Er ist der Mann mit den stahlblauen Augen, dem verschmitzten Lächeln und den flinken Fäusten, der an der Seite seines unvergesslichen Partners Bud Spencer Kinogeschichte schrieb. Terence Hill, geboren als Mario Girotti, hat sich mit fast 87 Jahren in die Herzen von Generationen gebrannt. Doch hinter der Fassade des unbesiegbaren Haudegens und charmanten Abenteurers verbirgt sich ein Leben voller dramatischer Wendungen, herzzerreißender Verluste und einer emotionalen Tiefe, die nur wenige erahnen. Nun, im Spätherbst seines Lebens, bricht die Legende ihr Schweigen und gibt endlich zu, was viele Fans seit langem vermutet haben: Sein Leben war weitaus komplexer und schmerzhafter, als es die heile Welt seiner Filme je erahnen ließ.

Die Anfänge eines Weltstars: Von Venedig nach Deutschland und zurück
Geboren am 29. März 1939 in Venedig, als Sohn eines italienischen Chemikers und einer deutschen Mutter aus Dresden, schien sein Weg bereits früh von einer faszinierenden kulturellen Dualität geprägt. Die ersten Jahre seines Lebens verbrachte Mario in dem kleinen Ort Lommatzsch in Sachsen, wo er die Schrecken des Zweiten Weltkriegs hautnah miterlebte. Die Bombardierungen Dresdens, die er als kleiner Junge überlebte, hinterließen tiefe Narben in seiner Seele – ein Trauma, über das er erst Jahrzehnte später öffentlich sprechen konnte. Diese frühen Erfahrungen von Verlust und Zerstörung formten einen Charakter, der später in seinen Rollen immer wieder durchscheinen sollte: ein Mann, der trotz aller Widrigkeiten nie seinen Optimismus und seinen unerschütterlichen Glauben an das Gute verliert.
Nach dem Krieg kehrte die Familie nach Italien zurück, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Entdeckt wurde der junge Mario im Alter von nur 12 Jahren von dem italienischen Filmemacher Dino Risi, der ihm seine erste kleine Rolle in “Vacanze col gangster” (1951) verschaffte. Es war der Beginn einer beispiellosen Karriere, die ihn zunächst unter seinem bürgerlichen Namen zu einem gefragten Darsteller im italienischen Kino machte. Doch der internationale Durchbruch sollte erst kommen, als er sich einen amerikanisch klingenden Künstlernamen zulegte. Aus einer Liste mit 20 Vorschlägen wählte er „Terence Hill“ – ein Name, der bald zum Synonym für Action, Komödie und unvergessliche Leinwandmomente werden sollte.
Die unsterbliche Freundschaft: Bud Spencer und Terence Hill
Man kann nicht über Terence Hill sprechen, ohne seinen kongenialen Partner Bud Spencer zu erwähnen. Das Zusammentreffen der beiden ungleichen Giganten war mehr als nur ein Glücksfall der Filmgeschichte; es war die Geburt eines Duos, das die Kinolandschaft für immer verändern sollte. Ihr erster gemeinsamer Film, „Gott vergibt… Django nie!“ (1967), war noch ein ernster Italowestern. Doch schnell erkannten die Produzenten das unglaubliche komödiantische Potenzial, das in der Dynamik zwischen dem schlanken, agilen Hill und dem bärbeißigen, schwergewichtigen Spencer schlummerte.
Was folgte, war eine Serie von Kultfilmen, die bis heute einen unerreichten Status genießen. „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ (1970) und „Vier Fäuste für ein Halleluja“ (1971) revolutionierten das Westerngenre, indem sie es mit Slapstick, Humor und einer ansteckenden Leichtigkeit anreicherten, die das Publikum im Sturm eroberte. Die Prügelszenen, choreografiert wie ein Ballett der Backpfeifen, wurden zu ihrem Markenzeichen. Doch es war die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, die den wahren Zauber ausmachte. Ihre Freundschaft auf der Leinwand wirkte so authentisch, weil sie auch im wahren Leben existierte. Sie waren mehr als nur Kollegen; sie waren Brüder im Geiste, die sich blind verstanden und ergänzten.
Terence Hill war dabei stets der smarte, listenreiche Fuchs, der mit Witz und Charme seine Ziele erreichte, während Bud Spencer als der gutmütige, aber schlagkräftige Dampfhammer für Ordnung sorgte. Zusammen waren sie unschlagbar – eine Kombination, die das Publikum liebte und die die Kinokassen klingeln ließ. Filme wie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ (1972), „Zwei Asse trumpfen auf“ (1981) oder „Das Krokodil und sein Nilpferd“ (1979) wurden zu internationalen Blockbustern und machten Hill zu einem der bestbezahlten Schauspieler Europas.

