Totenstille im Borussia-Park. Null Tore, ein Punkt, Trainer weg! Ein stolzer Traditionsverein zerbricht vor aller Augen. Die 0:4-Demütigung war nur der letzte Akt eines Dramas, das tiefere Wunden offenbart. Pfiffe, Wut und Fassungslosigkeit. Gladbach stürzt ins Bodenlose und zieht die Reißleine. Doch der Rauswurf des Trainers ist nur die Spitze des Eisbergs. Ein Verein verliert seine Seele. Erfahren Sie die wahren Gründe für den freien Fall dieses Giganten – die komplette Analyse im Kommentarbereich!
Fußball-Romantikern wird schon bei dem Gedanken angst und bange. Ist Borussia Mönchengladbach der nächste Traditionsklub, der böse abstürzt?
Nach der bitteren 0:4-Heimniederlage gegen Werder sind die Gladbacher nach drei Spieltagen immer noch sieg- und torlos. Saisonübergreifend ist ihnen schon seit zehn Spielen kein Dreier mehr gelungen. Da stehen alle Alarmanlagen auf Rot.
Ein Gladbacher Niedergang wäre fast noch dramatischer als zum Beispiel der von Schalke 04. Denn während hier allenfalls noch die Großväter von Meisterschaften erzählen konnten, haben viele von uns die großen Zeiten der Borussia miterlebt. Und waren vom Können der Fohlen in ihren weißen Trikots begeistert.
In den 70-er Jahren lieferten sie sich mit den Bayern packende Duelle und wurden in diesem Jahrzehnt fünfmal Deutscher Meister und holten zweimal den UEFA-Cup. Erst dann setzten sich die Bayern auch aufgrund von Standortvorteilen in der größeren Stadt und mit dem größeren Olympiastadion entscheidend durch.
Netzer, Vogts und Heynckes in Weiß! Maier, Beckenbauer und Müller in Rot – das war eine Rivalität, die ganz Fußball-Deutschland faszinierte.
Gladbach hat Spiele für die Ewigkeit geliefert: das 7:1 gegen das Weltklasse-Team von Inter Mailand im Europapokal 1971. Das annulliert wurde, weil Inter-Stürmer Boninsegna von einer leeren (!) Cola-Dose getroffen wurde und sich vom Platz tragen ließ.
Oder das DFB-Pokalfinale 1973, als sich Günter Netzer selbst einwechselte („Ich spiel dann jetzt mal!“) und in der Verlängerung den 2:1-Siegtreffer unter die Latte hämmerte.
Aus dieser goldenen Zeit stammt auch der 74-er Weltmeister Rainer Bonhof, der heute Präsident in Gladbach ist. Er musste jetzt eine schwierige Entscheidung treffen. Erfolglos-Trainer Gerardo Seoane schon nach drei Spieltagen feuern!
Es gibt die sogenannte Seoane-Tabelle: Seit der Schweizer im Sommer 2023 seinen Job in Gladbach angetreten hat, steht der Verein an drittletzter Stelle. Nur Union Berlin und Heidenheim sind noch schlechter.
Aber so etwas wird in diesem Klub in aller Ruhe und vor allem intern besprochen und entschieden. Auch hier haben sich Gladbach und Bayern in den letzten Jahrzehnten auseinander entwickelt.