Bergsteiger-Freund von Laura Dahlmeier (†31) über den Rettungsversuch am Laila Peak : „Ihre Körperhaltung ließ keinen Zweifel“ BILD vor Ort in Pakistan

Tragödie am Laila Peak: Laura Dahlmeier stirbt bei Lawinenunglück – Bergsteiger-Freund Thomas Huber berichtet

Von Jan-Henrik Dobers, BILD-Reporter vor Ort in Skardu, Pakistan

Die Nachricht erschütterte nicht nur die Bergsteiger-Community, sondern ein ganzes Land: Die Ausnahmesportlerin und ehemalige Biathlon-Olympiasiegerin Laura Dahlmeier ist im Alter von nur 31 Jahren am Laila Peak in Pakistan ums Leben gekommen. Mit ihr verliert Deutschland eine herausragende Sportlerin und mutige Abenteurerin. Exklusiv mit BILD sprach vor Ort in Skardu ihr Bergsteiger-Freund und Extrembergsteiger Thomas Huber (58) über die dramatischen Ereignisse, die zur Katastrophe führten – und über die schicksalhaften Stunden am Hang des berüchtigten Laila Peak.

Extrembergsteiger Thomas Huber (58) spricht in Skardu (Pakistan) exklusiv mit BILD über den Tod von Laura Dahlmeier und den dramatischen Rettungseinsatz am Laila Peak

Ein Leben für den Traum vom Gipfel

Laura Dahlmeier war nicht nur siebenfache Biathlon-Weltmeisterin, sondern auch leidenschaftliche Bergsteigerin und Naturliebhaberin. Schon lange trug sie den Traum in sich, eines Tages den sagenumwobenen Laila Peak im Karakorum-Gebirge zu besteigen. Dieser rund 6100 Meter hohe, markante Felsturm in Pakistan gilt unter Alpinisten als einer der schönsten, aber auch gefährlichsten Berge der Welt.

Gemeinsam mit anderen erfahrenen Bergsteigern, darunter Thomas Huber, machte sie sich im Sommer 2025 auf den Weg nach Pakistan, um ihren Traum zu verwirklichen. Sie war bestens vorbereitet, „akribisch und vorsichtig“, wie Huber betont. Doch auch größte Erfahrung kann in den hohen Bergen nicht alle Risiken ausschließen.

Die Katastrophe auf 6000 Metern

Was als ambitionierte Expedition begann, wurde am frühen Morgen des 27. Juli zur Tragödie. Plötzlich zog ungewöhnlich warme Luft ins Gebirge – ein bekanntes, aber gefürchtetes Phänomen in den Hochlagen des Karakorum. Die Temperaturen stiegen binnen weniger Stundenan weit über den Gefrierpunkt, der Schnee wurde nass und schwer und verlor abrupt seine Stabilität.

Thomas Huber berichtet im exklusiven BILD-Interview: „Wir alle wissen um das Risiko, wenn Warmlufteinbrüche im Hochgebirge auftreten. Wir beobachten dann ständig die Schneebedingungen, verschieben notfalls geplante Aufstiege. Aber an diesem Tag ging alles sehr schnell.“

Die Gruppe befand sich im Aufstieg, als eine gewaltige Lawine abging und die Seilschaft mitriss. Innerhalb von Sekunden wurde der Hang zur tödlichen Falle.

Minuten des Bangens: Der dramatische Rettungsversuch

Für Huber und die übrigen Teammitglieder begann ein Wettlauf gegen die Zeit. „Als die Lawine kam, war sofort klar: Da sind Menschen verschüttet. Wir haben direkt mit den Suchen und Graben begonnen, mit den LVS-Geräten, mit bloßen Händen, wenn es sein musste.“ Der erfahrene Extrembergsteiger schildert die Situation als „absoluten Ausnahmezustand“, in dem jede Sekunde zählt.

