Frank Schöbel: Ein Leben zwischen Ruhm, Liebe und dem bitteren Echo der Vergangenheit – Die unbekannte Wahrheit des DDR-Stars

Frank Schöbel, eine Ikone der deutschen Musikszene, feiert über 80 Jahre Leben. Doch hinter der strahlenden Fassade eines der erfolgreichsten Solokünstler der DDR verbirgt sich eine Geschichte, die von Triumph und Tragödie, von öffentlichem Glanz und privaten Schatten geprägt ist. Ein Blick auf sein bewegtes Leben offenbart nicht nur die Höhen einer außergewöhnlichen Karriere, sondern auch die tiefen Narben, die das Altern und die bittersüßen Realitäten jenseits des Rampenlichts hinterlassen haben. „Ich möchte nicht auf der Bühne sterben“, offenbarte er einst – ein Satz, der eine Verwundbarkeit enthüllt, die im starken Kontrast zu seiner überlebensgroßen Persona steht. Diese Worte sind mehr als nur ein Geständnis; sie sind ein Schlüssel zum Verständnis des Mannes, der Deutschland über Jahrzehnte hinweg mit seiner Musik verzaubert hat.

Eine Kindheit im Schatten der Tragödie: Musik als Heilmittel für die Seele

Frank Schöbel wurde in eine Familie mit reichem künstlerischen Erbe geboren. Seine Mutter, Käte Brinkmann, eine talentierte Opernsängerin, und sein Onkel, Herbert Kütner, ein prominenter Radiomoderator, ebneten ihm den Weg in die Welt der Künste. Doch ein tiefer Schatten lag über seiner frühen Kindheit. Sein Vater, Johannes Schöbel, ein Anwalt, wurde 1945 in ein NKWD-Sonderlager in Mühlberg verschleppt, wo er drei Jahre später tragisch ums Leben kam. Dieser Verlust prägte Frank zutiefst und zwang ihn, seine Kindheit ohne die prägende Anleitung einer Vaterfigur zu meistern. In seiner Autobiografie erzählt Schöbel lebhaft von seiner Kindheit in Leipzig, wo seine Mutter ihn allein aufzog und ihm die Liebe zur Musik vermittelte, die durch die Adern der Familie floss. Rückblickend auf das Schicksal seines Vaters teilte Schöbel mit: „Man sagte mir, dass mein Vater Anwalt in der NSDAP war. Das war damals üblich.“ Dieses Eingeständnis unterstreicht die Komplexität seiner Familiengeschichte und die Stille, die lange Zeit die Vergangenheit seines Vaters umgab, wodurch Frank mit unbeantworteten Fragen zu seinem Erbe zurückblieb.

Schöbels Weg zur Musik war unvermeidlich. Er erinnert sich gerne daran, wie er im Alter von sieben Jahren an einem Vorbereitungskurs für den renommierten Thomanerchor teilnahm. Obwohl er sich letztendlich gegen einen Beitritt entschied, zog es ihn zur Popmusik, die besser mit dem kulturellen Klima der Zeit harmonierte. Trotz seiner musikalischen Neigung strebte Schöbel zunächst eine Karriere als Meteorologe an, gefolgt von einer Lehre als Kameratechniker. Erst mit 20 Jahren traf er die entscheidende Wahl, eine Karriere als Sänger zu verfolgen – ein Weg, der ihn zu einer geliebten Figur der deutschen Popkultur machen sollte.

Sein unbestreitbares Talent wurde in seinen prägenden Jahren gefördert. Er begann seine musikalische Reise mit dem Erich-Weiner-Ensemble der Nationalen Volksarmee, dem Beginn einer Karriere, die ihn zu Ruhm und Anerkennung führen sollte. Im Laufe seiner Karriere flossen die Erfahrungen seiner frühen Lebensjahre in seine Kunst ein, indem er persönliche Tragödien in einen kraftvollen Antrieb für seinen Erfolg verwandelte. In seiner Autobiografie offenbart Schöbel den tiefgreifenden Einfluss seiner Kindheitserfahrungen auf sein Leben. Der Verlust seines Vaters und die Widerstandsfähigkeit seiner Mutter hinterließen einen unauslöschlichen Eindruck auf seinen Charakter, nährten seine Leidenschaft für Musik und seinen Wunsch, mit dem Publikum in Kontakt zu treten. Trotz der Herausforderungen, mit denen er konfrontiert war, einschließlich des Drucks durch die Familiengeschichte und die gesellschaftlichen Erwartungen seiner Zeit, trat Schöbel als prominenter Künstler hervor und verkörperte den Geist seiner Generation. Seine Geschichte ist ein Zeugnis für die anhaltende Kraft der Musik und die Widerstandsfähigkeit des menschlichen Geistes, die uns daran erinnert, dass man selbst angesichts von Widrigkeiten aufstehen kann, um ein bleibendes Erbe zu schaffen.

