„George Harrison hat ihm bis zum Schluss nie verziehen – eine unverzeihliche Wendung in der Geschichte der Beatles, die bis heute die Fans erschüttert.“
Sie waren mehr als eine Band; sie waren ein globales Phänomen, vier Jungs aus Liverpool, die die Welt eroberten. Doch hinter der Fassade der “Fab Four” brodelten Konflikte, die so tief waren, dass sie das Fundament der Musikgeschichte erschütterten. Im Zentrum dieses Sturms stand George Harrison, der oft als der “stille Beatle” abgetan wurde. Doch seine Stille war kein Zeichen von Genügsamkeit, sondern das Ergebnis jahrelanger künstlerischer Unterdrückung und eines erbitterten Machtkampfes, insbesondere mit dem dominanten Perfektionisten der Band: Paul McCartney. Dies ist die unerzählte, herzzerreißende Geschichte eines Genies, das kämpfen musste, um gehört zu werden, und dessen Wunden vielleicht nie ganz verheilten.
Alles begann auf einem Schulbus in Liverpool, wo sich der junge George Harrison und Paul McCartney über ihre gemeinsame Liebe zum Rock ‘n’ Roll anfreundeten. Es war McCartney, der den talentierten, aber damals erst 15-jährigen Harrison bei John Lennon für einen Platz in dessen Band, The Quarrymen, ins Spiel brachte. Nach anfänglicher Skepsis wegen seines Alters überzeugte Georges virtuoses Gitarrenspiel Lennon, und der Grundstein für die Beatles war gelegt. Doch von Anfang an fühlte sich Harrison wie ein Außenseiter, der in die bereits bestehende, symbiotische kreative Partnerschaft von Lennon und McCartney eintrat.
Während die Beatlemania die Welt erfasste, wurde Harrison von den Medien schnell als der “stille Beatle” abgestempelt. Für die Öffentlichkeit war es ein liebenswerter Charakterzug, doch für jene, die ihm nahestanden, spiegelte es die schmerzhafte Realität seiner wachsenden Marginalisierung wider. Im Studio, dem kreativen Herzen der Band, wurden seine musikalischen Ideen, seine aufkeimende Spiritualität und seine kompositorischen Versuche oft übergangen, verschoben oder von McCartney mit pedantischer Akribie zerpflückt. Paul, der unbestrittene musikalische Leiter und Perfektionist, übernahm oft die Kontrolle und ließ Harrison mit dem Gefühl zurück, nur ein Angestellter in seiner eigenen Band zu sein.
Der Wendepunkt kam während der Aufnahmen zum “Weißen Album” 1968. Harrison war von seiner transformativen Reise nach Indien zurückgekehrt, musikalisch und spirituell gereift. Er brachte philosophisch tiefgründige und komplexe Songs wie “While My Guitar Gently Weeps” mit, doch das Studio war zu einem Schlachtfeld der Egos verkommen. Pauls dominante Führung nach dem Tod ihres Managers Brian Epstein wurde oft als kontrollierend empfunden, während John Lennon zunehmend von seiner Beziehung zu Yoko Ono abgelenkt war. Harrison war es leid, um ein oder zwei mickrige Plätze auf einem Album zu kämpfen, während Lennon und McCartney Dutzende von Songs beisteuerten.
Die “Get Back”-Sessions Anfang 1969, die später als Film “Let It Be” veröffentlicht wurden, legten die Risse in der Band schonungslos offen. Eine berüchtigte, gefilmte Szene fängt den Moment ein, der das Fass zum Überlaufen brachte. Paul McCartney versucht, George akribisch seinen Gitarrenpart vorzuschreiben. Mit unterdrückter Wut und einer Stimme, die vor jahrelanger Frustration zittert, entgegnet Harrison: “Ich spiele, was immer du willst, dass ich spiele. Oder ich spiele überhaupt nicht, wenn du nicht willst, dass ich spiele. Was auch immer dich erfreut, das werde ich tun.”
Diese wenigen Sätze waren das Ventil für Jahre der künstlerischen Erstickung. Am 10. Januar 1969, kurz nach diesem demütigenden Austausch, verkündete Harrison seinen Ausstieg mit den Worten: “Ich gehe. Wir sehen uns in den Clubs.” Er verließ die Band vorübergehend. Für Paul war es vielleicht nur eine weitere kreative Meinungsverschiedenheit; für George war es der endgültige Bruch.
Obwohl er unter neuen Bedingungen zurückkehrte und anschließend Meisterwerke wie “Something” und “Here Comes the Sun” schuf, war die Kluft zu Paul unüberbrückbar geworden. Ein Teil von ihm hatte sich emotional bereits von den Beatles verabschiedet. Die offizielle Auflösung der Band 1970 war für ihn eine persönliche Befreiung. Sein monumentales dreifaches Soloalbum “All Things Must Pass” war ein triumphaler Beweis seines Genies – gefüllt mit Songs, die von den Beatles abgelehnt worden waren. Tracks wie “Wah-Wah” waren eine direkte lyrische Abrechnung mit dem emotionalen “Kopfschmerz”, den ihm das Bandgefüge bereitet hatte.
Die Narben blieben tief. Selbst seine Ex-Frau Pattie Boyd bemerkte, dass George Pauls Persönlichkeit nie wirklich mochte; sie tolerierten sich, aber es war keine herzliche Beziehung. In einem Interview von 1975 gab Harrison zu, dass er nach den Jahren mit Paul jegliches Selbstvertrauen als Gitarrist verloren hatte und lieber mit John als mit Paul spielen würde, den er als “ein bisschen über-dominant” bezeichnete. Auch seine Beziehung zu John Lennon litt, insbesondere als dieser sich in seiner Beziehung zu Yoko Ono verlor. Harrisons Gefühl, unsichtbar gemacht zu werden, gipfelte darin, dass er Lennon in seiner Autobiografie von 1980 kaum erwähnte – ein bewusstes Weglassen, das Bände sprach.
Selbst bei dem “Anthology”-Projekt 1994 kamen die alten Spannungen wieder hoch. George empfand Paul erneut als kontrollierend und gestand, es fühle sich an, “als wäre man wieder in der Schule”. Erst in seinen letzten Lebensjahren, als er gegen den Krebs kämpfte, schien es eine Annäherung zu geben. Paul McCartney besuchte ihn, und sie hielten Hände, erinnerten sich an ihre Kindheit. Doch trotz dieser versöhnlichen Geste blieb eine tiefe Bitternis.
George Harrison verstarb am 29. November 2001 mit den letzten Worten “Liebt einander”. Seine Geschichte innerhalb der Beatles ist eine tragische Erinnerung daran, dass selbst im größten Ruhm tiefe menschliche Konflikte lauern können und dass die leiseste Stimme manchmal am meisten zu sagen hat – wenn man ihr nur zuhört.