Ein Name, der Generationen verbindet: Conny Froboess. Für viele ist sie ewig das fröhliche Mädchen, das 1951 ganz Deutschland aufforderte: „Pack die Badehose ein!“ Ein unschuldiger Kinderhit, der in der schweren Nachkriegszeit wie ein frischer Wind wirkte und ein ganzes Land zum Lächeln brachte. Doch hinter diesem strahlenden Image der ewigen Jugend verbirgt sich eine Frau von beeindruckender Tiefe, eine ernsthafte Künstlerin, die einen der mutigsten Wandel in der deutschen Unterhaltungsgeschichte vollzog.
Heute, im Alter von 81 Jahren, lebt Cornelia “Conny” Froboess ein Leben in stiller Zurückgezogenheit, geprägt von der Erinnerung an eine über ein halbes Jahrhundert währende Liebe – und von dem tiefen, unauslöschlichen Schmerz über deren Ende. Drei Jahre nach dem Tod ihres Ehemannes, des renommierten Regisseurs Helmut Matthiasek, wird das volle Ausmaß ihres gemeinsamen Weges und ihres heutigen Lebens sichtbar. Es ist die Geschichte einer Frau, die vom größten Teenie-Idol des Landes zur Charakterdarstellerin reifte und dabei lernte, dass die größten Erfolge und die tiefsten Schmerzen oft untrennbar miteinander verbunden sind.

Die goldene Last der frühen Jahre
Geboren 1941, wurde Conny Froboess in eine Welt geworfen, die sich nach Leichtigkeit sehnte. Ihr Talent war unübersehbar. Mit nur 12 Jahren wurde sie zum Phänomen. Was folgte, war ein Aufstieg wie im Bilderbuch: Die 1950er und frühen 1960er Jahre gehörten ihr. Sie war das Gesicht der Schlagerbewegung und des Musikfilms. Mit „Zwei kleine Italiener“ vertrat sie Westdeutschland beim Eurovision Song Contest 1962 und drehte Blockbuster wie „Connie und Peter machen Musik“. Sie war unschuldig, mutig und wurde zum Vorbild.
Doch dieser Ruhm hatte einen Preis. Während Gleichaltrige die Schule besuchten und sich ausprobierten, lebte Conny nach einem straffen Zeitplan zwischen Aufnahmestudios und Filmsets. Sie gestand später, dass sie sich oft nach einer „normalen Kindheit“ sehnte, nach einem Leben ohne den ständigen Druck, eine Ikone sein zu müssen. Sie reifte schneller als andere, gezwungen durch die Erwartungen eines Millionenpublikums. Es war die stille Traurigkeit eines Kindes, das nie ganz die Unschuld genießen durfte, die es verkörperte.
Der mutigste Schritt: Der „Karrierezwischenfall“
Ende der 1960er Jahre stand Conny Froboess an einem Scheideweg, den sie selbst als „Karrierezwischenfall“ bezeichnete. Der Erfolg mit den Jugendmusicals war durchschlagend, doch sie spürte eine künstlerische Leere. Sie stand vor einer folgenschweren Entscheidung: Sollte sie das lukrative Image der Schlagersängerin weiter pflegen oder den Sprung ins ernste Fach wagen – das Theater?
Sie wählte den riskanten Weg. Der Druck war enorm. Das Publikum, das sie als das verspielte Mädchen aus den Musicals liebte, war skeptisch. Konnte die “kleine Conny” wirklich komplexe, innere Rollen auf einer ernsten Bühne darstellen? Die Probennächte in Berlin und München wurden zur Zerreißprobe. Als sie die Einladung erhielt, dem Ensemble der renommierten Schaubühne beizutreten, wusste sie: Wenn sie hier scheiterte, könnte ihre Karriere vorbei sein.
Doch Conny Froboess bewies eine eiserne Disziplin. Sie stürzte sich in ernsthafte künstlerische Arbeit, recherchierte monatelang Charaktere, nahm Kurse und lernte, ihre Ausdrucksweise zu mäßigen und in ihr Innerstes zu blicken. Die Mühe zahlte sich aus. Ihre ersten ernsten Rollen wurden von Kritikern und Publikum gleichermaßen gelobt. Sie hatte es geschafft. Der riskante “Vorfall” wurde zum Sprungbrett, das sie neu definierte. Sie war nicht länger nur ein Teenie-Star; sie war eine vielseitig begabte, ernsthafte Künstlerin.

