Ein stiller Abschied: Schlagerlegende Andreas Martin verliert den Kampf gegen seine heimtückische Krankheit
Die Welt des deutschen Schlagers trauert um eine ihrer größten und authentischsten Stimmen. Andreas Martin, der Sänger, dessen Lieder Generationen von Fans durch die Höhen und Tiefen des Lebens begleitet haben, ist tot. An seinem 72. Geburtstag, dem 13. September 2025, hat er nach einem langen und zermürbenden Kampf gegen eine schwere Krankheit für immer die Augen geschlossen. Sein Tod ist nicht nur das Ende einer beeindruckenden Karriere, sondern auch der Schlusspunkt eines Lebens, das von musikalischen Triumphen, aber auch von tiefen persönlichen Tragödien und einem unerschütterlichen Kampfgeist geprägt war.
Geboren am 23. Dezember 1952 in der geteilten Stadt Ost-Berlin, schien sein Weg bereits früh von den Wirren der deutschen Geschichte gezeichnet. Seine Leidenschaft für die Musik war ein Lichtblick in einer Zeit der Unsicherheit. Im Alter von nur fünf Jahren traf seine Familie die mutige Entscheidung, in den Westen zu fliehen, um ihrem Sohn ein Leben in Freiheit und die Möglichkeit zu geben, sein musikalisches Talent voll zu entfalten – eine Entscheidung, die seine Zukunft für immer prägen sollte.
In den 1970er Jahren begann sein unaufhaltsamer Aufstieg in der deutschen Musikszene. Doch bevor er selbst ins Rampenlicht trat, bewies er ein untrügliches Gespür für Talent. 1975 entdeckte er in einer kleinen Diskothek einen jungen, unbekannten Sänger namens Wolfgang Petry. Martin erkannte dessen Potenzial, stellte ihn den richtigen Produzenten vor und legte damit den Grundstein für eine der größten Karrieren im deutschen Schlager.
Sein eigener großer Durchbruch ließ nicht lange auf sich warten. 1982 eroberte er mit der Single „Amore Mio“ die Herzen der Fans und die deutschen Charts. Doch der Song, der ihn unsterblich machen sollte, folgte 1987: „Du bist alles (Maria Maria)“. Komponiert vom legendären Drafi Deutscher, wurde diese Ballade zu seiner Hymne, einem Klassiker, der bis heute auf keiner Schlagerparty fehlen darf. Andreas Martin war jedoch weit mehr als nur ein Interpret. Als begnadeter Texter, Komponist und Produzent schrieb er Hits für Kollegen wie Juliane Werding und Nino de Angelo und bewies seine musikalische Vielseitigkeit.
Trotz des Ruhms blieb er stets bodenständig. Sein Zuhause in Remagen-Remenschoß war sein Rückzugsort, ein Ort der Ruhe, den er mit seiner geliebten Frau und dem gemeinsamen Sohn Alexander teilte. Er war ein Familienmensch, dessen Konzerte von einer besonderen Nähe und Authentizität lebten. Für ihn zählte nicht der Applaus allein, sondern die Gewissheit, dass seine Musik den Menschen in schweren Zeiten Trost und Hoffnung spenden konnte.
Doch das Schicksal meinte es nicht immer gut mit ihm. Der plötzliche Tod seiner geliebten Ehefrau stürzte ihn in eine tiefe Lebenskrise, ein Schmerz, der ihn nie ganz loslassen sollte. In dieser dunkelsten Zeit wurde die Beziehung zu seinem Sohn Alexander, der sein musikalisches Talent geerbt hatte, noch enger. Gemeinsam verarbeiteten sie den Verlust in dem bewegenden Duett „Wir fangen von vorne an“ (2019) – ein musikalisches Bekenntnis zu Hoffnung und dem unzerbrechlichen Band zwischen Vater und Sohn.
Die letzten Jahre seines Lebens waren von einem zermürbenden Kampf gegen eine schwere Multiorganerkrankung gezeichnet. Die heimtückische Krankheit raubte ihm zunehmend die Kraft, große Tourneen waren nicht mehr möglich. Doch seine Leidenschaft für die Musik blieb ungebrochen. Bis zuletzt arbeitete er im Tonstudio. Ende 2023 veröffentlichte er sein letztes Album „Hier in dem Moment“ – ein musikalisches Vermächtnis, ein letztes, tief empfundenes Dankeschön an seine treuen Fans.
Sein Sohn Alexander war in dieser schweren Zeit seine unermüdliche Stütze. Er wich ihm nicht von der Seite, pflegte ihn und gab ihm die Kraft, bis zum Ende durchzuhalten. Der Tod war für Andreas Martin letztlich eine Erlösung von jahrelangen Schmerzen, doch für seine Familie, Freunde und die gesamte Schlagerszene ist er ein unermesslicher Verlust.
Die Beisetzung fand im engsten Kreise statt, eine stille Zeremonie für einen Mann, der die lauten Bühnen liebte, aber im Herzen immer bescheiden geblieben war. Ein Kapitel der deutschen Musikgeschichte ist zu Ende, doch das Echo seiner Stimme wird bleiben. Andreas Martins Lieder, seine Geschichten von Liebe, Schmerz und Hoffnung sind unsterblich. Sie werden weiterhin Trost spenden und die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Künstler und einen zutiefst menschlichen Kämpfer lebendig halten.