s war einer der spannendsten Fälle von häuslicher Gewalt, den Amerika in den vergangenen Monaten verfolgte. Rapstar Sean „P. Diddy“ Combs wurde im September 2024 in New York festgenommen. Seine Partnerin hatte ihm vorgeworfen, sie zehn Jahre lang gegen ihren Willen festgehalten, missbraucht, bedroht und genötigt zu haben. Seine sexuellen Wünsche seien dabei besonders abartig gewesen, berichtete sie. Es folgten weitere Frauen, die von ähnlichen Erlebnissen berichteten. Jetzt erwartet Combs das Urteil.
Nach einem achtwöchigen Prozess wurde der 55-Jährige Anfang Juli in zwei Fällen der zwanghaften Prostitution für schuldig gesprochen. Er habe über Jahrzehnte ungehindert Gewalt gegenüber Frauen angewendet und körperliche sowie emotionale Schäden bei seinen Opfern verursacht, befand die Jury. Zu den Anklagepunkten der Verschwörung zur organisierten Kriminalität und des Menschenhandels entschieden die Geschworenen auf unschuldig. Wäre der Rapper auch in diesen Punkten für schuldig gesprochen worden, hätte ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe gedroht. Nun fordert die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von elf Jahren und drei Monaten. Die Strafe müsse die Art und Weise widerspiegeln, wie er die Taten begangen habe, hieß es in der Begründung. Es seien durchaus auch 20 Jahre Gefängnis möglich, hieß es aus Gerichtskreisen.
“P. Diddy“ bei den MTV Video Music Awards 2023. Die letzten 13 MOnate verbrachte er im GefängnisQuelle: Charles Sykes/Invision/AP
Richter Arun Subramanian hatte eine rasche Entscheidung versprochen, und die soll nun folgen. Das Strafmaß wird am heutigen Freitag verkündet. Am Abend vor seiner Urteilsverkündung schrieb „P. Diddy“ einen langen Brief an den Richter und flehte darin um Gnade. Er beschreibt laut „US-Mirror“ darin seine „schreckliche Zeit“ im Gefängnis und verspricht, „nie wieder ein Verbrechen“ zu begehen. „Ich möchte mich entschuldigen und sagen, wie aufrichtig ich es bedauere, dass ich anderen durch mein Verhalten so viel Leid zugefügt habe. Ich übernehme die volle Verantwortung für meine vergangenen Fehler“, schreibt Combs. „Ich muss zugeben, mein Untergang wurzelte in meinem Egoismus.“ Combs habe sich im Metropolitan Detention Center in Brooklyn eine Zelle mit 25 anderen teilen müssen und täglich um sein Leben gefürchtet. Die 13 Monate dort hätten ihn „für immer verändert“, so Combs.
„Ich bin fest entschlossen, ein drogenfreier, gewaltfreier und friedlicher Mensch zu bleiben“
In dem emotionalen Brief gesteht der Rapper die „häusliche Gewalt“, die er gegenüber seiner Ex-Freundin Cassie Ventura begangen habe und schreibt, er habe „buchstäblich den Verstand verloren“. Täglich seien ihm Bilder von sich durch den Kopf gegangen, wie er Cassie angegriffen habe. Er schlägt dem Richter vor: „Wenn Sie mir eine Chance geben, möchte ich meine Geschichte mit anderen teilen, um zu verhindern, dass mindestens eine Person die Fehler macht, die ich gemacht habe. Ich bin fest entschlossen, ein drogenfreier, gewaltfreier und friedlicher Mensch zu bleiben.“
Der Brief ist ein verzweifelter Versuch von Combs, doch noch davonzukommen. Seine Verteidigung hatte eine 14-monatige Haftstrafe für ihn gefordert. Angesichts der bereits verbüßten Haftzeit würde Combs damit in wenigen Wochen aus dem New Yorker Gefängnis entlassen werden.
Der Brief war nicht der erste, den Richter Arun Subramanian erhielt. Auch Cassie Ventura hatte ihm kürzlich geschrieben und den Richter wissen lassen, dass sie nach wie vor Angst vor dem Rapper hat. „Ich bin so verängstigt, dass wenn er freikommt, seine ersten Handlungen rasche Vergeltungsmaßnahmen mir gegenüber und allen anderen, die sich zu Wort gemeldet haben, sein werden“, schrieb Ventura. Vier Tage lang hatte sie vor Gericht ausführlich von ihren Martyrien unter Combs berichtet.