Geplant war ein Wiedersehen – geblieben ist nur die Erinnerung: Lauras letzter Begleiter erzählt, was niemand wusste!

Geplant war ein Wiedersehen – geblieben ist nur die Erinnerung: Lauras letzter Begleiter erzählt, was niemand wusste!

Tragischer Verlust: Laura Dahlmeier bei Kletterunfall im Karakorum ums Leben gekommen - YouTube

Die Nachricht vom tragischen Tod der ehemaligen Biathletin Laura Dahlmeier hat nicht nur Sportdeutschland erschüttert, sondern auch weltweit Trauer ausgelöst. Die 31-Jährige, zweifache Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin, war im Karakorum-Gebirge unterwegs, als sie beim Abstieg vom Laila Peak tödlich verunglückte. Einer der letzten Menschen, die sie lebend gesehen haben, ist ihr pakistanischer Bergführer Baqir Jamal. Ein erfahrener Alpinist, der sie während eines Monats auf ihrer letzten Expedition begleitete – ein Monat, der sein Leben für immer veränderte.

In einem bewegenden Interview mit BILD spricht Baqir Jamal offen über die Erlebnisse mit Laura, ihre Leidenschaft für die Berge und den Moment, als er realisieren musste, dass sie nicht mehr zurückkehren würde.


Eine außergewöhnliche Frau in einer extremen Welt

„Ich habe viele Menschen auf Expeditionen begleitet“, beginnt Baqir. „Aber Laura war besonders. Ihre Energie, ihre Ausstrahlung – sie war nicht nur eine große Sportlerin, sondern auch ein Mensch mit großem Herz.“

Schon bei der Ankunft in Skardu, dem Ausgangspunkt vieler Expeditionen ins Karakorum, sei ihm klar gewesen, dass Laura nicht wie die meisten westlichen Bergsteiger sei. „Sie war bescheiden, neugierig und voller Respekt für unsere Kultur. Sie wollte nicht nur den Berg bezwingen – sie wollte ihn verstehen.“

Gemeinsam verbrachten sie Tage im Basislager, planten die Route, kontrollierten Ausrüstung und diskutierten über das Wetter. Laura hatte sich auf diese Expedition lange vorbereitet. „Sie kannte den Laila Peak genau. Sie wusste, dass es kein leichter Berg ist“, sagt Baqir. Der 6.096 Meter hohe Gipfel im Karakorum-Gebirge gilt als einer der schönsten, aber auch anspruchsvollsten Berge in Pakistan – mit seinen steilen, eisigen Flanken und unvorhersehbarem Wetter.


Zwischen Eis und Emotionen

Die Tage im Hochlager beschreibt Baqir als intensiv, aber auch als erfüllend. „Wir waren eine kleine Gruppe, aber wir wuchsen schnell zusammen. Laura war immer positiv, auch wenn es kalt, nass oder gefährlich wurde.“

Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm ein Abend bei minus 15 Grad, als sie gemeinsam in einem Zelt saßen und Tee tranken. „Sie hat mir Geschichten aus Deutschland erzählt, von ihrer Karriere als Biathletin, aber auch von der Zeit danach. Sie sagte, sie habe in den Bergen ihre neue Freiheit gefunden.“

Es sei keine Eroberungstour gewesen, sondern eine Reise zu sich selbst. „Sie wollte nicht mehr Leistung bringen, Medaillen gewinnen. Sie wollte erleben, spüren, wachsen.“


Der Aufstieg – und der Moment des Schocks

Am Tag des Gipfelversuchs sei die Stimmung angespannt, aber konzentriert gewesen. „Wir wussten, dass das Wetter gut war, aber auch, dass es schnell umschlagen konnte.“ Laura sei fokussiert und ruhig gewesen, habe jede Bewegung mit Bedacht gemacht. „Sie war stark – körperlich und mental.“

Der Aufstieg verlief zunächst planmäßig. Doch beim Abstieg kam es zur Katastrophe. „Ein Schneebrett löste sich. Es ging alles so schnell. Ich hörte nur noch ein Rutschen, ein Krachen. Dann war sie weg.“

