Mit 58 ist Pamela Anderson erfolgreicher und freier als je zuvor
Frisch verliebt: Pamela Anderson und Liam Neeson auf Promo-Tour für ihren neuen Film – und mitten im späten GlückQuelle: Dia Dipasupil/Getty Images
Lange wurde sie unterschätzt, sexualisiert, abgeschrieben. Heute steht Pamela Anderson für etwas ganz anderes: Authentizität, Reife, Klasse – und Selbstbestimmung. Wie sie sich selbst neu erfunden hat – und warum ihre Liebe zu Liam Neeson mehr ist als Hollywood-Romantik.
Es sind Szenen wie aus einer romantischen Komödie: Das Pärchen steht an der Reling auf einem Boot in Berlin und spielt kichernd den ikonischen Moment aus „Titanic“ nach, in dem Leonardo DiCaprio hinter Kate Winslet steht und sie zum „Fliegen“ bringt. Sie trägt ihm spielerisch Lippenbalsam auf den Mund auf. Sie schwärmt von seinem Humor, er von ihrem Sauerteigbrot. Auf die Frage, welcher Moment in seiner Karriere ihn am meisten stolz mache, antwortet er: „Dass ich mit ihr arbeiten durfte.“
Ach. Schmacht. Seufz. Man muss schon aus Stahl gegossen sein, damit einem die Liebesgeschichte zwischen Pamela Anderson und Liam Neeson kaltlässt. Diese entfaltet sich derzeit vor einem Millionenpublikum – schließlich befinden sich die beiden Stars auf Promo-Tour für ihren gemeinsamen Film „Die nackte Kanone“. Bei zahlreichen Red-Carpet-Auftritten und Interviews turteln und flirten sie, machen sich gegenseitig die niedlichsten Komplimente, antworten ausweichend, aber sichtlich glücklich auf Fragen nach ihrem Beziehungsstatus. Inzwischen steht dieser wohl offiziell auf „vergeben“ – das „People“-Magazin zitierte in dieser Woche einen „Insider“, der von einer „aufkeimenden Liebe in der Anfangsphase“ spricht.
Eine Liebe, die Millionen glücklich macht
Diese Liebe macht nicht nur die beiden direkt Beteiligten glücklich, sondern gefühlt jeden, der sich für Popkultur interessiert und sich ausgehungert auf jede schöne, herzerwärmende und aufmunternde Geschichte stürzt – Geschichten, die man bei der heutigen Nachrichtenlage in den Medien mit der Lupe suchen muss.
Und diese Geschichte dreht sich nicht nur um ein neues Paar, sondern vor allem um eine Frau und ihre Wiedergeburt. Denn ausgerechnet Pamela Anderson – Ex-„Playboy“-Bunny, „Baywatch“-Sirene, skandalerprobte Bad-Boy-Freundin und ewig belächelte, unterschätzte Blondine – erlebt jetzt, mit 58 Jahren, die wohl beste Zeit ihres Lebens.
Das liegt nicht nur an Liam Neeson. Andersons Karriere läuft besser denn je. 2022 gelang ihr ein gefeiertes Comeback ins Showbusiness mit der Rolle der Roxie Hart im Broadway-Musical „Chicago“.
Es folgten die Veröffentlichung ihrer Autobiografie Love, Pamela, eine von einem ihrer Söhne co-produzierte Netflix-Dokumentation sowie die lebensverändernde Hauptrolle als abgehängte, aber kämpfende Las-Vegas-Tänzerin Shelly in dem kleinen, aber feinen Film The Last Showgirl der Regisseurin Gia Coppola. Diese brachte ihr eine Golden-Globe- und eine SAG-Awards-Nominierung ein.
Die Modebranche – die Ikonen der Vergangenheit oft als Erste umarmt – unterstützte sofort: Anderson erschien Anfang 2024 als Model in einer Kampagne der Marke Proenza Schouler – als cooler Anti-Bunny, ungeschminkt, mit zurückgekämmtem Haar und im maskulinen Oversize-Blazer.
Es war eine neue, anders aussehende Pamela Anderson, die sich hier ihren Weg zurück in die Öffentlichkeit bahnte – und das, nachdem sie eigentlich bereits mit einer Schauspielkarriere abgeschlossen hatte. Nach den „Playboy“- und „Baywatch“-Jahren, in denen ein gestohlenes Sexvideo von ihr und ihrem ersten Ehemann, dem Rockstar Tommy Lee, für öffentliches Gespött und häusliche Gewalt sorgte, folgten vier weitere Ehen sowie zahlreiche Auftritte in Reality-TV-Formaten, mit denen sie ihr Leben und das ihrer zwei Söhne finanzierte.
„Ich wusste, ich habe mehr zu geben. Aber wegen dieser privaten Dinge dachte ich, das wird in diesem Leben nichts mehr. Ich tue eben, was ich tun muss, damit ich die Rechnungen bezahlen und mit meinen Kindern sein kann“, sagte sie dem Magazin „Harper’s Bazaar“.
2020 siedelte die gebürtige Kanadierin nach Vancouver Island um und zog in ein Haus auf einem riesigen Grundstück, das einst ihrer Großmutter gehört hatte. „Ich dachte, ich lege Gurken ein, koche Marmelade und werde damit glücklich.“
Aber das Leben hatte doch noch mehr mit Pamela Anderson vor. Die Rückkehr zu ihren Wurzeln entpuppte sich als Brücke zu einem Neuanfang – als Schauspielerin, Künstlerin und Frau, die sich allen Erwartungen und Schubladen entzieht, in die sie in ihrer Jugend gezwängt worden war. Eine Frau, die auf Make-up verzichtet, gärtnert und Sauerteigbrot backt, vegane Kochbücher veröffentlicht und sich in zielsicher ausgewählten Rollen ausprobiert, die ihr früher niemand zugetraut hätte.
Weibliche Stars wurden überhöht – und dann niedergemacht
Diese Frau hat jetzt endlich die Chance bekommen, sich zu entfalten – auch, weil sich der Zeitgeist verändert hat. Öffentlichkeit und Medien blicken heute mit mehr Selbstkritik auf eine Ära zurück, in der schöne, erfolgreiche Frauen wie Britney Spears, Paris Hilton oder Pamela Anderson einerseits überhöht und dann beim ersten Fehltritt umso gehässiger niedergemacht wurden. Anderson fügte sich damals in die Rolle der Männerfantasie und des Pin-up-Girls der 90er, profitierte davon – und litt darunter. Bis man sie vergaß. Jetzt wird sie wiederentdeckt.
Dass sie sich gleichzeitig einen der charmantesten, liebenswürdigsten und erfolgreichsten Schauspieler Hollywoods angelt, macht diese Geschichte noch filmreifer. Liam Neeson verlor 2009 seine Frau Natasha Richardson durch einen Skiunfall, kämpfte danach mit Alkoholsucht und war seither offiziell in keiner Beziehung mehr. Gemeinsam, so scheint es jetzt, genießen die beiden ein Glück, das die zweite Lebenshälfte manchmal – entgegen aller Erwartungen – bereithält. Und das gerade deshalb umso größer wirkt.
„Manchmal denkt man, das ist jetzt das Ende. Aber in Wahrheit ist es erst der Anfang“, sagte Pamela Anderson dem Magazin „Harper’s Bazaar“. Für sie ist es genau so gekommen.