Die unerzählte Geschichte von George Harrisons bitterem Kampf um Anerkennung, Verrat und die Suche nach Frieden
In der glitzernden Welt der Beatles, wo die Namen John Lennon und Paul McCartney wie unsterbliche Götter des Rock ‘n’ Roll hallten, gab es eine dritte kreative Kraft, die oft im Schatten stand: George Harrison, der „stille Beatle“. Doch dieses Etikett, das ihm von den Medien verliehen wurde, war eine grobe Vereinfachung eines Mannes, dessen innere Welt ein brodelnder Vulkan aus Ambition, Frustration, spiritueller Sehnsucht und tiefem Schmerz war. Die wahre Geschichte von George Harrison ist kein leises Märchen, sondern ein dramatisches Epos über den Kampf eines Künstlers um seine Stimme, den Verrat durch seine engsten Vertrauten und eine unermüdliche Suche nach einem Frieden, den ihm der größte Ruhm der Welt nicht geben konnte.
Geboren am 25. Februar 1943 in einem bescheidenen Reihenhaus in Liverpool, war Georges Kindheit geprägt von der harten Realität der Arbeiterklasse. Während sein Vater als Busfahrer schuftete und seine Mutter Reinigungsjobs annahm, um die Familie über Wasser zu halten, fand der junge George Trost in der Musik. Der Funke, der sein Leben für immer verändern sollte, zündete, als er mit zwölf Jahren Elvis Presleys „Heartbreak Hotel“ hörte. Von diesem Moment an gab es nur noch ein Ziel: die Gitarre zu meistern. Mit vierzehn Jahren hielt er sein erstes Instrument in den Händen und übte mit einer Besessenheit, die seine Zukunft vorzeichnete.
Sein außergewöhnliches Talent blieb nicht lange unbemerkt. Eine zufällige Begegnung im Bus mit einem gewissen Paul McCartney führte zu einem Vorspiel bei John Lennons Band, den Quarrymen. Lennon, der den drei Jahre jüngeren Harrison zunächst als zu jung abtat, wurde schnell von dessen virtuosem Spiel auf der Gitarre überzeugt. George wurde das jüngste Mitglied der Gruppe, die bald als The Beatles die Welt erobern sollte. Doch sein Status als „kleiner Bruder“ der Band sollte ihm noch lange anhaften und seine kreative Entfaltung massiv behindern.
In den frühen Jahren von „Beatlemania“, als die Welt im kollektiven Rausch zu ihren Füßen lag, war George der solide Fels an der Leadgitarre. Doch während Lennon und McCartney einen unaufhaltsamen Strom an Hits schrieben, wurden Georges eigene kompositorische Versuche oft belächelt oder schlichtweg ignoriert. Er wurde auf ein bis zwei Songs pro Album beschränkt, eine unausgesprochene Regel im Lennon-McCartney-Imperium, die ihm das Gefühl gab, ein Angestellter in seiner eigenen Band zu sein. Sein erster veröffentlichter Song, „Don’t Bother Me“, war bezeichnenderweise ein Ausdruck seiner wachsenden Frustration.
Die Wende kam 1965 am Set des Films Help!, als George zufällig eine Sitar entdeckte. Dieses indische Instrument öffnete ihm nicht nur eine neue musikalische Welt, sondern auch ein Tor zur Spiritualität, die zu seinem Markenzeichen werden sollte. Er vertiefte sich in die indische Kultur, lernte vom Sitar-Meister Ravi Shankar und integrierte das Instrument mutig in den Beatles-Song „Norwegian Wood“ – eine Revolution in der westlichen Popmusik. Doch während er seinen Horizont erweiterte, stieß er innerhalb der Band auf Unverständnis. Insbesondere Paul McCartney zeigte sich oft abfällig gegenüber Georges neu entdeckter Leidenschaft und tat sie als vorübergehende Laune ab.
