Die bittere Beichte des Inspector Barnaby: John Nettles rechnet mit seinen Kollegen ab – “Sie ließen mich spüren, dass ich alt werde”

Für Millionen von Zuschauern weltweit ist er eine unsterbliche Ikone, das Inbild des britischen Gentleman-Detektivs: John Nettles als Inspector Tom Barnaby. Über ein Jahrzehnt lang löste er mit stoischer Ruhe, scharfem Verstand und einer Prise Ironie die bizarrsten Mordfälle in der fiktiven Grafschaft Midsomer. Die Serie “Inspector Barnaby” wurde zu seinem Lebenswerk, die Rolle zu seiner zweiten Haut. Doch nun, im Alter von 81 Jahren, bricht die Legende ihr Schweigen und enthüllt eine Wahrheit, die so gar nicht zur beschaulichen Idylle von Midsomer passen will. Es ist eine späte, schmerzhaft ehrliche Beichte über fünf Kollegen, die sein Herz für immer gezeichnet haben – nicht durch offene Feindseligkeit, sondern durch die leise, schleichende Grausamkeit des Verdrängtwerdens.

Die Enthüllungen von John Nettles sind kein lauter Skandal, kein schmutziger Rosenkrieg. Es ist etwas viel Tieferes, etwas, das unter die Haut geht: das Geständnis eines Mannes, der auf dem Höhepunkt seines Ruhms spüren musste, wie die Zeit unaufhaltsam über ihn hinwegrollt und ihn zum Relikt in seiner eigenen Welt macht.

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Neil Dudgeon: Der Erbe als Eindringling

Als Neil Dudgeon als sein Nachfolger die Bühne betrat, war es für John Nettles mehr als nur ein Schauspielerwechsel. Es war, als würde ein Fremder sein Haus übernehmen, das er über Jahre mit Liebe und Sorgfalt aufgebaut hatte. “Neils Erscheinen fühlte sich an wie ein Eindringen in mein persönliches Erbe”, gesteht Nettles. Obwohl Dudgeon ihm stets mit Freundlichkeit und Respekt begegnete, ihn als “lebende Legende” bezeichnete, empfand Nettles diese Worte als “schmerzhaften Trost”. Er sah die Begeisterung in den Augen der Crew, die sich bereits auf den Neuen freute, und fühlte sich unsichtbar. Die schnelle Akzeptanz des Publikums für den neuen Barnaby war der letzte, bittere Stich. Neils Präsenz war für ihn der tägliche Beweis: Seine Zeit war abgelaufen.

Fiona Dolman: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Mit Fiona Dolman kam eine Welle unerschütterlicher Positivität ans Set. Ihre natürliche, fröhliche Art sollte die Atmosphäre auflockern, doch für den auf Konzentration bedachten Nettles war sie oft eine Irritation. Er, der die Tiefe und den Ernst seiner Rolle liebte, empfand ihre ständigen Versuche, jede Situation aufzuheitern, als einen “feinen Schleier, der sich über den ernsthaften Ton legte”. Der Wendepunkt kam, als Fiona ihn liebevoll als “strengen, aber liebevollen Vater” bezeichnete. Dieser Kommentar traf ihn tief. Er wollte als gleichwertiger Kollege gesehen werden, nicht als Patriarch der alten Garde. Fiona, so Nettles, “ließ mich einfach spüren, dass ich älter werde”.

John Nettles als Inspector Barnaby: Ein zufriedener Pensionär | FAZ

Jason Hughes: Der Freund, der den Wandel verkörperte

Jason Hughes, sein engster Spielpartner am Set, war für Nettles Fluch und Segen zugleich. Er bewunderte den jüngeren Kollegen, seine Energie, seinen spontanen Humor, der oft sogar ins Drehbuch übernommen wurde. Doch genau das gab ihm das Gefühl, dass ihm etwas entglitt. Jede Lache über Jasons Witze war eine leise Erinnerung daran, dass eine neue Generation das Ruder übernahm. Ein scherzhafter Kommentar von Hughes, er habe John gezeigt, wie man ein Handy benutzt, wirkte wie ein Nadelstich. Es war der Beweis, dass er in den Augen der anderen der “alte Hase” war. “Was mich an Jason am meisten stört, ist, dass ich ihn einfach zu sehr mag”, fasst Nettles seine widersprüchlichen Gefühle zusammen. Hughes war für ihn das “lebendige Zeichen des Wandels”, das er nur schwer akzeptieren konnte.

Anette Badland: Der Sturm der gnadenlosen Ehrlichkeit

Anette Badlands Ankunft am Set war wie ein Unwetter. Mit ihrer kraftvollen Ausstrahlung und ihrer direkten, oft schonungslosen Art stellte sie die Harmonie, die Nettles so schätzte, auf eine harte Probe. Sie widersprach ihm offen vor der gesamten Crew, stellte seine schauspielerischen Entscheidungen infrage. Ihre Bemerkung, das Publikum wolle “keine komplizierten Gedankenspiele”, empfand er als direkten Angriff auf seinen über Jahrzehnte entwickelten Stil. Der Gentleman Nettles, der Konflikte mied, fühlte sich von ihrer direkten Art bedrängt, empfand ihre Kritik als wiederholte “Stiche”. Die große Anerkennung, die sie im Team genoss, ließ ihn sich “aus der Zeit gefallen” fühlen.

Inspector Barnaby“: Neil Dudgeon hofft auf einen Rollstuhl, dann geht's  lange weiter

Kirsty Dillon: Die schmerzhafte Mauer der Zurückhaltung

Die vielleicht größte emotionale Wunde hinterließ Kirsty Dillon – nicht durch das, was sie tat, sondern durch das, was sie unterließ. Ihre stille, respektvolle Art schuf eine unsichtbare Barriere, eine “schwergreifbare Distanz”, die Nettles nie überwinden konnte. Er sehnte sich nach einem tieferen Austausch, doch sie begegnete ihm mit einem freundlichen Lächeln, das einen unerklärlichen Abstand wahrte. Ihre Worte bei einer Umarmung, “Du bist die Legende dieser Serie”, sollten ehrenvoll sein, doch für Nettles klangen sie wie ein Nachruf. Sie zementierten das Gefühl, dass seine Zeit bereits der Vergangenheit angehörte. “Das Schlimmste ist nicht, widersprochen zu werden. Es ist, nicht zu wissen, ob man je wirklich verstanden wurde”, lautet sein herzzerreißendes Fazit.

John Nettles’ späte Beichte ist ein zutiefst menschliches Dokument über die Angst vor der eigenen Ersetzbarkeit und die Melancholie des Abschieds. Sie zeigt, dass die größten Verletzungen oft nicht durch laute Worte, sondern durch leise Gesten und unausgesprochene Wahrheiten entstehen. Er hat seine Kollegen nie gehasst, wie er betont. Aber er hat es gehasst, wie sie ihn, ungewollt und vielleicht sogar unbewusst, das Ende seiner eigenen Ära spüren ließen. Der Vorhang für Inspector Barnaby ist längst gefallen, doch der Applaus für John Nettles’ Mut zu dieser verletzlichen Ehrlichkeit hat gerade erst begonnen.

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