„Die Küblböck-Story“: Leben zwischen Berühmtheit und Verzweiflung. Was steckt hinter der tragischen Geschichte des ehemaligen „Deutschland sucht den Superstar“-Kandidaten, und welche dunklen Seiten seiner Karriere und seines Lebens wurden bislang verborgen?
Die dreiteilige ARD-Doku-Serie “Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser” zeigt die berührende Lebensgeschichte von Lana Kaiser, die als Daniel Küblböck durch die Castingshow “Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) berühmt wurde.
von Norbert Kuntze
“Hallo Manuel, ich bin’s der Daniel. Ich wollte dir sagen, also die Lana eigentlich. Ich wollte dir nur sagen, dass ich möchte gerne von dem Schiff hier runter.” Diese Nachricht schickte Daniel Küblböck – oder besser Lana Kaiser – am 9. September 2018 ab – frühmorgens an Bord der AIDALuna auf dem Weg von Hamburg nach New York. Höhe Neufundland, Labradorsee. Ein junger Mann geht freiwillig über Bord, stürzt sich in die 10 Grad kalte See und verschwindet – es ist Daniel Kübeböck, der sich zu jenem Zeitpunkt Lana Kaiser nennt.
“Ich weiß, dass ich nicht der bin, den sie sich unter diesem Titel vorstellen”, stellt er sich bei der TV-Castingshow “Deutschland sucht den Superstar” vor. “Aber ich habe mich beworben. Ich weiß, dass ich anders sein werde, als alle, die da mitmachen.” Der Tod Küblböcks beschäftigt Teile der Öffentlichkeit, Freunde und Familie bis heute. Warum der Freitod? Wann wurde aus Daniel Lana und wie wurde aus dem fröhlichen Teenager der verzweifelte Mensch, der mit 33 Jahren seinem Leben ein Ende setzte?
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Facettenreiches Bild des einstigen Realityprodukts und Menschen
“Ich glaube, das Leben von Lana Kaiser, bekannt geworden als Daniel Küblböck, war wirklich auch geprägt von dem Kampf um Liebe und Anerkennung”, meint der Regisseur der dreiteiligen ARD-Doku Tristan Ferland-Milewski. Ihm gelang es, zahlreiche Wegbegleiter, Angehörige oder Freundinnen zu sprechen und aus ihren Aussagen ein facettenreiches Bild des einstigen Reality- und Instantprodukts Küblböck herzustellen. Darunter die Casting-Profis Gracia Baur und Lucy Diakovska. “Wir Popstars, DSDS, wir sind als musikalische Produkte entstanden”, sagt Lucy Diakovska, die mit der Casting-Band No Angels bekannt geworden ist. “Als ganz junger Mensch nimmt dir das die Möglichkeit, dich selbst zu bestimmen, dich selbst zu entwickeln, selbst darauf zu bestehen, wer du bist.”
Auf die Frage, was er denn an sich besonders mag, antwortete Küblböck einst: “Dass ich auf jeden Fall durchs Leben gehe, wie ich will und dass ich einfach das mache, was ich will, das mag ich an mir. Und dass ich mich nicht von anderen Leuten beeinflussen lasse.” 40 Jahre wäre Daniel Küblböck nun alt, oder eben Lana Kaiser.
Lehrstück über zynische Mechanismen und obszöne Doppelmoral der Reality-Bubble
Die ARD-Doku blickt auf das Leben des Castingstars.
Das Outing als Transperson fand erst kurz vor ihrem Tod statt. Sie kündigte eine Geschlechtsumwandlung an und veröffentlichte einige Posts. Frisches Futter für die hungrige Boulevardpresse und ihr eigenes Bild. Küblböck-Kaiser, Produkt und Opfer zugleich einer mediatisierten Gesellschaft. “Wer war eigentlich dieser Mensch, der sensible, lebenslustige, schlagfertige und eigentlich auch stolze Mensch, der dahintergesteckt hat und was haben im Prinzip sozusagen die Medien, aber auch die Gesellschaft daraus gemacht?”, fragt Regisseur Milewski.
Der Filmemacher liefert ein Lehrstück über die zynischen Mechanismen und die obszöne Doppelmoral der Reality-Bubble. Küblböck-Kaiser wurde bejubelt und beschimpft. Er war Hofnarr und Schlagzeilen-Garant. Seine wahrhaftige Persönlichkeit interessierte kaum. Sie verschwand in der Labradorsee, Höhe Neufundland, früh morgens an jenem 9. September 2018.