„Ich gehöre dem Wasser“: Die 30-jährige Qual um Ylenia Carrisi – Wie die verlorene Tochter einer Musiklegende ihre Familie für immer zerriss

„Ich gehöre dem Wasser“: Die 30-jährige Qual um Ylenia Carrisi – Wie die verlorene Tochter einer Musiklegende ihre Familie für immer zerriss

 

Die Geschichte von Albano Carisi und Romina Power war einst das Märchen des italienischen Pop. Ein goldenes Paar, dessen Lieder Millionen von Menschen auf der ganzen Welt mit unbeschwerter „Felicidà“ erfüllten. Doch hinter der strahlenden Fassade des Ruhms und der unsterblichen Melodien verbirgt sich ein Abgrund der Trauer, ein 30-jähriges Rätsel, das nicht nur ihre Ehe, sondern auch ihre Seelen für immer gespalten hat: das spurlos Verschwinden ihrer ältesten Tochter, Ylenia Maria Sole Carisi.

Ylenia, geboren am 29. November 1970, war das Kind von „Sternenstaub und Gesang“, getauft im Glanz des europäischen Jetsets, aber sie trug einen Geist in sich, der sich dem Rampenlicht verweigerte. Die kluge und sensible junge Frau, die am King’s College in London Literatur studierte, verschlang Bücher und fühlte sich zur Poesie, Philosophie und den Geschichten der „Straße“ hingezogen. Während ihre Geschwister in das Familienerbe hineinwuchsen, sehnte sich Ylenia nach einem anderen Weg – einem, der weit entfernt von Kameras und Erwartungen existierte. Die öffentliche Rolle der charmanten Tochter konnte ihre „stille Unruhe unter der Oberfläche“ nie ganz verbergen.

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Der Ruf der Ferne: New Orleans als Endstation

Anfang der 1990er-Jahre traf Ylenia eine Entscheidung, die selbst ihre freigeistigen Eltern überraschte: Sie brach die akademische Welt ab. Mit einem Rucksack und einem Tagebuch machte sie sich auf den Weg, um Lateinamerika zu bereisen – auf der Suche nach Inspiration für ein Buch, das nicht über Berühmtheit, sondern über Wahrheit, Identität und Freiheit handeln sollte. Ihre lebendigen Briefe aus Belize, Guatemala und Mexiko zeugen von ihrer Faszination für die Natur und die einfachen Menschen.

Ihr letztes bekanntes Reiseziel war New Orleans, eine Stadt, deren Seele – reich an Musik, geschichtsträchtig, von Geheimnissen durchdrungen – die Komplexität Ylenias widerzuspiegeln schien. Anfang Januar 1994 checkte sie im Lee Circle Hotel (manchmal auch Lee Dale genannt) ein, einer bescheidenen, etwas heruntergekommenen Einrichtung, die lange Zeit als Treffpunkt für umherziehende Künstler und Freigeister diente. Sie suchte nicht nach Luxus, sondern nach etwas Rohem, Echtem, vielleicht sogar Gefährlichem. Trotz des Rufs der Gegend verbrachte sie ihre Tage damit, durch das French Quarter zu streifen, in Cafés in ihr Tagebuch zu schreiben und mit Straßenkünstlern zu sprechen.

 

Der rätselhafte Begleiter: Alexander Massakela

In dieser Zeit lernte Ylenia eine Figur kennen, die zum rätselhaftesten Kapitel ihres Lebens werden sollte: Alexander Massakela, ein lokaler Straßenmusiker. Massakela, älter als Ylenia, war ein selbsternannter Philosoph und Jazzmusiker, bekannt für seine fesselnde, aber auch beunruhigende Ausstrahlung. Er bewegte sich auf einem schmalen Grat zwischen Brillanz und Wahnsinn, ein Mann, der in Rätseln sprach und eine hypnotische Wirkung auf Menschen hatte, die hinter der Oberfläche der Dinge nach einem Sinn suchten.

Ylenia, die sich schon immer zu den Rändern des Lebens und den dort lebenden Menschen hingezogen fühlte, war fasziniert. Hotelpersonal und Zeugen sahen sie oft zusammen. Sie schlenderten bis spät in die Nacht durch die ältesten Straßen der Stadt, diskutierten in verrauchten Jazz-Bars oder saßen schweigend am Mississippi. Ihre Mutter Romina Power bestätigte später, dass Ylenia stets von „ausgestoßenen Rebellen und Künstlern“ fasziniert war, die sich weigerten, zur konventionellen Welt zu gehören. War Massakela eine Muse, ein Wegweiser oder eine manipulative, gar gefährliche Präsenz? Die Berichte sind widersprüchlich und Massakelas kryptische Antworten auf spätere Fragen vertieften das Rätsel nur noch.

