Zwei Legenden, zwei letzte Gipfel – und das tö.dliche Geheimnis, das sie verbindet

Zwei Legenden, zwei letzte Gipfel – und das tö.dliche Geheimnis, das sie verbindet 

Letzter Moment von Laura Dahlmeier & Hannelore Schmatz – Zwei Frauen, zwei  letzte Gipfel - YouTube

Letzter Moment von Laura Dahlmeier & Hannelore Schmatz – Zwei Frauen, zwei letzte Gipfel

Zwei deutsche Frauen, getrennt durch Jahrzehnte, verbunden durch denselben unerschütterlichen Drang, Grenzen zu überschreiten. Beide standen auf Bergen, die sie liebten. Beide wussten, dass diese Berge ebenso schön wie gnadenlos sein konnten. Beide haben ihren letzten Atemzug dort getan, wo sie sich am lebendigsten fühlten.

Laura Dahlmeier, die jüngste Biathlon-Olympiasiegerin Deutschlands, und Hannelore Schmatz, Pionierin des Alpinismus in den 1970er Jahren. Zwei Namen, die in der Geschichte des Bergsteigens auf sehr unterschiedliche Weise weiterleben.


Laura Dahlmeier – Vom Olymp zur Wildnis

Geboren und aufgewachsen in den bayerischen Alpen, waren Berge für Laura Dahlmeier kein ferner Traum, sondern Teil ihres Alltags. Schon als Kind lernte sie, dass Schnee nicht nur ein Spielplatz, sondern auch eine Prüfung sein kann. Mit Disziplin, Talent und einer fast stoischen Ausdauer stieg sie an die Weltspitze des Biathlons auf. Sie gewann sieben Weltmeistertitel und olympisches Gold – Erfolge, die für viele das Lebenswerk bedeutet hätten.

Doch Laura wollte mehr als Medaillen. 2019, im Alter von nur 25 Jahren, trat sie überraschend vom Leistungssport zurück. Kein gemütlicher Ruhestand, keine endlose Reihe von Interviews oder Ehrungen – sie suchte die Berge unter freiem Himmel, fern vom Stadion, mit Seil, Steigeisen und unberechenbarem Wetter.

„Ich will nicht nur auf Gipfel schauen, ich will sie berühren“, sagte sie einmal.


Hannelore Schmatz – Eine Frau gegen den Everest

Fast 50 Jahre zuvor begann in einer ganz anderen Welt die Geschichte von Hannelore Schmatz. Geboren 1940 in Regensburg, entdeckte sie die Berge als Abenteuerin. Damals war Bergsteigen für Frauen selten – oft begleitet von Skepsis. Zusammen mit ihrem Mann Gerhard bereiste sie die höchsten Gebirgszüge der Welt. Der Mount Everest war für sie nicht nur ein Ziel, sondern ein Symbol: Der Beweis, dass Frauen dieselben Grenzen austesten konnten wie Männer.

Ihre Stärke wuchs aus rauen Expeditionen, improvisierten Entscheidungen und dem Willen, sich in extremen Höhen zu behaupten.


Zwei Wege, ein Ziel

Laura und Hannelore unterschieden sich in ihrer Herangehensweise. Laura arbeitete strategisch, studierte Karten, Wetterberichte und Ausrüstung bis ins Detail. Hannelore vertraute auf Instinkt, Erfahrung und das feine Gespür für die Zeichen des Gebirges.

Beide hatten eines gemeinsam: die Ruhe angesichts der Gefahr – und die Bereitschaft, für ihre Träume alles zu riskieren.


Der letzte Aufstieg

Rockfall on Laila Peak: Laura Dahlmeier seriously injured - Lacrux Climbing  Magazine

Leila Peak, Pakistan – Sommer 2025
Am Morgen des 28. Juli 2025 war das Wetter trügerisch klar. Auf 5.700 Metern bewegte sich Laura mit ihrer Seilpartnerin vorsichtig über den Schnee. Dann geschah das, wovor jeder Bergsteiger sich fürchtet: Ein dumpfer Schlag, ein Stein aus der Höhe, der sie unvermittelt traf. Alles ging so schnell, dass keine Reaktion möglich war. Der Berg war still, als hätte er selbst den Atem angehalten.

