Der Schatten über Hamburg: Wie ein tragischer Fahrradunfall das Leben von „Großstadtrevier“-Star Wanda Perdelwitz jäh beendete
Die deutsche Fernsehlandschaft und insbesondere die Hansestadt Hamburg trauern um eine ihrer bekanntesten Persönlichkeiten: Wanda Perdelwitz, die über viele Jahre hinweg als Polizeioberkommissarin Nina Sieveking in der beliebten ARD-Serie „Großstadtrevier“ ein Millionenpublikum begeisterte, ist im Alter von nur 41 Jahren verstorben. Ihr plötzlicher Tod, verursacht durch einen tragischen Fahrradunfall, hat nicht nur ihre Familie, Freunde und Kollegen zutiefst erschüttert, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die allgegenwärtigen Gefahren des Straßenverkehrs, insbesondere für Radfahrer in urbanen Gebieten. Der Verlust einer so talentierten und lebensfrohen Frau hinterlässt eine schmerzliche Lücke, die nur schwer zu füllen sein wird.
Es war der 28. September, ein scheinbar gewöhnlicher Sonntagnachmittag, als sich das Unglück in der Straße An der Verbindungsbahn im Hamburger Stadtteil Rotherbaum ereignete. Wanda Perdelwitz war auf ihrem Fahrrad unterwegs, als das Unerwartete geschah. Aus einem haltenden Transporter wurde unvermittelt die Beifahrertür geöffnet – ein sogenannter „Dooring“-Unfall, eine häufige und oft unterschätzte Gefahr für Radfahrer. Die Schauspielerin hatte keine Chance, zu reagieren oder auszuweichen. Sie kollidierte frontal mit der geöffneten Tür, stürzte schwer und schlug mit dem Kopf auf den Asphalt. Die erlittenen Kopfverletzungen waren lebensbedrohlich. Trotz der sofortigen medizinischen Versorgung und des unermüdlichen Einsatzes der Ärzte in einem Hamburger Krankenhaus verlor Wanda Perdelwitz wenige Tage später den Kampf um ihr Leben. Die Polizei bestätigte, dass sie zum Zeitpunkt des Unfalls keinen Helm trug – eine Tatsache, die in der anschließenden Diskussion um Fahrradsicherheit eine traurige Rolle spielte.
Wanda Perdelwitz wurde 1984 in Ost-Berlin geboren und wuchs in einer Familie auf, die eng mit der Kunstwelt verbunden war. Ihre Mutter, Heidrun Perdelwitz, war ebenfalls Schauspielerin, und ihr Vater, Reinhard Hellmann, arbeitete als Regisseur. Diese künstlerische Prägung legte früh den Grundstein für ihre eigene Karriere. Schon mit 16 Jahren stand sie erstmals vor der Kamera, als sie ihr Kinodebüt in Roman Coppolas Film „CQ“ gab. Dieser frühe Start markierte den Beginn einer beeindruckenden Laufbahn, die sie nach ihrem Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock auf zahlreiche Bühnen und vor die Kameras des deutschen Fernsehens führte.
Ihre Vielseitigkeit und ihr Talent zeigten sich in einer Reihe von Rollen in renommierten Film- und Fernsehproduktionen. Sie war in Episoden von Krimi-Klassikern wie „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ zu sehen und beeindruckte das Publikum mit ihrer Fähigkeit, unterschiedlichste Charaktere glaubwürdig darzustellen. Einem breiten Publikum wurde sie jedoch vor allem durch ihre Rolle als Polizeioberkommissarin Nina Sieveking im „Großstadtrevier“ bekannt. Ab 2012 prägte sie die Kultserie mit ihrem warmherzigen, aber zugleich starken Charakter. Neun Jahre lang war sie ein fester Bestandteil des Teams auf dem Hamburger Kiez, eine Polizistin, die nicht nur für Recht und Ordnung sorgte, sondern auch stets eine menschliche Seite zeigte. Ihre Figur wurde zu einem Liebling der Zuschauer, die ihre Authentizität und ihr Engagement schätzten.
