Markus Lanz: Die öffentliche Liebeserklärung eines Mannes, der sein Herz jahrelang unter Verschluss hielt
In der schnelllebigen und oft unerbittlichen Welt des deutschen Fernsehens gibt es nur wenige Namen, die so beständig und gleichzeitig so umstritten sind wie Markus Lanz. Seit über einem Jahrzehnt prägt er mit seiner gleichnamigen Talkshow die politische und gesellschaftliche Debatte. Seine Interviews sind berüchtigt für ihre Hartnäckigkeit, sein Stil ist unverwechselbar. Doch hinter der Fassade des unermüdlichen Journalisten verbirgt sich ein Mann, dessen Leben von tiefen persönlichen Tragödien, öffentlicher Anfeindung und einer bemerkenswerten Widerstandsfähigkeit geprägt ist. Kürzlich sorgte er für Schlagzeilen, die nichts mit Politik oder Kontroversen zu tun hatten, sondern mit drei einfachen Worten, die eine völlig neue Seite von ihm offenbarten: „Ich liebe sie.“
Ein idyllischer Anfang und ein jähes Ende der Kindheit
Geboren 1969 in Bruneck, Südtirol, wuchs Markus Lanz in einer Welt auf, die für viele wie ein Postkartenmotiv wirkt. Umgeben von den majestätischen Alpen, verbrachte er seine ersten Jahre in einem kleinen Dorf, eine Zeit, die er selbst als idyllisch beschreibt. Doch dieses Idyll fand ein jähes und brutales Ende, als er gerade einmal 14 Jahre alt war. Sein Vater, eine zentrale Figur in seinem Leben, erkrankte an Leukämie und verstarb im Alter von nur 52 Jahren. Dieser Verlust war mehr als nur der Tod eines geliebten Menschen; er war ein Erdbeben, das die Grundfesten seiner Jugend erschütterte und ihn zwang, in Rekordzeit erwachsen zu werden.
Der Schmerz und die plötzliche Verantwortung, die auf ihm lasteten, schmiedeten in ihm jene Charaktereigenschaften, die später seine Karriere definieren sollten: Disziplin, eine unerschütterliche Arbeitsmoral und eine innere Härte, die es ihm ermöglichte, auch in den schwierigsten Situationen standzuhalten. Der Umzug in das Internat in Neustift war nicht nur ein geografischer Wechsel, sondern auch ein emotionaler Neuanfang. Hier, fernab der vertrauten Umgebung, fand er in der Musik ein Ventil für seine Gefühle und gründete zusammen mit seinem Bruder die Band „The W5“. Es war eine Zeit des Suchens, des Ausprobierens und des Lernens, mit dem Unfassbaren umzugehen.
Der unaufhaltsame Aufstieg in der Medienwelt
Markus Lanz‘ Weg in den Journalismus begann nicht im Rampenlicht der großen Fernsehstudios, sondern bei kleineren Radiosendern und Medienhäusern. Es waren die klassischen Lehrjahre, in denen er sein Handwerk von der Pike auf lernte. Sein Talent, seine Neugier und sein unbändiger Wille, den Dingen auf den Grund zu gehen, blieben jedoch nicht lange unbemerkt. Der Sprung zum Fernsehen war die logische Konsequenz.
Der endgültige Durchbruch gelang ihm 2008, als das ZDF ihm seine eigene Talkshow anvertraute. „Markus Lanz“ wurde schnell zu einer festen Größe im deutschen Fernsehen. Sein Stil, eine Mischung aus Charme und gnadenloser Penetranz, spaltete von Anfang an die Gemüter. Während die einen seine Fähigkeit bewunderten, seinen Gästen auch unangenehme Wahrheiten zu entlocken, kritisierten die anderen ihn für seine angebliche Dominanz und die Angewohnheit, seine Gesprächspartner kaum zu Wort kommen zu lassen.
Neben seiner Talkshow bewies Lanz seine Vielseitigkeit in anderen Formaten. Der Podcast „Lanz & Precht“, den er gemeinsam mit dem Philosophen Richard David Precht betreibt, entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten deutschsprachigen Podcasts überhaupt und zeigt eine intellektuellere, nachdenklichere Seite des Moderators. Und dann war da noch die monumentale Aufgabe, das Erbe von Thomas Gottschalk bei „Wetten, dass..?“ anzutreten. Von 2012 bis 2014 moderierte er die einstige Königin der Samstagabendshows, eine Erfahrung, die ihm zwar immense Aufmerksamkeit, aber auch eine Flut von Kritik einbrachte.
