„Ihr letzter Post sorgt jetzt für Gänsehaut: ‘Ich spüre, dass etwas Unfassbares bevorsteht. Der Berg ruft mich zu sich.’ War es Vorahnung oder ein versteckter Hilferuf?“
„Auf zu neuen Abenteuern“ – Laura Dahlmeiers letzte Reise
Von Redaktion
Am 28. Juni teilte Laura Dahlmeier einen Beitrag auf Instagram – leicht, lebensfroh, voller Vorfreude. Sie bedankte sich für einen „unglaublichen Monat in den Bergen“, zeigte sich lachend auf dem Fahrrad, kletternd an steilen Felsen, mit einem Höhensimulationsgerät auf der Nase. „Thanks June for an amazing time in the mountains with great people, training and preparing for the next big expedition goal“, schrieb sie. Eine Woche später brach sie zu ihrer Expedition nach Pakistan auf. Eine Reise, die nicht nur zur größten Herausforderung ihres Lebens wurde – sondern auch zur letzten.
Der Sommer war jung, die Stimmung voller Aufbruch. In ihrem Post schrieb die 31-jährige Biathlon-Legende:
„Danke Juni für unvergessliche Momente in den Bergen mit wunderbaren Menschen. Voller Einsatz beim Training für das nächste große Expeditionsziel.“
Laura Dahlmeier war nicht nur eine der erfolgreichsten Biathletinnen der Welt – sie war auch eine leidenschaftliche Alpinistin. Seit ihrem Rücktritt vom Profisport 2019 hatte sie sich dem Abenteuer verschrieben: Bergsteigen, Skitouren, Klettern, neue Pfade erkunden – mit dem gleichen Ehrgeiz, aber einer neuen inneren Freiheit.
Gratitude und Aufbruch
In dem Video, das sie auf Instagram postete, flimmerten Szenen voller Lebensfreude über den Bildschirm: Dahlmeier auf einem Grat mit Panoramablick, beim Gleitschirmfliegen mit offenem Lachen, beim Klettern an einer glatten Granitwand, begleitet von Freundinnen und Teammitgliedern. Ihre Bewegungen wirkten entschlossen, ihre Körpersprache ruhig und zentriert.
Zwischen den Zeilen ihres Textes schwang eine tiefe Dankbarkeit mit:
„Grateful for the laughs, the lessons, and the views. Onward to new adventures with home always in my heart.“
Auf Deutsch: „Dankbar für das Lachen, die Erkenntnisse und die atemberaubenden Ausblicke. Auf zu neuen Abenteuern mit meinem Zuhause stets im Herzen.“
Hashtags wie #Expedition, #MountainVibes, #AdventureAwaits und #ExpeditionPrep rundeten den Beitrag ab – wie ein Versprechen, wie ein Aufbruch zu etwas Großem.
Ein Ziel mit Höhen und Tiefen
Das Ziel ihrer neuen Expedition: das Karakorum-Gebirge in Pakistan – eine der eindrucksvollsten, aber auch gefährlichsten Hochgebirgsregionen der Welt. Dort liegen einige der höchsten Gipfel des Planeten, darunter der K2. Details zur genauen Route oder zum geplanten Berg verriet sie öffentlich nicht. Doch aus dem engen Kreis war zu hören, dass sie an einem wissenschaftlich begleiteten Höhenprojekt beteiligt war – inklusive Trainingsphasen unter Extrembedingungen.
Die Vorbereitung war minutiös. Das Training beinhaltete unter anderem Hypoxie-Simulationen zur Anpassung an große Höhen, Klettereinheiten im alpinen Gelände, mentale Schulung und logistische Planung. Dahlmeier war bekannt dafür, nichts dem Zufall zu überlassen.
Ein tragischer Wendepunkt
Am 14. Juli erreichte die Öffentlichkeit dann die erste erschütternde Nachricht: Es habe einen Unfall gegeben. Die genauen Umstände blieben zunächst unklar, erste Berichte sprachen von einem Sturz, andere von plötzlichen gesundheitlichen Komplikationen auf über 5000 Metern. Zwei Tage später folgte die Bestätigung: Laura Dahlmeier war tot.
Der Schock war groß – nicht nur in der Sportwelt. Fans, Wegbegleiter und Kolleginnen reagierten bestürzt. Die Bergwelt, die für sie so sehr Freiheit bedeutete, wurde ihr zum Verhängnis. Was genau auf der Expedition geschah, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Auch ihre Familie äußerte sich zunächst nicht öffentlich, bat um Ruhe und Respekt.
Die zweite Karriere: Mut und Stille
Seit ihrem Abschied vom Leistungssport war Laura neue Wege gegangen. Statt Kameras und Sponsoren standen nun Nachhaltigkeit, Bergbildung und persönliche Entwicklung im Mittelpunkt. Sie arbeitete als Bergführerin, hielt Vorträge über mentale Stärke, engagierte sich für den Umweltschutz. Doch auch in ihrer zweiten Karriere blieb sie, was sie immer war: kompromisslos fokussiert.
Gleichzeitig wurde sie stiller. Interviews lehnte sie zuletzt häufiger ab, Social-Media-Beiträge wurden seltener. Der Instagram-Post vom 28. Juni wirkte da wie ein kurzer Lichtstrahl – ein letztes öffentliches Lebenszeichen voller Energie.
Zwischen Licht und Schatten
Es bleibt schwer zu begreifen, dass eine so lebendige Frau, die für viele als Vorbild galt, so plötzlich verstarb. Und mit dem Wissen um spätere Enthüllungen – über ihre inneren Kämpfe, ihr Ringen mit Druck, Identität und einem möglicherweise viel größeren System – bekommt der letzte Beitrag eine beklemmende Tiefe.
War der Post ein echter Ausdruck von Lebensfreude? Oder bereits ein Abschied, versteckt in der Sprache der Dankbarkeit? War die Expedition ein Fluchtversuch, ein Befreiungsschlag – oder einfach ein weiterer Schritt im Leben einer Frau, die nie stillstehen konnte?
Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. In der Schwebe zwischen dem öffentlichen Bild der kontrollierten Sportlerin und dem unbekannten Innenleben einer Frau, die vielleicht nie wirklich ankommen konnte – außer in den Bergen.
Ein letztes Zeugnis
Heute, Wochen nach ihrem Tod, bleibt dieser Post als digitales Denkmal zurück. Bilder, Worte, Hashtags – sie erzählen von Mut, Sehnsucht und einer ungebrochenen Liebe zu den Höhen der Welt. Aber sie erzählen auch von der Zerbrechlichkeit des Menschen dahinter.
„Ich bin nur gegangen, weil ich zu viel gesehen habe“, sagte sie in einer später entdeckten Sprachmemo. Es ist ein Satz, der noch lange nachhallen wird. Doch wer den Post vom 28. Juni betrachtet, wird auch eine andere Laura sehen: Die Träumerin, die Abenteurerin, die Suchende.
Was bleibt, ist nicht nur Trauer – sondern auch Bewunderung. Für ihren Weg. Für ihr Ringen. Für ihr leuchtendes, stilles Vermächtnis.