Letzter Moment von Laura Dahlmeier – Seilpartnerin Marina Krauss bricht ihr Schweigen und enthüllt erstmals die ganze Wahrheit über das tragische Unglück
Der Tod von Laura Dahlmeier am Laila Peak bleibt ein Schock für die Sportwelt. Viele Fragen wurden gestellt, einige Vorwürfe laut – doch die eine, die Laura in ihren letzten Minuten am engsten begleitete, hat bisher öffentlich geschwiegen: ihre Seilpartnerin und langjährige Freundin Marina Krauss. Nun wagt sie einen Schritt an die Öffentlichkeit, um endlich die ganze Wahrheit zu erzählen – über die letzten Stunden am Berg, die entscheidenden Augenblicke und die Lektionen, die aus dieser Tragödie bleiben.
Ein Morgen zwischen Anspannung und Hoffnung
Marina Krauss erinnert sich im Interview an den verhängnisvollen Tag: „Die Nacht war unruhig. Laura und ich haben kaum geschlafen. Am Morgen waren wir zu dritt am Startpunkt – jeder angespannt, aber voller Vorfreude. Laura spürte, irgendetwas am Schnee stimmt nicht. Sie hat mir mehrmals gesagt, dass der Anstieg riskant werden könnte, aber entschieden, es dennoch gemeinsam zu versuchen.“ Für Laura und Marina war Teamgeist immer oberstes Gebot: Gemeinsam losgehen, gemeinsam entscheiden.
Der riskante Entschluss: Zwischen Verantwortung und Risiko
Marina gesteht, dass sie selbst ebenfalls Zweifel hatte, aber sich von der Gruppendynamik mitreißen ließ. „Keiner wollte den anderen entmutigen. Wir wollten einander Rückhalt geben – das hat manchmal dazu geführt, dass wir die realen Risiken unterschätzt haben. Laura sagte sogar kurz vor dem Aufbruch: ‚Wenn es brenzlig wird, drehen wir sofort um. Versprochen!‘“
Rückblickend beschreibt Marina die Stimmung als angespannt, aber motiviert. „Wir haben alle die Wetterprognosen gecheckt, Warnungen gelesen, aber am Ende vertraut, dass es gutgehen muss. Im Bergsport ist das die dünne Linie zwischen Mut und Übermut.“
Die Lawine: Sekunden, die alles verändern
Über den Moment der Katastrophe berichtet Marina mit bebender Stimme: „Wir waren etwa 200 Meter unter dem Steilhang, als wir Risse und diese bedrohlichen Knack-Geräusche hörten. Laura als Führende hat uns beide sofort gewarnt, stehenzubleiben, die Lage zu beobachten.“ Doch da passierte das Unfassbare: „Plötzlich löste sich oberhalb von uns eine mächtige Lawine. Es war ohrenbetäubend, ein Gefühl von absoluter Hilflosigkeit. Laura brüllte noch: ‚Weg vom Hang!‘ – dann wurde alles weiß.“
Die nächsten Momente beschreibt Marina als Blanko. „Ich weiß nicht mehr, wie lange ich gekämpft habe. Ich wurde ein Stück mitgerissen, rief immer wieder nach Laura, grab mich aus, schrie nach Hilfe. Als ich zu mir kam, war alles still – und ich befand mich unter Schneemassen.“
Die verzweifelte Suche – und der Moment der Wahrheit
Die Rettungsmannschaft und Thomas Huber erreichten wenig später das Lawinenfeld. „Die Suche war ein Alptraum: Wir alle wussten, dass Zeit unser Feind war. Mit jedem Schaufelschlag schwand die Hoffnung, Laura noch lebendig zu finden.“ Marina schildert, wie sie selbst, schwach und panisch, weitergrub: „Ich habe Lauras Jacke gefunden, ihre Stöcke – dann ihren Arm. Mir war sofort klar, dass es zu spät war… Ihre Körperhaltung ließ keinen Zweifel.“
Warum das Unglück nicht mehr verhindert werden konnte
Marina nimmt erstmals offen Stellung zur Ursachenfrage: „Ja, wir haben Warnzeichen bemerkt. Ja, wir hätten umkehren können. Aber am Berg verschwimmen oft Instinkt, Gruppendruck und die Leidenschaft, ein Ziel zu erreichen. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, aber ich weiß: Laura wollte, dass wir als Freunde ein Team bleiben.“ Sie betont, dass niemand leichtsinnig war – aber die Dynamik eines Bergteams, das zeitlichen und medialen Druck spürt, sei oft unberechenbar.
Offene Worte zu den Spekulationen
Auf Gerüchte über Streit oder fahrlässiges Handeln reagiert Marina entschieden: „Wir waren gemeinsam stark, aber wir waren auch gemeinsam blind vor dem Ziel. Keiner hat Laura gedrängt. Sie war diejenige, die notfalls als Erste Nein gesagt hätte.“ Das Protokoll belege laut Marina: „Wir haben gemeinsam entschieden – und wir tragen gemeinsam die Konsequenzen.“
Das Vermächtnis: Was bleibt von Laura Dahlmeier
Marina Krauss spricht mit Tränen in den Augen. „Laura war die tapferste, klügste und umsichtigste Gefährtin, die ich mir vorstellen konnte. Ihr Tod ist für mich ein tiefer Einschnitt. Ich möchte, dass ihr letzter Tag alle Bergsteiger daran erinnert, dem eigenen Bauchgefühl zu vertrauen. Kein Ziel der Welt ist wichtiger als das eigene Leben.“
Abschließende Gedanken: „Redet offen, lernt – und hört auf euer Herz“
Mit ihrem öffentlichen Bekenntnis will Marina verhindern, dass aus Schuldzuweisungen Misstrauen entsteht. Sie fordert mehr Offenheit im Alpinismus, mehr Achtsamkeit – und die Bereitschaft, sich gegenseitig zu schützen, auch vor der eigenen Übermotivation.
„Lauras letzter Blick war einer voller Mut, aber auch Vorsicht. Ich hoffe, aus unserem tragischen Fehler wird mehr Fürsorge in den Bergen geboren. Sie hätte es sich gewünscht.“
So bleibt Laura Dahlmeier unvergessen – und Marina Krauss’ mutige Offenheit ist ein erster Schritt zu mehr Transparenz, Verständnis und Sicherheit im modernen Alpinismus.