Der Vorhang ist gefallen: Die tragischen Schicksale und stillen Abschiede der unvergessenen Drombusch-Stars

Es gibt Serien, die sind mehr als nur Fernsehen. Sie sind ein Stück Heimat, ein kollektives Gedächtnis, ein sonntäglicher Anker im Strudel des Alltags. “Diese Drombuschs” war eine solche Serie. Als 1983 die erste Folge über die bundesdeutschen Bildschirme flimmerte, ahnte niemand, dass die Geschichte dieser fiktiven Darmstädter Familie zu einem der größten TV-Phänomene der 80er und 90er Jahre werden würde. Sie waren nicht perfekt, nicht glamourös, aber genau deshalb so unglaublich real. Sie waren die Nachbarn von nebenan, deren Sorgen, Träume und Katastrophen eine ganze Nation fesselten. Doch während die Serie in unzähligen Wiederholungen weiterlebt und uns eine Illusion von Beständigkeit schenkt, hat die Zeit unbarmherzig ihre Spuren hinterlassen. Der Vorhang über dem Leben vieler der geliebten Darsteller ist längst gefallen, oft leise, manchmal tragisch und immer viel zu früh.

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Im Zentrum dieser Familie, das unerschütterliche, emotionale Kraftwerk, stand Vera Drombusch, unvergesslich verkörpert von der großen Witta Pohl. Mit 46 Jahren übernahm sie die Rolle, die zu ihrer Lebensrolle werden sollte. Vera war keine einfache Mutter. Sie war eine Löwin, aufopferungsvoll, manchmal erdrückend in ihrer Fürsorge, aber immer getrieben von einer bedingungslosen Liebe zu ihrer Familie. Witta Pohl füllte diesen Charakter mit einer solchen Intensität und Authentizität, dass die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwammen. Sie wurde zur Mutter der Nation, zur moralischen Instanz in einer sich wandelnden Gesellschaft. Ihr Kampf um den Erhalt der Familie, ihre stillen Tränen und ihre leisen Triumphe waren Balsam für die deutsche Seele. Umso härter traf die Zuschauer die Nachricht von ihrem Tod. 2011 erlag sie im Alter von 73 Jahren einem Krebsleiden. Mit ihr ging nicht nur eine herausragende Schauspielerin, sondern das Herz der Drombuschs.

An ihrer Seite, oft im Schatten ihrer dominanten Persönlichkeit, aber doch der Fels in der Brandung, stand Ehemann Siegfried, von allen nur “Sigi” genannt. Gespielt wurde er vom damals 41-jährigen Hans-Peter Korff. Sigi war der Gegenpol zu Vera: ruhig, bedacht, manchmal etwas phlegmatisch, aber mit einem trockenen Humor und einer tiefen Loyalität gesegnet. Korff verlieh dem Beamten der Stadtverwaltung eine wunderbare, fast stoische Würde. Seine Versuche, zwischen seiner Frau und seiner Mutter zu vermitteln oder die Eskapaden seiner Kinder zu verstehen, gehörten zu den humorvollen und gleichzeitig zutiefst menschlichen Momenten der Serie. Korff, geboren 1942, hat auch nach den Drombuschs eine beeindruckende Karriere hingelegt und ist bis heute ein vielbeschäftigter und geschätzter Schauspieler geblieben.

Keine Familiensaga ohne eine resolute Matriarchin im Hintergrund. Diese Rolle füllte Grete Wurm als Margarete “Oma” Drombusch mit Bravour aus. Mit 64 Jahren stieg sie in die Serie ein und wurde zur Ikone der deutschen Fernseh-Großmutter. Ihre Sprüche waren legendär, ihre Einmischungen gefürchtet und ihre Liebe zu ihrer Familie unerschütterlich. Sie war das traditionsbewusste Korrektiv in einer modernen Welt, oft streng, aber im Kern von einer tiefen Güte. Ihr Tod im Jahr 2002 im Alter von 82 Jahren hinterließ eine spürbare Lücke in der deutschen TV-Landschaft.

Witta Pohl ist tot: „Diese Drombuschs“ - FOCUS online

Doch es waren die Schicksale der Drombusch-Kinder, die die Zuschauer besonders bewegten und die heute, im Rückblick, eine besondere Tragik in sich tragen. Allen voran das des ältesten Sohnes, Christian “Chris” Drombusch. Gespielt wurde er von Mick Werup, der mit 25 Jahren zur Serie stieß. Chris war der Rebell, der Künstler, der Träumer, der ständig mit den pragmatischen Vorstellungen seiner Eltern kollidierte. Sein Weg war steinig, geprägt von beruflichen Misserfolgen und privaten Krisen. Mick Werup verlieh dieser zerrissenen Figur eine enorme Verletzlichkeit. Die Realität holte den Schauspieler auf die denkbar tragischste Weise ein. Geplagt von Depressionen nahm sich Mick Werup 2011 im Alter von nur 52 Jahren das Leben. Sein Tod war ein Schock und warf einen dunklen Schatten auf die heile Welt der Serie, eine grausame Erinnerung daran, dass hinter jeder Rolle ein Mensch mit seinen eigenen, unsichtbaren Kämpfen steht.

Seine Schwester Marion, gespielt von der ebenfalls 25-jährigen Sabine Kaack, war das genaue Gegenteil: ehrgeizig, selbstbewusst und karriereorientiert. Sie war die moderne Frau der 80er Jahre, die sich von den kleinbürgerlichen Fesseln ihres Elternhauses befreien wollte. Ihr Weg führte sie nach oben, doch auch sie musste lernen, dass Erfolg nicht alles ist. Sabine Kaack wurde durch die Rolle zum Star und ist auch heute, mit fast 67 Jahren, eine präsente und erfolgreiche Schauspielerin, die beweist, dass das Leben nach den Drombuschs weiterging.

Die Liste der Darsteller, die zum Mythos der Serie beigetragen haben, ist lang. Jeder von ihnen hat ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben. Doch die Zeit ist ein unaufhaltsamer Strom. Sie hat die jugendlichen Gesichter von damals mit den Spuren des Lebens gezeichnet und einige für immer mit sich genommen. Wenn wir heute eine alte Folge von “Diese Drombuschs” sehen, dann ist es mehr als nur Nostalgie. Es ist eine Begegnung mit Geistern, eine bittersüße Reise in die Vergangenheit. Wir sehen Witta Pohl in ihrer ganzen Kraft, Mick Werup in seiner verletzlichen Schönheit und Grete Wurm in ihrer unnachahmlichen Resolutheit. Sie leben weiter in diesen Bildern, unsterblich gemacht durch die Magie des Fernsehens. Ihr Abschied vom Leben erinnert uns schmerzlich daran, dass jede Familiengeschichte, ob fiktiv oder real, irgendwann zu Ende geht. Der Vorhang über dem Haus der Drombuschs ist endgültig gefallen. Was bleibt, ist die dankbare Erinnerung an eine Serie, die uns gezeigt hat, was Familie bedeutet: zusammenhalten, auch wenn alles auseinanderzubrechen droht.

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