Privatdetektiv behauptet: Er hat Al Banos Tochter gefunden

Die letzten Worte und der Sprung in den Fluss

Der letzte bestätigte Kontakt zwischen Ylenia und ihrer Familie fand am 6. Januar 1994 statt, während eines Telefonats mit ihrer Mutter Romina. Ein Satz, den Ylenia während des Gesprächs sagte, sollte Romina für immer verfolgen und einen erschreckenden Nachgeschmack hinterlassen: „Ich gehöre dem Wasser.“ Romina deutete es zunächst als eine Metapher für Freiheit oder Wiedergeburt, doch im Nachhinein klang es seltsam endgültig und unheilvoll.

Einige Tage später meldete sich der Wachmann Albert Cordova, der in der Nähe des Audubor Aquarium of the Americas am Mississippi stationiert war. Cordova behauptete, eine junge Frau, die auf Ylenias Beschreibung passte, gegen Mitternacht am Flussufer stehen gesehen zu haben. Als er sie ansprach, wandte sie sich ihm zu und sagte: „Lass mich allein, ich muss das tun.“ Dann sprang sie. Cordova rannte schreiend auf das Wasser zu, aber der Fluss, kalt, groß und unbarmherzig, zog die Gestalt fort.

Es wurde nie eine Leiche gefunden, keine persönlichen Gegenstände wurden geborgen – nur der Schatten eines Augenblicks, verschluckt von der dunklen Strömung. Die Polizei von New Orleans behandelte den Fall schnell als wahrscheinlichen Selbstmord, gestützt auf die Aussage gegenüber der Mutter und den Bericht des Wachmanns. Doch die Familie Carisi weigerte sich, dies zu akzeptieren.

 

Zwei Eltern, zwei Wahrheiten: Die Spaltung der Familie

Das Verschwinden Ylenias legte die tiefen Risse im Fundament der Carisi-Familie offen. Romina Power, spirituell und intuitiv veranlagt, hörte nie auf zu glauben. Sie interpretierte Ylenias Verschwinden als eine bewusste Entscheidung, den Ruhm und die Kontrolle hinter sich zu lassen. Für Romina war ihre Tochter „nicht weg, sie ist einfach woanders“, sie hatte in der Anonymität Frieden gefunden und würde eines Tages zurückkehren. Sie klammerte sich an Träume, Zeichen und Einblicke, die ihren Glauben nährten. Sie teilte in den sozialen Medien noch Jahrzehnte später Fotos der Tochter, oft mit der eindringlichen Bildunterschrift: „In jedem Augenblick bist du noch bei mir.“

Albano Carisi, pragmatischer und bodenständiger, ging einen anderen, quälenden Weg. Der Tribut der Ungewissheit hatte sich tief in ihn eingegraben, und sein Instinkt als Vater sagte ihm, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Nach Jahren quälender Suchbemühungen kam er zu dem schmerzhaften Schluss, dass Ylenia nicht lange nach ihrem Verschwinden im Mississippi gestorben war. In einem offenen Moment im Jahr 2023 erinnerte er sich an Ylenias Liebe zum Schwimmen und den Schmetterlingsschlag: „Ich weiß in meinem Herzen, wie es letztendlich zu Ende gegangen ist“, bemerkte er.  Er stellte sich vor, dass ihr Sprung eine „schöne Flucht ins Ungewisse“ gewesen sei.

Dieser unüberbrückbare Unterschied in der Trauer – Romina klammerte sich an die Flamme der Hoffnung, während Albano mit der Last der Akzeptanz trauerte – zog eine tiefe und schmerzhafte Grenze zwischen dem einst goldenen Paar. Für Romina fühlte es sich an, als hätte Albano mit seinem pragmatischen Schlussstrich die Hoffnung aufgegeben. Albano hingegen brauchte einen Abschluss, um „emotional weiter zu existieren“. Im Jahr 2013 beantragte er bei den italienischen Gerichten Ylenia für tot erklären zu lassen. Die Entscheidung, die 2014 in Abwesenheit erteilt wurde, markierte nicht nur den juristischen, sondern auch den emotionalen Schlusspunkt unter ihre Ehe, die bereits 1999 zerbrochen war.

Una storia d'amore leggendaria Albano e Romina Power - ArtesTV | Giornale

Die Schatten der Ermittlungen und neue Hinweise 2025

Die Ermittlungen konzentrierten sich schnell auf Alexander Massakela. Zeugen brachten ihn mit Ylenia in Verbindung und berichteten von lauten Stimmen oder ihrer Verstörtheit nach gemeinsamen Spaziergängen. Die Theorie, dass sie unter seinem Einfluss stand, manipuliert wurde oder in eine gefährliche Welt geriet, brodelte in der Öffentlichkeit. Massakela selbst lieferte nur vage Antworten und spirituelle Metaphern, weigerte sich, eine klare Aussage über seinen Aufenthaltsort zu machen, und die Polizei konnte mangels Leiche keine Anklage erheben. Das NOPD wurde stark kritisiert, weil die Carisis meinten, es fehle der Behörde an Dringlichkeit.