Im Jahr 2022 traf Wanda Perdelwitz die Entscheidung, das „Großstadtrevier“ zu verlassen. Es war kein Abschied aus Unzufriedenheit, sondern der Wunsch, sich neuen künstlerischen Herausforderungen zu stellen und Raum für neue Projekte zu schaffen. Die Schauspielerei blieb ihre große Leidenschaft, und sie war voller Pläne. Zuletzt war sie in der beliebten ZDF-Reihe „Das Traumschiff“ an der Seite von Florian Silbereisen zu sehen, wo sie erneut ihr Talent unter Beweis stellte, Emotionen ehrlich und berührend zu transportieren. Ihre Kollegen und Zuschauer schätzten sie gleichermaßen für ihre offene Art und ihre Professionalität. Auch abseits der Filmsets zeigte Wanda Perdelwitz Haltung und Herz. Sie engagierte sich aktiv für Umweltschutz und Nachhaltigkeit, unter anderem beim Hamburger Zukunftsentscheid, einer Initiative für mehr Klimaschutz in der Hansestadt. Nur wenige Tage vor ihrem tragischen Unfall war sie noch Gast beim Filmfest Hamburg, wo sie öffentlich für dieses wichtige Projekt warb – es sollte ihr letzter öffentlicher Auftritt sein.
Ihre Freunde und Kollegen beschreiben sie als warmherzig, bodenständig und voller Lebensfreude. Schriftsteller und Regisseur Sven Stricker, der sie im vergangenen Jahr bei einem Hörspielprojekt kennenlernte, kondolierte auf Instagram: „Eine wunderbare Frau, tolle Schauspielerin, witzig, intelligent, nahbar – dazu mit eigenem Kopf und echtem Interesse an dem, was sie tat. Und voller Pläne.“ Auch Oliver Pocher, der mit ihr für das „Traumschiff“ vor der Kamera stand, äußerte seine tiefe Trauer und betonte, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Diese persönlichen Worte zeigen, welch tiefe Spuren Wanda Perdelwitz in den Herzen derer hinterlassen hat, die sie kannten.
Die Tragödie ihres Todes wirft erneut ein Schlaglicht auf die Gefahren, denen Radfahrer im Straßenverkehr ausgesetzt sind. „Dooring“-Unfälle sind keine Seltenheit und können, wie dieser Fall auf erschreckende Weise zeigt, fatale Folgen haben. Studien der Unfallforschung der Versicherer (UDV) aus dem Jahr 2020 belegen, dass in vielen deutschen Innenstädten mehr als die Hälfte der Unfälle von Radfahrern mit parkenden Fahrzeugen auf solche Türöffnungsunfälle zurückzuführen sind. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) schätzt, dass jährlich drei tödliche „Dooring“-Unfälle in Deutschland passieren. Experten fordern seit langem mehr Sensibilisierung und bauliche Maßnahmen, wie ausreichend breite Fahrradstreifen und Sicherheitsabstände zu parkenden Autos, um solche Tragödien zu verhindern. Auch der sogenannte „holländische Griff“, bei dem man die Autotür mit der vom Türgriff weiter entfernten Hand öffnet und so automatisch einen Schulterblick nach hinten tätigt, wird als einfache und effektive Präventionsmaßnahme empfohlen.
Wanda Perdelwitz hinterlässt einen 2019 geborenen Sohn. Die Gedanken und das tiefste Mitgefühl gelten ihrer Familie und ihren Angehörigen, die diesen unfassbaren Verlust verkraften müssen. Ihr Lächeln, ihre Stimme und ihre Leidenschaft für das Leben werden unvergessen bleiben. Wie der Dichter Antoine de Saint-Exupéry einst sagte: „Man lebt zweimal: das erste Mal in der Wirklichkeit, das zweite Mal in der Erinnerung.“ In den Erinnerungen ihrer Zuschauer und Kollegen, in den Film- und Fernsehproduktionen, die sie uns hinterlässt, wird Wanda Perdelwitz weiterleben – als talentierte Schauspielerin, engagierte Bürgerin und als Mensch, der das Herz am rechten Fleck hatte. Ihr früher und tragischer Tod ist eine Mahnung, die uns alle daran erinnert, wie zerbrechlich das Leben ist und wie wichtig gegenseitige Rücksichtnahme und Achtsamkeit im Straßenverkehr sind. Ihr Vermächtnis wird nicht nur in ihren Rollen, sondern auch in der gestärkten Aufmerksamkeit für die Sicherheit der Radfahrer fortbestehen.