Der stille Krieg der Beatles: Die bittere Wahrheit über George Harrisons lebenslangen Kampf mit Paul McCartney

Der stille Krieg der Beatles: Die bittere Wahrheit über George Harrisons lebenslangen Kampf mit Paul McCartney

Sie waren mehr als nur eine Band. Sie waren ein globales Phänomen, vier Jungs aus Liverpool, die die Welt eroberten und den Soundtrack einer ganzen Generation schrieben. John Lennon, der Rebell. Ringo Starr, der liebenswerte Clown. Paul McCartney, das charmante Genie. Und George Harrison, der stille Beatle. Doch hinter diesem sorgfältig gepflegten Image verbarg sich eine Geschichte von tiefen Rissen, von Ego, Kontrolle und einem bitteren Groll, der eine der engsten Freundschaften der Musikgeschichte langsam vergiften sollte. Dies ist die Geschichte von George Harrisons stillem Krieg gegen den Mann, den er einst als seinen Bruder ansah: Paul McCartney.

Ihre Geschichte begann, wie so viele große Geschichten, ganz unscheinbar in einem Schulbus in Liverpool. Der junge George Harrison, ein schüchterner Junge mit einer brennenden Leidenschaft für die Gitarre, traf auf den etwas älteren, selbstbewussten Paul McCartney. Ihre gemeinsame Liebe zum Rock ‘n’ Roll schmiedete ein Band zwischen ihnen. Es war Paul, der den talentierten George 1958 in die Band von John Lennon, The Quarrymen, einführte. Damals war George erst 15 Jahre alt, ein „kleiner Bruder“, der zu den älteren Jungs aufsah. Diese Rolle sollte ihm für den Rest seiner Karriere bei den Beatles anhaften – und zu seiner größten Last werden.

Als die Beatles zu Weltruhm aufstiegen, wurde die Hackordnung innerhalb der Band zementiert. An der Spitze stand das unantastbare Songwriter-Duo Lennon-McCartney. Sie schrieben die Hits, sie bestimmten den Sound, sie waren das Gesicht und die Stimme der Beatles. George Harrison, obwohl ein außergewöhnlich talentierter Leadgitarrist, dessen Riffs unzählige Songs unsterblich machten, wurde in den kreativen Schatten gedrängt. Seine eigenen Songwriting-Versuche wurden oft belächelt, abgetan oder schlichtweg ignoriert. Pro Album durfte er, wenn er Glück hatte, ein oder zwei seiner eigenen Stücke beisteuern. Es war eine stille Demütigung, die an seinem Selbstwertgefühl nagte.

Die Frustration wuchs mit jedem Jahr. Besonders Paul McCartney entwickelte sich im Studio zu einem Kontrolleur, einem Perfektionisten, der genaue Vorstellungen davon hatte, wie jeder Ton zu klingen hatte. Für George fühlte es sich an, als würde er zu einem bloßen Session-Musiker in seiner eigenen Band degradiert. Paul diktierte ihm nicht nur die Arrangements, sondern spielte oft selbst Gitarren- oder Bassparts ein, die eigentlich für George bestimmt waren. Es war eine subtile, aber ständige Botschaft: „Du bist nicht gut genug.“ Diese bevormundende Haltung erstickte Georges kreative Entwicklung und säte die Saat für einen tiefen Groll.

Der Wendepunkt kam während der Aufnahmen zu den späteren Alben der Band. Bei Meisterwerken wie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ und dem „White Album“ stieß George selbst bei seinen besten Kompositionen auf Widerstand. Der Song „While My Guitar Gently Weeps“, heute ein anerkannter Klassiker, wurde von John und Paul anfangs kaum beachtet. Erst als George seinen Freund Eric Clapton ins Studio holte, um das legendäre Gitarrensolo einzuspielen, zollten sie dem Song den nötigen Respekt. Für George war dies ein weiterer Beweis, dass seine Kunst nur dann anerkannt wurde, wenn er Unterstützung von außen bekam.

Die Situation eskalierte schließlich während der chaotischen „Let It Be“-Sessions im Januar 1969. Die Kameras, die eigentlich eine Dokumentation über die Entstehung eines neuen Albums filmen sollten, wurden stattdessen Zeugen des Zerfalls der Band. Eine Szene, die es in den finalen Film schaffte, zeigt einen sichtlich genervten George, der zu Paul sagt: „Ich spiele, was immer du mich spielen lassen willst. Oder ich spiele gar nicht, wenn du das nicht willst. Was auch immer dir gefällt, ich mache es.“ Es war die Kapitulation eines gebrochenen Mannes. Kurz darauf, nach einem weiteren heftigen Streit mit Paul über ein Gitarrenriff, packte George seine Sachen, verließ das Studio und verkündete: „Ich verlasse die Band.“ Auch wenn er nach einigen Tagen zurückkehrte, war der Bruch unumkehrbar. Die Magie war verflogen.

Nach der endgültigen Trennung der Beatles im Jahr 1970 entlud sich Georges aufgestauter Frust in einem kreativen Vulkanausbruch. Sein Solo-Triple-Album „All Things Must Pass“ war nicht nur ein kommerzieller Erfolg, sondern auch eine musikalische Abrechnung. Songs wie „Wah-Wah“ waren eine direkte Anspielung auf die erstickende Atmosphäre im Studio, die Kopfschmerzen, die ihm die Dominanz seiner Bandkollegen bereitete. Mit „Sue Me, Sue You Blues“ kommentierte er zynisch die hässlichen juristischen Schlachten, die nach der Trennung folgten. George Harrison hatte endlich seine Stimme gefunden, und er nutzte sie, um die Welt wissen zu lassen, wie sehr er gelitten hatte.

In den folgenden Jahrzehnten machte George aus seiner Verbitterung keinen Hehl. In Interviews sprach er offen darüber, dass Paul ihn als Gitarristen „ruiniert“ habe und dass er sich niemals wieder vorstellen könne, mit ihm in einer Band zu spielen. Die Wunden waren zu tief, der Verrat saß zu fest. Während John Lennon und George eine komplexe, aber letztlich respektvolle Beziehung pflegten, blieb das Verhältnis zu Paul dauerhaft unterkühlt.

Erst am Ende seines Lebens, als George Harrison bereits schwer an Krebs erkrankt war, kam es zu einem letzten, leisen Moment der Versöhnung. Im Herbst 2001 besuchte Paul ihn in einem Krankenhaus in New York. Es gab keine großen Reden, keine dramatischen Entschuldigungen. Sie saßen einfach nur da, zwei alte Männer, die eine unglaubliche Reise geteilt hatten, und hielten sich an den Händen. Es war ein stiller Frieden, ein letzter Abschied.

George Harrison starb im November 2001. Paul McCartney ehrte ihn öffentlich als seinen „kleinen Bruder“ und würdigte sein außergewöhnliches Talent. Doch die Frage bleibt: Hat George ihm jemals wirklich verziehen? Oder war der Schmerz, der sich über Jahrzehnte angestaut hatte, zu tief, um vollständig zu heilen? Die Geschichte von George und Paul ist eine tragische Erinnerung daran, dass selbst im Glanz des größten Erfolgs die dunkelsten menschlichen Dramen lauern können. Es ist die Geschichte eines stillen Krieges, der erst im Angesicht des Todes ein Ende fand.

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