„So fremdgeschämt wie nie“: Wie das Pooth-Ochsenknecht-Duell bei „Schlag den Star“ einen Shitst0rm auslöste
Einige Momente im deutschen Fernsehen brennen sich nicht wegen ihres Glamours oder ihrer Brillanz ins Gedächtnis ein, sondern wegen eines unverkennbaren Gefühls: des Fremdschämens. Der jüngste „Schlag den Star“-Abend, der die beiden prominenten Familiendynastien Pooth und Ochsenknecht gegeneinander antreten ließ, gehört zweifellos in diese Kategorie. Was ProSieben als epischen Familiendrama-Wettstreit inszenierte, wurde in den sozialen Medien als eine Aneinanderreihung von skurrilen und peinlichen Momenten zerrissen. Die Reaktionen waren deutlich, die Kritik vernichtend, und ein Schlagwort dominierte die Online-Diskussionen: „Fremdschämen“.
Schon lange vor der Ausstrahlung war die Erwartungshaltung enorm. Zwei der bekanntesten Promi-Mütter, Verona Pooth und Natascha Ochsenknecht, traten mit ihren Söhnen an, um um die Ehre ihrer Familien zu kämpfen. Die Konstellation war vielversprechend, die Bühne bereitet für ein TV-Ereignis, das die Nation spalten würde. Doch die Spaltung erfolgte anders als erwartet. Statt zwischen den Fanlagern der beiden Familien entlud sich die kollektive Enttäuschung der Zuschauer über die Show an sich. Auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) entlud sich eine Welle der Kritik, die von Verwirrung über blankes Entsetzen bis hin zu einer tiefen, fast schon schmerzhaften Peinlichkeit reichte.
Eines der häufigsten Argumente war die angeblich bizarre Atmosphäre, die die Sendung umgab. Von Anfang an wirkte das Zusammenspiel der Kandidaten für viele Zuschauer unnatürlich und verkrampft. „Das ist die skurrilste Folge Schlag den Star die ich jemals gesehen habe. Das ist verstörend“, schrieb ein Nutzer und fasste damit die Stimmung vieler anderer Kommentatoren zusammen. Es war, als würde man einem privaten Familienessen beiwohnen, das plötzlich für die Öffentlichkeit ausgestrahlt wird – mit all den unausgesprochenen Spannungen und peinlichen Momenten, die das mit sich bringt.
Besonders das Verhältnis zwischen den Müttern und ihren erwachsenen Söhnen schien bei den Zuschauern für Unbehagen zu sorgen. Die Interaktionen, die teils kindlich, teils übertrieben wirkten, lösten in der digitalen Öffentlichkeit eine Welle der Irritation aus. Die Bemühungen, einen bestimmten Charme zu versprühen, gingen nach Ansicht vieler Kommentatoren nach hinten los. Sie wirkten aufgesetzt, und dieses künstliche Auftreten ließ die Zuschauer scharenweise zu ihrem Smartphone greifen, um ihre ungläubigen Kommentare zu tippen. Die Prominenten, die sonst so professionell vor der Kamera agieren, schienen in dieser Konstellation ihre Coolness verloren zu haben.
Ein Nutzer, der die Situation prägnant auf den Punkt brachte, schrieb: „Ich habe mich lange nicht mehr so fremdgeschämt.“ Dieses Zitat wurde zum inoffiziellen Motto des Abends. Die kollektive Scham über das, was auf dem Bildschirm passierte, war fast greifbar. Die Spiele selbst, die normalerweise für Spannung und Unterhaltung sorgen, traten in den Hintergrund. Vielmehr ging es um die zwischenmenschlichen Momente, die als so unangenehm empfunden wurden, dass die eigentliche Handlung zur Nebensache wurde.
Diese Art der Reaktion auf eine TV-Show ist ein bemerkenswertes Phänomen. Es zeigt, wie sehr sich das Fernseherlebnis in Zeiten der sozialen Medien verändert hat. Zuschauer sind nicht mehr passive Konsumenten, sondern aktive Kritiker, die ihre Meinung in Echtzeit teilen. Eine Sendung, die früher vielleicht stillschweigend als enttäuschend abgetan worden wäre, wird heute zu einem kollektiven Ereignis der Empörung. Der Shitstorm, der „Schlag den Star“ nach dieser Folge traf, ist ein Spiegelbild dieser neuen Dynamik.
Trotz der vernichtenden Kritik gab es aber auch eine andere Seite. Die hohe Anzahl an Reaktionen, selbst die negativen, bewies, dass die Show eine enorme Aufmerksamkeit erregte. Die Debatte, das Kopfschütteln, die Häme – all das generierte Klicks und Reichweite. Aus Sicht der Produzenten war die Folge vielleicht sogar ein Erfolg. Schließlich sorgte sie für Gesprächsstoff, und in der modernen Medienlandschaft ist Aufmerksamkeit die härteste Währung. Der Skandal selbst wurde zum Marketinginstrument.
Am Ende bleibt die Frage, was dieser Abend für die Zukunft von TV-Shows bedeutet. Müssen Produzenten nun bewusst auf den „Fremdschäm“-Faktor setzen, um die Online-Diskussionen anzuheizen? Oder ist die Reaktion der Zuschauer eine Warnung, dass das Publikum authentische und ehrliche Momente sehen will, anstatt inszenierte Peinlichkeiten? Was als Familienduell begann, endete als ein Spiegelbild der modernen TV-Kultur, in der die Grenzen zwischen Unterhaltung und Unbehagen zunehmend verschwimmen.