Für Millionen von Zuschauern ist er das Gesicht der bayerischen Gemütlichkeit, der smarte Ermittler mit dem trockenen Humor: Igor Jeftic, besser bekannt als Kommissar Sven Hansen aus der ZDF-Erfolgsserie “Die Rosenheim-Cops”. Seit er 2009 seinen Dienst antrat, löst er mit Scharfsinn und norddeutschem Charme Kriminalfälle vor idyllischer Alpenkulisse. Doch hinter der professionellen Fassade und dem oft verschmitzten Lächeln verbirgt sich eine Geschichte von tiefem persönlichen Schmerz, eine Tragödie, die sein Leben bis ins Mark erschütterte.
Es ist ein offenes Geheimnis am Set, ein unausgesprochener Kummer, den Fans und Kollegen gleichermaßen spürten. Nun, Jahre nach dem schicksalhaften Ereignis, hat ein langjähriger Kollege das Schweigen gebrochen und bestätigt, was viele längst vermuteten. In einem kürzlichen, offenen Gespräch fielen die Worte, die die Schwere des Verlusts endgültig offenbaren: “Der Tod von Joseph Hannesschläger war das größte Leid in Jeftics Leben. Wir alle ahnten es, aber nun gebe ich es zu. Dieser Verlust hat Igor tiefer getroffen als alles andere.”

Dieses Geständnis wirft ein neues Licht auf den Mann, den das Publikum zu kennen glaubt. Es ist die Geschichte einer außergewöhnlichen Freundschaft und eines Verlusts, der einen Menschen an den Rand des Abgrunds und wieder zurückführte.
Um die Tiefe dieses Schmerzes zu verstehen, muss man den Weg von Igor Jeftic betrachten. Geboren 1971 in Belgrad, im damaligen Jugoslawien, war sein Leben von Anfang an von Umbrüchen geprägt. Er wuchs in einer multikulturellen Gesellschaft auf, die jedoch bereits von den politischen und wirtschaftlichen Spannungen durchzogen war, die bald zum Zerfall des Landes führen sollten. In den frühen 1980er Jahren traf die Familie Jeftic eine Entscheidung, die alles verändern sollte: die Emigration nach Deutschland.
Sie landeten in München. Für den jungen Igor war es ein Kulturschock. Eine neue Sprache, eine fremde Mentalität und die spürbaren Vorurteile gegenüber “Ausländern aus dem Osten” machten die Integration zu einer Herausforderung. Doch Jeftic bewies jene Resilienz, die ihn später auszeichnen sollte. Er lernte schnell Deutsch, engagierte sich in der Theater-AG seiner Schule und begann, zwischen zwei Welten zu balancieren. Während seine alte Heimat in den Wirren des Krieges versank – eine Tatsache, die er schmerzhaft aus der Ferne verfolgte – kämpfte er sich in seiner neuen Heimat durch.
Der Weg in die Schauspielerei war steinig. Ablehnungen und kleine Rollen prägten seine Anfänge. Er hielt sich mit Nebenjobs über Wasser, getrieben von einer unerschütterlichen Leidenschaft für die Bühne und die Kamera. Diese Jahre des Kampfes und der Anpassung formten einen Mann, der Sensibilität mit Stärke verband.

Der große Durchbruch kam mit “Die Rosenheim-Cops”. Zunächst in anderen Rollen, trat er 2009 als Kommissar Sven Hansen die Nachfolge eines anderen Ermittlers an. Es war die Rolle seines Lebens. Die Serie, eine Mischung aus Krimi und bayerischem Humor, wurde zum Quotenhit. Jeftic fand eine berufliche Heimat. Doch er fand noch etwas viel Wichtigeres: eine Familie.
Das Herz dieser Familie war Joseph Hannesschläger. Hannesschläger, der seit der ersten Folge im Jahr 2002 den urigen, bodenständigen Kommissar Corbinian Hofer spielte, war die Seele der Serie. Als Jeftic als der “Preuße” Hansen dazustieß, entstand eine On-Screen-Chemie, die pures Gold war. Der Kontrast zwischen dem rustikalen Hofer und dem akkuraten Hansen wurde zum Markenzeichen der “Rosenheim-Cops”.
Was die Zuschauer sahen, war keine reine Fiktion. Hinter der Kamera entwickelte sich eine tiefe, brüderliche Freundschaft. Hannesschläger, der erfahrene Kollege, wurde für Jeftic zu einem Mentor und engen Vertrauten. Sie teilten nicht nur die langen Drehtage, sondern auch private Momente. Set-Mitarbeiter erinnern sich an die beiden, wie sie nach Drehschluss in traditionellen Wirtshäusern saßen, über das Leben philosophierten oder im Englischen Garten spazieren gingen. Hannesschlägers herzhaftes Lachen mischte sich mit Jeftics ruhiger, reflektierter Art.
“Die beiden waren unzertrennlich”, bestätigt der Kollege, der nun das Schweigen brach. “Joseph war für Igor mehr als ein Kollege. Er war ein Anker, ein Bruder.”
Diese Idylle zerbrach jäh im Herbst 2019. Joseph Hannesschläger erhielt eine niederschmetternde Diagnose: ein neuroendokriner Tumor. Der Krebs war aggressiv, Metastasen hatten sich bereits gebildet. Die Prognose war infaum. Für Igor Jeftic war es ein Schlag, der ihm den Boden unter den Füßen wegzog.

