„Das bewegende Leben und das tragische Ende von Costa Cordalis – Höhen, Tiefen und die geheimen Kämpfe eines Schlagersängers, die die Herzen seiner Fans zerbrachen.“

„Das bewegende Leben und das tragische Ende von Costa Cordalis – Höhen, Tiefen und die geheimen Kämpfe eines Schlagersängers, die die Herzen seiner Fans zerbrachen.“

„Der dunkelhaarige Grieche, der Millionen verzauberte – und das düstere Geheimnis, das er jahrzehntelang vor uns verbarg“

Sie sagten, er sei bloß ein Schlagertraum: der dunkelhaarige, sonnengebräunte Grieche, der Anita in unseren Sommern zum Evergreen machte und jede Bühne mit seinem ansteckenden Charme erhellte. Doch hinter dem funkelnden Rampenlicht stand ein Mann, der eine Ehe unsichtbar machte, der seine erste große Liebe in deutschen Nächten verlor und der, so leise wie beharrlich, an Prüfungen wuchs, die nie auf Plakaten standen. Dies ist keine leichte Nostalgie. Es ist ein Dossier. Eine Spurensuche. Eine Geschichte über Herzschmerz, Obsession – und die stille Tapferkeit eines Künstlers, der mehr war als seine Hits.

Er beginnt nicht im Scheinwerferlicht, sondern in einem kargen griechischen Bergdorf. Elatia bei Athen: wenig Brot, viel Himmel, rauer Wind. Der Vater: gelernter Handwerker ohne Stelle, der stattdessen als reisender Musiker Tavernen mit Melodien füllte. Der Junge: Konstantinos Cordalis, später Costa, hört in jeder Note ein Versprechen. Er lernt Buzuki, Klavier, Posaune, bringt sich mit sieben die Gitarre bei. Musik ist nicht Hobby, sondern Rettungsboot. Als die Familie weiterzieht und er nach Livadia und dann nach Frankfurt gelangt, trägt er mehr als nur eine Gitarre im Gepäck: eine ungeheure Entschlossenheit.

Frankfurt, kalte Luft, warme Sehnsucht. Tagsüber Goethe-Institut, später Abitur; ein Studium der Philosophie und Germanistik, als wollte er die Sprache zerlegen, bis jedes Wort singt. Abends Bars, nächtelang Volkslieder, die Finger wund, die Stimme rau, der Hut am Ende des Tresens. Dann der Zufall – oder das Schicksal – in einer Bar namens „Kabana“: Hans Rolf Rippert, alias Iwan Rebroff, hört hin, nicht weg. Er zieht den jungen Griechen unter seine Fittiche. Aus Konstantinos Cordalis wird Costa Cordalis, ein Name, der auf Plattencovern glänzt und im Gedächtnis bleibt.

1965: „Tränen in den Augen“. Ein erster Eintrag in den Charts, eine erste Fernsehkamera, die nicht vorbeischwenkt. Die ZDF-„Drehscheibe“, die Musikhochschule, Gesang, Komposition, sogar Ballett – ein Handwerk, hart erarbeitet, fern jeder Märchenbiografie. Dann 1971 der Steigflug: „…und die Sonne ist heiß“, ZDF-Hitparade, Bogotà. Das Publikum ahnt, was kommen könnte. Und es kommt. „Carolina“ trotzt einer Disqualifikation und wird doch ein Publikumssieg. „Steig in das Boot, heute Nacht, Annalena“ – Nummer-eins-Momente, die man nicht vergisst. 1976 dann der Schlag, der bleibt: „Anita“. Der Himmel reißt auf, Radiotüren stehen sperrangelweit offen, Tanzflächen glühen. Ein Evergreen, der Jahrzehnte trägt.

Aber was ist ein Evergreen gegen die Dornen hinter der Bühne? Während Millionen an die Mär vom verführerischen Single glauben, wird zuhause das Familienleben wegradiert. Die Plattenfirma will ein Bild, das knistert: kein Ehering, kein Kinderlachen, keine Spuren von Normalität. Ingrid, die Frau an seiner Seite, die Liebe seines Lebens, wird unsichtbar gemacht. Wenn Journalisten klingeln, verschwinden Fotos und Spielsachen, die Wohnung wird neutral dekoriert wie eine Kulisse. „Ich musste das Haus verlassen, so tun, als gäbe es uns nicht“, wird Ingrid später sagen. Die Lüge ist nicht seine Idee – doch er trägt sie mit, weil diese Karriere auf Illusionen balanciert.

Es ist die brutalste Ironie: Während die Nation „Anita“ summt, wächst im Schatten eine Obsession. Eine Frau mit demselben Namen glaubt, das Lied sei für sie, nur für sie. Was als Fehlinterpretation beginnt, wird zur jahrelangen Belagerung. Zwei Jahrzehnte Stalking, Telefonterror, nächtliche Auftritte vor dem Haus, ein Eindringen ins Schlafzimmer. Ein Skistock, der zur Grenze wird, weil Grenzen sonst niemand schützt. Eine Familie, die lernt, dass Ruhm Türen öffnet – auch für die, die man draußen lassen möchte.

Und trotzdem: immer wieder dieser Mut. 1974 stürzt er bei Dreharbeiten auf Teneriffa einen Abhang hinab. Doppelte Frakturen, Schmerzen, die in die Zähne kriechen. Wenige Tage später steht er, in Gips und Schlinge, vor Kameras, lächelt, singt. Tapferkeit ist oft leise. Manchmal trägt sie Gips.

