Seilpartnerin berichtet: Das passierte beim Unglück von Laura Dahlmeier
Laura Dahlmeier ist in Pakistan tödlich verunglückt. Ihre Seilpartnerin konnte sich retten – und schildet nun dramatische Szenen.
Laura Dahlmeier wurde am Morgen des 28. Juli im Karakorum-Gebirge von einem Steinschlag erfasst. Sie überlebte das Unglück nicht. Ihre Seilpartnerin Marina Krauss musste alles hilflos mit ansehen, berichtete sie auf einer improvisierten Pressekonferenz im pakistanischen Skardu:
Ich habe beobachtet, wie die Laura ein riesengroßer Stein getroffen hat, und wie sie dann gegen die Wand geschleudert wurde. Von dem Moment an hat sie sich auch nicht mehr bewegt.
Der Stein traf Laura Dahlmeier am Kopf
Der Stein habe sie beim Abseilen am Kopf getroffen. Marina Krauss war vorausgegangen und schon an der nächsten Abseilstelle, erzählt sie. Es sei für sie nicht möglich gewesen, sicher an die Unfallstelle zu kommen, sagte die unverletzte Seilpartnerin dem Bayerischen Rundfunk.
Sie hat sich nicht mehr bewegt, sie hat keine Anzeichen von sich gegeben. Ich habe nach ihr gerufen, es kam keine Reaktion.
Die einzige Möglichkeit, zu helfen, sei gewesen, den Helikopter zu rufen. Marina Krauss wusste, dass ihre Partnerin nur eine Chance hat, wenn sofort Hilfe kommt.
Bei diesem Inhalt von Instagram werden möglicherweise personenbezogene Daten übertragen. Weitere Informationen und Einstellungen dazu finden Sie in der Datenschutzerklärung.
Sie hatten sich schon entschlossen, umzudrehen
Die Wetterbedingungen seien vor der Tour gut gewesen, berichtete Marina Krauss dem Bayerischen Rundfunk. Die beiden Bergsteigerinnen seien sich sicher gewesen, dass sie diese Route “technisch auf jeden Fall draufhaben”.
Doch im Laufe des Tages hätten sich die Bedingungen verschlechtert, der Schnee sei weicher geworden. Deshalb entschieden sie sich, vorzeitig umzudrehen, bevor sie den Gipfel erreicht hatten.
Wenn wir eine halbe Stunde früher dran gewesen wären, dann wären wir auch sicher runter gekommen.
Marina Krauss habe viele Stunden lang versucht, ihre Partnerin zu bergen, heißt es in einer Mitteilung des Managements von Laura Dahlmeier. Es sei ihr aber wegen der Schwere des Geländes und des weiter anhaltenden Steinschlags unmöglich gewesen. Sie habe sich in den Nachtstunden für einen Abstieg entschieden.
“Hätten wir weinen sollen?”
Die improvisierte Pressekonferenz zog viel Kritik nach sich. Den Protagonisten wurde unter anderem fehlende Emotionalität vorgeworfen. Thomas Huber, Kletterer, Teil des Rettungsteams und ebenfalls beim Interview dabei, reagierte prompt und bat um Respekt bei der Berichterstattung und in Kommentaren.
Nach langer Überlegung haben wir gestern einer Pressekonferenz zugestimmt und versucht, alle verbleibenden Fragen aus erster Hand zu beantworten. […]
Viele eurer anschließenden Kommentare waren respektlos und ihr habt keine Ahnung, was in uns allen vorgeht, wenn wir diese Geschichte vor laufender Kamera erzählen. Hätten wir weinen sollen? Ich hatte selbst kaum Zeit, es wirklich zu verarbeiten. Zuerst der Rettungsversuch, wo wir alle funktionieren mussten, selbst als wir Laura entdeckten.
Das passiert nun aber langsam. Thomas Huber möchte wieder auf eine Bergtour starten, um das zu tun, was er am liebsten macht. “Jetzt bin ich froh, ab morgen lange in den Bergen sein zu dürfen, mich von dieser Welt abzukoppeln und endlich weinen zu können.”