Die Einsamkeit des Königs: Engelbert Humperdincks trauriges Leben zwischen Weltruhm, Millionenbetrug und dem Verlust seiner großen Liebe Patricia

Die bittersüße Melodie: Das traurige späte Leben von Engelbert Humperdinck – Ein Superstar, besiegt von Liebe und Verrat

Engelbert Humperdinck. Der Name ist ein Synonym für große Romantik, für Samtstimme, für Jahrzehnte ausverkaufter Shows in Las Vegas und für über 140 Millionen verkaufte Tonträger. Der Mann, der als Arnold George Dorsey auf Bänken schlief und gegen die Tuberkulose kämpfte, um dann die Spitze der Charts zu erklimmen, galt als der Inbegriff des Glücks und des Erfolgs. Doch heute, mit fast 90 Jahren, ist der Glanz der Scheinwerfer nur noch ein schwacher Trost. Hinter den berühmten Koteletten und dem ewigen Crooner-Lächeln verbirgt sich die Geschichte eines Mannes, der ein Vermögen verlor, von falschen Freunden betrogen wurde und den schmerzhaftesten aller Verluste erlitt: den Abschied von seiner Ehefrau und Seelenverwandten Patricia Healey.

Sein jetziges Leben ist eine bittersüße Melodie aus anhaltendem Ruhm und tiefer, persönlicher Trauer. Es ist die Geschichte, wie der König der Balladen lernte, mit einem gebrochenen Herzen weiterzusingen – nicht für das Publikum, sondern für die Liebe seines Lebens, die gegangen ist.

Der lange Weg aus der Unsichtbarkeit

Lange bevor er zum globalen Phänomen Engelbert Humperdinck wurde, war er Arnold George Dorsey, der Träumer und Außenseiter. Geboren 1936 in Madras, Britisch-Indien, als neuntes von zehn Kindern, erlebte er als Kind einen dramatischen Bruch, als seine Militärfamilie 1947 in das vom Krieg gezeichnete Leicester, England, umzog. Dieser Wechsel war traumatisch. Vom relativen Komfort des kolonialen Lebens fand sich der junge Arnold in einer harten Nachkriegswelt wieder.

Die Schule in Leicester war eine Zeit der Ausgrenzung. Seine indischen Züge, seine ungewohnte Kleidung, seine sanftere Art – all das machte ihn zum Ziel. Er fühlte sich ausgeschlossen, „unsichtbar“ und galt als Träumer, dessen Kopf stets am Fenster hing, nicht auf den Schulbüchern. Mit 15 Jahren verließ er die Schule auf Wunsch seines Vaters, um eine Lehre in einer Maschinenbaufabrik zu beginnen. Sein erster Lohn: 28 Schilling. Er lebte von fünf Schilling pro Woche. Die Arbeit war stumpf, aber die militärischen Erwartungen seines Vaters erlaubten kein Aufgeben. Doch im Verborgenen blühte die Musik.

Seine Schüchternheit war lähmend. Er sang nur heimlich, versteckt hinter Vorhängen oder unter Tischen. Sein erster öffentlicher Auftritt als „Jerry Dorsey“ brauchte den Mut eines Pints Bieres. Der Applaus, den er damals für den Song “Wanted” erhielt, war der erste Hauch von Anerkennung in einem Leben voller Unsichtbarkeit. Es war ein Funken, der ihn weitermachen ließ, auch als das Schicksal zuschlug.

Der Schlag, der fast alles beendete

Jahre des Kampfes in Arbeiterclubs und erfolgloser Singles unter dem Namen Jerry Dorsey folgten. Er lebte in Armut, versteckte sich zeitweise in Telefonzellen. Mit 25, gerade als er genug verdient hatte, um seinen Eltern ein Haus zu kaufen, traf ihn der härteste Schlag: Tuberkulose. Neun Monate lag er im Krankenhaus, kämpfte um sein Leben und wusste nicht, ob er je wieder würde singen können.

Als er genesen war, war alles weg. Er musste das Haus abgeben, ging pleite, schuldetet Steuern. Er musste ganz von vorne beginnen, geplagt von lähmender Nervosität. Sein Vater, der sich einen Ingenieur gewünscht hatte, war enttäuscht. Doch Arnold war zu stur, um aufzugeben. Er wollte „etwas aus meinem Leben machen.“

Der Wendepunkt kam 1965, als der Manager Gordon Mills – der bereits Tom Jones betreute – Arnold Dorsey in Engelbert Humperdinck umbenannte, nach einem deutschen Opernkomponisten. Es war eine bizarre, aber geniale Marketing-Idee.

Der Triumph, der die Beatles stoppte

Zwei Jahre später, 1967, kam der legendäre Durchbruch. Der Song „Release Me“, der monatelang auf Eis gelegen hatte, wurde nach einem spontanen Fernsehauftritt im London Palladium veröffentlicht. Die Popularität explodierte förmlich. In der Spitze verkaufte sich die Single fast 85.000 Mal pro Tag.

Dieser Erfolg war so gewaltig, dass er in Großbritannien ein historisches Ereignis markierte: Er verhinderte, dass die Beatles mit ihrer Doppel-A-Seite „Strawberry Fields Forever“ und „Penny Lane“ die Spitze der britischen Charts erreichten. Humperdincks Single blieb unglaubliche 56 Wochen lang in den Top 50. Arnold Dorsey war Geschichte; Engelbert Humperdinck war geboren.

Er wurde zum „King of Romance“, füllte Hallen in Las Vegas, moderierte seine eigene Show und landete weitere Welthits wie „There Goes My Everything“, „The Last Waltz“ und „A Man Without Love“. Die Musikpresse tat ihn oft als bloßen „Crooner“ ab, aber seine über 80 Alben und unzähligen Tourneen zementierten seinen Status als einer der größten britischen Popexporte.