Die Frauen, die bleiben, sind nicht die Fantasien der Schlagzeilen, sondern die Wahrheit des Alltags. Ingrid ist keine Nebendarstellerin, sie ist das Fundament. Ihre Liebe beginnt unspektakulär und dramatisch zugleich – ein Hausbrand, ein versteckter Schlüssel, ein Blick, der bleibt. 1967 die Trauung, kurz darauf der erste Sohn, Lukas. Doch die Öffentlichkeit soll es nicht wissen; der Markt liebt Solisten. Jahre später stellt Ingrid eine Bedingung: Schluss mit der Unsichtbarkeit. Kein Versteckspiel mehr. In Kameralicht und Mikrofonen bekennt Costa, was längst wahr ist: „Ingrid ist meine große Liebe. Das sind unsere Kinder.“ Der Applaus danach klingt anders – wärmer, ehrlicher. Als hätte das Publikum immer schon geahnt, dass die Wahrheit ohnehin die schönere Geschichte schreibt.

Doch noch eine Wunde brennt unter alten Narben: die erste Liebe in Deutschland. Kein Filmklischee, keine Studentin, keine zarte Romanze. Karla, eine Frau aus dem Rotlicht, reif, erfahren, abgründig faszinierend. Er ist sechzehn, verletzlich, heimatfern. Sie nimmt ihm, wie er später sagt, die Unschuld – und fast die Zuversicht. Er bittet sie, den Job aufzugeben, sie lacht. „Verhungernder Künstler.“ Worte, die schneiden. Vielleicht ist es dieser Schmerz, der ihn antreibt, der sein Singen mit jenem leichten Schatten färbt, den Fans als „Sehnsucht“ hören. Jahre später erzählt er Ingrid davon. Keine Eifersucht, kein Drama. Nur Verständnis. Ein leiser Triumph der Liebe über die Vergangenheit.

Die 80er werden leiser in den Charts, lauter auf den Bühnen. „Pan“ flammt auf – und verglüht in einem organisatorischen Fehler, der ihn um eine Eurovision-Krönung bringt. Später Mallorca, Ballermann, ein neuer Beat für dieselbe Wärme, gemeinsam mit Lukas, der in seine Fußstapfen tritt. 2004 dann die Entscheidung, die selbst zuhause stürmt: „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ Ingrid droht mit Scheidung, die Nation mit Spott. Er geht – und gewinnt. Nicht nur die Show, auch alte Herzen zurück. Das Preisgeld spendet er krebskranken Kindern. Die Geste ist keine Pose, sie passt zu dem Mann, den Freunde hinter den Kulissen beschreiben: loyal, zäh, mit einem weichen Kern, der nicht um Beifall bittet.

Doch der Körper, dieser alte Kamerad, fordert den Preis. Rücken, Bandscheiben, OPs. 2013 bricht er auf einer Bühne zusammen, ein Hämatom platzt, es blutet in die Stille hinein. „Ohne meine Ärzte wäre ich nicht mehr hier“, sagt er später. Kortison zeichnet sein Gesicht, die Klatschpresse zischelt von Schönheitswahn. Ingrid tritt vor: „Müll.“ Man kann einen Menschen schützen, indem man sich zwischen ihn und die Welt stellt. Sie tut es – wieder.

Am Ende, 2. Juli 2019, Santa Ponsa, Mallorca: kein Scheinwerfer, nur Abendlicht. Er ist 75. Seine Familie ist da. Er geht, wie er gelebt hat: würdevoll, im Kreis der Menschen, die ihn tragen und die er getragen hat. Keine öffentliche Trauerfeier, kein Spektakel. Eine Urne im Haus, ein Lied im Raum, das nachklingt, wenn die Gespräche verstummen. In den Monaten danach füllt die Stille ihr altes Zuhause mehr als jede goldene Schallplatte. Ein Hund hilft, aber ersetzt nicht. An einem Jahrestag zünden sie eine Kerze an, spielen „Anita“, und auf einmal ist da wieder dieses Gefühl, dass Musik Brücken schlägt, selbst dorthin, wo Blicke nicht mehr reichen.

Was bleibt? Ein Sänger, ja – aber vor allem ein Mensch, der keine einfachen Wege wählte. Einer, der finanzielle Krisen überstand, Schmerzmittel und Skandale, der Stalker und Spott überlebte, ohne zu verbittern. Einer, der in der Philosophie suchte, in der Familie fand und auf Bühnen gab, was er hatte: Wärme. Vielleicht ist das sein heimliches Vermächtnis: Dass Ruhm nicht die Summe aus Klicks und Trophäen ist, sondern die Art, wie man fällt – und wieder aufsteht. Wie man liebt, wenn niemand klatscht. Wie man die Wahrheit irgendwann lauter singt als das Marketing.

Und du? Woran erinnerst du dich, wenn sein Name fällt? An das offene Lächeln, an die wehenden Haare, an „Steig in das Boot“ im Autoradio deiner Jugend? Oder an die Courage, die Ehe sichtbar zu machen, als es etwas kostete? Schreib es auf. Denn Geschichten wie diese leben, solange wir sie weitererzählen – nicht nur als Sommerhit, sondern als Melodie über einen Mann, der viel gab, leise litt und bis zum letzten Ton an das Gute glaubte.

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