Ein verschmitztes Lächeln, ein bayerischer Dialekt, der wie Musik klingt, und ein untrügliches Gespür für alles, was alt und wertvoll ist. Millionen von Fernsehzuschauern kennen und lieben Ludwig „Lucky“ Hofmaier als den exzentrischen, aber herzlichen Händler aus der ZDF-Kultsendung „Bares für Rares“. Fast ein Jahrzehnt lang war er das Gesicht der Show, ein Mann, der auf den Händen laufen konnte und mit seiner puren Lebensfreude ansteckte. Doch jetzt, mit fast 84 Jahren, bricht der Mann, den alle nur als „Handstand-Lucky“ kennen, sein langes Schweigen. Und was er enthüllt, ist das Porträt eines Lebens, das so viel tragischer, tiefer und schmerzhafter war, als es die Fernsehkameras je einfangen konnten.
Es ist eine Beichte, die Fans erschüttert: Hinter der sonnigen Fassade verbirgt sich ein Mann, der durch die tiefsten Täler des Lebens gehen musste – vom Verlust seiner geliebten Frau, den er nie ganz verwunden hat, bis hin zum finanziellen Ruin, der sein Lebenswerk in Asche legte. Es ist die Geschichte eines Mannes, der gelernt hat, mit einer stillen Trauer zu leben und sein Lächeln wie eine Rüstung zu tragen.

Der größte Schmerz im Leben des Ludwig Hofmaier hat einen Namen: der Verlust seiner Ehefrau. Sie war, wie er es ausdrückt, sein „Herz mit Augen“, der Anker in seinem rastlosen Leben. Über Jahrzehnte war sie die Frau an seiner Seite, die ihn verstand wie kein anderer Mensch. Sie kannte den „Handstand-Lucky“, den Entertainer, aber sie liebte vor allem den sensiblen Mann dahinter. Als sie schwer erkrankte, wich Ludwig kaum von ihrer Seite. Freunde berichten, er habe tagelang schweigend im Krankenhaus gesessen, einfach nur ihre Hand gehalten. In seinem Blick lag alles: Angst, Liebe, Hilflosigkeit.
Als sie schließlich starb, brach für Ludwig eine Welt zusammen. Der Mann, der immer in Bewegung war, der nie stillsitzen konnte, fand sich plötzlich in einer lähmenden Stille wieder. „Ich war nie gut im Stillsein“, gestand er einmal, „aber als sie ging, war selbst die Stille zu laut.“
Der Verlust traf ihn mit voller Wucht. Er zog sich zurück, die Energie, die ihn auszeichnete, schien verschwunden. Selbst bei „Bares für Rares“, wo er vor der Kamera weiterhin den charmanten Händler gab, bemerkten Kollegen die Veränderung. In den Drehpausen war er still, in Gedanken versunken. Er habe sich lange gefragt, wofür er überhaupt noch weitermachen solle, gab er später zu. „Alles, was ich tat, war früher für sie. Ohne sie hatte das Leben keinen Klang mehr.“ Es ist eine Wunde, die bis heute nicht verheilt ist. Seine Tochter erzählte, dass er jeden Abend das Foto seiner Frau küsst, bevor er schlafen geht – ein Ritual, damit sie weiß, dass er sie nicht vergessen hat.
Doch diese Tragödie war nicht der erste Schicksalsschlag, der Hofmaier fast zerbrochen hätte. Lange bevor er ein Fernsehstar wurde, in den frühen 1980er Jahren, hatte er bereits alles verloren. Sein ganzer Stolz, sein Antiquitätengeschäft in Regensburg, war nicht nur sein Beruf, sondern seine Leidenschaft. In einer einzigen Nacht zerstörte ein verheerender Brand dieses Lebenswerk.

