Matthias Reim: Die ungeschminkte Wahrheit hinter dem Hit „Verdammt, ich lieb‘ dich“ – Absturz, Schulden und ein unzerbrechlicher Wille

Die Lichter der Bühne blenden, die Menge tobt, und ein Mann mit blonder Mähne und einer unverkennbaren rauen Stimme singt die Zeilen, die eine ganze Generation geprägt haben: „Verdammt, ich lieb‘ dich, ich lieb‘ dich nicht…“ Es ist das Jahr 1990, und Matthias Reim hat soeben den Olymp des deutschen Schlagers erklommen. Sein Hit wird 16 Wochen lang die deutschen Charts anführen, sich über 2,5 Millionen Mal weltweit verkaufen und ihn über Nacht zum Superstar machen. Doch was wie ein Märchen beginnt, entwickelt sich zu einem Drama aus schwindelerregendem Erfolg, katastrophalem Absturz und einem Comeback, das an ein Wunder grenzt. Dies ist die Geschichte eines Mannes, der alles hatte, alles verlor und sich mit unbändigem Willen zurück ins Leben kämpfte.

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Die frühen Jahre: Ein Musikerherz im Studentenleben

Geboren am 26. November 1957 in Korbach, Hessen, war Matthias Reim schon früh von der Musik besessen. Während er an der Universität Göttingen Germanistik und Anglistik studierte – ein solider Plan, der seine Eltern beruhigen sollte –, schlug sein Herz bereits im Rhythmus von Rock ‘n‘ Roll. Er gründete Bands wie Fallen Dice und Aqua, schrieb Songs und spürte, dass seine wahre Bestimmung nicht im Hörsaal, sondern auf der Bühne lag. Bevor er selbst ins Rampenlicht trat, arbeitete er im Hintergrund und komponierte für etablierte Künstler wie Bernhard Brink und Roberto Blanco. Es waren Lehrjahre, in denen er sein Handwerk verfeinerte und den unbedingten Wunsch entwickelte, seine eigenen Geschichten zu erzählen. Er wollte nicht nur der Mann sein, der die Noten liefert, sondern der, dessen Stimme die Emotionen transportiert.

Der Urknall: „Verdammt, ich lieb‘ dich“ und der Weg zum Ruhm

Die Geschichte hinter seinem größten Hit ist fast so legendär wie der Song selbst. Reim schrieb „Verdammt, ich lieb‘ dich“ ursprünglich für jemand anderen, doch als der Song abgelehnt wurde, entschied er sich, ihn selbst aufzunehmen. Eine schicksalhafte Entscheidung. Im Jahr 1990 schlug der Song ein wie eine Bombe. Er traf den Nerv der Zeit, verband rockige Elemente mit einem eingängigen Schlager-Refrain und sprach Millionen von Menschen aus der Seele. Plötzlich war Matthias Reim überall. Sein Debütalbum „Reim“ festigte seinen Status als neuer Stern am Musikhimmel. Er war der Rebell im Schlager, der Mann, der authentisch und nahbar wirkte. Doch der Ruhm hat zwei Gesichter, und während die eine Seite glänzte und gleißte, lauerte auf der anderen bereits der Schatten des Verderbens.

Der tiefe Fall: 13 Millionen Euro Schulden und der Verrat

Nach dem anfänglichen Rausch folgte eine Phase der Ernüchterung. Die Alben der späten 90er-Jahre, wie „Alles klar“ (1995) und „Sensationell“ (1998), konnten an den gigantischen Erfolg nicht anknüpfen. Die Verkaufszahlen sanken, und die öffentliche Wahrnehmung begann zu bröckeln. Doch der wahre Tsunami braute sich hinter den Kulissen zusammen. Reim hatte sein gesamtes Vertrauen und seine Finanzen in die Hände seines Managers gelegt, der sich als falscher Freund und skrupelloser Geschäftsmann entpuppte. Durch Missmanagement und fragwürdige Investitionen häufte sich ein Schuldenberg von unfassbaren 13 Millionen Euro an.

