In einer Welt, die sich schneller dreht als je zuvor, in der Beziehungen oft die Haltbarkeit von Social-Media-Trends haben und Ehen im Rampenlicht schneller zerbrechen als Kameras blitzen können, wirkt eine Nachricht fast schon provokant: Hansi Hinterseer, der strahlende Held der Volksmusik, ist seit fast vier Jahrzehnten glücklich verheiratet. Nicht nur das – er und seine Frau Romana wirken so verliebt wie am ersten Tag.
Diese Art von Beständigkeit ist in der grellen Welt des Showbusiness eine Rarität, ein Anachronismus, der neugierig macht. Wie machen die das? Was ist das magische Elixier, das diese Liebe gegen die Stürme der Zeit, die Versuchungen des Ruhms und die unvermeidliche Reibung des Alltags imprägniert hat?
Jetzt, mit der Veröffentlichung seiner neuen Biografie “Hansi Mein Leben zwischen Berg und Bühne”, lüftet der sonst so private Kitzbühler Superstar das süße Geheimnis. Und es ist, wie sich herausstellt, so entwaffnend einfach, dass es in unserer komplizierten Welt fast schon revolutionär wirkt.
Es ist kein komplexer Beziehungsratgeber, keine teure Paartherapie und keine esoterische Formel. Es ist ein Satz. Ein Wort. Eine Geste.
Der Fels in der Brandung und die Sehnsucht nach Heimat
Um das Geheimnis der Hinterseers zu verstehen, muss man den Mann verstehen. Hansi Hinterseer ist nicht nur der Sänger, der Millionen begeistert. Er ist ein Mensch, der nach seinen Auftritten, nach dem Jubel Tausender, nur eines will: nach Hause.
“Nach vielen Veranstaltungen fahre ich direkt nach Kitzbühel zurück, weil ich am liebsten zu Hause bin”, schreibt er in seinem Buch. Dieser Satz ist ein Schlüssel. Er offenbart eine tiefe Sehnsucht nach Erdung. In einer Branche, die von Oberflächlichkeit und ständiger Bewegung lebt, ist sein Zuhause sein Anker. Und dieser Anker hat einen Namen: Romana.
Hansi nennt sie seinen “Fels in der Brandung”. Es ist ein vielzitiertes Bild, doch bei ihm bekommt es eine spürbare Tiefe. Romana ist diejenige, die ihn erdet, die ihm das unbezahlbare Gefühl von Heimat schenkt. “Das würde ich bestimmt nicht tun”, fügt er hinzu, “wenn meine Ehe unglücklich wäre.”
Dieser Drang nach Hause ist das stärkste Zeugnis seiner Liebe. Es ist der Beweis, dass der wahre Applaus, der für ihn zählt, nicht auf der Bühne stattfindet, sondern in den stillen Momenten daheim. Romana ist sein emotionales Zentrum, der Fixpunkt in einem Leben voller Tourneen und öffentlicher Verpflichtungen. Sie hält das Gleichgewicht, wenn die Wellen des Ruhms hochschlagen.
Das Eingeständnis: Auch im Paradies gibt es Meinungsverschiedenheiten
Die Hinterseers entmystifizieren jedoch den gefährlichen Glauben an eine “perfekte Ehe”. Sie geben offen zu, was jede langjährige Beziehung weiß: Es läuft nicht immer alles glatt. “Wie in jeder langen Beziehung gibt es hin und wieder unterschiedliche Meinungen”, heißt es.
Dieser Punkt ist von entscheidender Bedeutung. Er macht ihre Liebe greifbar und menschlich. Sie schweben nicht auf einer Wolke der permanenten Harmonie. Sie sind ein echtes Paar, das sich reibt, das diskutiert, das verschiedener Meinung ist. Der Unterschied zu vielen anderen liegt nicht darin, dass sie Konflikte haben, sondern wie sie diese lösen.
Sie verlieren sich nicht in destruktiven Streitigkeiten. Sie lassen nicht zu, dass Meinungsverschiedenheiten zu tiefen Gräben werden. Stattdessen haben sie einen Mechanismus entwickelt, einen fast rituellen Akt der Deeskalation, der von einer entwaffnenden Zärtlichkeit geprägt ist.

Das “Schatzal-Geheimnis”: Ein Satz, der den Sturm bricht
Hier lüftet Romana selbst lachend das “kleine Ehegeheimnis”. Es ist der Moment, der alles ändert. Wenn die Luft dicker wird, wenn die Meinungen aufeinanderprallen, passiert etwas Magisches.
