Peter Maffays schlaflose Nächte: Die herzzerreißende Beichte des Rockstars über Tochter Anouk und die Angst vor der verrinnenden Zeit
„Ich schlafe wenig“: Peter Maffay enthüllt die bittere Wahrheit hinter seiner Rastlosigkeit und wie Tochter Anouk sein Leben für immer verändert hat
Er steht seit über 50 Jahren auf der Bühne, ein Fels in der Brandung der deutschen Musiklandschaft, ein Symbol für unbändige Energie und raue Authentizität. Peter Maffay, der Mann, der Generationen mit Hits wie „Über sieben Brücken musst du gehn“ und „Sonne in der Nacht“ geprägt hat, scheint ein Leben ohne Pausen zu führen. Doch hinter der Fassade des ewig jungen Rockers verbirgt sich ein Mann, der in den stillen Stunden der Nacht mit den großen Fragen des Lebens ringt. In einem seiner bisher persönlichsten Geständnisse offenbart der Musiker nun, was ihn wirklich um den Schlaf bringt – und es ist die eine, unschuldige Kraft in seinem Leben: seine kleine Tochter Anouk.
Für die Öffentlichkeit ist Peter Maffay der Inbegriff eines Power-Pakets. Mit über 70 Jahren strotzt er vor Vitalität, tourt durch ausverkaufte Arenen und engagiert sich mit seiner Stiftung für benachteiligte Kinder. Doch im Gespräch mit der „Süddeutschen Zeitung“ gewährte er einen seltenen, tiefen Einblick in sein Innerstes und sprach über eine Verletzlichkeit, die man dem harten Rocker kaum zutrauen würde. „Ich schlafe relativ wenig“, gestand Maffay. Eine Aussage, die zunächst wie das typische Los eines kreativen Geistes klingen mag, doch der Grund dahinter ist weitaus tiefgründiger und emotionaler.
Die Quelle seiner schlaflosen Nächte ist seine im November 2018 geborene Tochter Anouk, sein spätes Vaterglück mit seiner 38 Jahre jüngeren Ehefrau Hendrikje Balsmeyer. Doch es sind nicht etwa die Sorgen um die Zukunft oder die üblichen nächtlichen Störungen eines Kleinkindes, die ihn wachhalten. Es ist eine viel fundamentalere, fast philosophische Erkenntnis, die ihn seit ihrer Geburt nicht mehr loslässt: die brutale Realität der Vergänglichkeit.
„Seit unsere kleine Tochter auf der Welt ist, empfinde ich die Endlichkeit des Daseins viel stärker“, erklärt Maffay. Ein Satz, der die ganze Wucht seiner späten Vaterschaft auf den Punkt bringt. Wo früher vielleicht der nächste Song, das nächste Album oder die nächste Tournee im Vordergrund standen, ist es heute die verrinnende Zeit, die ihn umtreibt. Die Anwesenheit seiner kleinen Tochter hat seinen Fokus verschoben. Jeder Moment mit ihr ist kostbar, jeder Entwicklungsschritt ein Wunder – und gleichzeitig eine schmerzhafte Erinnerung daran, dass diese gemeinsame Zeit begrenzt ist.
Diese neue Perspektive hat sein Leben radikal verändert. Maffay, der für seinen unermüdlichen Arbeitsethos bekannt ist, hat seine Prioritäten neu geordnet. Der Entschluss, seine großen Tourneen zu beenden, war eine direkte Konsequenz dieser Erkenntnis. Es war eine Entscheidung für die Familie, für Anouk, für das Jetzt. „Ich möchte mehr Zeit mit meiner Familie verbringen“, sagte er damals. Heute wird klar, wie tief dieser Wunsch in der Angst vor verpassten Momenten verwurzelt ist. Er will nicht der Vater sein, der die Kindheit seiner Tochter von der Autobahn oder einer Hotel-Suite aus erlebt. Er will präsent sein, jeden Augenblick aufsaugen.
Die Dynamik in der Familie Maffay ist besonders. Der Altersunterschied zu seiner Frau Hendrikje und das späte Vaterglück schaffen eine einzigartige Konstellation. Anouk, so Maffay, konfrontiert ihn täglich mit der ungeschönten Wahrheit des Lebens. Kinder stellen Fragen, die Erwachsene oft verdrängen. Ihre unschuldige, direkte Art, die Welt zu sehen, kann wie ein Spiegel wirken, der einem die eigene Sterblichkeit vor Augen führt. Es ist diese Konfrontation, die Maffay nachts wachhält, die ihn grübeln lässt über das, was wirklich zählt.
Er beschreibt es als einen Schock, eine plötzliche und überwältigende Realisation. Ein Leben im Scheinwerferlicht, angetrieben von Adrenalin und dem Applaus von Tausenden, kann leicht darüber hinwegtäuschen, dass die Uhr für jeden tickt. Anouks Geburt war für ihn wie ein Weckruf. Sie hat die Illusion der Unendlichkeit durchbrochen und ihn geerdet wie nichts zuvor.
Diese emotionale Offenbarung zeichnet das Bild eines Mannes, der sich im Herbst seiner Karriere neu erfindet – nicht als Musiker, sondern als Mensch, als Vater. Der Rockstar, der einst für Rebellion und Freiheit stand, entdeckt nun die tiefere Bedeutung dieser Worte im Kontext seiner Familie. Es geht nicht mehr nur darum, frei von Konventionen zu sein, sondern darum, frei zu sein für die Menschen, die man liebt. Frei von den Fesseln eines unerbittlichen Terminkalenders, um die einfachen, aber unbezahlbaren Momente des Alltags zu erleben.
Peter Maffays Geständnis ist mehr als nur eine persönliche Anekdote. Es ist eine universelle Geschichte über Liebe, Verlustangst und die Suche nach Sinn. Es zeigt, dass selbst die größten Ikonen am Ende mit denselben menschlichen Ängsten und Hoffnungen konfrontiert sind wie jeder andere auch. Seine schlaflosen Nächte sind kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck tiefster Liebe und eines neu gefundenen Bewusstseins für das, was im Leben wirklich zählt. Und so wird die rastlose Energie, die er einst auf der Bühne entfesselte, nun in die vielleicht wichtigste Rolle seines Lebens kanalisiert: die des präsenten, liebenden Vaters, der jede wache Minute auskostet.