Der erfolgreichste Solokünstler der DDR: Eine Karriere voller Hits und Rekorde

Frank Schöbels kommerzielle Karriere begann in den 1960er Jahren in der Deutschen Demokratischen Republik und legte den Grundstein für seinen zukünftigen Erfolg. Zwischen 1965 und 1973 trat er in vier von der DEFA produzierten Musikfilmen auf, wobei Joachim Haslers „Heißer Sommer“ der bemerkenswerteste war. In diesem Kultklassiker spielte er die Hauptrolle des jungen Kai und festigte damit seinen Status in der Unterhaltungsindustrie. Zusammen mit seiner damaligen Frau Chris Doerk bildete Schöbel das beliebte musikalische Duo „Chris und Frank“, das bemerkenswerte Erfolge beim DDR-Hitparadenwettbewerb erzielte und zweimal gewann: 1967 mit „Lieb mich so, wie dein Herz es mag“ und 1969 erneut mit „Abends in der Stadt“. Diese Siege zeigten ihre Anziehungskraft und festigten ihren Platz in der ostdeutschen Popkultur.

1971 wechselte Schöbel zum Fernsehen und trat als Moderator in „Franks Beatkiste“ auf, dem ersten Rockmusik-Rating-Programm im DDR-Radio. Sein steigendes Profil führte dazu, dass er im Januar 1972 in der Erstausgabe der Samstagabendshow „Ein Kessel Buntes“ zu Gast war – eine Plattform, die er später im September 1980 selbst moderierte. Dasselbe Jahr markierte einen bedeutenden Meilenstein in Schöbels Karriere mit der Veröffentlichung seiner Hitsingle „Wie ein Stern“. Der Song erwies sich als äußerst beliebt und verkaufte sich 400.000 Mal über das ostdeutsche Plattenlabel Amiga sowie weitere 150.000 über das westdeutsche Label Philips. Dieser Erfolg brachte ihm einen Platz auf Platz 37 der Single-Charts der Bundesrepublik Deutschland ein, wo „Wie ein Stern“ fünf Wochen lang zu hören war. Diese Errungenschaft führte zu seinem Auftritt im NDR-Programm „Musik aus Studio B“ im Mai 1972, wodurch er der erste ostdeutsche Popsänger wurde, der in Westdeutschland auftrat.

Neben „Wie ein Stern“ veröffentlichte Schöbel 1971 einen weiteren Hit mit dem Titel „Gold in deinen Augen“, der speziell für ihn von Arndt Bause komponiert wurde. Im folgenden Jahr veröffentlichte er „Ich gehe vom Nordpol zum Südpol“, eine weitere Komposition von Bause, die schnell zu einem Favoriten unter den Fans wurde. Schöbels Bekanntheit wuchs weiter, und 1974 vertrat er die DDR bei der Eröffnungsfeier der Fußballweltmeisterschaft in Westdeutschland und trat im Frankfurter Waldstadion auf. Bei diesem Event arbeitete er mit der Nationalmannschaft des DFV der DDR zusammen, um die Fußballhymne „Ja, Fußball ist rund wie die Welt“ aufzunehmen. Ein weiteres Lied, „Es gibt überall Freunde“, gehörte ebenfalls zu diesem historischen Moment.

1975 wagte Schöbel den Schritt in die Kinderlieder mit seinem Album „Komm, wir malen eine Sonne“, das ein Lied über Tokio enthielt. Er arbeitete auch mit seiner Partnerin Aurora Lacasa an dem Lied „Insel im Golf von Cazones“, das für die DDR-Fernsehsendung „Unterwegs mit Musik – Kuba“ komponiert wurde, die im Dezember 1975 ausgestrahlt wurde. Ihre Partnerschaft florierte und führte zur Veröffentlichung der Bestseller-LP „Weihnachten in Familie“ im Jahr 1985, für die sie 1988 den prestigeträchtigen Goldenen Amiga Preis erhielten. Der Erfolg dieses Albums wurde durch ein Fernsehspecial an Heiligabend weiter gesteigert, was sie beim Publikum noch beliebter machte.