Der bittere Preis des Ruhms: Verrat und finanzielle Trümmer

Humperdincks Aufstieg zum Ruhm war jedoch nicht von Geschäftssinn begleitet. Er selbst reflektierte später: „Es gibt zwei Wörter hier: Da ist Show und da ist Business. Ich mache die Show, und die Geschäftsleute kümmern sich ums Business.“

Diese Arbeitsteilung, in der er blind auf sein Management vertraute, führte zur Katastrophe. Sein langjähriger Manager, dem er bedingungslos vertraute, nutzte seine Position aus, um Millionen aus den Einnahmen des Sängers für eigene Spielschulden zu begleichen. „Ich habe Vermögen verloren“, gestand Humperdinck. „Meine Unwissenheit hat viel Herzschmerz in meinem Leben verursacht.“

Er verlor riesige Summen durch den Verrat und eine Reihe schlechter Geschäftsentscheidungen. Er verkaufte seine Anteile an der Firma MAM zur falschen Zeit, kurz bevor deren Wert explodierte. Später verlor er eine ganze Investition in ein Hotel in Mexiko aufgrund rechtlicher Formalitäten, die ihm verschwiegen wurden. Diese Fehltritte beruhten nicht auf Verschwendungssucht, sondern auf einem naiven Glauben an die Ehrlichkeit anderer. Die Narben dieser Verluste bleiben bis heute. Erst als sein Sohn Scott Dorsey die Geschäfte übernahm, kehrte Stabilität ein.

Patricia: Die unerschütterliche Liebe, die alles überdauerte

Inmitten des Chaos von Ruhm, Betrug und Tourneen gab es einen Felsen, der niemals wankte: Patricia Healey.

Engelbert und Patricia lernten sich 1956 in einem Tanzpalast kennen. Sie war 17, er 20, ein mittelloser, kämpfender Sänger. Sie teilten nichts als Träume und Liebe. Während seine Familie ihn drängte, einen „richtigen Job“ anzunehmen, glaubte Patricia felsenfest an ihn: „Er wird das tun, was er tun will. Er ist ein sehr sturer Mensch“, sagte sie. Sie war diejenige, die ihm das Geld für einen Gesangswettbewerb lieh, dessen Preisgeld von 75 Pfund sein Leben veränderte.

Ihre Liebe überdauerte 56 Jahre, vier Kinder und die Stürme des Showgeschäfts. Patricia duldete keine Lügen, und Humperdinck respektierte das. In seiner Autobiografie sprach sie unverblümt über seine Affären und betonte, dass es ihr egal war, solange es nur sexuell war und keine Beziehung daraus wurde. Sie war stark, gefasst und ehrlich – und das Fundament seines Lebens.

Der letzte Walzer: Der lange Abschied von seiner Seelenverwandten

Der lange Abschied begann 2011, als bei Patricia Alzheimer diagnostiziert wurde. Der Romantiker, der Millionen in Ekstase versetzte, wurde zum hingebungsvollen Pfleger. Engelbert stürzte sich mit derselben Leidenschaft, die er in seine Karriere investierte, in den Kampf gegen die Krankheit. Er versuchte alles: Stammzellentherapie, Elektroakupunktur, heiliges Wasser aus Lourdes.

Nach drei Jahren der Stille, in denen Patricia ihn nicht erkannte, geschah das Wunder: Sie sagte seinen Namen wieder. Er dachte, sie würden es schaffen.

Doch Anfang 2021 fand Covid-19 seinen Weg in ihr Zuhause in Los Angeles. Patricia kämpfte, überlebte das Virus, aber ihr geschwächtes Herz gab auf. Am 5. Februar starb sie an einem Herzstillstand. Engelbert war an ihrer Seite, die Kinder per Videoanruf zugeschaltet.

Der Verlust traf ihn zutiefst. „Man merkt erst, was man verloren hat, wenn es weg ist“, sagte er. „Dein ganzes Denken verändert sich, dein Herz verändert sich, deine ganze Welt verändert sich.“

Er hätte sich zur Ruhe setzen können, doch das hätte Patricia nicht gewollt. „Du musst weitermachen“, hatte sie ihm immer gesagt. „Es ist dein Beruf.“

Singen für die Ewigkeit

Heute, mit fast 90, steht Engelbert Humperdinck immer noch auf der Bühne. Er trägt stolz seine gefärbten Haare und die berühmten Koteletten als Hommage an den Mann, in den sich Patricia einst verliebte. Er tourt, er nimmt Alben auf, und er erlebt eine späte Renaissance, da seine alten Hits (wie „A Man Without Love“) in modernen Produktionen wie Marvels „Moon Knight“ ein neues, jüngeres Publikum finden.

Aber nun schmerzt jeder Liedtext, jeder Song hat eine tiefere Bedeutung. Sein Album „All About Love“ ist sein Tribut an sie. Wenn er heute singt, singt er für sie. „Sie war mein Fels, meine Seelenverwandte“, sagt er.

Sein Leben ist ein Beweis für die Kraft des Durchhaltevermögens – ein Mann, der aus der Armut, über die Krankheit und den Verrat hinwegstieg, nur um am Ende vor dem schmerzhaftesten aller Gegner zu stehen: dem Tod seiner großen Liebe. Engelbert Humperdinck hat Vermögen verloren und musste unerträglichen Schmerz ertragen. Was ihn am Leben hält, ist nicht nur die Gewohnheit der Bühne, sondern die stille Pflicht, die Melodie weiterzusingen, die er seiner geliebten Patricia gewidmet hat. Hinter jedem Mann steht eine großartige Frau, sagte er. Und sie war seine.

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