“Es waren einfach zu viele von uns.” Mit diesen sieben Worten, kürzlich in einem Interview geäußert, zeichnet Priscilla Presley ein Bild, das die glitzernde Fassade ihrer Ehe mit Elvis Presley zum Einsturz bringt. Es ist ein Satz, der zugleich resigniert und anklagend klingt – das stille Eingeständnis einer Frau, die jahrzehntelang im übermächtigen Schatten eines globalen Phänomens lebte. Während die Welt den “King of Rock ‘n’ Roll” verehrte, kämpfte sie im goldenen Käfig von Graceland mit einer Realität, die von Einsamkeit und der ständigen Präsenz anderer Frauen geprägt war. Ihre jüngsten Äußerungen sind mehr als nur eine späte Enthüllung über die Untreue von Elvis; sie sind der jüngste Versuch in einem lebenslangen Ringen um die Deutungshoheit über ihre eigene Identität und die komplexe Wahrheit hinter Amerikas royaler Romanze.
Die Geschichte von Elvis und Priscilla ist tief in das kollektive kulturelle Gedächtnis eingebrannt: das junge, unschuldige Mädchen und der charismatische Superstar. Sie lernten sich 1959 in Deutschland kennen. Sie war 14, er 24 und bereits ein Weltstar. Diese Konstellation allein – heute ein Anlass für kritische Diskussionen – legte den Grundstein für eine Beziehung, die von einem extremen Machtgefälle geprägt war. Priscilla selbst beschrieb es später in ihren Memoiren “Elvis and Me”: “Mein Leben war sein Leben. Er musste glücklich sein. Meine Probleme waren zweitrangig.” Sie wurde zu seinem lebenden Kunstwerk, geformt nach seinen Vorstellungen von Stil, Frisur und Verhalten. Es war eine Existenz, die ihr wenig Raum zur eigenen Entfaltung ließ, ein Leben im Dienste des Kings.
Die Ehe, die 1967 in Las Vegas geschlossen wurde, zementierte dieses Ungleichgewicht. Während Elvis seine Karriere wiederbelebte und in den grellen Lichtern von Vegas triumphierte, wurde Priscilla zur Hüterin des Heims in Palm Springs. Ihre Aufgabe war es, eine perfekte Oase für den heimkehrenden Ehemann zu schaffen. Doch genau dort, in der vermeintlichen Sicherheit ihres Zuhauses, konfrontierte sie die schmerzhafte Realität. Sie fand Briefe, wie sie erzählte, “von allen möglichen Mädchen”. Diese Briefe waren mehr als nur Fanpost; sie waren Beweise für ein Doppelleben, das Elvis führte – ein Leben, in dem sie nur eine von vielen war.
Die Jahre in Las Vegas waren der Höhepunkt seiner Untreue. Während Priscilla in Kalifornien wartete, umgab sich Elvis mit einem Hofstaat aus Freunden und zahlreichen weiblichen Bewunderern. Die glamourösen Auftritte auf der Bühne standen im scharfen Kontrast zur emotionalen Verwahrlosung seiner Ehefrau. Ihr Satz, “Dennoch kam er nach Hause und war großartig und wunderbar”, offenbart die zutiefst menschliche Zerrissenheit, die sie empfand. Sie liebte den Mann, der nach Hause kam, aber litt unter dem Star, der sie zurückließ. Diese Ambivalenz – die Fähigkeit, seine Wärme und Güte anzuerkennen, während man gleichzeitig die schmerzhafte Realität seiner Affären ertragen musste – ist ein zentrales Thema im Narrativ von Priscilla Presley.
Doch die Geschichte der Untreue ist keine einseitige. In dem Bestreben, ihre eigene Identität zu finden und der Einsamkeit zu entkommen, begann Priscilla eine Affäre mit ihrem Karatelehrer Mike Stone. Dieser Schritt war für sie ein Akt der Selbstbehauptung, der Versuch, aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten und etwas zu erleben, das nur ihr gehörte. Es war der Anfang vom Ende der Märchenehe. Die Trennung im Jahr 1972 und die Scheidung ein Jahr später waren für Priscilla kein Scheitern, sondern eine Befreiung. Sie wollte, wie sie sagte, “wachsen” und “Dinge tun” – ein tiefes menschliches Bedürfnis, das in der Welt von Elvis Presley keinen Platz gefunden hatte.
Das Leben nach Elvis wurde für Priscilla Presley zu ihrer eigentlichen Lebensaufgabe. Nach seinem frühen Tod 1977 stand sein Erbe vor dem finanziellen Ruin. Anstatt sich in die Rolle der trauernden Witwe zurückzuziehen, traf sie eine mutige unternehmerische Entscheidung. Gegen den Rat vieler gründete sie Graceland Enterprises und öffnete das Anwesen 1982 für die Öffentlichkeit. Dieser Schachzug rettete nicht nur das finanzielle Vermächtnis von Elvis, sondern verwandelte Graceland in eine der größten Touristenattraktionen der USA. Priscilla bewies einen Geschäftssinn und eine Stärke, die ihr während ihrer Ehe niemand zugetraut hätte. Sie wurde von der Muse zur Architektin seines Nachruhms und schuf sich damit eine eigene, mächtige Position.
In den letzten Jahren hat sich der Blick auf ihre Geschichte erneut gewandelt, beeinflusst durch neue filmische Interpretationen wie Baz Luhrmanns “Elvis” und Sofia Coppolas “Priscilla”. Während der eine Film die Perspektive des Stars einnimmt, rückt der andere die erstickende Enge ihrer Jugend in den Fokus. Diese kulturellen Momente geben Priscilla die Möglichkeit, ihre Geschichte mit neuen Nuancen zu erzählen und ein jüngeres Publikum zu erreichen.
Doch all diese Reflexionen über die Vergangenheit werden heute von einer tiefen, aktuellen Tragödie überschattet: dem plötzlichen Tod ihrer einzigen gemeinsamen Tochter, Lisa Marie Presley, im Jahr 2023. Dieser unfassbare Verlust hat die Dynamik ihrer Erinnerungen zweifellos für immer verändert. Wenn Priscilla heute über die Untreue und die Schmerzen ihrer Ehe spricht, tut sie dies als eine Mutter, die das Kind betrauert, das aus dieser komplizierten Verbindung hervorging. Der Verlust von Lisa Marie verleiht ihren Worten eine neue, herzzerreißende Tiefe. Es geht nicht mehr nur um die Rechtfertigung ihrer Entscheidungen oder die Korrektur des öffentlichen Bildes. Es geht um das Vermächtnis einer Familie, die im Licht der Öffentlichkeit außergewöhnliche Triumphe und unvorstellbare Tragödien erlebt hat.
Priscilla Presleys Geschichte ist letztlich eine Erzählung über die Evolution einer Frau. Vom formbaren Teenager an der Seite eines Superstars zur Hüterin seines Erbes, von der betrogenen Ehefrau zur erfolgreichen Geschäftsfrau und schließlich zur trauernden Mutter. Ihre Bereitschaft, auch im Alter von 80 Jahren noch offen über die schmerzhaftesten Aspekte ihrer Vergangenheit zu sprechen, zeigt einen unerschütterlichen Willen, ihre Wahrheit zu besitzen. Sie hat gelernt, dass ihre Stimme nicht zweitrangig ist. Und indem sie ihre Geschichte erzählt, stellt sie sicher, dass sie nicht nur als “Frau von Elvis” in Erinnerung bleibt, sondern als Priscilla Presley – eine Frau, die ihren eigenen, komplexen und bemerkenswerten Weg gegangen ist.