ABBA-Ikone Benny Andersson enthüllt mit 78 Jahren die schmerzhafte Wahrheit über Scheidungen, Tragödien und das Heilwunder der Voyage-Reunion
Der Name ABBA ist nicht nur ein Akronym; er ist der Soundtrack einer ganzen Generation, ein Synonym für zeitlose Melodien und strahlendes Pop-Glück. Doch hinter den glitzernden Kostümen und den unwiderstehlichen Ohrwürmern verbirgt sich eine Geschichte, die weit komplexer, menschlicher und schmerzhafter ist, als viele Fans jemals ahnten. Im Alter von 78 Jahren bricht nun Benny Andersson, der kreative Kopf und musikalische Architekt der Band, sein jahrzehntelanges Schweigen und enthüllt die tiefgreifenden Wahrheiten über die Vergangenheit, die gescheiterten Ehen und das überraschende, heilende Finale der ABBA-Geschichte.
Die musikalischen Wurzeln und das schicksalhafte Zusammentreffen
Um Benny Andersson zu verstehen, muss man zurück in das Schweden der Nachkriegszeit reisen. Geboren als Göran Bror Benny Andersson am 16. Dezember 1946, sog er die Musik von Kindesbeinen an auf. Sein Vater und sein Großvater waren begeisterte Akkordeonspieler, die ihm die Melancholie und Freude der schwedischen Volksmusik nahebrachten. Als er mit zehn Jahren sein eigenes Klavier erhielt, brachte er sich das Spielen autodidaktisch bei. Er war ein Naturtalent, das sich durch das Nachspielen von Platten und das Entwickeln eines untrüglichen Gespürs für Harmonien formte. Er verließ die Schule mit 15 Jahren, da die Welt der Fakten und Zahlen im Vergleich zur unendlichen Welt der Musik verblasste.
Sein Weg führte ihn zunächst zur erfolgreichen Popband The Hep Stars (ab 1965), die als die schwedische Antwort auf die Beatles galten. Doch die wahre musikalische und schicksalhafte Begegnung fand im Juni 1966 statt, als er Björn Ulvaeus traf. Die Chemie zwischen den beiden war elektrisierend. Sie begannen, gemeinsam Songs zu schreiben, und legten damit den Grundstein für die größten Hits der Popgeschichte.
In den Folgejahren trafen die beiden auf die Frauen, die das Quartett vervollständigen sollten: Benny verliebte sich 1969 in die norwegische Sängerin Anni-Frid Lyngstad (Frida), während Björn mit der aufstrebenden Sängerin Agnetha Fältskog liiert war. Das Schicksal hatte die vier Ecken eines perfekten musikalischen Quadrats zusammengeführt. Ihre privaten Beziehungen wurden zum Markenzeichen der Band; die Vorstellung, dass dieselben Menschen, die auf der Bühne herzzerreißende Liebeslieder sangen, auch nachts gemeinsam nach Hause gingen, verlieh ABBA eine Authentizität, die andere Bands nicht besaßen. Es war ein Märchen, das wahr geworden zu sein schien.
Der Höhenflug und die Risse im Märchen
Der Sieg beim Eurovision Song Contest 1974 mit „Waterloo“ öffnete die Türen zur Welt. Es folgten Superhits wie „SOS“, „Mama Mia“, „Money, Money, Money“, „Knowing Me, Knowing You“ und natürlich „Dancing Queen“ – ihr einziger Nummer-1-Hit in den USA. ABBA wurde zu einem globalen Phänomen, ein Symbol für perfekt ausgearbeiteten, unwiderstehlichen Pop.
Doch der Ruhm war ein zweischneidiges Schwert, das die privaten Beziehungen aufzehrte. Die endlosen Tourneen, die ständige Abwesenheit von Zuhause und der immense Druck, an der Spitze zu bleiben, begannen, die Ehen zu belasten.
Die erste Katastrophe ereignete sich 1979, auf dem Höhepunkt von ABBAs Erfolg, als sich Björn und Agnetha trennten. Die Nachricht schockierte die Welt. Für Agnetha war die Trennung besonders schmerzhaft; sie musste eine Therapie machen, um damit fertigzuwerden. In dieser Zeit schrieb Björn den emotionalen Song „The Winner Takes It All“. Agnetha sang die Zeilen „Sag mir, küsst sie so, wie ich dich früher geküsst habe“ mit einer rohen Emotionalität, die Millionen von Herzen berührte. Obwohl sie den Medien eine „glückliche Scheidung“ vorgaukelten, gestand Agnetha später die Wahrheit: „Traurigkeit. Natürlich wissen wir alle, dass es so etwas wie glückliche Scheidungen nicht gibt, besonders wenn Kinder involviert sind.“
Nur zwei Jahre später, 1980, folgte die zweite Scheidung: Benny und Frida trennten sich, nur zwei Jahre nach ihrer Hochzeit. Obwohl Benny erklärte, sie seien „immer noch Freunde“, wurde schnell klar, dass er eine andere Frau kennengelernt hatte, die Fernsehproduzentin Mona Nörklitt. Frida erklärte ehrlich: „Wir sind einfach auseinandergewachsen. Eine Trennung wurde zu einer Notwendigkeit.“
Das bittere Ende und die Tragödien der Frauen
Bis 1982 waren beide Ehen Geschichte, und damit endete auch die goldene Ära von ABBA. Die Gruppe versuchte, weiterzumachen, aber die Chemie hatte sich unwiderruflich verändert. Das Album The Visitors (1981) war ein reiferes, dunkleres Werk, das Themen wie gescheiterte Beziehungen und den Verlust der Unschuld behandelte. Die unbeschwerten, fröhlichen Tage von „Dancing Queen“ waren definitiv vorbei. Nach einem letzten gemeinsamen Fernsehauftritt im Dezember 1982 schloss sich das Kapitel ABBA.