“Wir schauen uns an”, verrät Romana, “und einer von uns sagt immer: ‘Schatzal, komm her zu mir’ und alles ist wieder gut.”
Man muss sich diesen Satz auf der Zunge zergehen lassen. “Schatzal, komm her zu mir.”
In diesem Moment, in dem einer diesen Satz sagt, passiert etwas Fundamentales. Beide Partner treffen eine bewusste Entscheidung. Sie entscheiden sich gegen das Ego, gegen das Rechthaben und für die Verbindung. Es ist die Kapitulation des Stolzes vor der Liebe.
Es ist die physische Geste – “komm her zu mir” – die eine nonverbale Brücke baut. Sie signalisiert: Was auch immer unser Problem gerade ist, du bist mir wichtiger. Unsere Nähe ist wichtiger als dieser Streitpunkt. Es ist eine Einladung, die Distanz zu überwinden, die der Zorn geschaffen hat.
Dieser eine Satz ist das ultimative “Reset”. Er stoppt die Eskalationsspirale. Er entwaffnet den Partner und erinnert beide daran, was sie seit fast vier Jahrzehnten zusammenhält. Es ist eine meisterhafte Lektion in emotionaler Intelligenz. Es geht nicht darum, wer gewinnt; es geht darum, dass die Beziehung gewinnt.
Liebe geht durch den Magen: Die Macht der warmherzigen Geste
Doch das “Schatzal-Geheimnis” wird durch eine weitere Ebene der Zuneigung gestützt, die tief in Romanas Wesen verwurzelt ist. Sie kocht leidenschaftlich gern für ihren Hansi. Was trivial klingen mag, ist in Wahrheit eine kraftvolle, tägliche Liebeserklärung.
Ihre italienischen Wurzeln, so heißt es, tragen einen wichtigen Teil zur glücklichen Ehe bei. Mit viel Liebe steht sie regelmäßig in der Küche und zaubert ihm seine Lieblingsgerichte.
Das ist weit mehr als nur Nahrungszubereitung. Es ist eine “warmherzige Geste”, mit der sich Spannungen schnell auflösen. Wenn Worte vielleicht versagen oder die Stimmung noch angespannt ist, übernimmt das Essen die Kommunikation. Es ist eine Form der Fürsorge, die universell verstanden wird. Es sagt: “Ich sorge für dich. Ich liebe dich.”
Diese gemeinsamen Mahlzeiten sind kein bloßer Genuss, sondern ein “fester Bestandteil ihrer Beziehung”. Sie sind ein Stück Alltag, das sie bewusst gemeinsam genießen. In einer Zeit, in der Familien auseinanderdriften und Mahlzeiten vor Bildschirmen eingenommen werden, zelebrieren die Hinterseers dieses Ritual der Zusammengehörigkeit. Es ist ein weiterer Ankerpunkt in ihrem Alltag.

Vertrauen, Zuneigung und eine Prise Leichtigkeit
Was bleibt, wenn man all diese Elemente zusammenfügt? Das Fundament ihrer Liebe, das, was sie seit fast vier Jahrzehnten trägt. Es sind drei Säulen: Vertrauen, Zuneigung und jede Menge Leichtigkeit.
Das Vertrauen ist das unerschütterliche Wissen, dass der andere da ist. Es ist Hansis Gewissheit, dass sein “Fels in der Brandung” wartet, egal wie stürmisch die See da draußen ist.
Die Zuneigung ist der aktive Motor dieser Liebe. Es ist das “Schatzal”, das “komm her zu mir”. Es ist das Kochen seiner Lieblingsgerichte. Es ist die bewusste Entscheidung, dem anderen jeden Tag aufs Neue zu zeigen, dass er geliebt wird.
Und die Leichtigkeit? Das ist der Humor, mit dem Romana ihr Geheimnis teilt. Es ist die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen und nicht jede Meinungsverschiedenheit zu einem Drama zu stilisieren. Es ist das Wissen, dass die Liebe schwerelos sein darf.
Hansi Hinterseers großes Liebesgeheimnis ist also gar kein Geheimnis. Es ist eine Offenbarung der Einfachheit. In seiner Biografie, die zwischen den Gipfeln der Berge und den Bühnen der Welt spielt, ist die größte Entdeckung vielleicht die, dass das wahre Glück im Kleinen liegt.
Es liegt im Mut, “Schatzal” zu sagen, wenn man eigentlich streiten will. Es liegt im Geruch von Heimat und Lieblingsessen. Und es liegt in der unerschütterlichen Entscheidung, das “Wir” immer über das “Ich” zu stellen. In einer lauten Welt ist die stille Liebe der Hinterseers das vielleicht lauteste Statement von allen.