Günther Jauch: Die unerzählte Geschichte hinter dem TV-Titan – zwischen Millionen-Gewinnen, Skandalen und dem Traum vom Wein
Jeden Montagabend versammeln sich Millionen von Deutschen vor den Bildschirmen, die Spannung ist förmlich greifbar. In der Mitte des Studios, auf dem ikonischen Stuhl, sitzt ein Mann, dessen Name zum Synonym für Wissen, Witz und unerschütterliche Gelassenheit geworden ist: Günther Jauch. Seit über zwei Jahrzehnten ist er das Gesicht von „Wer wird Millionär?“, ein Fels in der Brandung der schnelllebigen deutschen Medienlandschaft. Doch hinter dem charmanten Lächeln und den schlagfertigen Antworten verbirgt sich eine Geschichte, die weitaus komplexer, dramatischer und inspirierender ist, als es die glitzernde Fassade des Fernsehstudios je vermuten ließe. Es ist die Geschichte eines Mannes, der nicht nur als Moderator, sondern auch als Unternehmer, Winzer und Philanthrop tiefe Spuren hinterlassen hat – und dabei auch die bitteren Pillen des Scheiterns schlucken musste.
Von den Wurzeln des Journalismus zum Fernseh-Olymp
Günther Jauchs Weg war in gewisser Weise vorgezeichnet. Geboren 1956 in eine Hamburger Patrizierfamilie, wurde ihm die Leidenschaft für die Medien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater, Ernst Alfred Jauch, war ein angesehener Journalist, und so wuchs Günther in einem Umfeld auf, in dem Worte, Geschichten und die kritische Auseinandersetzung mit der Welt zum Alltag gehörten. Obwohl er zunächst ein Jurastudium begann, zog es ihn unweigerlich zum Journalismus. Er absolvierte die renommierte Deutsche Journalistenschule in München und legte damit den Grundstein für eine beispiellose Karriere.
Seine ersten Schritte machte er beim Bayerischen Rundfunk (BR), zunächst als Sportreporter im Radio. Hier traf er auf einen Weggefährten, der seine Karriere entscheidend prägen sollte: Thomas Gottschalk. Gemeinsam bildeten sie ein unschlagbares Duo, ihre spritzige und humorvolle Art revolutionierte die damalige Radiolandschaft. Der Wechsel zum Fernsehen in den frühen 1980er Jahren war der nächste logische Schritt. Mit Sendungen wie „Live aus dem Alabama“ und vor allem „Das aktuelle Sportstudio“ im ZDF eroberte Jauch die Herzen der Zuschauer im Sturm. Seine Fähigkeit, komplexe Sachverhalte verständlich zu erklären und gleichzeitig eine unterhaltsame und nahbare Atmosphäre zu schaffen, wurde zu seinem Markenzeichen.
Der wahre Durchbruch zum nationalen Superstar gelang ihm jedoch 1990, als er die Moderation des Magazins „Stern TV“ auf RTL übernahm. Hier konnte er seine journalistische Ader voll ausleben, indem er investigative Reportagen mit emotionalen menschlichen Schicksalen und unterhaltsamen Studioaktionen verband. Neun Jahre später folgte der Geniestreich, der seinen Status als TV-Legende zementieren sollte: die Moderation der deutschen Ausgabe von „Who Wants to Be a Millionaire?“. „Wer wird Millionär?“ wurde nicht nur eine Sendung, es wurde ein Phänomen, und Günther Jauch wurde zu ihrem unangefochtenen König. Seine Mischung aus Empathie für die Kandidaten, seiner fast schon diebischen Freude an kniffligen Fragen und seiner unnachahmlichen Art, Spannung aufzubauen, fesselt bis heute ein Millionenpublikum.
Der Unternehmer: Mehr als nur ein Gesicht auf dem Bildschirm
Doch wer glaubt, Günther Jauch sei nur der nette Onkel aus dem Fernsehen, der irrt gewaltig. Hinter den Kulissen zog er schon früh die Fäden als cleverer Geschäftsmann. Im Jahr 2000 gründete er seine eigene Produktionsfirma I&U TV (Information und Unterhaltung), mit der er nicht nur seine eigenen Sendungen, sondern auch viele andere erfolgreiche Formate produzierte. Jauch bewies ein untrügliches Gespür für das, was das Publikum sehen will, und baute ein Medienimperium auf. Obwohl er den Großteil seiner Anteile später verkaufte, bleibt er eine einflussreiche Figur in der deutschen Medienproduktion.
