Wenn Legenden schweigen: Die letzte Mission der „Profis“ – Was aus den härtesten TV-Helden unserer Jugend wurde

Ein Quietschen von Reifen, das Röhren eines Ford Capri, und dann der unverkennbare, pulsierende Titelsong, der Adrenalin durch die Adern jagte. Wer in den späten 70er und frühen 80er Jahren aufgewachsen ist, für den waren diese Klänge das wöchentliche Versprechen auf eine Dosis roher, ungeschliffener Action. „Die Profis“ war mehr als nur eine Fernsehserie; es war ein Phänomen, ein Fenster in eine Welt, in der Männer noch Männer waren, Probleme mit Fäusten und schnellen Autos gelöst wurden und die Grenzen zwischen Gut und Böse in den grauen Straßen Londons verschwammen. Die Agenten der fiktiven Sondereinheit CI5, allen voran William Bodie, Raymond Doyle und ihr Chef George Cowley, waren die Idole einer ganzen Generation. Sie schienen unbesiegbar, hart im Nehmen und für die Ewigkeit gemacht. Doch die Realität, so mussten wir schmerzlich lernen, schreibt ihre eigenen Drehbücher. Jahrzehnte später ist die Reise in die Vergangenheit eine bittersüße Spurensuche, die uns nicht nur zu den Meilensteinen ihrer Karrieren führt, sondern auch zu den stillen Orten ihrer letzten Ruhe.

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Das Herz der Serie war zweifellos das Trio, das unterschiedlicher nicht hätte sein können und doch eine perfekte Einheit bildete. An der Spitze stand George Cowley, gespielt von dem schottischen Charakterdarsteller Gordon Jackson. Mit seinem stoischen Gesicht, dem durchdringenden Blick und einer Autorität, die keinen Widerspruch duldete, war er der Fels in der Brandung. Cowley war der Stratege, der väterliche, aber unerbittliche Anführer, der seine „Jungs“ immer wieder in die gefährlichsten Missionen schickte, aber auch schützend seine Hand über sie hielt. Jackson, bereits ein etablierter Schauspieler, verlieh der Figur eine Tiefe und eine Würde, die entscheidend zum Erfolg der Serie beitrug. Sein plötzlicher Tod im Jahr 1990 im Alter von nur 66 Jahren an Knochenkrebs war der erste schmerzhafte Moment, in dem die Fans realisierten, dass ihre Helden sterblich waren. Mit ihm starb nicht nur ein großartiger Schauspieler, sondern auch das Herz und der Verstand von CI5.

Sein Gegenpol und wohl die ikonischste Figur der Serie war William Bodie, der harte Ex-Söldner und SAS-Soldat, dem Lewis Collins sein unvergessliches Gesicht lieh. Bodie war der Mann fürs Grobe, zynisch, charmant und immer für einen trockenen Spruch zu haben. Er verkörperte eine Form von Männlichkeit, die heute vielleicht aus der Zeit gefallen scheint, damals aber den Nerv des Publikums traf. Collins verschmolz so sehr mit seiner Rolle, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität zu verschwimmen schienen. Er war der Actionheld, der auch privat schnelle Autos und den Nervenkitzel liebte. Sein Charisma war elektrisierend, und für viele war er der wahre Star der Show. Umso größer war der Schock, als die Nachricht von seinem Tod im Jahr 2013 die Runde machte. Mit nur 67 Jahren erlag er einem langen Kampf gegen den Krebs. Die Vorstellung, dass der unbezwingbare Bodie von einer Krankheit besiegt werden konnte, war für viele Fans unvorstellbar und ein brutaler Weckruf über die Vergänglichkeit des Lebens.

Der dritte im Bunde war Raymond Doyle, gespielt von Martin Shaw. Er war der sensible, nachdenkliche Künstler, der ehemalige Polizist mit dem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Doyle war das soziale Gewissen des Teams, der oft mit Bodies kompromissloser Art aneinandergeriet und dennoch blind an seiner Seite kämpfte. Die Chemie zwischen Bodie und Doyle, ihre ständigen Reibereien und ihre unerschütterliche Loyalität im Angesicht der Gefahr, war das emotionale Zentrum der Serie. Ihre Freundschaft war der Klebstoff, der alles zusammenhielt. Martin Shaw ist heute einer der wenigen Hauptdarsteller, der noch unter uns weilt und auf eine beeindruckende Karriere nach „Die Profis“ zurückblicken kann. Doch in den Herzen der Fans wird er immer der Mann mit der Lockenmähne bleiben, der neben Bodie in den Capri sprang, um die Welt ein kleines bisschen sicherer zu machen.