Huber weiter: „Man blendet die eigene Angst völlig aus. Der Fokus liegt nur darauf: Schaffen wir es, noch jemanden lebend zu finden?“

Doch die Hoffnungen schwanden schnell. Nach kurzer Zeit fanden sie Laura Dahlmeier. Huber erinnert sich mit Tränen in den Augen: „Als wir zu ihr durchgedrungen sind, ließ ihre Körperhaltung keinen Zweifel mehr zu. Da war nichts mehr zu retten. Für uns alle ein unfassbarer Schock, ein Moment größter Hilflosigkeit.“

Nachruf auf Laura Dahlmeier: Olympiasiegerin und Alpinistin

Hubschrauber, Hoffnung, Hilflosigkeit

Noch immer kämpft Thomas Huber mit den Tränen, als er von den folgenden Stunden erzählt. Die Rettungskräfte seien mit Helikoptern angerückt, doch für Laura Dahlmeier konnten sie nichts mehr tun. „Man wünscht sich in solchen Momenten ein Wunder. Aber die Natur fordert hier manchmal ihren unerbittlichen Tribut.“

Auch die Bergrettung in Pakistan sei „mit großem Einsatz und Mut“ vorgegangen – im Karakorum ist jede Rettungsaktion schwierig bis lebensgefährlich. „Ich habe großen Respekt vor unseren pakistanischen Helfern,“ betont Huber. „Aber gegen die Gewalt einer solchen Lawine sind wir letztlich alle machtlos.“

Die Berge – zwischen Glück und Gefahr

Thomas Huber kennt das Leben am Limit. Zahlreiche Erstbesteigungen, riskante Expeditionen und extreme Rettungseinsätze hat er durchs Leben gemeistert. Doch der Tod eines Freundes, einer Seelenverwandten, trifft ihn besonders: „Wir Bergsteiger wissen, dass das Risiko immer mitsteigt. Aber wir sind nicht leichtsinnig. Laura war hochprofessionell, unglaublich fit, vorsichtig. Das war einfach Pech, eine Laune der Natur.“

Wie verarbeitet ein erfahrener Alpinist einen solchen Verlust? Huber: „Man fragt sich, ob es das wert ist – und doch weiß ich: Für Laura waren die Berge Lebenssinn. Der Gipfel, die Freiheit, das Ringen mit der Natur. Sie hat für ihren Traum gelebt. Das bewundere ich.“

Tiefe Trauer – aber auch Dankbarkeit

Noch immer ist die Bestürzung in der Bergsteiger-Szene und in Laura Dahlmeiers Heimat gewaltig. Freunde, Kollegen und Fans nehmen in den sozialen Netzwerken und in stillen Gedenkminuten Anteil. Für Thomas Huber bleibt ihre Erinnerung unvergessen: „Sie war eine der stärksten Menschen, die ich kannte – und eine wunderbare Freundin.“

„Die Berge sind ein Ort größter Schönheit, aber auch größter Gefahr“, sagt Huber abschließend. „Wir bringen ihnen Respekt entgegen, aber letztlich entscheiden sie selbst, wen sie gehen lassen und wen nicht. Laura hat bis zuletzt für ihren Traum und ihre Leidenschaft gelebt. Dafür wird sie unvergessen bleiben.“

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Abschied im Karakorum – und ein Vermächtnis

Nach der Katastrophe kehrte die Expedition um. Am Laila Peak, diesem Traumziel so vieler Alpinisten, wehte der Wind über das Lager. Dort, wo Tragödie und Hoffnung so eng beieinanderliegen, bleibt Laura Dahlmeier ein Vorbild – nicht nur für Bergsportler, sondern für alle, die ihre Träume mutig verfolgen.

Ihr Vermächtnis: Unerschütterlicher Wille, Professionalität, Teamgeist und eine grenzenlose Liebe zu den Bergen. So lebt Laura Dahlmeier weiter – in den Herzen derer, die sie kannten, und als Inspiration für alle, die von Freiheit in der Natur träumen.

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