Baqir und sein Team suchten sofort nach ihr. Stundenlang. „Aber es war aussichtslos. Die Lawine hatte sie mitgerissen, in eine steile Rinne.“ Es sei einer der schlimmsten Momente seines Lebens gewesen. „Ich konnte es nicht glauben. Noch am Abend zuvor hatten wir über die nächste Expedition gesprochen.“


„Wir hatten uns schon für nächstes Jahr verabredet“

Laura Dahlmeier: Kletterpartnerin schildert tödlichen Bergunfall | STERN.de

Dieser Satz trifft mitten ins Herz. „Laura hatte Pläne. Sie wollte im kommenden Jahr den Spantik Peak besteigen. Wir wollten das gemeinsam machen.“

Für Baqir sei es mehr gewesen als nur ein berufliches Verhältnis. „Wir wurden Freunde. Es war eine Verbindung, wie sie im Berg nur selten entsteht.“

Nach dem Unglück habe er lange gebraucht, um die Ereignisse zu verarbeiten. „Ich trage ihre Worte, ihr Lachen, ihre Stärke in mir. Und ich werde sie nie vergessen.“


Eine Spur bleibt im Schnee – und im Herzen

Laura Dahlmeier war eine der erfolgreichsten Wintersportlerinnen Deutschlands. Doch ihr Weg nach dem Leistungssport zeigte, dass sie mehr war als nur eine Athletin. Sie war eine Suchende, eine Entdeckerin, ein Mensch mit einer tiefen Verbindung zur Natur.

Für viele ist der Laila Peak jetzt nicht mehr nur ein majestätischer Berg – er ist zum Symbol für Verlust und Erinnerung geworden.

Baqir erzählt, dass er nach dem Unglück mit Lauras Familie gesprochen habe. „Sie waren unglaublich stark. Ich habe ihnen erzählt, wie glücklich sie war, wie erfüllt. Das war ihnen wichtig.“


Die Lektionen der Berge

In den Bergen gibt es keine Garantien. Kein Ruhm schützt vor dem Risiko. Kein Können ersetzt das Schicksal. Baqir weiß das besser als viele andere. „Ich habe Freunde verloren, Kameraden. Aber Laura zu verlieren war anders.“

Sie habe ihn inspiriert – mit ihrer Disziplin, ihrer Leidenschaft und ihrer Demut. „Viele westliche Bergsteiger kommen mit Ego. Sie glauben, sie müssen den Berg bezwingen. Laura wollte ihn verstehen. Und deshalb wird sie mir für immer im Gedächtnis bleiben.“


Die Zukunft – mit Schmerz und Hoffnung

Laura Dahlmeier: Olympic star dead after mountaineering accident in Pakistan - BBC Sport

Auf die Frage, ob er jemals wieder zum Laila Peak zurückkehren werde, schweigt Baqir lange. Dann sagt er leise: „Vielleicht. Aber nicht jetzt.“

Er wolle Laura ehren, vielleicht eines Tages ein Gedenkstein am Fuße des Berges errichten. „Sie hat diesen Ort geliebt. Es wäre schön, wenn ihr Name dort bleibt.“


Ein Abschied, der nie vollständig sein wird

Laura Dahlmeier ist nicht mehr da. Und doch bleibt sie – in Erinnerungen, in Geschichten, in Herzen. Menschen wie Baqir Jamal tragen ihre Geschichte weiter. Nicht als Heldensaga, sondern als Zeugnis eines Lebens, das den Mut hatte, neue Wege zu gehen.

„Wir hatten uns schon für nächstes Jahr verabredet“, sagt Baqir am Ende des Gesprächs noch einmal. Diesmal mit gebrochener Stimme.

Und in diesem einen Satz liegt all der Schmerz, all die Liebe und all das unausgesprochene „Was wäre gewesen, wenn…“


Epilog: Mehr als nur ein Name

In den Chroniken des Bergsports wird Laura Dahlmeier nicht nur als Biathletin weiterleben, sondern als Abenteurerin mit Herz. Ihr letzter Weg führte sie an einen der schönsten und gefährlichsten Orte der Welt – und dort fand sie ihre letzte Ruhe.

Für Baqir und viele andere bleibt sie ein Vorbild: für Mut, für Menschlichkeit, für Hingabe.

Ein Mensch, der kam, um den Berg zu sehen – und der selbst zum Teil dieses Berges wurde.

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