Der Fluch des Engels: Farrah Fawcetts tragischer Kampf vom Poster-Glamour zur stillen Krebshölle

Farrah Fawcett. Allein die Nennung dieses Namens ruft sofort ein archetypisches Bild hervor: das strahlende, blonde Haar, das unwiderstehliche Lächeln und natürlich der rote Einteiler. Das Poster von 1976 ist nicht nur ein Stück Popkultur, es ist eine kulturelle Chiffre für die Unschuld und den Optimismus der späten 70er Jahre. Es wurde zum meistverkauften Poster in der Geschichte, ein Phänomen, das eine junge Texanerin über Nacht zur globalen Ikone machte. Doch die Geschichte von Farrah Fawcett ist weit mehr als nur ein roter Badeanzug. Es ist eine Saga über den immensen Preis des frühen Ruhms, über den mutigen Kampf einer Künstlerin, die sich aus dem Käfig des Sexsymbols befreien wollte, und über einen herzzerreißenden, stillen Kampf gegen eine der grausamsten Krankheiten. Die Welt sah den Engel. Aber ihr Leben war von Dramen und Tragödien gezeichnet, die nur wenige erahnen konnten.

Der Aufstieg: Vom Campus-Star zur Pop-Ikone

Geboren wurde Fawcett am 2. Februar 1947 in Corpus Christi, Texas, als jüngere von zwei Töchtern. Schon früh deutete sich ihre außergewöhnliche Präsenz an. Auf der W. B. Ray High School wurde sie von ihren Mitschülern zur „Schönsten“ gewählt – eine Ehre, die sie sowohl in ihrem Junior- als auch in ihrem Senior-Jahr erhielt. Auch an der University of Texas in Austin, wo sie zunächst Mikrobiologie studierte, bevor sie zur Kunst wechselte, setzte sich dieser Trend fort. Im ersten Studienjahr wurde sie zu einer der „zehn schönsten Studentinnen“ des Campus gekürt – eine Auszeichnung, die zuvor noch nie einem Studienanfänger zuteilwurde. Ihre Fotos landeten bei Agenturen in Hollywood, und obwohl sie anfangs ablehnte, gab sie dem Drängen des Hollywood-Agenten David Mirisch schließlich nach. 1968 zog sie nach Los Angeles, bereit, ihr Glück zu versuchen.

Der Wendepunkt kam 1976, als die Posterfirma Pro Arts Inc. die Idee für ein Farrah-Fawcett-Poster vorschlug. Das legendäre Fotoshooting mit dem Fotografen Bruce McBroom fand statt. Fawcett stylte sich selbst, schminkte sich ohne Spiegel und verstärkte ihre blonden Strähnen mit einem Spritzer Zitronensaft – ein Detail, das den legendären „Farrah-Look“ festigte. Aus 40 Filmrollen wählte sie sechs Favoriten. Eines davon, das Bild im roten, einteiligen Badeanzug, machte sie unsterblich und verkaufte sich millionenfach. Es war der Goldstandard der späten 70er Jahre.

Im selben Jahr folgte die Rolle, die ihr Schicksal besiegeln sollte: Jill Munroe in der Fernsehserie Drei Engel für Charlie. Obwohl sie nur eine von drei Hauptdarstellerinnen war, dominierte Fawcett die Popularitätsumfragen und gewann schnell den People’s Choice Award als beliebteste Darstellerin. Die Serie, die am 22. September 1976 offiziell debütierte, katapultierte sie endgültig in den Status eines Superstars.

Der Bruch: Vom Sexsymbol zur Charakterdarstellerin

Der Ruhm hatte einen hohen Preis. Gefangen im Korsett des Sexsymbols, traf Fawcett im Frühjahr 1977 eine mutige und für viele schockierende Entscheidung: Sie verließ Drei Engel für Charlie nach nur einer Staffel. Was folgte, war ein juristisches Tauziehen mit dem Sender NBC und eine Reihe von Filmflops, die von der Kritik verrissen wurden. Filme wie Somebody Killed Her Husband (1978) und der Science-Fiction-Film Saturn 3 (1980) erhielten ungünstige Kritiken und floppten an den Kinokassen. Die Medien frohlockten über den scheinbaren Absturz des Engels.

Doch Farrah Fawcett war entschlossen, mehr als nur schöne Haare zu sein. Sie vollzog eine dramatische, bewusste Wende hin zu ernsthaften, anspruchsvollen Rollen. 1983 trat sie in der umstrittenen Off-Broadway-Produktion Extremities auf und spielte ein versuchtes Vergewaltigungsopfer, das den Spieß gegen ihren Angreifer umdreht. Es war eine erschütternde und mutige Darbietung, die ihr Kritikerlob einbrachte.

Der wahre Durchbruch als ernsthafte Schauspielerin gelang ihr 1984 mit dem auf Fakten basierenden Fernsehfilm The Burning Bed (Das brennende Bett). Ihre Darstellung der misshandelten Ehefrau Francine Hughes, die ihren gewalttätigen Mann in Brand setzt, brachte ihr die erste von insgesamt vier Emmy-Nominierungen ein. Das Projekt war so wirkungsvoll, dass es als erster Fernsehfilm eine landesweite 800er-Nummer zur Verfügung stellte, um Opfern häuslicher Gewalt Hilfe anzubieten. Fawcett war nicht länger nur ein Engel; sie war eine mutige Stimme für das Drama und den Schmerz im realen Leben.

