Romina Power, eine unvergessliche Ikone der Musik- und Filmwelt, hat über Jahrzehnte hinweg an der Seite ihres Ex-Mannes Albano Carisi das Publikum verzaubert. Ihr gemeinsamer Name stand für die große Liebe, für harmonische Melodien und einen Erfolg, der sie zu einem der berühmtesten Duos Europas machte. Doch hinter der glitzernden Fassade des Ruhms verbirgt sich eine zutiefst persönliche und herzzerreißende Reise, die von einer der größten Tragödien geprägt ist, die eine Mutter erleiden kann: dem spurlosen Verschwinden ihrer ältesten Tochter Ylenia. Dieses Ereignis erschütterte nicht nur ihre Familie bis ins Mark, sondern beendete auch eine der legendärsten Liebesgeschichten der Showbranche. Heute, da Romina sich dem 80. Lebensjahr nähert, blickt sie auf ein Leben zurück, das von extremen Höhen und unvorstellbaren Tiefen gezeichnet war – eine Geschichte von Verlust, Stärke und der unermüdlichen Suche nach innerem Frieden.
Eine Kindheit im ständigen Wandel: Die Wurzeln einer Künstlerin
Geboren am 2. Oktober 1951 in Los Angeles als Tochter des Hollywood-Stars Tyrone Power und der mexikanischen Schauspielerin Linda Christian, war Rominas Leben von Anfang an alles andere als gewöhnlich. Sie wuchs im glamourösen, aber unbeständigen Umfeld von Hollywood auf. Die frühe Scheidung ihrer Eltern im Jahr 1956 markierte den Beginn einer turbulenten Kindheit, die sie zwischen Mexiko und verschiedenen Internaten in Europa verbrachte. Diese ständigen Wechsel und die Exposition gegenüber unterschiedlichen Kulturen und Sprachen prägten ihre weltoffene Persönlichkeit und ihre künstlerische Sensibilität. In den 1960er Jahren, während ihrer Zeit in England, sog sie die revolutionäre Energie der Musikszene auf. Inspiriert von den Beatles und Bob Dylan begann sie, ihre eigenen Lieder zu schreiben und entdeckte ihre Leidenschaft für die Musik, die zu ihrem Lebensinhalt werden sollte.
Mit 14 Jahren zog sie schließlich nach Rom, wo ihre Karriere einen entscheidenden Impuls erhielt. Ihr außergewöhnliches Aussehen und ihr unbestreitbares Talent öffneten ihr die Türen zur italienischen Filmindustrie. Sie wurde schnell zu einem bekannten Gesicht, spielte in zahlreichen Filmen und erlangte erste Berühmtheit. Doch die Rollen, oft auf ihre jugendliche Schönheit reduziert und von ihrer Mutter vorangetrieben, brachten auch Kontroversen mit sich. Romina fühlte sich zunehmend unwohl in den provokanten Rollen, die ihr Image prägten, und begann, ihre Zukunft im Filmgeschäft in Frage zu stellen. Sie sehnte sich nach einem authentischeren künstlerischen Ausdruck, den sie bald darauf in der Musik finden sollte.
Die Geburt eines legendären Duos: Romina und Albano
Das Jahr 1969 veränderte alles. Am Set des italienischen Musicals „Nel Sole“ traf die aufstrebende Schauspielerin auf den bereits etablierten Sänger Albano Carisi. Die Chemie zwischen den beiden war vom ersten Moment an elektrisierend. Es war der Beginn einer schicksalhaften Verbindung, die sowohl ihr berufliches als auch ihr privates Leben für immer prägen sollte. Ihre professionelle Zusammenarbeit mündete schnell in eine tiefgehende Liebe, und bereits 1970 gaben sie sich das Ja-Wort.
Als „Albano und Romina Power“ eroberten sie die Herzen von Millionen. Ihre harmonischen Duette, geprägt von einer sichtbaren Zuneigung und einer perfekten Symbiose ihrer Stimmen, wurden zu internationalen Hits. Lieder wie „Felicità“, „Sharazan“ und „Ci sarà“ wurden zu Hymnen der Liebe und des Glücks und dominierten die Charts in ganz Europa, Lateinamerika und sogar in der Sowjetunion. Sie verkörperten das perfekte Paar, dessen privates Glück – gekrönt von vier Kindern – nahtlos in ihren beruflichen Erfolg überzugehen schien. Doch das Leben im Rampenlicht hatte auch seine Schattenseiten. Der ständige Druck, die unzähligen Tourneen und das Leben aus dem Koffer forderten ihren Tribut. Romina gestand später, wie schwer es ihr fiel, mit der emotionalen Last des Ruhms umzugehen, und dass sie auf der Bühne oft ihre wahren Gefühle verbergen musste, um überhaupt singen zu können.
