannes, der so viel mehr war als ein Schauspieler. Es war ein Abschied, der Millionen weltweit tief berührte, ein Abschied von einem Helden, der nun selbst dem unvermeidlichen Schicksal erlegen war, das er auf der Leinwand so oft bekämpft hatte.
Ein Vermächtnis voller Widersprüche und Kontroversen
Das Ende von John Waynes Geschichte ist weit mehr als nur eine medizinische Tragödie. Es ist auch ein Spiegelbild der Kontroversen, die ihn sein Leben lang begleiteten und sein komplexes Vermächtnis prägten. Eine seiner umstrittensten Entscheidungen war, während des Zweiten Weltkriegs nicht in die Armee einzutreten. Während viele seiner Zeitgenossen in den Krieg zogen, blieb Wayne in Hollywood und drehte Filme. Dies brachte ihm später oft Kritik ein, da es im Gegensatz zu dem patriotischen, militaristischen Image stand, das er so oft auf der Leinwand verkörperte.
Hinzu kamen Spekulationen über Strahlenschäden, die er sich möglicherweise während der Dreharbeiten zu “The Conqueror” (Der Eroberer) im Jahr 1956 zuzog. Der Film wurde in der Wüste von Nevada gedreht, einem Gebiet, das nur wenige Jahre zuvor als Testgelände für Atomwaffen genutzt worden war. Viele Jahre später erkrankten zahlreiche Mitglieder der Filmcrew und des Casts, darunter auch Wayne, an Krebs. Dies nährte die Gerüchte, dass die radioaktive Strahlung die Ursache für ihre Krankheiten gewesen sein könnte – eine tragische Ironie für einen Mann, der so oft das Bild des unzerstörbaren Amerikaners verkörperte.
Auch seine politischen Aussagen brachten ihm zeitlebens sowohl Bewunderung als auch Ablehnung ein. Wayne war ein überzeugter Konservativer und vertrat seine Ansichten offen und leidenschaftlich. Seine Unterstützung für den Vietnamkrieg und seine scharfe Kritik an liberalen Ideologien machten ihn zu einer polarisierenden Figur. Für seine Anhänger war er eine Stimme der Vernunft und des Patriotismus, für seine Kritiker ein Symbol für überholte Ansichten und aggressive Politik. Der letzte Atemzug einer Legende
Die letzten Momente von John Wayne waren geprägt von Stärke und Verletzlichkeit zugleich. Der Mann, der für so viele als unsterblich galt, zeigte sich in seinen letzten Tagen menschlich, zerbrechlich und doch voller Würde. Sein Kampf gegen den Magenkrebs war hart und entkräftend, doch er gab nicht auf. Bis zum Schluss bewahrte er eine gewisse Entschlossenheit, die ihn auch auf der Leinwand auszeichnete.
Sein Tod markierte das Ende einer Ära in Hollywood und hinterließ eine unüberbrückbare Lücke. Doch sein Erbe lebt weiter – nicht nur in seinen Filmen, die bis heute ein Publikum fesseln, sondern auch in der Vorstellungskraft von Millionen Menschen, die in ihm den Inbegriff des amerikanischen Helden sehen. John Wayne war ein Mann, der größer als das Leben erschien, ein Mythos, der auch nach seinem Tod noch fasziniert. Sein Abschied war real, verletzlicher und tragischer, als man es sich für einen solchen Leinwandgiganten hätte vorstellen können. Er bleibt ein Symbol für eine komplexe Zeit, für Triumphe und Tragödien, für einen Mann, dessen Leben und Werk bis heute Stoff für lebhafte Diskussionen bieten.