Glas über 80 Jahre alt, wie sie lebt, ist traurig.

Uschi Glas – Ein Leben zwischen Ruhm, Herausforderungen und Echtheit

Uschi Glas – ein Name, der seit Jahrzehnten fest mit der deutschen Film- und Fernsehlandschaft verbunden ist. Die Schauspielerin, die nun ihren 80. Geburtstag feiert, hat seit mehr als einem halben Jahrhundert Generationen von Zuschauern begeistert, bewegt und zum Nachdenken angeregt. Doch hinter diesem Glanz verbirgt sich eine Frau, die sowohl Höhen als auch Tiefen des Lebens durchlebt hat und die sich bis heute ihre unverwechselbare Authentizität bewahrt hat.

Im exklusiven Interview mit Philipp Hedemann, das einen seltenen Einblick in ihr bewegtes Leben gewährt, spricht Uschi Glas offen und ehrlich über Themen, die oft in der Öffentlichkeit tabuisiert werden: Nacktszenen und den Umgang mit ihrer Weiblichkeit, die Liebe in all ihren Facetten, das Durchhalten angesichts von Widrigkeiten, Rassismus im Alltag und in der Gesellschaft, den politischen Wandel und die Herausforderungen im Umgang mit Parteien wie der AfD, ihre Begegnungen mit bekannten politischen Persönlichkeiten wie Willy Brandt und Franz Josef Strauß, ihre Gedanken rund um den Tod und schließlich auch darüber, warum sie sich nie mit dem niedlich gemeinten Etikett „Schätzchen“ identifizieren konnte oder wollte.

„Mit dem Film ‘Zur Sache, Schätzchen’ wurde ich über Nacht berühmt“, erinnert sich Uschi Glas an ihren Durchbruch vor mehr als 55 Jahren. „Für viele Menschen bin ich bis heute das Schätzchen geblieben – das jugendlich-sympathische Mädchen von 1968. Doch jetzt habe ich mein neues Buch veröffentlicht: ‚Ein Schätzchen war ich nie‘. Mit diesem Titel möchte ich ganz bewusst klarmachen, dass ich mich nie auf diesen einen Aspekt meines frühen Erfolgs reduzieren lassen wollte. Ich wollte nie das süße, naive Mädchen sein, das von allen nur als niedlicher Liebling angesehen wird. Ich war immer mehr. Von Anfang an habe ich dafür gekämpft, als ernstzunehmende Schauspielerin und als selbstbestimmte Frau wahrgenommen zu werden.“

In ruhigen, nachdenklichen Worten berichtet Glas weiter: „Schon früh habe ich gespürt, dass in dieser Branche, aber auch in der Gesellschaft insgesamt, oft Stereotype und Klischees über Frauen herrschen. Wenn jemand einen einmal als ‚Schätzchen‘ abgestempelt hat, dann ist es schwer, daraus wieder auszubrechen. Ich habe in meiner Karriere oft gezielt Rollen gewählt oder abgelehnt, um mich weiterzuentwickeln und nicht in eine Schublade gesteckt zu werden. Natürlich gab es auch Angebote zu Nacktszenen, insbesondere in den Sechziger- und Siebzigerjahren war das ein großes Thema. Ich musste aber für mich herausfinden, womit ich mich wohlfühle und wo meine persönlichen Grenzen liegen.“

Auch in Sachen Liebe spricht Uschi Glas voller Offenheit – über Leidenschaft, aber auch über Enttäuschungen und den Mut, immer wieder neu zu lieben. „Liebe ist ein zentrales Thema meines Lebens. Ohne Liebe – nicht nur die romantische, sondern auch die freundschaftliche und familiäre Liebe – wäre mein Leben sehr viel ärmer gewesen. Aber Liebe erfordert immer den Mut, sich selbst treu zu bleiben, auch in schweren Zeiten. Sie lehrt Loslassen, Verzeihen, aber auch Stolz und Trotz, wenn eigene Werte infrage gestellt werden“, erklärt sie.

Besonders bewegt äußert sie sich zu gesellschaftlichen Phänomenen wie Rassismus und Rechtspopulismus: „Es schmerzt mich, wenn ich sehe, wie Menschen wegen ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe ausgegrenzt werden. In den letzten Jahren ist die Debatte durch das Erstarken der AfD noch schärfer geworden. Ich habe viele Jahre gebraucht, um für mich eine Haltung zu entwickeln, die aufklärt, aber auch Grenzen aufzeigt. Respekt, Mitmenschlichkeit und Toleranz sollten niemals verhandelbar sein – darin sehe ich meine Verantwortung als öffentliche Persönlichkeit, aber auch als Mensch.“

Im Wechsel der Jahrzehnte begegnete Glas immer wieder Persönlichkeiten, die die deutsche Geschichte maßgeblich beeinflusst haben. Sie erinnert sich: „Willy Brandt war für mich ein Politiker, der für Erneuerung und Mitgefühl stand, der aber auch polarisiert hat. Franz Josef Strauß auf der anderen Seite verkörperte eine ganz andere, aber ebenso starke Prägung für das Land. Solchen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, hat mich geprägt und mein politisches Bewusstsein geschärft.“

Trotz aller Erfolge und Auszeichnungen bleibt Glas bescheiden und denkt auch oft über Vergänglichkeit und Tod nach: „Je älter ich werde, desto mehr wird mir bewusst, wie kostbar Zeit ist. Ich habe Geliebte und Freunde verloren, das hat mich oft traurig gemacht. Aber es hat mir auch gezeigt, dass ich das Leben jeden Tag bewusst gestalten und genießen will.“

Der Titel ihres neuen Buches ist somit ein Statement der Eigenständigkeit und Ehrlichkeit. „Ich war und bin kein Schätzchen. Ich möchte nicht auf eine Rolle reduziert werden, sondern als die vielseitige und auch widersprüchliche Person wahrgenommen werden, die ich bin“, betont Uschi Glas.

So blickt die Schauspielerin an ihrem 80. Geburtstag zurück – auf ein Leben voller Gegensätze: Erfolg und Krisen, Lebensfreude und Nachdenklichkeit, Liebe und Verlust. Ihr Lebensweg ist eine Inspiration für viele: Wer sich treu bleibt, der kann trotz aller Widerstände seinen eigenen Weg gehen.

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