Die Königin des Dramas und die Achterbahn der Liebe

Diese Karrierewende festigte sich in den folgenden Jahren. Für die Filmversion von Extremities (1986) erhielt sie eine Golden Globe-Nominierung. Besonders gefeiert wurde ihre Darstellung der verurteilten Mörderin Diane Downs in der Miniserie Small Sacrifices (1989), die ihr eine zweite Emmy-Nominierung und eine sechste Golden Globe-Nominierung einbrachte. Die Peabody Awards hoben ihre Leistung hervor und erklärten, Fawcett vermittle einen Realismus, „der in Fernsehserien selten zu sehen ist.“ Farrah Fawcett hatte sich neu erfunden und ihren Kritikern das Gegenteil bewiesen.

Auch ihr Privatleben war eine Achterbahnfahrt der Extreme. Von 1973 bis 1982 war sie mit dem Fernsehstar Lee Majors verheiratet, ein Paar, das in den 70ern als eines der glamourösesten Hollywoods galt, aber bereits 1979 getrennte Wege ging. Ihre turbulenteste und berühmteste Beziehung war jedoch die mit dem Schauspieler Ryan O’Neal. Die Liebe hielt, mit Unterbrechungen, über Jahrzehnte und brachte 1985 den gemeinsamen Sohn Redmond James zur Welt. Es war eine stürmische, leidenschaftliche und oft schmerzhafte Verbindung, die 1997 endete, als sie O’Neal Berichten zufolge mit einer anderen Schauspielerin im Bett erwischte. Später, von 1997 bis 1998, wurde Fawcett Opfer häuslicher Gewalt durch den kanadischen Filmemacher James Orr, der verhaftet und verurteilt wurde.

Selbst im Alter bewies Fawcett ihren rebellischen Geist. Nachdem sie jahrelang die Freigabe von Nacktfotos verweigert hatte, posierte sie 1995 und 1997 für den Playboy. Im Alter von 50 Jahren war die Ausgabe von 1997 ein weiterer Verkaufsschlager, der sie auch als Künstlerin zeigte, die ihren eigenen Körper benutzte, um auf Leinwand zu malen – ein früher Traum, den sie verwirklichte.

Der Letzte Kampf: Die Hölle der Krankheit

Der tragischste Akt in Farrah Fawcetts Leben begann 2006, als bei ihr Analkrebs diagnostiziert wurde. Sie unterzog sich einer intensiven Behandlung mit Chemotherapie und Operationen. Am 60. Geburtstag, dem 2. Februar 2007, berichtete die Associated Press noch hoffnungsvoll, Fawcett sei krebsfrei. Doch die Erleichterung währte nicht lange. Nur drei Monate später, im Mai 2007, erlitt Fawcett ein schreckliches Rezidiv. Bei ihr wurde Krebs im Stadium IV diagnostiziert, der bereits in ihre Leber metastasiert hatte. Die 5-Jahres-Überlebensrate lag bei weniger als 20 Prozent.

Farrah Fawcett, die zeitlebens mutig und unkonventionell gewesen war, traf eine weitere kontroverse Entscheidung: Da sie keine Kolostomie durchführen lassen wollte, reiste sie nach Deutschland, um sich alternativen und oft als „aggressiv“ beschriebenen Behandlungen zu unterziehen. Diese Behandlungen, die von Laserablation bis zu Chemoembolisation reichten, waren ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Tumoren bildeten sich zunächst zurück, doch sie kamen wieder.

Die letzten Monate ihres Lebens waren von zunehmendem Leid und öffentlicher Anteilnahme geprägt. Anfang April 2009 wurde sie in den USA ins Krankenhaus eingeliefert. Berichte über ihren kritischen Zustand machten die Runde. Ryan O’Neal wich ihr in dieser Zeit nicht von der Seite. Er berichtete, sie verbringe ihre Tage zu Hause mit Infusionen und schlafe viel.

Am 25. Juni 2009 um 2:28 Uhr morgens starb Farrah Fawcett im Saint John’s Health Center in Santa Monica, Kalifornien, im Alter von nur 62 Jahren an den Folgen des Analkrebses. Ryan O’Neal und ihre langjährige Freundin Alana Stewart waren an ihrer Seite. Es war ein stilles, tragisches Ende für eine Frau, deren Leben so laut und ikonisch begonnen hatte.

Nur wenige Wochen nach ihrem Tod, am 16. Juli 2009, erhielt Farrah Fawcett posthum ihre vierte Emmy-Nominierung – dieses Mal als Produzentin der Dokumentation Farrah’s Story, die ihren eigenen Kampf gegen die Krankheit dokumentierte. Es war eine bittersüße, posthume Anerkennung ihres Mutes und ihrer Bereitschaft, ihre Verletzlichkeit mit der Welt zu teilen. Farrah Fawcett war nicht nur das Mädchen mit den ikonischen Haaren und dem roten Badeanzug. Sie war eine Künstlerin, eine Kämpferin und eine Frau, die sich mutig weigerte, auf die ihr zugedachte Rolle reduziert zu werden. Ihr wahres Vermächtnis liegt nicht in den Millionen verkauften Postern, sondern in der kompromisslosen Hingabe, mit der sie das tiefe, ungeschminkte Drama des menschlichen Lebens auf der Leinwand und im wirklichen Leben darstellte.

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