Im März 1984 initiierte Schöbel ein wegweisendes Musikprojekt mit dem Titel „Alt wie die Welt“, das alle 420 Sänger aus der ehemaligen DDR zusammenbrachte, die über professionelle Ausweise verfügten – eine bemerkenswerte Leistung, die einen Weltrekord aufstellte. Sein Einfluss war auch im Fernsehen spürbar, wo er im Dezember 1984 zusammen mit Gert E. Schäfer und Gisela May in der Komödie „Drei reizende Schwestern: Familienfest mit Folgen“ auftrat, für die er auch die Musik lieferte. Im Laufe der Jahre wurde Schöbel als Fernsehliebling anerkannt und zwischen 1971 und 1986 zehnmal von den Zuschauern gewählt. 1987 veröffentlichte er den Song „Die Fans sind eine Macht“, und im Mai 1989 erreichte „Wir brauchen keine Lügen mehr“ Platz 80 in den deutschen Airplay-Charts. Sein letzter Fernsehauftritt fand am 31. Dezember 1991 während der letzten Sendung des Deutschen Fernsehens statt, in der er den Sketch „Bottelmeÿ“ zusammen mit Herbert Köfer vortrug. Der Erfolg von „Weihnachten in Familie“ führte über die Jahre zur Produktion weiterer Episoden, die 1994 in der Veröffentlichung der CD „Fröhliche Weihnachten in der Familie“ gipfelten.

Als Anerkennung für seine Beiträge zur Musik wurde Schöbel 1995 als erster Künstler mit dem Goldenen Henne-Preis ausgezeichnet. Von 1992 bis 2019 moderierte er „Fröhliche Weihnachten mit Frank“ im MDR Fernsehen, ein beliebtes Programm, das jährlich an Heiligabend ausgestrahlt wurde. In den folgenden Jahren hielt Schöbel den Kontakt zu seinem Publikum aufrecht, indem er 2005 das Kinderlied „Komm, wir malen eine Sonne“ neu aufnahm, zusammen mit Bürger Lars Dietrich und Star Search-Gewinner Daniel. Seine Vielseitigkeit wurde weiter durch einen Gastauftritt als Rockmusiker in der Serie „In aller Freundschaft“ im Jahr 2007 und eine Hörbuchkooperation mit Herbert Köfer im Jahr 2008 unter Beweis gestellt. Im Februar 2016 komponierte er den Song „Was wäre wenn“ für Köfers 95. Geburtstag und zeigte damit seine anhaltende Kreativität. 2012 wurde Schöbel erneut mit einer Goldenen Henne ausgezeichnet, diesmal für seine Lebensleistungen. Eine Gala, die 2017 im Admiralspalast in Berlin stattfand, feierte sein 55-jähriges Berufsjubiläum, und 2021 debütierte „The Frank Schöbel Story“ im Boulevardtheater Dresden mit Songs aus seiner glanzvollen Karriere. Im selben Jahr erhielt er den smago! Award, was seine umfangreiche Liste an Auszeichnungen weiter ergänzte. Schöbels bleibendes Erbe wird nicht nur durch seine musikalischen Errungenschaften, sondern auch durch seine Fähigkeit geprägt, über Generationen hinweg mit dem Publikum zu resonieren.

Untreue und Scheidung: Die Schattenseiten der öffentlichen Liebe

Frank Schöbel war von 1966 bis 1984 mit der Popsängerin Chris Doerk verheiratet, und aus ihrer Verbindung ging 1968 ein Sohn, Alexander Schöbel, hervor. Ihre Geschichte begann 1964 an der Ostsee während eines Festivals, wo Chris sich lebhaft an ihre erste Begegnung erinnert. „Dieser Typ mit den goldenen Haaren sprach mich an: Bist du nicht die, die ‚Summertime‘ im Fernsehen gesungen hat?“, erzählte sie. Franks flirtende Art, die sich durch ständiges Zwinkern auszeichnete, ließ sie zunächst glauben, er könnte exzentrisch oder sehbehindert sein. Im Laufe der Zeit wurde ihr klar, dass er alle Mädchen ähnlich behandelte – ein Detail, das sie heute als mögliches Warnzeichen sieht. Eine Zeit lang wurden sie als das Traumpaar der DDR gefeiert, ein Titel, der ihre öffentliche in ihr Privatleben hinausging.