Seine unternehmerische Ader beschränkte sich jedoch nicht auf das Fernsehen. Eine seiner größten Leidenschaften führte ihn zurück zu seinen familiären Wurzeln: der Weinbau. Er übernahm das traditionsreiche Weingut von Othegraven an der Saar, das sich seit Generationen im Besitz seiner Familie befand. Mit derselben Akribie und Leidenschaft, die er in seine Fernsehsendungen steckt, widmete er sich der Produktion von Spitzenweinen. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mehrfach wurde er als „Winzer des Jahres“ ausgezeichnet, und seine Weine genießen heute international einen exzellenten Ruf.
Zusammen mit dem Sternekoch Tim Raue wagte er sich auch in die anspruchsvolle Welt der Spitzengastronomie. Sie eröffneten gemeinsam das Restaurant Villa Kellermann in Potsdam, ein Projekt, das schnell mit Auszeichnungen überhäuft und als „Gastronom des Jahres“ gefeiert wurde. Doch hier erlebte Jauch auch eine seiner schmerzlichsten Niederlagen. Die Corona-Pandemie zwang das gefeierte Restaurant zur Schließung – ein herber Rückschlag, der zeigte, dass selbst ein Name wie Günther Jauch nicht vor den Unwägbarkeiten des Lebens gefeit ist.
Skandale, Rückschläge und die Stärke des Weitermachens
Jauchs Karriere verlief nicht ohne tiefe Kratzer. Einer der dunkelsten Momente war zweifellos der „Fake News“-Skandal bei „Stern TV“ in den 1990er Jahren. Ein Journalist namens Michael Born hatte der Sendung über Jahre hinweg gefälschte und manipulierte Beiträge verkauft. Als der Schwindel aufflog, war der Imageschaden für das Magazin und seinen Moderator immens. Jauch stand im Kreuzfeuer der Kritik und musste um die Glaubwürdigkeit kämpfen, die er sich über Jahre aufgebaut hatte.
Auch sein Privatleben versuchte er stets, so gut wie möglich aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Doch bei seiner Hochzeit mit seiner langjährigen Partnerin Thea wurde seine Privatsphäre massiv verletzt, als Paparazzi die Zeremonie störten. Diese Erfahrungen haben ihn geprägt und seinen Wunsch nach einem geschützten familiären Rückzugsort verstärkt.
Diese Rückschläge, sei es der Betrugsskandal, die Schließung seines Restaurants oder die Verletzung seiner Privatsphäre, haben Jauch jedoch nicht gebrochen. Im Gegenteil, sie scheinen ihn widerstandsfähiger gemacht zu haben. Er hat gelernt, mit Widrigkeiten umzugehen und gestärkt aus Krisen hervorzugehen. Heute spricht er offen über diese schwierigen Zeiten und zeigt damit eine verletzliche Seite, die ihn menschlicher und für viele noch sympathischer macht.
Ein Mann mit Herz und Visionen
Neben seiner Arbeit vor der Kamera und seinen unternehmerischen Tätigkeiten ist Günther Jauch auch für sein großes soziales Engagement bekannt. Besonders seine Wahlheimat Potsdam liegt ihm am Herzen. Mit beträchtlichen privaten Mitteln hat er sich für die Restaurierung historischer Gebäude eingesetzt und damit das Stadtbild nachhaltig geprägt. Er unterstützt Schulen, soziale Einrichtungen und engagiert sich für Menschen in Not, meist abseits des Rampenlichts.
Was treibt diesen Mann an, der scheinbar alles erreicht hat? Es ist eine unbändige Neugier, eine Leidenschaft für das Leben und der Wunsch, Dinge zu gestalten. Ob es der Anbau von Wein ist, die Faszination für antike Architektur, das Kochen für seine Familie oder die Freude daran, Menschen bei „Wer wird Millionär?“ zu ihrem Glück zu verhelfen – Jauch bleibt ein Getriebener im positivsten Sinne. Er denkt nicht ans Aufhören. Zwar möchte er die Frequenz seiner Shows reduzieren, um mehr Zeit für seine Familie und seine Leidenschaften zu haben, doch die Idee, sich komplett zurückzuziehen, scheint ihm fremd.
Günther Jauch ist mehr als nur eine Fernsehikone. Er ist ein vielschichtiger Charakter, ein Mann, der den Spagat zwischen Hochkultur und Massenunterhaltung, zwischen Unternehmertum und Philanthropie, zwischen öffentlichem Erfolg und privatem Glück meistert. Seine Geschichte ist ein Beweis dafür, dass wahrer Erfolg nicht nur in ununterbrochenem Aufstieg besteht, sondern auch in der Fähigkeit, Niederlagen zu akzeptieren, aus Fehlern zu lernen und immer wieder aufzustehen. Und während er weiterhin die entscheidende Frage stellt – „Wer wird Millionär?“ –, hat er die Antwort für sein eigenes Leben längst gefunden.