Der Schicksalsschlag, der alles veränderte
Doch während die Welt über seine Filme lachte, durchlebte Terence Hill privat eine Tragödie, die sein Leben für immer zeichnen sollte. 1990, während der Vorbereitungen zu den Dreharbeiten für den Film „Lucky Luke“ in den USA, verlor er seinen 16-jährigen Adoptivsohn Ross bei einem tragischen Autounfall. Ross, der in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte und bereits in einigen seiner Filme mitgewirkt hatte, war auf dem Weg zum Set, als er auf einer vereisten Straße die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und gegen einen Baum prallte.
Dieser unfassbare Verlust stürzte Terence Hill in eine tiefe Krise. Er, der auf der Leinwand jeden Bösewicht besiegen konnte, war im wahren Leben mit einem Schmerz konfrontiert, gegen den es keine Fäuste und keine flotten Sprüche gab. Lange Zeit zog er sich aus der Öffentlichkeit zurück, um seine Trauer zu bewältigen. Es war eine Zeit, in der viele glaubten, die strahlende Karriere des Terence Hill sei zu Ende. Er selbst hat in seltenen Interviews angedeutet, wie sehr ihn dieser Schicksalsschlag getroffen hat. „Es gibt einen Schmerz, der nie vergeht“, gestand er einmal mit leiser Stimme. „Man lernt nur, damit zu leben.“
Es war seine Frau Lori, mit der er seit 1967 glücklich verheiratet ist, und sein älterer Sohn Jess, die ihm in dieser dunkelsten Zeit seines Lebens Halt gaben. Die Familie, die für ihn immer das Wichtigste war, wurde zu seinem Fels in der Brandung. Langsam, Schritt für Schritt, kämpfte er sich zurück ins Leben und fand schließlich auch die Kraft, wieder vor die Kamera zu treten.
Die Rückkehr als Don Matteo: Eine neue Ära
Im Jahr 2000 überraschte Terence Hill seine Fans mit einer Rolle, die niemand von ihm erwartet hätte. In der italienischen Fernsehserie „Don Matteo“ spielte er einen Priester, der auf seinem Fahrrad durch die malerischen Gassen Umbriens fährt und mit kriminalistischem Spürsinn und einer großen Portion Menschlichkeit Kriminalfälle löst. Die Serie wurde zu einem sensationellen Erfolg und lief über 13 Staffeln.
Die Rolle des Don Matteo war für Hill mehr als nur ein Job; sie war eine Form der Therapie. Die Figur des weisen und gütigen Priesters, der den Menschen Trost spendet und ihnen in schwierigen Zeiten beisteht, spiegelte seine eigene innere Suche nach Frieden und Sinn wider. Er verlieh der Figur eine Authentizität und eine emotionale Tiefe, die das Publikum berührte. Es schien, als habe er seinen eigenen Schmerz und seine Lebenserfahrung in die Rolle eingebracht und damit eine Figur geschaffen, die weit mehr war als nur ein fiktiver Charakter.

Das Geständnis im Alter: Die Wahrheit hinter dem Lächeln
Mit fast 87 Jahren blickt Terence Hill auf ein bewegtes Leben zurück. Er hat die Höhen des Ruhms erklommen und die tiefsten Täler des Schmerzes durchschritten. Und nun, in der Stille des Alters, gibt er das zu, was viele immer vermutet haben: Das strahlende Lächeln war oft eine Maske, hinter der er seine Sorgen und seine Trauer verbarg. „Die Leute sehen den Helden auf der Leinwand“, sagte er kürzlich in einem seiner seltenen, nachdenklichen Momente. „Aber der wahre Kampf findet im Inneren statt.“
Er gesteht, dass der frühe Tod seines Sohnes eine Wunde hinterlassen hat, die nie ganz verheilt ist. Doch er hat auch gelernt, dass das Leben weitergeht und dass die Liebe seiner Familie die stärkste Kraft ist, die es gibt. Seine lange und glückliche Ehe mit Lori, die ihn durch alle Stürme begleitet hat, ist für ihn das größte Geschenk.
Terence Hill, die Legende, der Held unserer Kindheit, ist im Alter nicht nur weiser, sondern auch verletzlicher geworden. Er hat sich geöffnet und uns einen Blick in seine Seele gewährt – eine Seele, die ebenso reich an Freude wie an Schmerz ist. Sein Vermächtnis sind nicht nur die unzähligen Lacher und die unvergesslichen Prügelszenen, sondern auch die Botschaft, dass wahre Stärke darin liegt, nach jedem Fall wieder aufzustehen und den Glauben an das Gute niemals zu verlieren. Und so bleibt er für uns das, was er immer war: ein echter Held, auf der Leinwand und im wahren Leben.