Er stand seinem Freund in den folgenden Monaten unermüdlich bei, organisierte Besuche im Krankenhaus und hielt Kontakt während der palliativen Behandlungen. Die Produktion der Serie versuchte, die Drehpläne anzupassen, doch die Realität der Krankheit war unaufhaltsam.
Am 20. Januar 2020 geschah das Unfassbare. Joseph Hannesschläger verstarb im Alter von nur 57 Jahren in einem Münchner Hospiz.
“Für Igor brach eine Welt zusammen”, so der Insider. Der Verlust war nicht nur der Tod eines Freundes; es war der Verlust eines Teils seiner selbst. Die öffentliche Trauer war immens, doch Jeftics Schmerz war privat und lähmend. Die Trauerfeier, bei der Kollegen emotionale Reden hielten, war ein Spießrutenlauf zwischen öffentlicher Anteilnahme und persönlicher Zerrissenheit.
Die Dreharbeiten mussten weitergehen. Doch der Set der “Rosenheim-Cops” war nicht mehr derselbe. Hannesschlägers dröhnendes Lachen fehlte. Seine spontanen Improvisationen waren verstummt. Ein Produktionsmitarbeiter beschrieb Jeftics Zustand damals deutlich: “Igor war wie ein Schatten seiner selbst. Er erfüllte seine Pflichten, aber die Freude, das Licht in seinen Augen, war erloschen.”
Die Serie integrierte den Verlust sensibel, Hofers Figur wurde aus der Geschichte geschrieben. Die Abschiedsszenen waren für Jeftic von echter, schmerzhafter Intensität. Kurz darauf legte die COVID-19-Pandemie das öffentliche Leben lahm und verstärkte Jeftics Isolation in seiner Trauer.
Das ist der Kern des “Geständnisses” des Kollegen. Es war nicht einfach nur Trauer um einen Freund. Es war, wie der Kollege betont, “das größte Leid” seines Lebens. Eine Wunde, die tiefer ging als die Entwurzelung aus seiner Heimat, tiefer als die Kämpfe zu Beginn seiner Karriere. Diese Enthüllung unterstreicht die menschliche Dimension hinter dem Glamour des Fernsehens. Sie zeigt, dass selbst etablierte Stars, die uns täglich zum Lächeln bringen, vor den tiefsten Abgründen des Lebens nicht gefeit sind.
Der Tod Hannesschlägers wurde für Igor Jeftic zu einem Katalysator für eine tiefgreifende Veränderung. Er hat den Schmerz nicht verdrängt, sondern ihn zu einem Teil von sich gemacht. In den Jahren nach 2020 durchlief er eine intensive Phase der Selbstreflexion.
Er wurde introspektiver, begann, seine Prioritäten neu zu ordnen. Beziehungen wurden wichtiger als der bloße Erfolg. Er engagierte sich stärker in der Krebsprävention und sprach offener über die Wichtigkeit von Früherkennung und mentaler Gesundheit – ein Vermächtnis seines verstorbenen Freundes.
Auch künstlerisch hinterließ die Tragödie Spuren. Jeftic soll sich dafür eingesetzt haben, mehr emotionale Tiefe in die Drehbücher der “Rosenheim-Cops” zu bringen, Themen wie Verlust und Freundschaft nuancierter zu behandeln. Seine Darstellung des Sven Hansen gewann an Tiefe; der Schmerz schien seine Kunst mit einer neuen Ebene authentischer Emotion aufgeladen zu haben.
Der kürzliche, angekündigte Abschied seiner langjährigen Kollegin Marisa Burger (Miriam Stockl) im Jahr 2024 markiert das Ende einer weiteren Ära und verstärkt das Gefühl des Wandels. Jeftic, der nun zu den dienstältesten Ermittlern gehört, ist zu einem Fels in der Brandung geworden – einer, der weiß, wie zerbrechlich das Leben ist.
Der Kollege, der das Ausmaß von Jeftics Leid bestätigte, tat dies nicht aus Sensationsgier, sondern, wie er sagte, um “die Stärke von Igor” zu würdigen. “Er hat diesen Schmerz angenommen und in etwas Positives verwandelt. Er ehrt Josephs Andenken jeden Tag.”
Igor Jeftics Weg von den Straßen Belgrads bis an die Spitze des deutschen Fernsehens ist eine Geschichte über Integration und Erfolg. Aber mehr noch ist es eine Geschichte über Resilienz, über die immense Kraft der Freundschaft und über die Fähigkeit, selbst im tiefsten Leid einen Sinn zu finden. Das Lächeln des Kommissar Hansen ist heute vielleicht ein anderes als vor 2020 – es ist das Lächeln eines Mannes, der weiß, was er verloren hat, aber auch, was er gewonnen hat: die Erkenntnis, was im Leben wirklich zählt.