„Ich kann nicht mehr“: Kerstin Otts mutiges Geständnis erschüttert Deutschland – Die ganze Wahrheit hinter der Fassade

Es ist ein verregneter Oktobertag im Jahr 2025. Kein Kamerateam, keine glamouröse Beleuchtung, keine PR-Agenten im Hintergrund. Nur eine Frau, eine Laptop-Kamera und eine Stille, die lauter ist als jeder ihrer Hits. Das Licht ist schwach, fast gnädig, als es über das Gesicht von Kerstin Ott flackert. Ihre Hände ruhen auf dem Tisch. Dann, nach einem tiefen Atemzug, kommt der Satz, der Millionen Menschen im Mark treffen wird: „Ich kann nicht mehr so tun, als wäre ich immer stark.“
In diesem Moment, festgehalten in einem rund zehnminütigen Video, bricht die Frau, die Deutschland den Gassenhauer „Die die immer lacht“ schenkte, ihr jahrelanges Schweigen. Es ist kein kalkulierter PR-Schachzug. Es ist ein Akt der Verzweiflung, eine Kapitulation vor der Rolle, die sie so lange gespielt hat – und gleichzeitig ihre größte Befreiung. Mit 43 Jahren legt Kerstin Ott die Maske ab, die ihr zur zweiten Haut geworden war. Sie gesteht eine Erschöpfung, die so tief sitzt, dass sie kaum noch atmen kann.
„Ich bin müde, jemand zu sein, der ich nicht mehr bin“, flüstert sie in die Kamera. Sie spricht über die unerträgliche Einsamkeit in Räumen voller Menschen, über die Nächte, in denen sie wach lag und sich fragte, warum sie immer lächeln muss, wenn ihr eigentlich nur nach Stille zumute ist. Es ist die nackte, ungeschminkte Wahrheit einer Künstlerin, die zum Symbol wurde – für Stärke, für Authentizität, für die queere Community – und an der Last dieses Symbols fast zerbrochen wäre.
Was in den Stunden nach der Veröffentlichung dieses Videos passiert, ist beispiellos. Das Internet, sonst ein Ort der Ironie und des Zynismus, hält den Atem an. Statt Spott erntet Kerstin Ott eine Flut von Solidarität. Tausende Menschen kommentieren mit Tränen in den Augen, erzählen ihre eigenen Geschichten von verborgenen Kämpfen und aufgesetzten Masken. Kerstin Ott hat etwas ausgesprochen, das eine ganze Leistungsgesellschaft fühlt, aber selten zu sagen wagt.
Doch um zu verstehen, wie es so weit kommen konnte, muss man weit zurückblicken. Die Wurzeln dieser Fassade liegen tief in ihrer Kindheit im West-Berlin der 80er Jahre. In einem grauen Plattenbau wächst ein Mädchen auf, das sich schon früh „anders“ fühlt. Während andere von Pferden träumen, sitzt Kerstin mit einer alten Gitarre auf dem Boden und versucht, Akkorde zu greifen. Die Musik wird ihr Rückzugsort, ihr Geheimnis. Sie ist laut, direkt, unbequem. „Sie passt nicht ins Bild“, sagen die Nachbarn.
Mit 17 die Erkenntnis, dass ihr Herz nicht für Jungs, sondern für ein Mädchen schlägt. Es ist eine Befreiung, die nur einen Augenblick dauert, bevor die Angst kommt – Angst vor den Blicken, den Sprüchen, der Einsamkeit. Hier, in diesen prägenden Jahren, entwickelt sie jenen Mechanismus, der ihr Leben bestimmen wird: „Sie lernte ihr Lächeln zu benutzen wie ein Schutzschild.“ Es ist die Geburtsstunde jenes Themas, das sie Jahre später in einem Welthit verarbeiten wird. Ihre Lieder, so sagt sie selbst, waren oft „kleine Rettungsringe“, Versuche, in einer Welt, die sie nicht verstand, nicht zu ertrinken.

Als der Ruhm sie Jahre später mit voller Wucht trifft, wird dieser Schutzschild zur professionellen Rüstung. Doch hinter der Bühne, fernab der Kameras, kämpft sie. Der Druck der Branche, immer liefern zu müssen, immer präsent zu sein, hinterlässt Spuren: schlaflose Nächte, Panikattacken, Sitzungen beim Therapeuten, die sie jahrelang geheim hält. „Ich dachte, wenn ich schwach bin, verliere ich alles“, gesteht sie in ihrem Video. „Aber ich habe vergessen, dass Ehrlichkeit auch eine Form von Stärke ist.“
In dieser Zeit ist ihre Frau Carolina ihr Anker, ihr Spiegel. Carolina, so beschreibt es die Erzählung, war diejenige, die sie nicht bewunderte, weil sie stark war, sondern weil sie ehrlich war. Sie war der Gegenpol zur lauten Unruhe des Showgeschäfts. Ihre Beziehung wird zur „kleinen Festung aus Alltag“ – morgens Kaffee, abends Gitarre, dazwischen Kinderlachen.
