Laura Dahlmeiers Seilpartnerin: “Halbe Stunde früher wären wir sicher gewesen”

Laura Dahlmeiers Seilpartnerin: “Eine halbe Stunde früher hätten wir uns in Sicherheit bringen können”

Am frühen Morgen jenes schicksalhaften Tages waren Laura Dahlmeier, die zweifache Olympiasiegerin im Biathlon, und ihre Seilpartnerin, Anna Weber, mit dem Ziel aufgebrochen, einen anspruchsvollen Gipfel in den Alpen zu erklimmen. Schon bei der Planung des Marsches war den beiden bewusst, dass das Wetter rasch umschlagen konnte, doch die Voraussagen erschienen vielversprechend, die Bedingungen schienen optimal.

Die Stimmung beim Aufstieg war konzentriert, aber entspannt – Laura und Anna kannten sich seit Jahren, vertrauten sich blind, und waren schon viele Male gemeinsam in den Bergen unterwegs gewesen. “Die Berge sind für mich das Größte, sie machen mich glücklich und schenken mir Energie”, hatte Laura am Vorabend noch erzählt. An diesem Morgen jedoch lag eine gewisse Anspannung in der Luft. Während die ersten Sonnenstrahlen die Gipfel in goldenes Licht tauchten, analysierten Anna und Laura untereinander die aktuelle Situation.

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Die ersten Stunden verliefen ruhig. Die beiden bewegten sich, verbunden durch das Seil, Schritt für Schritt hinauf. Doch plötzlich, etwa gegen Mittag, veränderte sich die Wetterlage schlagartig. Dunkle Wolken zogen auf, der Wind wurde stärker. Ein Donner war in der Ferne zu hören. Instinktiv wussten beide, dass es gefährlich werden könnte.

„Die Wetterprognosen hatten keine schnellen Veränderungen vorhergesagt, aber die Berge schreiben eben ihre eigenen Regeln“, erklärte Anna später im Interview. Während Laura , bekannt für ihre Fähigkeit, auch unter Druck einen klaren Kopf zu bewahren, ruhig blieb, begann Anna, ihre Optionen abzuwägen.

„Wir mussten eine Entscheidung treffen. Entweder umkehren, obwohl der Gipfel schon greifbar nahe war, oder weitergehen und riskieren, in einen Sturm zu geraten“, berichtet Anna. Zum gemeinsamen Entschluss kamen sie, vorsichtig weiterzugehen, den Gipfel rasch zu erreichen und dann schnell abzusteigen.

Doch der Sturm holte sie ein. Plötzlicher Regen prasselte auf sie nieder, der Wind riss an ihren Jacken. „Plötzlich war es, als ob die Natur uns ihre ganze Kraft zeigen wollte. Es war bedrohlich, ja, und wir mussten uns extrem konzentrieren“, beschreibt Anna die dramatischen Momente. Jeder Schritt wurde zur Herausforderung, jeder Griff nach Halt entschied über Sicherheit oder Gefahr.

Nach einer halben Stunde im Sturm – und nachdem sie den Rückweg bereits angetreten hatten – fanden sie endlich eine geschützte Stelle, die ihnen zumindest ein wenig Sicherheit bot. Völlig durchnässt, leicht unterkühlt, aber glücklich verliefen sie sich gegenseitig, dass ihnen nichts Größeres passiert war.

Erst im Nachhinein, nachdem sich die Situation beruhigt hatte, begann Anna das Geschehene zu reflektieren. Im Gespräch mit Journalisten sagte sie: „Eine halbe Stunde früher, und wir wären garantiert sicher gewesen. Dann hätten wir den Abstieg trocken und noch vor dem Sturm geschafft.“ Dieser Gedanke beschäftigte die erfahrene Bergsteigerin. „In den Bergen entscheiden manchmal Minuten über alles. Das habe ich an diesem Tag noch einmal sehr deutlich gespürt.“

Laura stimmte ihr zu: „Natürlich kann man im Nachhinein immer sagen, was man hätte besser machen können. Aber in der Situation zählt der Teamgeist und das Wissen, dass man sich aufeinander verlassen kann.“ Beide betonten im Anschluss, wie wichtig es sei, die Zeichen der Natur ernst zu nehmen und auch mal den Mut zum Umkehren zu haben.

Anna, die sich selbst als eher vorsichtige Bergsportlerin beschreibt, sagte lachend: „Ich bin keine Draufgängerin. Ich plane lieber eine Stunde mehr für den Rückweg ein, als mich unnötig zu stressen.“ Trotzdem will sie das Erlebnis nicht missen, denn es habe sie und ihre Seilpartnerin noch enger zusammengeschweißt. „Wir haben beide an unsere Grenzen gehen müssen, und solche Erfahrungen verbinden.“

Neben dem Aspekt der richtigen Zeiteinteilung und Risikoeinschätzung ist Anna auch die gegenseitige Verantwortung am Berg wichtig. „Als Seilpartnerin ist man nicht nur für sich selbst verantwortlich, sondern immer auch für den anderen. Das Vertrauen, das darin steckt, ist einmalig.“ Laura ergänzt: „Es ist ein besonderes Gefühl, wenn man weiß: Die Person am anderen Ende des Seils ist da, egal, wie schwer es wird.“

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Das Erlebnis an diesem Tag brachte auch Erkenntnisse für zukünftige Touren. „Wir werden noch konsequenter auf Wetterumschwünge achten und eher mal umdrehen, wenn sich die Situation zuspitzt“, resümiert Anna.

Darüber hinaus gibt sie jungen Bergsteigerinnen folgenden Tipp: „Hört auf euer Gefühl und habt keine Angst, auch einmal nein zu sagen. Die Berge laufen nicht weg. Sicherheit geht immer vor.“ Laura fügt hinzu: „Respekt vor der Natur ist das Wichtigste. Sie ist wunderschön, aber auch unberechenbar. Das darf man nie vergessen.“

Abschließend zieht Anna Bilanz: „Unsere Freundschaft, das Vertrauen in unsere Fähigkeiten und die Erfahrung haben uns geholfen, diese Situation zu meistern. Aber ich werde mir für die Zukunft merken: Eine halbe Stunde kann über Sicherheit oder Gefahr entscheiden.“

Nach ihrer Rückkehr ins Tal wurden Laura und Anna von ihren Freunden und Familien herzlich empfangen – alle waren erleichtert, dass sie trotz des schwierigen Wetters wieder unversehrt ins Tal zurückgekehrt waren. Beide bestätigten, dass sie die Berge weiterhin lieben und respektieren, aber aus jedem Erlebnis lernen wollen – besonders aus jenen, die knapp ausgehen.

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