Tod von Laura Dahlmeier: Das ist wirklich passiert!
Seilpartnerin spricht über ihre letzten Minuten
Die Nachricht vom plötzlichen Tod der Ausnahmesportlerin Laura Dahlmeier erschütterte nicht nur die Sportwelt, sondern auch eine ganze Nation. Für viele kam diese Meldung unfassbar überraschend: Laura Dahlmeier, die mit Mut, Ehrgeiz und Disziplin den deutschen Biathlon prägte und nach ihrer aktiven Karriere als leidenschaftliche Bergsteigerin neue Wege einschlug, starb mit nur 30 Jahren bei einer Expedition im pakistanischen Karakorum-Gebirge.
Doch was geschah wirklich an jener verhängnisvollen Wand des Laila Peak? Wie erlebten die Menschen an ihrer Seite die letzten Stunden der Ausnahmeathletin? Ihre Seilpartnerin und engste Vertraute, Anja Weber, schildert in einem sehr persönlichen Gespräch zum ersten Mal, was wirklich passierte – und welche Botschaft Laura bis zuletzt verfolgte.
Der Aufstieg: Zwischen Faszination und Respekt
Laura Dahlmeier galt schon als Kind als Naturtalent in den Bergen. Berglauf, Skitouren, Klettern – für sie war das Leben in den Alpen nicht nur Leidenschaft, sondern auch Haltung. „Schon im Leistungssport war sie stets respektvoll gegenüber den Naturgewalten. Bei aller Entschlossenheit kannte Laura ihre Grenze genau“, erinnert sich Anja Weber, selbst erfahrene Bergsteigerin und enge Freundin. Gemeinsam hatten sie seit Jahren alpine Touren unternommen, doch der Laila Peak war ein Traumziel, das beide monatelang vorbereiteten.
„Laura wollte die Südwand probieren, weil sie die größte alpinistische Herausforderung bot – aber auch, weil sie schon immer abseits des Mainstreams neue Wege suchte“, so Weber. Intensive Trainingsphasen, akribische Planung, professionelle Ausrüstung – ihre Expedition war alles andere als Leichtsinn. „Wir waren ein eingespieltes Team und hatten größten Respekt vor dem Berg.“
Das Drama in der Wand
Am Morgen des 6. Juni 2024 waren die Bedingungen zunächst gut: wenig Wind, klare Sicht, die Eisschicht stabil. „Wir starteten um 2:30 Uhr im Schein der Stirnlampen. Laura war ruhig und fokussiert, wir blödelten sogar ein wenig, wie früher beim Training“, schildert Weber. Gegen 8 Uhr passierten sie eine Schlüsselseillänge, die Kletterei war fordernd, aber kontrollierbar.
Doch am Vormittag zog plötzlich Nebel auf. „Die Sicht verschlechterte sich rapide, und aus den Wetterdaten wussten wir: Wir mussten schnell handeln.“ Ein Rückzug schien zu riskant – die Wand war bereits erwärmt, Eisschlag drohte. Also entschieden sie, für einige Zeit eine geschützte Nische in der Wand aufzusuchen.
Dort, so Weber, wurde Laura ungewöhnlich nachdenklich. „Sie sprach über ihre Familie, das Leben und dass sie nie für Ruhm oder Medaillen in den Bergen unterwegs war, sondern weil sie darin ihre Freiheit fand.“ Beide beschlossen, das Wetterfenster abzuwarten.
Der alles verändernde Moment
Kurz nach Mittag, gegen 12:40 Uhr, kam es zur Katastrophe: „Plötzlich hörten wir ein tiefes Grollen“, beschreibt Anja Weber den dramatischen Moment. Lawinen gehen am Laila Peak immer wieder ab, manchmal unerwartet. „Wir hatten keine Chance zu reagieren. Das Eis löste sich in unserer Nähe. Die Schneemassen rissen uns beide mit. Ich konnte noch an den Fels greifen und wurde teils verschüttet, blieb aber am Seil gesichert.“
Laura Dahlmeier wurde weggeschleudert. „Ich spürte einen Ruck – dann Stille. Als sich die Schneewolke lichtete, hing Laura noch am Seil, regungslos, schwerverletzt.“
Weber kämpfte sich vorsichtig zu ihrer Partnerin vor. „Sie hatte eine Kopfverletzung, war nur noch schwach ansprechbar. Ich rief ihren Namen, versuchte, sie wach zu halten. Sie schaute mich an und sagte: ‘Gib bitte nicht auf, egal was passiert.'”