Doch selbst in dieser Geborgenheit bleibt die Angst: „Was wenn die Welt mich nur liebt, solange ich in ein bestimmtes Bild passe? Was wenn Ehrlichkeit alles zerstört?“ Die Öffentlichkeit verlangt nach Kategorien: „lesbisch“, „queer“, „Vorbild“. Kerstin will einfach nur lieben, ohne Etikett. Dieser innere Konflikt schwelt jahrelang, bis er in jenem Oktober-Video explodiert.
Die Reaktionen auf ihr Geständnis sind gespalten. Während Fans sie für ihren Mut feiern, reagieren die Medien mit der üblichen Härte. „Burnout?“, „Karriereende droht?“, titeln die Boulevardzeitungen. In einer Talkshow wird ernsthaft diskutiert, ob eine Künstlerin noch ein Vorbild sein kann, wenn sie so offen über Schwäche spricht. Kerstins Antwort darauf wird viral gehen: „Wenn ein Vorbild nie scheitert, dann war es nie echt.“
Nach dem Video zieht sie sich zurück. Sie kehrt zurück nach Heide, in die kleine Stadt, wo alles begann. Sie stellt das Telefon auf lautlos und hört dem Regen zu. Es ist der Beginn ihres „zweiten Lebens“. In dieser Phase der Stille lernt sie Leon kennen, einen Barkeeper, der sie nicht wie eine Berühmtheit behandelt, sondern ihr einfach Kaffee bringt und über Musik spricht. Er wird zu ihrem neuen Anker in einer Zeit, in der alles schwankt.
Doch die Öffentlichkeit ist noch nicht fertig mit ihr. Als Monate später die ersten Fotos auftauchen, die Kerstin Ott Hand in Hand mit Leon zeigen, erlebt sie ein Déjà-vu. Wieder explodieren die Schlagzeilen. Es ist eine Sensation. Und diesmal kommt der Gegenwind aus einer Ecke, die sie jahrelang als eine der ihren betrachtet hat. Teile der Community fühlen sich verraten. „Hat sie uns jahrelang belogen?“, „War das alles nur ein Image?“, heißt es in verletzenden Kommentaren.
Kerstin Ott steht erneut im Kreuzfeuer, gefangen zwischen den Erwartungen. Erst war sie für viele nicht „normal“ genug, jetzt ist sie für andere nicht „queer“ genug. Sie wird verurteilt, weil sie nicht mehr in die Schublade passt, in die man sie gesteckt hat.
Ihre Reaktion darauf ist der endgültige Befreiungsschlag. Sie lehnt alle Talkshow-Einladungen ab. Stattdessen postet sie ein einfaches Bild ihrer Hand in Leons Hand. Darunter drei Worte: „Liebe ist kein Label.“
Es ist ihre Revolution. Auf einem Konzert, als die Stimmung aufgeheizt ist und Rufe aus dem Publikum kommen, ergreift sie das Mikrofon und sagt den Satz, der ihre Transformation besiegelt: „Ich bin nicht lesbisch, ich bin nicht hetero. Ich bin Kerstin.“ Das Publikum spendet Standing Ovations. Es ist kein politischer Akt, sondern ein menschlicher.
Dieser Bruch mit allen Erwartungen ist schmerzhaft, aber notwendig. Einige Sender spielen ihre Songs seltener. Ein Manager schreibt ihr: „Du passt gerade nicht ins Bild.“ Ihre Antwort ist entwaffnend: „Ich habe kein Bild mehr.“
Sie beginnt, Musik zu machen, die roher ist als alles zuvor. Songs wie „Zwischentöne“ oder „Frei genug“ werden keine Nummer-eins-Hits, aber sie werden zu Hymnen für jene, die sich ebenfalls nicht kategorisieren lassen wollen. Ihre Auftritte werden kleiner, intimer. Sie spielt in Theatern statt in riesigen Hallen. Keine Pyrotechnik, keine Tänzer. Nur Kerstin, ihre Gitarre und eine Stimme, die ihre Narben nicht mehr versteckt.
Und die Menschen kommen. Sie kommen nicht mehr wegen des Spektakels, sondern wegen der Echtheit. „Früher haben sie meine Lieder gesungen“, sagt sie. „Jetzt hören Sie mir zu.“
Heute, so scheint es, ist Kerstin Ott angekommen. Auf der Bühne eines kleinen Open-Air-Konzerts im Hamburger Hafen, ungeschminkt in Jeans und Hemd, blickt sie ins Publikum. Leon steht wie immer am Rand, lächelnd. Sie ist nicht mehr „Die die immer lacht“. Ein Fan rief einmal: „Sie ist die, die immer fühlt.“
Als sie nach dem Konzert leise sagt: „Ich glaube, es ist genug, einfach echt zu sein“, fasst dieser Satz ihr ganzes Leben zusammen. Kerstin Ott hat aufgehört, ein Symbol zu sein. Sie ist wieder das, was sie am Anfang war: ein Mensch mit einer Gitarre, einem offenen Herzen und einer Stimme, die Geschichten erzählt, die wahr sind. Und vielleicht ist das stärker als jedes Lächeln.