Prinz Andrew und der Skandal: Was muss König Charles III. wirklich tun, um die Monarchie vor dem endgültigen Zusammenbruch zu retten? Der Druck steigt und die öffentliche Meinung wendet sich gegen die Familie – kann der König noch alles retten oder ist es zu spät?

Der britische Prinz Andrew: Er ist in einen Sexskandal verwickelt. (Quelle: Toby Melville/Pool Reuters/AP/dpa-bilder)

Ein neues Enthüllungsbuch belastet Prinz Andrew schwer. Mit t-online sprechen zwei Adelsexperten über die Folgen – und erklären, was König Charles III. jetzt tun muss.

“Was wir nun erfahren, zerstört jeglichen Rest an Glaubwürdigkeit und macht Prinz Andrew zu einer Persona non grata”, sagt Leontine von Schmettow im Gespräch mit t-online. Die ARD-Königshauskennerin reagiert damit auf die brisanten Enthüllungen im Buch “Entitled” von Andrew Lownie. Dafür recherchierte der britische Historiker und Autor im nächsten Umfeld von Prinz Andrew und beschreibt diesen in seinem Buch als sexbesessen, übergriffig, geldgierig – und macht ihm den Missbrauch seines königlichen Status zum Vorwurf.

Für die Monarchie komme der Skandal zur Unzeit, so von Schmettow. “Zum einen durch die vielen Indiskretionen und öffentlichen Vorwürfe von Prinz Harry, zum anderen durch einen König, der kaum mehr Rückhalt in der jungen Generation findet und sich zunehmend offener Kritik stellen muss.”

“Warum hat man ihn jahrzehntelang gewähren lassen?”

Im Gespräch mit t-online stellt von Schmettow eine zentrale Frage: “Warum blieb sein anscheinend rücksichtsloses und blasiertes Verhalten in- und außerhalb des Palastes ohne sichtbare Konsequenzen?” Sie erinnert an die internen Untersuchungen gegen Herzogin Meghan, als sich Bedienstete über deren Umgangston beschwert hatten. “Kein Wunder also, wenn sich angesichts der jüngsten Enthüllungen um Prinz Andrew nun viele Briten und Britinnen fragen, warum die königliche Familie den umstrittenen Royal jahrzehntelang hat gewähren lassen.”

Prinz Andrew und König Charles III.: Wie sie sich abseits der Öffentlichkeit über Andrews Skandal austauschen, ist unklar. (Quelle: Peter Nicholls – WPA Pool /Getty Images)

Laut Christopher Wilson, Royal-Korrespondent unter anderem für die “Times” und den “Sunday Telegraph”, erfährt auch die Royal Family vieles aus Lownies Buch “jetzt zum ersten Mal”. Doch das reiche nicht als Ausrede, sagt Wilson im Gespräch mit t-online: “Die Royal Family reagiert oft langsam – und es ist gut möglich, dass ihr in nächster Zeit noch der eine oder andere Fehler unterläuft.”

Parlament und Palast unter Druck

Mit den Vorwürfen um finanzielle Mauscheleien, dubiose Kontakte und mögliche Amtsmissbräuche kommt nun auch politische Bewegung ins Spiel. Wilson sagt: “Wenn es um möglichen Missbrauch öffentlicher Mittel geht, ist eine politische Debatte nicht nur legitim, sondern notwendig.” Er glaubt, dass eine Entscheidung des Parlaments über Andrews Verhalten “nur noch eine Frage der Zeit” sei. Auch Charles könnte dann nicht länger zögern. “So etwas würde die Tür für weitere Maßnahmen vonseiten des Palastes öffnen.”

Wie weit solche Maßnahmen gehen könnten, skizziert von Schmettow: “Möglich wäre, Prinz Andrew den Titel und die Anrede ‘Königliche Hoheit’ endgültig zu entziehen. Ebenso könnte König Charles III. unter bestimmten Bedingungen seinem Bruder den altehrwürdigen Garter-Orden aberkennen, der ja ein persönliches Geschenk des Monarchen ist.” Wilson sieht sogar historische Parallelen zum Thronverzicht von König Eduard VIII. im Jahr 1936: “Nach seiner Abdankung wurde der Herzog von Windsor ins Exil geschickt und lebte bis zu seinem Tod fern von Großbritannien. So etwas wäre auch heute möglich – aber man muss es konsequent durchziehen. Sonst droht die Kontrolle über die öffentliche Erzählung verloren zu gehen.”

Letzte Schritte: Isolation statt Integration

Von Schmettow betont, wie wichtig eine klare, sichtbare Distanzierung wäre. “Die Königsfamilie wäre gut beraten, sich nicht mehr öffentlich mit Prinz Andrew zu zeigen – auch zum Kirchgang an Ostern und Weihnachten nicht.” Auch wenn der Palast laut von Schmettow traditionell “keine Stellung zu Buchveröffentlichungen” nimmt, sei diesmal Handeln gefragt. Und zwar öffentlich. Denn: “Es geht schon lange nicht mehr um eine Familienangelegenheit”, warnt von Schmettow. “Es geht um nichts Geringeres als die Glaubwürdigkeit einer Institution, die noch immer auf dem Vorrecht der Geburt basiert.”

Prinz Andrew 2023 beim Verlassen der Weihnachtstmesse in Sandringham. (Quelle: IMAGO/Stephen Lock / i-Images)

Laut Christopher Wilson könnte zuletzt erst die Thronbesteigung von Prinz William für die Krone eine echte Wende bedeuten: “William plant Veränderungen. Charles dagegen versteht seine Regentschaft eher als Übergangsphase, in der er den Kurs seiner Mutter weiterführt und das Erbe von Queen Elizabeth II. bewahrt.” William müsse sich als späterer König der Frage stellen, warum es die Monarchie im 21. Jahrhundert überhaupt noch geben soll: “Er muss jungen Menschen, die mit Social Media aufgewachsen sind, den Sinn einer tausend Jahre alten Institution erklären. Dazu gehört, dass er Ballast abwirft – alles, was dem Ansehen der Monarchie schadet.”

Die Konsequenz für Andrew sei klar: “Wer dem Haus Windsor schadet, muss gehen.” Wilson fügt hinzu: “Ganz oben auf dieser Liste dürfte Prinz Andrew stehen.” Die erfolgreichsten Monarchen seien oft die mit dem kältesten Herzen gewesen – auch das müsse William als Thronanwärter jetzt lernen. Bis dahin bleibt vor allem sein Vater, König Charles III., unter Zugzwang, um die Krone aus der Krise zu holen.

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