Die letzten Minuten: Zwischen Hoffnung und Abschied
Es begann zu schneien, der Funkkontakt zum Basislager war gestört. „Wir waren auf etwa 5.500 Metern, jede Minute zählte. Ich habe Laura zugeredet, sie festgehalten, alles versucht, um sie bei Bewusstsein zu halten. Sie blickte in den Himmel und sagte leise: ‘So wollte ich immer sein – frei, ganz oben.’ “
Für Weber blieb dieser Augenblick für immer eingebrannt. „Sie wollte nicht, dass ich sie bemitleide oder mir Vorwürfe mache. Sie war in Frieden mit sich und der Welt; sie nahm mir die Angst. Laura umfasste meine Hand, flüsterte: ‚Sag ihnen, dass sie weiterträumen sollen. Freiheit ist das, was bleibt.’ Dann wurde ihr Atem flacher, und wenige Minuten später schlief sie ein – für immer.“
Die Rettung, die zu spät kam
Stunden später erreichten Suchmannschaften die beiden Freundinnen. Für Anja Weber war es ein Schock, ihre beste Freundin verloren zu haben – und doch auch eine Ehre, in Lauras letzten Minuten bei ihr gewesen zu sein. “Die pakistanischen Bergretter setzten alles daran, uns zu finden. Aber der Wetterumschwung, die Lawine und die abgelegene Lage machten es praktisch unmöglich, Laura rechtzeitig medizinisch zu helfen. Es war niemandes Schuld.”
Nach dem Unglück: Trauer und Dankbarkeit
Die Nachricht über Dahlmeiers Tod löste weltweit Bestürzung aus. Tausende Fans bekundeten ihr Mitgefühl, Weggefährten und ehemalige Konkurrentinnen beschreiben sie als „eine der authentischsten Persönlichkeiten des Sports“. Magdalena Neuner sagte: “Laura war für mich wie eine kleine Schwester. Ihre Leidenschaft wird weiterleben.”
Anja Weber berichtet von ihrer Trauer, aber auch von Dankbarkeit: „Wir durften gemeinsam Träume leben, haben Höhen und Tiefen überwunden. Laura hat mich gelehrt, dass wahre Größe nicht am Gipfel, sondern im Herzen beginnt.“
Der Deutsche Alpenverein kündigte an, eine Initiative für mehr Sicherheit im Höhenbergsteigen zu starten, benannt nach Laura Dahlmeier. Ihre Familie bittet um Zurückhaltung und darum, Lauras Botschaft weiterzutragen: “Lebe für das, was dich frei macht – aber vergiss nie, wie klein der Mensch in den Bergen ist.”
Erinnerung und Inspiration
In ihrem letzten Interview vor der Reise, das jetzt viele berührt, sagte Laura Dahlmeier:
“Ich glaube, es kommt nicht darauf an, wie viele Gipfel man erreicht, sondern was man unterwegs über sich und das Leben lernt. Ich hoffe, ich kann andere ermutigen, respektvoll und mutig zugleich ihren eigenen Weg zu gehen.”
Ihr Tod ist ein tragischer Verlust für die Sportwelt, aber auch eine Erinnerung an die Schönheit und das Risiko im Extremsport. Sie bleibt ein Vorbild für Ehrlichkeit, Mut und Leidenschaft.
Was bleibt: Ihr Vermächtnis
Nicht nur im Biathlon, sondern auch weit darüber hinaus, inspiriert ihr Lebensweg Generationen: Als Sportlerin, Naturliebhaberin, Freundin, Tochter – und als Bergsteigerin, die wusste, was es heißt, Grenzen zu überwinden und Demut zu bewahren.
Anja Weber fasst im Gedenken an ihre Seilpartnerin zusammen: “Lauras Kraft lag nicht nur in ihrer Ausdauer, sondern in ihrem Herzen. Sie hat uns gezeigt, dass Freiheit und Gemeinschaft sich nicht ausschließen, sondern bedingen – am Berg und im Leben.”
Schlusswort
Auch Wochen nach dem Unglück bleiben Schmerz und Fassungslosigkeit, aber auch Stolz, diese außergewöhnliche Frau gekannt zu haben. Die Welt verliert mit Laura Dahlmeier eine inspirierende Athletin, die – bis in ihre letzten Minuten – für ihre Überzeugung lebte: Entschlossen, bescheiden, voller Lebensfreude.
Laura Dahlmeier bleibt unvergessen. Ihr letzter Wunsch – dass andere ihren Traum leben – wird weitergetragen werden.
Ruhe in Frieden, Laura. Die Berge waren dein Zuhause, deine Freiheit, dein Vermächtnis.