Im Auge des Sturms: Die Online-Petition und die Kunst des Weitermachens
Das Jahr 2014 markierte einen Wendepunkt in seiner Karriere. Die Kritik an seinem Moderationsstil erreichte einen neuen Höhepunkt. Eine Online-Petition, die seine Absetzung forderte, sammelte innerhalb kürzester Zeit Zehntausende von Unterschriften. Der Vorwurf: Er sei respektlos, unterbreche seine Gäste und dränge sich zu sehr in den Vordergrund. Für viele wäre ein solcher öffentlicher Pranger das berufliche Aus gewesen. Doch Markus Lanz tat das, was er schon als Jugendlicher gelernt hatte: Er hielt stand.
Anstatt sich zurückzuziehen, nutzte er die massive Kritik als Ansporn. Er reflektierte seinen Stil, wurde in seinen Interviews ruhiger, aber nicht weniger präzise. Er verwandelte die negative Energie in einen Motor für seine Weiterentwicklung. Seine Talkshow, die viele bereits am Ende sahen, festigte ihren Platz als eines der wichtigsten politischen Formate im deutschen Fernsehen. Lanz hatte bewiesen, dass er nicht nur austeilen, sondern auch einstecken und daraus lernen kann – eine Eigenschaft, die ihm in der rauen Medienlandschaft letztlich zum Vorteil gereichte.
Ein streng gehütetes Privatleben und ein überraschendes Ende
Während Markus Lanz beruflich stets die Öffentlichkeit suchte, hielt er sein Privatleben eisern unter Verschluss. Interviews über seine Familie oder seine Beziehungen waren eine absolute Seltenheit. Bekannt war seine frühere Beziehung mit der RTL-Moderatorin Birgit Schrowange, aus der ein Sohn hervorging. 2008 trat eine neue Frau in sein Leben: die Unternehmerin Angela Gessmann. Die beiden heirateten 2011, bekamen zwei Töchter und galten als eines der stabilsten Paare der Branche – zumindest nach außen hin.
Die Nachricht von ihrer Trennung Anfang 2023 kam für die Öffentlichkeit daher völlig überraschend. Nach 15 Jahren Beziehung und 12 Jahren Ehe war das Kapitel beendet. Wieder einmal stand Markus Lanz vor einem persönlichen Neuanfang, doch dieses Mal unter den wachsamen Augen von Millionen von Menschen.
Die drei Worte, die alles veränderten
Nach der Trennung hüllte sich Lanz zunächst in Schweigen, ganz so, wie man es von ihm gewohnt war. Doch dann tat er etwas, das niemand erwartet hätte. In einer seltenen persönlichen Äußerung brach er seine goldene Regel und machte seiner neuen Liebe eine öffentliche Erklärung: „Ich liebe sie.“ Diese drei Worte hatten eine enorme Wucht, gerade weil sie von einem Mann kamen, der seine Emotionen sonst so sorgfältig verbirgt.
Die Frau an seiner Seite ist keine Person aus dem Showgeschäft, keine Schauspielerin oder Moderatorin. Sie ist eine Bankangestellte, eine Frau, die er in einer Phase der Neuorientierung kennenlernte, als er nach der Trennung organisatorische und finanzielle Angelegenheiten regeln musste. Ihre Beziehung entwickelte sich abseits des roten Teppichs, im Stillen. Es war die Professionalität und die ruhige Souveränität, die ihn an ihr faszinierten. Aus geschäftlichen Treffen wurde eine tiefe Zuneigung, eine Verbindung, die auf Stabilität und Alltäglichkeit basiert – ein starker Kontrast zu der aufgeregten Welt, in der er sich beruflich bewegt.
Dieses öffentliche Bekenntnis ist mehr als nur eine Liebeserklärung. Es ist ein Symbol für die Fähigkeit des Menschen, nach tiefen Einschnitten wieder aufzustehen und das Leben neu zu umarmen. Es zeigt einen Markus Lanz, der verletzlich ist, der liebt und der bereit ist, dieses Glück mit der Welt zu teilen. Seine Lebensgeschichte ist ein beeindruckendes Zeugnis dafür, wie man aus Schicksalsschlägen Stärke ziehen, an Kritik wachsen und am Ende immer wieder einen neuen Anfang wagen kann. Der Mann, der jahrelang die Geheimnisse anderer ans Licht zerrte, hat nun sein eigenes größtes Geheimnis gelüftet und sich damit menschlicher und nahbarer gezeigt als je zuvor.