Diese Dynamik begann jedoch mit der Geburt von Alexander erheblich zu kippen. Chris konzentrierte sich völlig auf ihren Sohn und hörte sogar nach einem Jahr mit dem Stillen auf, um ihre Aufmerksamkeit ihm zu widmen. Sie erklärte: „Ich wollte ihn wirklich so lange stillen“. Diese intensive mütterliche Liebe begann einen Riss zu erzeugen. Frank hatte mit Gefühlen der Vernachlässigung zu kämpfen, was Chris als Folge seiner Unreife betrachtete. „Wenn ein Baby geboren wird, ist es völlig normal, dass die Mutter mehr Zeit für das Kind aufwendet“, reflektierte sie und betonte, dass ihre Hingabe an Alexander ihre Liebe zu Frank nicht minderte.

Im Laufe ihrer Ehe begannen Gerüchte zu kursieren. Chris wurde zunehmend eifersüchtig auf das, was hinter ihrem Rücken geflüstert wurde, was ihr Schmerz bereitete. Obwohl sie ihre Gefühle zum Wohle ihres Sohnes beiseite schob, gab sie zu: „Ich war eifersüchtig.“ Sie versuchte, ihre Ehe zu retten, aber das idealisierte Bild von ihnen als geliebtes Paar war zunehmend hohl geworden und hatte in den letzten zwei Jahren vor ihrer Scheidung nur auf der Bühne Bestand. Auf die Frage, ob es Warnzeichen gegeben hatte, erkannte Chris an, dass es diese gab, sie aber beschloss, sie zu ignorieren und sagte: „Ich liebte ihn“. Letztendlich wurde die Last von Franks Untreue für sie unerträglich. „Ich bin sehr geduldig“, reflektierte sie, „aber wenn der Topf überläuft, wenn ich merke, dass es mich so sehr belastet, dass es mich zerstört, dann muss ich etwas dagegen tun“. 1984 traf sie die herzzerreißende Entscheidung, sich von ihm zu scheiden, da sie die Untreue, die Teil ihrer Beziehung geworden war, nicht länger ertragen konnte.

Die Folgen der Scheidung erwiesen sich als herausfordernd, wie es oft in solchen Situationen der Fall ist. Chris arbeitete weiterhin mit dem Uwe-Schikora-Combo, während sie sich daran erinnerte, dass sowohl sie als auch Frank immer Solisten gewesen waren, die gelegentlich Duette aufführten, die ihr Publikum begeisterten. Ihre musikalische Chemie hatte zu ihrem Bild als Traumpaar beigetragen, sowohl visuell als auch stimmlich. Nach der Scheidung fand Chris bedeutende Unterstützung bei ihrem jetzigen Ehemann Klaus. Sie äußerte Unsicherheit darüber, wie sie diese Zeit ohne ihn überstanden hätte. Klaus hatte bemerkt, dass die Veranstalter zögerten, sie zu buchen, aus Angst, es könnte ihre Beziehungen zu dem beliebteren Frank Schöbel gefährden. Entschlossen, ihr zu helfen, übernahm er es, Konzerte für Chris im Ausland zu organisieren und arrangierte Auftritte in Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Kuba und sogar einen siebenwöchigen Aufenthalt in der UdSSR im Jahr 1986. Seine Liebe und Ermutigung spielten eine entscheidende Rolle beim Wiederaufbau ihres Selbstbewusstseins und schufen eine solide Basis in einer turbulenten Zeit in ihrem Leben.

Jetzt, 43 Jahre nach ihrer Scheidung von Frank, reflektierte Chris über ihre aktuelle Beziehung. Obwohl sie wieder zusammen aufgetreten waren, zuletzt 2015, stellte sie klar: „Wir sind keine Freunde“. Die hautnahen Konzerte hatten sich für beide Künstler als vorteilhaft erwiesen, und sie erhielten begeisterte Rückmeldungen vom Publikum. Wann immer sie jedoch Anzeichen von Stress spürte, zog sie sich in ihre Umkleide zurück, die sie als Zufluchtsort nutzte. Chris, von Natur aus verzeihend, erkannte die Komplexität ihrer Vergangenheit an und bemerkte: „Die Scheidung bleibt mir wie ein Pferdehuf im Gedächtnis. Es ist ärgerlich, aber ohne Frank hätte ich meinen Sohn Alexander nicht, den ich sehr liebe“.