Als die Wahrheit ans Licht kam, brach für Reim eine Welt zusammen. Der Mann, der auf der Bühne von Millionen gefeiert wurde, war privat pleite. Die Insolvenz war ein öffentlicher Schlag ins Gesicht, ein Stigma, das an ihm haftete. „Es war die Hölle“, sagte er später in Interviews. Er verlor alles – sein Geld, sein Ansehen und beinahe auch seinen Glauben an sich selbst. Es war eine Zeit geprägt von Scham, Angst und dem Gefühl, von einem Menschen, dem er vertraut hatte, verraten worden zu sein. Viele hätten an diesem Punkt aufgegeben, doch in Matthias Reim schlummerte ein Kämpferherz, das sich nicht unterkriegen lassen wollte.

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Das private Chaos: Ein Leben zwischen Liebe und Leid

Auch sein Privatleben glich einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Viermal verheiratet, sieben Kinder von sechs verschiedenen Frauen – Reims Liebesleben war ebenso turbulent wie seine Karriere. Er selbst beschrieb das Vatersein als seine „größte Freude und sein größtes Leid“. Eine Aussage, die eine tragische Tiefe bekam, als das Schicksal erneut zuschlug. Sein Sohn Bastian, der seit seiner Kindheit schwer krank war, verstarb im Jahr 2022 im Alter von nur 35 Jahren. Ein unvorstellbarer Schmerz für einen Vater, der bereits so viele Stürme überstanden hatte.

Diese privaten Turbulenzen, gepaart mit den beruflichen Krisen, zeichneten ein Bild eines Mannes, der trotz seines Ruhms mit tiefen Selbstzweifeln zu kämpfen hatte. Hinter der Fassade des erfolgreichen Rockstars verbarg sich eine verletzliche Seele, die immer wieder auf die Probe gestellt wurde. Seine vierte Ehe mit der über 30 Jahre jüngeren Schlagersängerin Christin Stark, die er 2020 heiratete, schien ihm endlich den Hafen der Ruhe zu bringen, den er so lange gesucht hatte.

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Das Comeback: Stärker als je zuvor

Während er privat und finanziell kämpfte, ließ ihn die Musik nie los. Sie war sein Anker, seine Therapie und sein Weg zurück. Mit unermüdlicher Arbeit tourte er durch kleinere Hallen, schrieb neue Songs und gab die Hoffnung niemals auf. Die Wende kam 2013 mit dem Album „Unendlich“. Es war mehr als nur eine neue Platte; es war ein Statement. Ein Beweis dafür, dass Matthias Reim noch immer relevant war. Das Album schoss auf Platz eins der deutschen Charts – ein triumphales Comeback, das niemand für möglich gehalten hatte.

Plötzlich war er wieder da, stärker und authentischer als je zuvor. Die Alben „Phoenix“ (2016), „Meteor“ (2018) und „MR20“ (2019) knüpften nahtlos an diesen Erfolg an. Seine Konzerte waren ausverkauft, und eine neue Generation von Fans entdeckte seine Musik. Er hatte es geschafft. Er hatte die Schulden abbezahlt, seine Dämonen bekämpft und sich seinen Platz in der Musikwelt zurückerobert. Selbst gesundheitliche Rückschläge im Jahr 2015, die ihn zu Konzertabsagen zwangen, konnten ihn nur kurzzeitig aufhalten.

Das Vermächtnis: Eine Inspiration für die nächste Generation

Heute, über drei Jahrzehnte nach seinem Durchbruch, ist Matthias Reim mehr als nur ein Schlagerstar. Er ist eine Ikone der Resilienz. Seine Lieder sind geprägt von den Narben seines Lebens – von Liebe, Verlust, Verrat und Hoffnung. Er hat dem deutschen Schlager eine neue, rockigere und ehrlichere Facette gegeben. Seine Fähigkeit, persönliche Krisen in kraftvolle Musik zu verwandeln, macht ihn zu einer Ausnahmeerscheinung.

Sein musikalisches Erbe lebt auch in seinen Kindern weiter. Julian und Marie Reim sind erfolgreich in seine Fußstapfen getreten und beweisen, dass das musikalische Talent in der Familie liegt. Matthias Reim ist nicht nur der Mann, der „Verdammt, ich lieb‘ dich“ sang. Er ist der Mann, der fiel und wieder aufstand, der bewies, dass man auch nach dem tiefsten Absturz wieder fliegen kann. Seine Geschichte ist eine kraftvolle Erinnerung daran, dass der Wille eines Menschen stärker sein kann als jedes Schicksal. Und wenn er heute auf der Bühne steht, singt er nicht nur seine Hits – er singt die Hymne seines eigenen, unglaublichen Lebens.

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