Was danach folgte, war ein krasser Kontrast zwischen den Leben der Männer und der Frauen:
Benny und Björn blieben als Songwriter-Duo äußerst erfolgreich. Sie schrieben die Hit-Musicals Chess und Mamma Mia für Bühne und Film. Ihr Ruhm und ihr Vermögen wuchsen weiter; sie blieben im Rampenlicht und im kreativen Zentrum.
Agnetha und Frida hingegen zogen sich zurück und kämpften mit schweren persönlichen Schicksalsschlägen:
Agnetha kämpfte mit extremer Flugangst, Lampenfieber und dem Schmerz, von ihren Kindern getrennt zu sein. Ihr Leben wurde von Tragödien überschattet: dem Selbstmord ihrer Mutter, gefolgt vom Tod ihres Vaters. In einer bizarren Wendung wurde sie von einem niederländischen Fan gestalkt, mit dem sie kurzzeitig eine Beziehung einging. Sie zog sich schließlich tief in die schwedische Landschaft zurück und lebte in Abgeschiedenheit, ähnlich der schwedischen Legende Greta Garbo.
Fridas Geschichte war nicht weniger von Schatten geprägt. Sie war das Kind einer Kriegsromanze und wuchs in dem Glauben auf, ihr Vater sei ertrunken. Sie fand ihn erst 1977 wieder. Nach ABBA heiratete sie 1992 in den deutschen Hochadel und wurde zur Prinzessin Anni-Frid von Reuß. Doch das Glück währte nicht: Ihre 30-jährige Tochter kam 1998 bei einem Autounfall ums Leben, und im folgenden Jahr starb ihr Ehemann, Prinz Heinrich Ruzzo, an Krebs. Frida zog sich aus dem öffentlichen Leben zurück.
Die beiden Frauen, deren Stimmen Millionen Freude bereitet hatten, fanden sich in einer Welt des stillen Schmerzes und des Rückzugs wieder, während ihre ehemaligen Ehemänner und musikalischen Partner weiterhin im Rampenlicht standen. Das Märchen war endgültig vorbei.
Die Heilung: Benny und Frida Seite an Seite beim Voyage
Über Jahrzehnte hinweg wurde die Frage nach einer Wiedervereinigung von ABBA zur meistgestellten Frage der Musikgeschichte – Angebote in Milliardenhöhe wurden abgelehnt. Die vier wurden nur bei seltenen Gelegenheiten, wie den Premieren des Mamma Mia-Musicals, gemeinsam gesehen.
Doch 2018 änderte sich etwas. Alle vier begannen, über eine Zusammenarbeit zu sprechen, die zum Album „Voyage“ (2021) und der hochmodernen, digitalen Konzertreihe (2022) in London führte. Björn erinnerte sich an den ersten Tag zurück im Studio: „Ich sah mich um und blickte in Agnetas und Fridas Augen und da war dieselbe Art von Gefühl, die Wärme und die Freundschaft und die Bande.“
Der emotionalste Moment dieses späten Kapitels ereignete sich jedoch am 27. Mai 2025: Benny Andersson (78) und Anni-Frid Lyngstad (79) traten unangekündigt beim dreijährigen Jubiläum des Voyage-Konzerts in London auf. Die Menge tobte, als sie die beiden Ex-Eheleute zusammen auf dem Balkon stehen sahen – ein äußerst seltener Anblick nach über vier Jahrzehnten ihrer Scheidung.
Frida ergriff das Mikrofon, lächelte und dankte dem Publikum für die Unterstützung über all die Jahre. Dann trat Benny vor und lockerte die Stimmung spielerisch mit einem Witz. Dieser gemeinsame, unbeschwerte Moment war mehr als nur eine Geste. Er war eine leise Offenbarung darüber, wie viel Respekt und Zuneigung zwischen ihnen noch immer besteht. Es war eine öffentliche Geste, die Jahrzehnte des Schmerzes und der Trennung überbrückte und zeigte, dass die Bande, die sie einst verbanden, nie ganz zerbrochen waren.
Die Geschichte von ABBA ist damit nicht mit dem Ende der Band geendet, sondern mit der Akzeptanz und der Heilung. Die Liebe, die in den Liedern steckt, hat die gescheiterten Ehen überdauert. Benny Anderssons spätes Bekenntnis bestätigt, dass ABBA weit mehr war als nur Pop; es war ein Leben, das von tiefen menschlichen Bindungen beflügelt wurde – Bindungen, die selbst die größten Tragödien überstanden haben. Die Voyage-Reunion ist der Beweis dafür, dass wahre Kunst unsterblich ist und die Musik immer einen Weg findet, um die Herzen zu verbinden, selbst wenn die Liebenden auseinandergehen mussten.