Nach seiner Ehe mit Chris trat Frank Schöbel in eine langfristige Beziehung mit Aurora Lacasa ein, mit der er zwei Töchter hatte: Dominique, geboren 1976, und Odette Lacasa, geboren 1978. Dominique trat in die Fußstapfen ihres Vaters und wurde selbst eine erfolgreiche Sängerin. Obwohl Frank und Aurora nie verheiratet waren, hielt ihre Partnerschaft bis zu ihrer Trennung 1996 an. 2002 begrüßte Frank eine weitere Tochter, Liv Kosma, und erweiterte damit seine Familie und setzte das musikalische Erbe fort, das durch sein Leben und seine Beziehungen fließt.

Ein Leben der Musik im Schatten einer Diktatur und die neue Ruhe des Alters

Einst fand sich der sozialistische Popstar Frank Schöbel allein an einem großen runden Tisch mit Erich Mielke, dem Chef der Stasi, wieder – ein Austausch, der legendär werden sollte. Mielke sagte einfach „Na“, worauf Schöbel antwortete „Na“. Dieses Hin und Her setzte sich fort, bis Mielke erneut fragte „Na“ und Schöbel wiederholte „Na“. Nach diesem kurzen und fruchtlosen Dialog fasste Schöbel die Begegnung Jahrzehnte später zusammen: „Niemand gab viel von sich preis“. Dieser Moment wird in Schöbels neuer Autobiografie „Danke, liebe Freunde“ erzählt, die das 60-jährige Jubiläum seiner Karriere markiert. Dies ist die zweite Autobiografie des Sängers, und mit 79 Jahren beantwortet er 366 Fragen, ergänzt durch ein Vorwort und Nachwort, die sowohl überraschend als auch berührend sind.

Eine bemerkenswerte Frage im Buch, „Hat die Stasi versucht, dich zu kriegen?“, löst eine lebhafte Antwort aus. Schöbel erinnert sich an ein Verhör, das in einem engen, schmalen Raum stattfand und an Szenen aus schlecht gemachten Filmen erinnerte. Er wurde befragt, nachdem zwei seiner Musiker beschlossen hatten, nach einer Tour im Westen zu bleiben. Am nächsten Tag sah er sich einem freundlicheren Verhör durch zwei Männer gegenüber, die daran interessiert waren, seine Verbindungen in der Musikindustrie zu nutzen. Stolz wies Schöbel ihre Angebote zurück und erklärte: „Das wäre das Letzte, was ich tun würde, jemanden zu verraten und ihn zu betrügen. Das liegt mir nicht. Ich möchte Musik machen“.

Schöbel hat eine Abneigung gegen den Begriff „Star“, da er glaubt, dass dieser ihn von den Menschen distanziert, für die er auftritt. Er betrachtet sich lieber als „ganz normalen Franken“, oft in Jeans und einer Lederjacke zu sehen. Nach dem Fall der Berliner Mauer lehnte er es ab, in einem prächtigen Hotel aufzutreten, und erklärte ehrlich: „Bevorzuge ich einen Auftritt im Zelt. Ich gehe gerne zu Stadtfesten, um gewöhnliche Menschen zu treffen. Dort fühle ich mich wohl“. Seine Entscheidung, in der DDR zu bleiben, war teilweise durch Loyalität zu seinem Publikum begründet, trotz seiner Frustrationen mit dem Regime. „Es war sehr schmerzhaft, immer der ostdeutsche Idiot zu sein und nur gelegentlich für Fernsehsendungen in den Westen reisen zu dürfen“, schrieb er. Er beklagte, Einladungen zur ZDF-Hitparade, der wichtigsten Show für deutschsprachige Unterhaltungsmusik, aufgrund von Entscheidungen des Zentralkomitees der SED verpasst zu haben: „Da gehen wir nicht hin“, erinnerte er sich.