Die Liebe ihres Lebens: Ein halbes Jahrhundert mit Helmut Matthiasek
In dieser turbulenten Zeit der Neuorientierung trat der Mann in ihr Leben, der ihr Anker werden sollte: der Regisseur und Dramatiker Helmut Matthiasek. Er, der renommierte Bühnenmanager, erkannte ihr Potenzial jenseits der Schlagerwelt. Aus beruflicher Sympathie entwickelte sich eine tiefe Liebe. Sie heirateten und bauten ein gemeinsames Leben auf, das über ein halbes Jahrhundert halten sollte.
Ihre Ehe, die 1967 geschlossen wurde und aus der zwei Kinder hervorgingen, war das Fundament ihres Lebens. Doch Froboess und Matthiasek waren ehrlich: Es war keine reibungslose Märchenromanze. Die Herausforderungen waren immens. Helmut war der ruhige, akribische Intellektuelle, der sich auf langfristige Theaterprojekte konzentrierte; Conny war die Dynamische, gewohnt an enge Zeitpläne, Dreharbeiten und Tourneen.
Oft lebten sie berufsbedingt getrennt. Sie auf Tournee, er in München oder Wien bei Theaterproben. Die Nähe über diese Distanzen aufrechtzuerhalten, erforderte Geduld, Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, zuzuhören. Es gab Spannungen, sei es durch unterschiedliche Erziehungsstile oder den Druck zweier paralleler, anspruchsvoller Karrieren. Was sie jedoch zusammenschweißte, war der tiefe Respekt vor den Entscheidungen des anderen und der unerschütterliche Einsatz für den Zusammenhalt der Familie. Helmut war nicht nur ihr Partner, sondern auch ihr Wegweiser, der sie ermutigte, schwierige Rollen anzunehmen und ihren Horizont zu erweitern.
Die größte Prüfung: Abschied und stiller Schmerz
Der tiefste Schmerz in Conny Froboess’ Leben kam im Jahr 2022. Nach über 50 Jahren der Kameradschaft verstarb Helmut Matthiasek. Sein Weggang hinterließ eine Leere, die Connys Leben stiller machte als je zuvor.
Die letzten Jahre ihrer Ehe waren die größte Prüfung ihrer Liebe. Als Helmut aufgrund von Alter und Krankheit schwächer wurde, zog sich Conny weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Sie widmete einen Großteil ihrer Zeit der Pflege ihres Mannes. Es war eine Zeit der Aufopferung, aber auch der tiefen Zärtlichkeit. Sie sagte, diese Phase habe sie die wahre Bedeutung von “Gemeinschaft” gelehrt – nicht in den glamourösen Momenten, sondern in der stillen Zerbrechlichkeit des Lebens. Sie war an seiner Seite, bis zum Schluss.
Ihr Patensohn, Felix Neureuter, der Conny stets als Verwandte betrachtete, gab einen seltenen Einblick in ihren Zustand nach dem Tod ihres Mannes. Er sah bei ihr eine äußere Ruhe, aber auch einen tiefen, geheimen inneren Schmerz. Conny Froboess brach nicht öffentlich zusammen. Doch in privaten Momenten flossen die Tränen, wenn die Erinnerungen kamen: an Abende, an denen sie gemeinsam Drehbücher lasen, an Ausflüge in die bayerische Landschaft oder an die Momente, in denen sie hinter der Bühne auf ihn wartete. Jede Erinnerung ein Stich ins Herz.
Ein Leben in Dankbarkeit: Conny Froboess mit 81
Heute, im Alter von 81 Jahren, hat Conny Froboess ein ruhiges Leben in Bayern gewählt, nahe bei ihrer Familie und ihren Freunden. Sie ist nicht mehr künstlerisch tätig. Ihre seltenen öffentlichen Auftritte zeigen eine Frau, die immer noch Eleganz und eine strahlende Agilität ausstrahlt, aber auch die Spuren eines langen, erfüllten und oft schweren Lebens trägt.
Sie hat gelernt, den Schmerz als Teil des Weges zu akzeptieren. Anstatt sich von der Trauer verschließen zu lassen, bewahrt sie die Erinnerung an Helmut in ihrem Herzen und ist weiterhin für ihre Kinder, Enkel und langjährigen Freunde da. Herzliche Gespräche und Treffen mit ehemaligen Kollegen sind zu wertvollen Quellen der Ermutigung geworden.
Sie achtet auf sich, hört auf ihren Körper und pflegt kleine Gewohnheiten, die ihr Trost spenden: Bücher lesen, Musik hören, vielleicht leise ein paar Melodien singen, die einst ihren Ruhm begründeten. Finanziell ist sie durch ihre lange, kluge Karriere abgesichert, lebt aber bescheiden in ihrem Haus in Bayern, das einst ein Treffpunkt für Künstlerfreunde war.
Conny Froboess’ Vermächtnis misst sich nicht in Geld. Es liegt in ihrer unglaublichen Wandlungsfähigkeit – vom Kinderstar zur ernsthaften Mimin. Es liegt in ihrer Beharrlichkeit, sich gegen alle Widerstände neu zu erfinden. Und es liegt in ihrem Zeignis einer Liebe, die alle Höhen und Tiefen, Distanzen und Krankheiten überdauerte. Sie ist der lebende Beweis dafür, dass man die Zeit überdauern kann, ohne seine Seele zu verlieren, und bleibt ein Symbol für Eleganz, Leidenschaft und eine zutiefst menschliche Haltung zur Kunst und zum Leben.
 
								 
								 
								 
								 
								