Otto als “Baby Shark”: Helene Fischer macht den Ski Aggu

Otto als „Baby Shark“ – Helene Fischer macht den Ski Aggu

Ein Duett, nach dem niemand gefragt hat

Wenn zwei deutsche Unterhaltungslegenden gemeinsame Sache machen, erwartet man eigentlich ein Feuerwerk. Doch was Helene Fischer und Otto Waalkes dieser Tage mit ihrer Version des Kinderlieder-Ohrwurms „Baby Shark“ auf die Bildschirme und in die Streamingportale schicken, sorgt eher für Stirnrunzeln als für Begeisterungsstürme.

Fischer, die Schlager-Queen mit Millionenpublikum, und Waalkes, der ewige Friesenjung mit Hang zur Maskerade, haben sich zusammengetan, um das berüchtigte „du-du-dudu-dudu“ noch einmal aufzuwärmen. Die einen feiern es als augenzwinkernden Gag, andere fragen sich: Warum nur?

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Vom Stadion ins Kinderzimmer

Für Helene Fischer ist das Projekt Teil einer größeren Strategie. Bereits mit dem Album „Die schönsten Kinderlieder“ hat sie sich vom Stadion-Pop in die Welt der Kinderzimmerlieder gewagt. Ein Schritt, der ihr zwar Chart-Erfolge bescherte, aber auch für Irritation bei eingefleischten Fans sorgte. „Wir wollen endlich wieder normale Songs“, liest man in Kommentarspalten, „Songs für Erwachsene“.

Stattdessen setzt Fischer nun noch eins drauf: ein Feature mit Otto Waalkes auf einem Song, den viele Eltern spätestens seit der Pandemie als akustische Folter empfinden. „Baby Shark“ – ursprünglich ein traditionelles Kinderlied, das durch das südkoreanische Unternehmen Pinkfong in eine globale TikTok-taugliche Ohrwurm-Maschine verwandelt wurde – ist längst zum Inbegriff nerviger Kinderunterhaltung geworden.

Dass sich nun ausgerechnet Fischer diesem Lied widmet, wirkt wie ein kalkulierter Versuch, auch das letzte unbespielte Segment des Musikmarktes zu besetzen.

Otto zieht das Rüschenhäubchen wieder auf

Und Otto? Der inzwischen 76-jährige Komiker zeigt sich im Video als übergroßes Baby, ganz so, als hätte er seine alten Requisiten aus den 70ern entstaubt. Schon damals verkleidete er sich für Nummern wie den „Kinderwagen-Blues“ als Kleinkind. Ein Gag, der damals frisch und anarchisch wirkte, heute aber eher den Beigeschmack von Retro-Recycling hat.

Der Hintergrund des Videos wirkt billig animiert, der Aufwand minimal. „Warum für Kinder auch große Budgets verschwenden?“, könnte man zynisch fragen. Immerhin ist der Clip kurz – nach knapp eineinhalb Minuten ist Schluss, und Otto darf erleichtert fragen: „Oh, schon vorbei?“

Du-du-dudu-dudu – die Grenze des Zumutbaren

Inhaltlich bleibt der Song nah am Original: Die klassische Baby-Hai-Familie aus Mutter, Vater, Kind, Oma und Opa wird vorgestellt, schwärmt zur Jagd aus und zieht sich wieder zurück ins „Haiheim“. Es ist die wohl konservativste Familienaufstellung, die man sich vorstellen kann – bloß nicht zu komplex, bloß keine Experimente.

Und über allem schwebt dieses gnadenlose „du-du-dudu-dudu“. Ein Refrain, der so tief ins kollektive Nervensystem gebohrt hat, dass er Generationen von Eltern an den Rand der Verzweiflung brachte.

Fans zwischen Nostalgie und Frust

Die Frage bleibt: Für wen ist das eigentlich gedacht? Für Kinder, die sich an den schrillen Stimmen und der überkandidelten Vortragsweise von Helene „Mami Shark“ Fischer erfreuen sollen? Schwer vorstellbar. Für Otto-Fans, die seit Jahrzehnten immer wieder die gleichen Scherze hören wollen? Wahrscheinlicher.

Gerade in sozialen Netzwerken zeigt sich eine Spaltung. Während ältere Otto-Fans die Kooperation mit Helene als amüsantes Revival abfeiern, äußern sich viele Fischer-Anhänger kritisch. „Die Kinderlieder nerven nur noch“, „Wir wollen wieder richtige Songs“, heißt es vielfach.

Das Kinderliederprojekt droht, Fischers Image als unantastbare Pop- und Schlagerikone zu untergraben.

Zwischen Ski Aggu und Schlager

Interessant ist der Vergleich, den Kritiker ziehen: „Helene macht den Ski Aggu.“ Gemeint ist der Rapper Ski Aggu, der mit ironisch-trashigen Songs und markanten Ohrwurm-Hooks jüngere Generationen begeistert. Auch Fischer versucht, mit ironischer Brechung und kindlichem Quatsch neue Zielgruppen zu erschließen. Doch wo Ski Aggu anarchischen Witz versprüht, wirkt Fischer glattgebügelt und überproduziert.

Selbst die satirische Überhöhung mit Otto als Baby kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier wenig Substanz bleibt.

Kinderunterhaltung als Geschäft

Vielleicht darf man es auch nicht zu ernst nehmen. Der Markt für Kinderunterhaltung ist lukrativ, und viele Stars von Rolf Zuckowski bis Volker Rosin haben davon jahrzehntelang gelebt. Warum also nicht auch Helene Fischer?

Doch während Zuckowski mit pädagogischem Anspruch und Wärme punkten konnte, wirkt Fischers Ansatz wie ein reines Geschäftsmodell: „Die Marke Helene“ erschließt einfach ein weiteres Segment.

Ein Lied, das Angst macht

Der Autor dieser Zeilen gesteht: Kinder, die ernsthaft Freude an Helenes schmalzigem „Mami Shark“ hätten, würden ihm Angst einjagen. Zu künstlich, zu glatt, zu übertrieben klingt die Darbietung. Statt kindgerechtem Charme wirkt es eher wie eine Parodie – allerdings unfreiwillig.

Und so bleibt der schale Eindruck eines Projekts, das zwischen Nostalgie und Geschäftemacherei pendelt, ohne wirklich zu überzeugen.

Otto als

Otto, Helene und die Frage nach der Relevanz

Für Otto ist der Ausflug wohl ein letztes Aufblitzen seiner einstigen Komiker-Größe. Für Helene ein weiterer Versuch, ihre Vielseitigkeit zu betonen. Doch beide riskieren, ihre eigene Relevanz zu unterminieren.

Denn während Otto längst in der Rolle des liebenswerten Altkomikers angekommen ist, der immer wieder die gleichen Gags präsentiert, erwarten Fans von Helene Fischer mehr: musikalische Innovation, große Balladen, spektakuläre Shows. Ein halbgaren „Baby Shark“-Remix wollte wirklich niemand.

Fazit

„Baby Shark“ mit Helene Fischer und Otto Waalkes ist ein Projekt, das wohl niemand vermisst hätte, wäre es nie erschienen. Für Kinder zu grell, für Erwachsene zu albern, für Fans zu belanglos.

Es bleibt ein Stück Pop-Mumpitz, das in seiner Kürze immerhin gnädig ist. Nach eineinhalb Minuten ist Schluss, und alle Beteiligten dürfen erleichtert durchatmen.

Doch eines hat es gezeigt: Selbst die größten Stars sind nicht gefeit davor, einmal gehörig daneben zu greifen – du-du-dudu-dudu.

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