Er war die Stimme einer Generation, der Taktgeber der Eagles und einer der begehrtesten Junggesellen der Rockgeschichte. Don Henley, der Mann, der uns „Hotel California“ und „Boys of Summer“ schenkte, lebte das Leben auf der Überholspur. Doch hinter den Kulissen, abseits der grellen Scheinwerfer und der exzessiven Partys der 70er Jahre, suchte eine Seele nach Ruhe. Jetzt, mit 77 Jahren, blickt die Musiklegende zurück und offenbart die berührende Geschichte der Frau, die sein Leben für immer veränderte – und wie ihre Liebe heute einer der härtesten Prüfungen standhält.
Es ist schwer, sich die 1970er Jahre ohne den Soundtrack der Eagles vorzustellen. Sie waren die Könige des kalifornischen Rock, und Don Henley saß auf dem Thron. Mit seiner rauchigen Stimme und seinem präzisen Schlagzeugspiel wurde er zum Idol von Millionen. Doch mit dem Ruhm kam auch der Ruf als „Hollywoods gefährlichster Frauenheld“. Seine Beziehungen waren so legendär wie seine Songs. Er liebte Stevie Nicks, die mystische Stimme von Fleetwood Mac, war mit Bond-Girl Lois Chiles liiert und verlobte sich mit der Schauspielerin Maren Jensen. Jede dieser Beziehungen hinterließ Spuren – oft in Form von herzzerreißenden Balladen wie „Wasted Time“ oder dem melancholischen „New York Minute“. Es schien, als sei Henley dazu verdammt, den Schmerz der Liebe in Gold für die Charts zu verwandeln, ohne selbst jemals den Hafen zu erreichen.

Der lange Weg aus Texas nach Hollywood
Um den Mann hinter dem Mythos zu verstehen, muss man zurück zu seinen Wurzeln blicken. Geboren in der kleinen texanischen Stadt Gilmer und aufgewachsen im beschaulichen Linden, war Henleys Welt ursprünglich weit entfernt vom Glamour Los Angeles. Er war ein Junge aus einfachen Verhältnissen, der im Highschool-Footballteam wegen seiner Körpergröße scheiterte und stattdessen Trost und Bestimmung in der Musik fand.
Sein Weg war steinig. Er spielte in kleinen Bands wie „The Four Speeds“ und „Felicity“, traf zufällig auf Kenny Rogers, der sein Talent erkannte, und wagte schließlich den großen Sprung nach L.A. Dort kreuzten sich seine Wege mit Glenn Frey – eine Begegnung, die Musikgeschichte schreiben sollte. Als Teil der Begleitband von Linda Ronstadt spürten sie eine magische Chemie, die zur Gründung der Eagles führte. Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte: Grammys, Welthits und der Aufstieg zu einer der meistverkauften Bands aller Zeiten.
Doch während die Eagles die Welt eroberten, blieb Henleys Privatleben turbulent. Der Druck des Erfolgs, die internen Spannungen der Band und sein unstetes Liebesleben forderten ihren Tribut. Als sich die Eagles 1980 unter bitteren Umständen auflösten, startete Henley eine phänomenale Solokarriere. Doch der Erfolg von „Dirty Laundry“ und „The End of the Innocence“ konnte eine Leere nicht füllen, die er tief in sich trug.
Die Begegnung, die alles veränderte
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ende seiner Verlobung mit Maren Jensen und unzähligen flüchtigen Romanzen geschah das, womit kaum noch jemand gerechnet hatte: Don Henley verliebte sich – und dieses Mal war alles anders. Es war Mitte der 90er Jahre, als er Sharon Summerall traf. Sie war keine berühmte Sängerin und keine Hollywood-Diva, sondern ein ehemaliges Model aus Texas, das mit beiden Beinen fest im Leben stand.
Wie Henley stammte Sharon aus einfachen Verhältnissen, aufgewachsen auf einer Farm in Dallas. Diese gemeinsame texanische Herkunft war der erste Funke, doch es war ihre Stärke und ihre Geschichte, die Henley faszinierten. Sharon hatte eine vielversprechende Modelkarriere in Paris und Mailand hinter sich, die durch einen schweren Autounfall und eine daraus resultierende Nackenverletzung jäh unterbrochen wurde. Doch sie hatte sich zurückgekämpft.
Als sie sich trafen, spürte der ewige Junggeselle sofort, dass seine Suche ein Ende hatte. Im Jahr 1995, zwei Jahre nach ihrem Kennenlernen, läuteten die Hochzeitsglocken. Es war ein Ereignis, das das Who-is-Who der Musikwelt versammelte: Bruce Springsteen, Billy Joel, Sting, Elton John und Tony Bennett waren gekommen, um zu sehen, wie der wildeste Eagle endlich „Ja“ sagte.