Im Laufe der Jahrzehnte gab es Dutzende von Berichten über junge Frauen, die Ylenia ähnelten – in Guatemala, Argentinien, in einem Krankenhaus in Zürich. Doch jede vielversprechende Spur löste sich wie Nebel auf; die Gesichter waren verschwommen, die Details unscharf.

Das Jahr 2025 brachte jedoch eine Reihe unerwarteter Entwicklungen:

1. DNA-Klarheit im Fall des Serienmörders:

Die größte Angst der Familie Carisi war, dass Ylenia einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein könnte. Die Aufmerksamkeit richtete sich auf menschliche Überreste, die seit 1996 in Palm Beach County, Florida, gefunden wurden und mit dem berüchtigten Serienmörder Keith Hunter Jasperson, auch bekannt als der „Happy Face Killer“, in Verbindung gebracht wurden. Viele waren der Meinung, dass das Alter und das Aussehen der Knochen mit Ylenia vergleichbar waren. Albano und Romina gaben DNA-Proben ab, um verzweifelt nach Antworten zu suchen. Nach monatelangem Warten wurde das Ergebnis im Jahr 2025 erzielt: Die Überreste gehörten nicht zu Ylenia. Die Erleichterung war groß, denn eine grausame Möglichkeit weniger existierte, aber das Rätsel blieb ungelöst.

2. Der geheimnisvolle Kloster-Hinweis:

Fast zeitgleich tauchte ein verblüffender, wenn auch unbestätigter, Hinweis auf. Ein deutsches Medium arbeitete mit einem italienisch-amerikanischen Privatdetektiv zusammen, der behauptete, Ylenia könnte in einem griechisch-orthodoxen Kloster in Phoenix, Arizona, Zuflucht gesucht haben. Das Kloster, bekannt als St. Anthony, soll einer Frau, die auf Ylenias Beschreibung passte, für eine gewisse Zeit Unterschlupf gewährt haben, bevor sie plötzlich verschwand. Ein Mönch soll die Anwesenheit der unbekannten Frau bestätigt haben, machte jedoch keine Angaben zu ihrer Identität. Obwohl die Spur nicht öffentlich bestätigt wird und das Kloster schweigt, gilt der Hinweis als interessant genug für verdeckte Ermittlungen.

3. Romina’s Zeichen der Hoffnung:

Inmitten dieser Sackgassen entdeckte Romina Power Ende 2024 ein kleines, verblasstes, goldenes Buch mit Ylenias Namen. Es war ein Gegenstand aus ihrer Jugend, versteckt in einer alten Schublade. Für Romina war dies kein Zufall, sondern ein starkes Symbol für die „unzerstörbare Verbindung“ und die unerschütterliche Hoffnung. „Sie ist immer noch bei mir“, schrieb Romina. Für Albano hingegen war das Artefakt nicht mehr als eine Erinnerung.

 

Die unbegrabene Trauer

Die emotionale Essenz der Erzählung liegt nicht nur in diesem dunklen Geheimnis, sondern in seiner Wirkung: Eine Familie, die einst Millionen von Menschen mit ihrer Musik und ihrer Liebesgeschichte begeisterte, ist nun für immer durch Unklarheit getrennt. Ylenia Carrisi wird trotz der verstrichenen Zeit nicht beerdigt. Es gibt kein abschließendes Wort, nur einen Fluss, einen Verdächtigen ohne Beweis, eine mutmaßliche Sichtung in Arizona und das unerschütterliche, divergierende Festhalten zweier Eltern an ihrer jeweiligen Wahrheit.

Der Fall Ylenia Carrisi bleibt eines der rätselhaftesten und ungelösten Rätsel Italiens [16:55] – eine gespenstische Erinnerung an eine junge Frau, die auf der Suche nach Freiheit war und sich stattdessen in Luft auflöste. Die Tragödie entfaltete sich nicht in aufsehenerregenden Schlagzeilen, sondern in der langen, quälenden Enträtselung einer Familie, die zwischen Erinnerungen und Geheimnissen feststeckte, und die nun auf ewig durch die entgegengesetzten Ufer desselben schmerzhaften Flusses getrennt ist. Albano mit der Last des Glaubens an den Tod, Romina mit der unerschütterlichen Flamme der Hoffnung.

Der Wunsch nach Gewissheit treibt die Eltern bis heute an. Doch die traurige Wahrheit ist: Der Fluss hat seine Geheimnisse, und das gilt auch für Ylenia.

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