Der Albtraum beginnt: Das Verschwinden von Ylenia
Am Höhepunkt ihrer Karriere, als die Welt ihnen zu Füßen lag, schlug das Schicksal mit unvorstellbarer Brutalität zu. Im Januar 1994 verschwand ihre älteste Tochter, die 23-jährige Ylenia, während einer Rucksackreise in New Orleans spurlos. Die intelligente und lebenslustige junge Frau, die davon träumte, Schriftstellerin zu werden, löste sich buchstäblich in Luft auf. Die Umstände ihres Verschwindens sind bis heute von einem mysteriösen Schleier umgeben. Ein Augenzeuge berichtete, eine Frau, auf die Ylenias Beschreibung passte, sei mit den Worten „Ich gehöre dem Wasser“ in den Mississippi gesprungen. Doch ihre Leiche wurde nie gefunden.
Für Romina und Albano begann ein Albtraum, der ihre Familie und ihre Ehe zerstören sollte. Der unerträgliche Schmerz des Verlustes offenbarte unüberbrückbare Differenzen in ihrer Art, mit der Tragödie umzugehen. Romina, getrieben von der unerschütterlichen Hoffnung einer Mutter, weigerte sich, den Tod ihrer Tochter zu akzeptieren. Sie klammerte sich an den Glauben, Ylenia sei noch am Leben und würde eines Tages zurückkehren. Jahrelang suchte sie öffentlich nach Hinweisen und gab die Hoffnung nie auf. Albano hingegen fand nach langer Zeit des Schmerzes zu der Überzeugung, dass seine Tochter tot sei. Er brauchte einen Abschluss, um weiterleben zu können. Im Jahr 2013 ließ er Ylenia offiziell für tot erklären – eine Entscheidung, die für Romina einem Verrat gleichkam. Die emotionale Kluft zwischen ihnen wurde unüberwindbar. „Ich war so wütend auf ihn, dass ich gesagt hätte, niemals wieder“, offenbarte sie Jahre später über die Möglichkeit, je wieder mit ihm auf der Bühne zu stehen.
Ein neues Leben in Stille und die heilende Kraft der Spiritualität
Die unvereinbaren Wege der Trauer führten 1999 zur Trennung und schließlich 2012 zur endgültigen Scheidung. Das einstige Traumpaar ging getrennte Wege. Romina zog sich aus dem grellen Rampenlicht Italiens zurück und suchte in den Vereinigten Staaten nach einem Neuanfang. Sie ließ sich in Sedona, Arizona, nieder, um der ständigen medialen Beobachtung und den schmerzhaften Spekulationen um das Schicksal ihrer Tochter zu entkommen. Sie wollte nicht länger nur als die eine Hälfte des berühmten Duos oder als die trauernde Mutter gesehen werden, sondern als die Künstlerin, die sie im Herzen immer war. Sie widmete sich intensiv der Malerei und dem Schreiben.
In dieser Zeit der inneren Einkehr fand sie im Buddhismus und in der Meditation einen Weg zur Heilung. „Meditation hat mein Leben gerettet und mir geholfen zu vergeben“, erklärte sie. Diese spirituelle Reise ermöglichte es ihr, sich den tiefsten Wunden ihrer Vergangenheit zu stellen und langsam Frieden zu finden. Ein weiterer Schicksalsschlag traf sie, als bei ihrer Mutter Krebs diagnostiziert wurde. Romina pflegte sie aufopferungsvoll bis zu ihrem Tod im Jahr 2011, eine Zeit, die ihren Prozess der Selbstreflexion und Heilung weiter vertiefte.
Währenddessen baute Albano in Italien ein neues Leben auf, gründete eine neue Familie und blieb musikalisch aktiv. Doch die Verbindung zu Romina, die durch Jahrzehnte gemeinsamer Geschichte und unzähliger Emotionen geschmiedet wurde, brach nie vollständig ab.
Zur Überraschung der Welt standen sie 2013 für ein Konzert in Moskau wieder gemeinsam auf der Bühne. Es war keine romantische Wiedervereinigung, sondern eine professionelle, die jedoch zeigte, dass die musikalische Magie zwischen ihnen ungebrochen war. Es war auch ein Zeichen der emotionalen Heilung und des gegenseitigen Respekts, den sie nach Jahren des Schmerzes und der Wut wiedergefunden hatten.
Heute lebt Romina Power ein Leben, das von Kreativität, Spiritualität und Widerstandsfähigkeit geprägt ist. Sie hat gelernt, mit dem unermesslichen Schmerz zu leben und hat in der Kunst und der Meditation eine Quelle der Stärke gefunden. Ihre Geschichte ist mehr als die einer berühmten Sängerin; es ist das Zeugnis einer Frau, die durch die dunkelsten Tiefen des Lebens ging und es schaffte, mit Anmut und einer stillen Kraft weiterzumachen, ohne die Hoffnung auf Frieden jemals ganz aufzugeben.