Ausgerechnet SIE kennt Helmut Kohl nicht? Markus Söders Tochter sorgt für Kopfschütteln. In einer TV-Show verwechselt sie den Kanzler der Einheit mit einem SPD-Mann. Ein Wissens-Fauxpas, der für Lacher und Verwunderung sorgt und eine Frage aufwirft: Woran hat es gelegen? Die ganze Geschichte hier.
Ein Moment, der in die deutsche Fernsehgeschichte eingehen wird – wenn auch nicht aus den Gründen, die sich die Beteiligten erhofft hatten. Gloria-Sophie Burkandt, Model, Doktorandin und vor allem Tochter des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, hat in der neuen ProSieben-Show „Deutschlands dümmster Promi“ für einen handfesten Skandal gesorgt. Auf die Frage, wer auf einem Foto zu sehen sei, antwortete sie mit einem ahnungslosen Schulterzucken. Das Problem: Das Foto zeigte keinen Geringeren als Altkanzler Helmut Kohl, eine der prägendsten Figuren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Ein Fauxpas, der nicht nur die junge Frau in ein schlechtes Licht rückt, sondern auch eine tiefgreifende Debatte über den Zustand unserer Gesellschaft, die politische Bildung der jungen Generation und die gnadenlose Natur der öffentlichen Meinung entfacht hat.
Die Szene, die sich in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer verbreitete, war an sich schnell erzählt. In einer Bilderrunde der Quizshow, deren perfides Konzept darin besteht, dass derjenige ausscheidet, der die meisten Fragen richtig beantwortet, wurde ein Porträt von Helmut Kohl aus seinen jüngeren Jahren eingeblendet. Während einige der anderen prominenten Kandidaten mehr oder weniger schnell die richtige Antwort parat hatten, herrschte bei Gloria-Sophie Burkandt betretenes Schweigen. Ein Moment der Unsicherheit, der in der gnadenlosen Welt des Fernsehens schnell zu einem Symbol für Unwissenheit und Ahnungslosigkeit wurde.
Doch wer nun glaubt, die Geschichte sei damit auserzählt, der irrt. Denn was nach der Ausstrahlung der Sendung folgte, war eine Welle der Empörung, Häme und Kritik, die in ihrer Heftigkeit selbst erfahrene Medienbeobachter überraschte. Auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) und Facebook entlud sich ein wahrer Shitstorm über der 26-Jährigen. Von „peinlich“ und „unfassbar“ bis hin zu weitaus verletzenderen Kommentaren reichte die Palette der Reaktionen. Es schien, als hätte die Nation nur auf einen Anlass gewartet, um ihre aufgestaute Wut und Enttäuschung über die vermeintliche Verdummung der Jugend zu kanalisieren.
Gloria-Sophie Burkandt, die sich bisher eher auf den Laufstegen der Welt und in den sozialen Medien einen Namen gemacht hatte, sah sich plötzlich in die Rolle der unwissenden Promi-Tochter gedrängt, die an den einfachsten Fragen des Allgemeinwissens scheitert. Ein Image, das so gar nicht zu der ehrgeizigen jungen Frau passen will, die derzeit an ihrer Doktorarbeit in Wirtschaftswissenschaften schreibt.
In einem Interview mit dem „Spiegel“ versuchte Burkandt, ihren Aussetzer zu erklären. Sie kenne Helmut Kohl natürlich dem Namen nach, auch seine Bedeutung als Bundeskanzler sei ihr bewusst. Das Foto habe sie jedoch irritiert. „Ich kenne Helmut Kohl nur ohne Brille und in einem höheren Alter“, so ihre Rechtfertigung. Zudem habe sie die bunte, verspielte Krawatte des Altkanzlers verunsichert. „Ich dachte eigentlich, dass die Menschen früher eher konservativer waren.“ Eine Erklärung, die für viele Kritiker nur eine unzureichende Ausrede war.
Doch Burkandt ging noch einen Schritt weiter und versuchte, ihren Fauxpas in einen größeren Kontext zu stellen. „Meine Generation interessiert sich für andere Themen und nicht dafür, wer vor 26 oder 27 Jahren Bundeskanzler war“, erklärte sie selbstbewusst. Die ständige Flut an negativen Nachrichten, von der Pandemie bis zum Krieg in der Ukraine, führe dazu, dass sich viele junge Menschen von der Politik abwenden. Eine Aussage, die zwar provokant ist, aber durchaus einen wahren Kern treffen könnte.
Tatsächlich wirft der Vorfall eine Reihe von unangenehmen Fragen auf. Wie gut ist es um die politische Bildung in Deutschland bestellt? Ist es wirklich ein Versäumnis der jungen Generation, wenn sie historische Figuren nicht mehr auf den ersten Blick erkennt? Oder ist es vielmehr ein Versäumnis des Bildungssystems und der Medien, die es offenbar nicht mehr schaffen, politische Inhalte so zu vermitteln, dass sie bei jungen Menschen auf Interesse stoßen?
Die heftigen Reaktionen auf Burkandts Unwissenheit zeigen auch, wie sehr sich unsere Gesellschaft nach einfachen Feindbildern sehnt. Die Tochter eines prominenten Politikers, die an einer scheinbar simplen Frage scheitert – das ist eine Steilvorlage für all jene, die schon immer der Meinung waren, dass es mit der Jugend von heute bergab geht. Dabei wird gerne übersehen, dass jeder Mensch Wissenslücken hat. Wer Helmut Kohl auf einem alten Foto erkennt, weiß vielleicht nicht, wer die angesagtesten Influencer auf TikTok sind oder wie man eine nachhaltige Geldanlage tätigt.
Es ist eine Debatte, die weit über die Person Gloria-Sophie Burkandt hinausgeht. Es geht um die Frage, was wir als Gesellschaft als „Allgemeinwissen“ definieren und welche Erwartungen wir an junge Menschen stellen. Ist es wichtiger, die Namen aller ehemaligen Bundeskanzler aufsagen zu können, oder die komplexen Zusammenhänge der Klimakrise zu verstehen?
Für Gloria-Sophie Burkandt selbst dürfte die Erfahrung eine schmerzhafte Lektion in Sachen öffentlicher Wahrnehmung gewesen sein. Sie, die in der Vergangenheit immer wieder betont hat, ihren eigenen Weg gehen zu wollen, wurde durch ihren TV-Auftritt gnadenlos auf ihre Rolle als „Tochter von“ reduziert. Dass ihr Vater, Markus Söder, nicht mit ihr geschimpft habe, wie sie im Interview verriet, dürfte für sie nur ein schwacher Trost sein. Der öffentliche Spott und die Häme werden noch lange an ihr haften bleiben.
Am Ende bleibt ein schaler Beigeschmack. Ein junger Mensch wird für eine Wissenslücke an den Pranger gestellt, während die eigentlichen Probleme – die zunehmende Politikverdrossenheit, die Polarisierung der Gesellschaft und die mangelnde historische Bildung – kaum Beachtung finden. Der Fall Gloria-Sophie Burkandt ist mehr als nur eine peinliche TV-Panne. Er ist ein Symptom für eine Gesellschaft, die sich lieber über die Fehler einzelner Personen echauffiert, anstatt sich den wirklich wichtigen Fragen unserer Zeit zu stellen.