„Everything is Different Now“
Henley, der seine Gefühle immer am besten durch Musik ausdrücken konnte, schrieb für Sharon den Song „Everything is Different Now“. Darin beschreibt er sie als einen Engel, der ihn aus der Dunkelheit rettete, jemanden mit einem Herz so weit wie ihre texanische Heimat. Er gestand, dass er früher Angst vor der Ehe hatte und glaubte, sie würde in einer Katastrophe enden. Doch bei Sharon fühlte er sich zum ersten Mal bereit.
Diese Liebe trug Früchte, die Henleys Leben komplett auf den Kopf stellten. Das Paar bekam drei Kinder: Annabelle, Julia und Will. Der Mann, der jahrelang aus dem Koffer gelebt hatte und jedes Hotelzimmer sein Zuhause nannte, sehnte sich plötzlich nach Stabilität. In einer Entscheidung, die viele in der Branche überraschte, kehrten Don und Sharon Hollywood den Rücken und zogen nach Dallas, Texas.
Er wollte, dass seine Kinder fernab vom oberflächlichen Glanz des Showbusiness aufwachsen, geerdet und mit denselben Werten, die er in seiner Kindheit erfahren hatte. Er wollte ein Vater sein, der präsent ist, kein Rockstar auf der Durchreise.
In guten wie in schlechten Tagen
Doch das Leben hielt eine weitere, schwere Prüfung für das Paar bereit. Sharon erhielt die Diagnose Multiple Sklerose (MS), eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems. Für viele Ehen wäre dies eine Zerreißprobe gewesen, doch für Don und Sharon schweißte es sie nur noch enger zusammen.
In seltenen Interviews spricht Henley mit tiefer Bewunderung über die Stärke seiner Frau. Er ist dankbar, dass ihre Form der MS „schubförmig“ verläuft, was bedeutet, dass sich ihr Zustand nicht konstant verschlechtert. Sie kann weiterhin Auto fahren, ist unabhängig und führt ein weitgehend normales Leben, auch wenn die Krankheit wie ein Damoklesschwert über ihnen schwebt.
„Sie ist mein Fels“, sagte er einmal. Als die Eagles 2016 im Kennedy Center für ihr Lebenswerk geehrt wurden, stand Sharon strahlend an seiner Seite – nicht als Anhängsel eines Stars, sondern als das Herz der Familie, nach dem er sich immer gesehnt hatte.

Ein Vermächtnis jenseits der Musik
Don Henleys Geschichte ist mehr als die eines erfolgreichen Musikers. Sie ist die Geschichte einer Reifung. Der Mann, der einst „Life in the Fast Lane“ sang, findet heute seine Erfüllung im Schutz der Natur – durch sein Walden Woods Project und das Caddo Lake Institute – und in der stillen, beständigen Liebe zu seiner Familie.
Mit 77 Jahren hat Don Henley nicht nur Frieden mit seiner Vergangenheit geschlossen, sondern auch eine Zukunft aufgebaut, die auf Werten basiert, die ihm wichtiger sind als jede Platin-Schallplatte: Treue, Familie und bedingungsloser Zusammenhalt. Seine späte Beichte, dass Sharon die Liebe seines Lebens ist, ist kein PR-Gag. Es ist das Fazit eines Mannes, der die Welt gesehen hat und am Ende feststellte, dass das größte Glück nicht auf einer Bühne vor Tausenden von Menschen wartet, sondern zu Hause, bei der Frau, die ihn so liebt, wie er wirklich ist.
Es mag lange gedauert haben, bis der „Desperado“ nach Hause kam, aber wenn man Don Henley heute sieht, weiß man: Er ist endlich angekommen.