Schöbel teilte auch eine bewegende Anekdote über ein Ereignis im April 1972, bei dem Walter Ulbricht, damals Vorsitzender des Staatsrates, ihn einlud aufzutreten. Der „alte Ulbricht“ saß während des Auftritts, während Erich Honecker in der Nähe stand, frisch gekleidet. Während des Singens hielt Schöbel absichtlich die Lautstärke niedrig, da er spürte, dass der alte Mann mit lauten Tönen Schwierigkeiten haben könnte. Am Ende seines Auftritts dankte Ulbricht ihm mit einer hohen, quäkenden Stimme, schien jedoch unsicher zu sein, wer er war. Als er darüber nachdachte, wie er mit den Einschränkungen des Lebens in der DDR umging, sagte Schöbel: „Nun, man wuchs so auf und wusste, dass man reguliert werden würde. Man kam zurecht und organisierte sein Leben“. Sein Bruder ging 1965 in den Westen, und seine Mutter folgte 1973. Für Frank war klar: „Ich blieb hier“. Materielle Besitztümer hatten für ihn wenig Reiz, da er damit zufrieden war, einen Wartburg zu fahren, den er für vollkommen ausreichend hielt. Selbst nach dem Fall der Berliner Mauer widerstand Schöbel der Verlockung des Konsumismus. „Ein Paar Jeans, ein Hemd, ein paar Sneakers im Jahr und die Welt ist in Ordnung“, stellte er fest und lebte in einem Holzhaus mit Garten in Berlin. Er betonte die Bedeutung des Sparens und merkte an: „Es ist einfach, Geld auszugeben; Sparen erfordert Disziplin und Intelligenz“.

Jetzt, über 80 Jahre alt, blickt Schöbel auf ein Leben zurück, das der Musik gewidmet ist, indem er vor der Pandemie durchschnittlich 80 bis 100 Auftritte pro Jahr hatte. In dieser Zeit entdeckte er die Freude daran, einen Schritt zurückzutreten von der unerbittlichen Jagd nach Ruhm. „Wie schön kann es sein, wenn man nicht mehr die Charts verfolgt, wenn man nicht mehr bei Shows sein muss, die immer dümmer werden“, dachte er nach und schätzte den neugewonnenen Frieden, der aus der einfachen Zeit mit Freunden kam, anstatt dem nächsten Auftritt nachzujagen. Frank Schöbel schrieb seine Autobiografie etwa ein Jahr lang, aber nicht jeden Tag. Sie ist im Frage-und-Antwort-Stil verfasst. Hat er sich einfach selbst interviewt und dann wörtlich die Floskeln, die eingeworfen werden, wie er vor dem Gespräch einen Gin Tonic trinken möchte, erwecken diesen Eindruck. Aber auf die Frage, ob er sich selbst interviewt habe, erklärte Schöbel schelmisch: „Ich wollte das längste Interview der Welt schreiben, aber niemand wollte es drucken, weil die Zeitung dann auf einen Schlag voll gewesen wäre“. Also ist es ein Buch. Er sammelte Fragen von Journalisten und Fans und passte sie leicht an. Keine Frage bleibt unbeantwortet, nicht einmal die Frage, ob es eine Wiedervereinigung in der deutschen Popmusik gab. Die klare Antwort: „Nein. Und ich habe das Gefühl, dass das auch niemand will, weil alles den Gesetzen des Marktes überlassen bleibt. Die positiven Dinge, die in der DDR existierten, wurden und werden oft ignoriert. Das bedeutet, man muss gegen alles sein, was aus der DDR kommt, sonst war man für das Regime. Das ist natürlich dumm, aber so ist es“. Da sein richtiger Name, Lothar Schöbel, als unmöglich galt, wurde ihm zu Beginn seiner Karriere geraten, den Künstlernamen Frank Lotharsen anzunehmen. Schöbel fand das schrecklich und weigerte sich. Es wäre auch schade gewesen, die folgende Reimzeile von Günther Schindler zu haben, die Schöbel am Ende seiner Autobiografie anführt: „Schöbel entdeckt Maden im Schrank und beschwert sich über den Schaden am Möbel.“