Martin Shaw – Wikipedia

Doch „Die Profis“ bestand aus mehr als nur dem zentralen Trio. Ein ganzes Universum von wiederkehrenden Charakteren und unvergesslichen Gaststars bevölkerte die 57 Episoden. Viele von ihnen sind ebenfalls von uns gegangen und haben eine Lücke in der Erinnerung der Fans hinterlassen. Wer erinnert sich nicht an Steve Alder, der in mehreren Episoden als Agent Murphy zu sehen war? Er starb bereits 1997 mit nur 48 Jahren. Oder Pat Gorman, der in unzähligen Nebenrollen als CI5-Agent auftrat und 2018 im Alter von 85 Jahren verstarb. Auch Schauspieler wie Trevor Adams, der den Informanten Benny spielte, oder Frank Jarvis, der oft zwielichtige Gestalten verkörperte, sind längst verstummt. Ihr Tod im Jahr 2000 bzw. 2010 erinnert daran, wie viel Zeit vergangen ist.

Auch international bekannte Gesichter wie Walter Gotell, der oft als KGB-Schurke in James-Bond-Filmen auftrat und auch bei den „Profis“ einen denkwürdigen Bösewicht spielte, verstarb 1997. Der britische Filmstar Anthony Steel, der in einer Episode einen Adligen mimte, starb 2001. Und erst kürzlich, im Jahr 2024, mussten sich die Fans von Pamela Salem verabschieden, die in einer der ersten Episoden eine wichtige Rolle spielte. Jeder dieser Namen steht für ein Stück Fernsehgeschichte, für ein Gesicht, das unauslöschlich mit dieser rauen, aber faszinierenden Welt verbunden ist. Die Liste ist lang und wird mit jedem Jahr länger. Sie ist ein stilles Mahnmal dafür, dass die Zeit unaufhaltsam voranschreitet und selbst die härtesten Kerle des Fernsehens nicht vor ihr sicher sind.

Was also bleibt von „Die Profis“? Warum fasziniert diese Serie auch heute noch, in einer Zeit von Hochglanz-Produktionen und computergenerierten Effekten? Die Antwort liegt in ihrer Authentizität. Die Serie war echt. Die Schlägereien sahen schmerzhaft aus, die Verfolgungsjagden fühlten sich gefährlich an, und die Dialoge waren direkt und ohne Schnörkel. Es war eine Serie, die den Staub der Straße auf dem Bildschirm sichtbar machte. Sie zeigte ein Großbritannien, das sich im Wandel befand, geplagt von Terrorismus, Spionage und sozialer Unruhe. Und mitten in diesem Chaos standen drei Männer, die nach ihren eigenen Regeln spielten, um das Richtige zu tun.

Lewis Collins - Wikipedia

Heute, wenn wir die alten Episoden wieder ansehen, ist es eine Reise in eine andere Zeit. Wir sehen nicht nur die Schauspieler in ihren besten Jahren, wir sehen auch die Autos unserer Jugend, die Mode, die Städte, wie sie einmal waren. Doch über allem schwebt eine leise Melancholie. Das Wissen um das Schicksal vieler Darsteller legt einen Schatten über die unbeschwerte Action von damals. Wir sehen junge, energiegeladene Männer und Frauen auf dem Bildschirm und wissen, dass viele von ihnen nicht mehr da sind. Diese Konfrontation mit der Vergänglichkeit ist es, was die Serie heute zu einem noch intensiveren Erlebnis macht.

Die letzte Mission der Profis war nicht der Kampf gegen Terroristen oder Kriminelle. Ihre letzte und längste Mission war der Kampf gegen die Zeit. Es ist ein Kampf, den sie, wie wir alle, am Ende nicht gewinnen konnten. Doch sie haben etwas Unschätzbares hinterlassen: eine Legende. In der Welt des Fernsehens sind sie unsterblich. Gordon Jackson wird für immer als George Cowley in seinem Büro sitzen, Lewis Collins wird als Bodie für immer den Abzug betätigen, und Martin Shaw wird als Doyle für immer an der Seite seines Freundes kämpfen. Für die Generation, die mit ihnen aufgewachsen ist, werden sie niemals schweigen. Sie werden für immer die knallharten, unbesiegbaren Helden bleiben, die in ihrem Ford Capri in den Sonnenuntergang rasen, bereit für den nächsten Einsatz.

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