Die Flammen vernichteten unersetzliche Schätze, Möbel, Gemälde – und, was ihn am tiefsten traf, persönliche Erinnerungsstücke wie ein altes Taschenrerset seines Vaters. „Ich stand vor der Asche meines Lebenswerks“, erinnerte er sich an diesen Wendepunkt, „und wusste nicht, wo ich anfangen sollte.“ Er stand vor dem Nichts.
Aber Ludwig Hofmaier wäre nicht „Lucky“, wenn er aufgegeben hätte. Statt zu verzweifeln, begann er von vorne. Er reiste durch Bayern, verkaufte auf Flohmärkten, sammelte wieder, was andere wegwarfen. In dieser Zeit machte er nach jedem erfolgreichen Verkauf einen Handstand – nicht aus Eitelkeit, wie er betonte, sondern aus purer Dankbarkeit, dass das Leben ihm eine zweite Chance gab. Diese Erfahrung prägte ihn zutiefst. „Ich habe gelernt, dass man alles verlieren kann, aber niemals den Willen“, wurde zu seinem Leitsatz. Der Brand, der ihn materiell ruiniert hatte, lehrte ihn Demut und die Erkenntnis, dass das Leben auch nach dem Feuer weitergeht.
Auch seine Ehe, die oft romantisiert wurde, war kein einfaches Märchen. Sie war leidenschaftlich, aber auch stürmisch. Hofmaier war ein Mann mit einem unbändigen Freiheitsdrang, immer auf Achse, immer auf der Suche. Seine Frau liebte ihn dafür, litt aber auch unter seiner Ruhelosigkeit und der Einsamkeit, wenn er wochenlang auf Auktionen und Märkten unterwegs war.
Nach dem Brand und dem finanziellen Druck geriet die Beziehung an ihre Grenzen. Es gab Zeiten, in denen das Schweigen zwischen ihnen lauter war als jeder Streit. „Wir waren manchmal so weit voneinander entfernt, obwohl wir im selben Raum standen“, gab Ludwig offen zu. Doch was sie verband, war stärker als die Konflikte: eine tiefe Loyalität. Sie hielt zu ihm, als er am Boden lag. Und er wusste das. „Ich habe vieles falsch gemacht“, sagte er, „aber ich habe nie aufgehört, sie zu lieben.“ Ihre Liebe war keine Romanze, sondern eine bewusste Entscheidung – jeden Tag aufs Neue.
Als „Bares für Rares“ ihn Jahrzehnte später zum späten Fernsehruhm katapultierte, brachte dies neuen Stress. Die Öffentlichkeit, so eine Bekannte, „nimmt dich ein Stück weit gefangen“. Ludwig Hofmaier, der Freigeist, war plötzlich wieder in aller Munde.

Heute, mit 83 Jahren, hat die Zeit auch an dem Mann, der auf Händen lief, ihre Spuren hinterlassen. Der Körper ist müde geworden. Hofmaier kämpft mit Gelenkproblemen und einer Herzschwäche. Die Ärzte rieten ihm, sich zu schonen – ein Albtraum für einen Mann, der Stillstand hasst. 2020 zog er sich schließlich aus der Sendung zurück. „Es war Zeit“, sagte er schlicht. „Der Körper hat es mir gesagt.“
Die Entscheidung fiel ihm schwer. Der Rückzug bedeutete auch Einsamkeit. Doch er akzeptiert das Alter mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit. „Alt werden ist nichts für Feiglinge“, sagt er mit einem Augenzwinkern, „aber es ist auch ein Geschenk.“ Er weiß, dass seine Zeit begrenzt ist.
Finanziell, so wird geschätzt, hat Hofmaier ein Vermögen von rund einer Million Euro angehäuft. Doch wer ihn kennt, weiß, dass Geld für ihn nie das Ziel war. Er lebt bescheiden in seinem kleinen Haus in Bayern, das vollgestopft ist mit Erinnerungen. Er fährt noch immer seinen alten Wagen, seinen „treuen Esel“. Luxus sucht man bei ihm vergeblich. Sein Reichtum ist ein anderer. „Ein Mensch ist nicht reich, weil er viel besitzt“, sagt Ludwig Hofmaier, „sondern weil er nichts mehr braucht.“
Sein wahres Vermächtnis ist nicht materiell. Es ist die Echtheit, die er ins Fernsehen brachte. Er war nie eine Kunstfigur; er war einfach er selbst. Er hat bewiesen, dass man nicht perfekt sein muss, um die Herzen der Menschen zu berühren.
Heute lebt Ludwig Hofmaier umgeben von den Zeugnissen seiner Vergangenheit, im ständigen Dialog mit seiner verstorbenen Frau. Er glaubt fest daran, dass die Liebe den Tod überdauert. „Man verliert den Menschen, aber nicht die Verbindung.“ Und wenn er dann leise sagt: „Ich hoffe, sie wartet auf mich“, dann spürt man, dass dieser Mann, der so viel durchgemacht hat, seinen Frieden gefunden hat. Das Lächeln von „Lucky“ Ludwig Hofmaier ist heute vielleicht seltener, aber es ist ehrlicher denn je.