Wie es ihm jetzt geht: Die Gelassenheit des Alters

Frank Schöbel sehnt sich nach einem Leben mit weniger Arbeitsstress, möchte mehr Zeit im Garten verbringen und weniger Stunden auf der Bühne stehen. Er wünscht sich tiefere Gespräche mit Freunden statt oberflächlicher Geschäftsgespräche. Im Nachwort seiner Autobiografie „Danke, liebe Freunde“ äußert er, wie oft die Arbeit seine Zeit in Anspruch genommen hat, was wenig Raum für Reflexion ließ. „Singen und freundliche Menschen zu treffen hat mich mein ganzes Leben geleitet“, reflektiert Schöbel. Er erkennt jedoch an, dass die Zeit kommen wird, in der er sich zurückziehen muss: „Ich werde mich sehr leise und warm verabschieden, weil ich nicht auf der Bühne sterben möchte, auch wenn ich das einmal gesagt habe“. Sein Wunsch ist einfach: zu Hause sein und das Leben genießen.

Schöbel ist nicht nur für seine eingängigen Fußball-Hits wie „Die Fans sind eine Macht“ und „Fußball ist rund wie die Welt“ bekannt. Selbst mit 88 bleibt er aktives Mitglied der über 70-Mannschaft von Eintracht Mahlsdorf und hält sich mit regelmäßigen Fitnessstudio-Besuchen fit. Seine jugendliche Vitalität ist offensichtlich, da das Alter scheinbar wenig Einfluss auf ihn hat. Mit einer langen und erfolgreichen Karriere hinter sich bleibt die Frage, wie viel länger er auftreten möchte, im Raum. Schöbel zögert, sich auf einen bestimmten Zeitrahmen festzulegen: „Wenn es peinlich wird, dann ist Schluss“, betont er. „Ich könnte drei oder fünf Jahre sagen, aber ich weiß es nicht. Ich denke wie ein Sportler: von Spiel zu Spiel.“ Er ist sich sicher, dass er das Mikrofon sofort niederlegen würde, wenn sich die Kulturlandschaft verschlechtert oder er keine herausfordernde Arbeit mehr findet. Doch die Inspiration fließt weiterhin in seinem Studio zu Hause in Berlin-Mahlsdorf. Er sitzt am Keyboard, singt und schreibt neue Musik. „Ich stelle mir oft vor, dass der Vogel, der draußen vor meinem Fenster sitzt, mir zuhört“, sagt er und hebt seine Verbindung zur Kreativität hervor.

In einem offenen Interview mit Schlager Radio im Jahr 2022 sprach er über Spekulationen zu seiner Zukunft. „Das stimmt nicht“, stellte er unverblümt fest, räumte ein, dass er über einen Rücktritt nachgedacht hat, aber auch seinen Fans einen angemessenen Abschied bieten möchte. „Man kann nicht in Frieden aufhören, weil man nicht weiß, ob Konzerte wegen Corona noch stattfinden können. Also dachte ich, ich mache einfach weiter“, erklärte er. „Frankie“, wie er liebevoll genannt wird, bleibt seinen Fitnesszielen treu und hat auch seine Ernährung umgestellt. Er sieht fitter aus als je zuvor, was er seinem begrenzten Alkoholkonsum, dem Verzicht auf minimalem Fleischverzehr und einer gemüsehaltigen Ernährung zuschreibt. Obwohl er gelegentliche Genussmomente zugibt, „was ihn jung hält“, sagt er, „ist nicht über das Altern nachzudenken. Das ist mir zu anstrengend und stiehlt mir einfach meine Zeit“, merkt er an und betont seinen Wunsch, diese Zeit der Liebe, Musik und seinen Fans zu widmen.

Während wir Schöbels bewegte Reise zusammenfassen, werden wir an die bittersüße Realität erinnert, dass ein geliebter Künstler sich von der Bühne zurückzieht. Seine Musik hat viele Leben berührt, und während er über seine Zukunft nachdenkt, bleibt sein Vermächtnis als einer der prägendsten Künstler der deutschen Musikgeschichte bestehen. Seine Offenheit, seine Bodenständigkeit und seine unerschütterliche Liebe zur Musik machen ihn zu einer Figur, die auch jenseits der Bühne weiterhin inspiriert. Frank Schöbel hat bewiesen, dass wahre Kunst aus den Tiefen des Lebens entsteht – aus Freude und Schmerz, aus Liebe und Verlust – und dass die größte Erfüllung darin liegt, diese Erfahrungen mit der Welt zu teilen. Ein Leben im Rampenlicht, ja, aber auch ein Leben, das die stillen, menschlichen Momente in sich trägt, die uns alle verbinden.

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