Die kreativen Spannungen erreichten während der Aufnahmen zum White Album und den späteren Let It Be-Sessions einen Siedepunkt. George brachte Meisterwerke wie „While My Guitar Gently Weeps“ hervor, für das er Eric Clapton ins Studio holte, weil er das Gefühl hatte, seine Bandkollegen würden dem Song nicht die nötige Aufmerksamkeit schenken. Sein bissiger Kommentar zur finanziellen Ausbeutung der Band, „Only a Northern Song“, wurde vom wegweisenden Album Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band verbannt. Stattdessen bekam er nur einen einzigen Platz für sein spirituelles Epos „Within You Without You“, das er fast im Alleingang aufnahm.
Der endgültige Bruch ereignete sich am 10. Januar 1969 in den kalten Twickenham Studios. Während einer gefilmten Probe geriet er in einen zermürbenden Streit mit Paul McCartney, der ihm akribisch vorschrieb, wie er seine Gitarrenparts zu spielen hatte. Die Kameras hielten den Moment fest, als George mit eisiger Ruhe sagte: „Nun, es ist mir egal. Ich spiele, was immer du willst, dass ich spiele, oder ich spiele überhaupt nicht. Was auch immer dich erfreut, das werde ich tun.“ Wenig später packte er seine Gitarre und verkündete seinen schockierten Bandkollegen: „Ich verlasse die Band jetzt.“ Er ging hinaus und für einen Moment schien es, als wären die Beatles Geschichte.
Obwohl er nach fünf Tagen unter der Bedingung zurückkehrte, dass die Sessions in eine angenehmere Umgebung verlegt und seine Songs ernster genommen würden, war die Wunde zu tief, um jemals wieder vollständig zu heilen. Der Verrat war jedoch nicht nur beruflicher Natur. Während die Band zerfiel, zerbrach auch seine Ehe mit Pattie Boyd, die Trost in den Armen seines besten Freundes, Eric Clapton, fand. In einer bizarren Wendung des Schicksals, die die Komplexität dieser Beziehungen unterstreicht, hatte George später selbst eine Affäre mit Ringo Starrs Frau Maureen, was zu einem weiteren tiefen Riss im Fundament der „Fab Four“ führte.
Nach der offiziellen Auflösung der Beatles im Jahr 1970 entfesselte George Harrison seine aufgestaute Kreativität in einem monumentalen dreifachen Album: All Things Must Pass. Es wurde ein weltweiter Erfolg und bewies endgültig, dass er ein Songwriter von Weltrang war, der Lennon und McCartney in nichts nachstand. Songs wie „My Sweet Lord“ und „What Is Life“ wurden zu Hymnen, während der Track „Wah-Wah“ eine wütende Abrechnung mit der erstickenden Atmosphäre und dem Verhalten seiner ehemaligen Bandkollegen war.
Sein humanitäres Engagement gipfelte 1971 im „Concert for Bangladesh“, dem ersten großen Benefizkonzert der Rockgeschichte, mit dem er Maßstäbe setzte. Doch trotz seines öffentlichen Images als friedlicher, spiritueller Sucher beschrieben ihn enge Freunde als einen Mann voller Widersprüche – geplagt von Wut und Eifersucht, der materiellen Luxus genoss, während er öffentlich Entsagung predigte.
Sein Verhältnis zu Paul McCartney blieb bis zum Ende kompliziert und von einer tiefen, nie ganz aufgelösten Spannung geprägt. Am 29. November 2001 verstarb George Harrison im Alter von 58 Jahren an Krebs. Seine letzten Worte an seine Familie fassten seine lebenslange Suche perfekt zusammen: „Alles andere kann warten, aber die Suche nach Gott kann nicht warten. Liebt einander.“
George Harrisons Leben war ein Beweis dafür, dass wahrer Frieden nicht im Applaus von Millionen, sondern in der stillen Konfrontation mit sich selbst gefunden wird. Er war der Beatle, der kämpfen musste, um gehört zu werden, und der am Ende erkannte, dass die wichtigste Musik die war, die in seiner eigenen Seele spielte.