Mount Everest, Nepal – Herbst 1979
Hannelore hatte den Gipfel des Everest erreicht und war damit die vierte Frau, die jemals dort stand. Auf dem Rückweg, in der Todeszone auf 8.300 Metern, entschieden sie und der amerikanische Bergsteiger Ray Janette, zu rasten. In dieser Höhe ist jede Pause ein gefährliches Spiel. Ray starb noch in derselben Nacht. Hannelore, erschöpft bis ins Mark, wollte am Morgen weitergehen – doch ihre Kräfte reichten nicht. Sie setzte sich gegen ihren Rucksack, die Augen offen, als würde sie noch immer in die Ferne blicken. Dort blieb sie.


Zwei Abschiede – zwei Wahrnehmungen

Lauras Tod kam plötzlich, ein Augenblick, den nur ihre Begleiterin miterlebte. Vor ihrer Reise hatte sie festgelegt, dass niemand sein Leben riskieren sollte, um sie vom Berg zu holen. Kein Hubschrauber, kein gefährlicher Rettungsversuch. „Der Berg gehört mir genauso, wie ich dem Berg gehöre“, soll sie gesagt haben. So blieb sie, verborgen vor der Öffentlichkeit, in der Landschaft, die sie liebte. Die Berichterstattung war geprägt von Respekt und dem Fokus auf ihr Lebenswerk, nicht auf den Moment des Unglücks.

Hannelores Tod hingegen wurde untrennbar mit einem Bild verknüpft. Ihr Körper, aufrecht sitzend, nur wenige Meter neben der Route, konserviert von der Kälte, wurde von Expeditionen immer wieder gesehen. Für viele wurde sie so zu einer Mahnung, nicht durch ihre Erfolge, sondern durch die Härte ihres Endes. Erst Jahre später verschwand ihr Körper, vermutlich durch Lawinen oder Eisschmelze – doch das Bild blieb in den Köpfen.


Heldenbild und Warnung

In der Erinnerungskultur könnte der Unterschied größer kaum sein.

Laura wird als Inspiration genannt – für Mut, Disziplin und die Würde, mit der sie ihren letzten Ort wählte.

Hannelore bleibt in vielen Erzählungen eine Warnung – nicht wegen mangelnder Leistung, sondern weil ihr Ende so sichtbar wurde.

Doch in der Bergsteigerwelt wird beiden mit Respekt begegnet. Die eine verkörpert, wie man seinen Traum lebt; die andere, wie schnell ein Traum in der Todeszone enden kann.


Das Vermächtnis

Hannelore Schmatz: The Tragic Legacy of Everest's Frozen Pioneer

Lauras Geschichte inspiriert junge Menschen, sich von ausgetretenen Pfaden zu lösen und neue Wege zu suchen – auch, wenn sie riskant sind. Ihr Tod führte weltweit zu Beileidsbekundungen, nicht nur im Wintersport, sondern auch unter Alpinisten.

Hannelore ist Teil einer anderen Art von Vermächtnis. In Sicherheitstrainings für Everest-Besteigungen wird ihr Name noch heute genannt. Sie erinnert daran, dass selbst erfahrene Bergsteiger der Natur nicht überlegen sind.


Die schmale Grenze

Zwischen Inspiration und Warnung liegt nur ein schmaler Grat.

Laura zeigt, wie wertvoll es ist, den eigenen Weg konsequent zu gehen.

Hannelore zeigt, wie wichtig es ist, im entscheidenden Moment umzukehren.

Beide Botschaften sind wichtig – nicht nur für Bergsteiger, sondern für jeden, der an seine eigenen Grenzen geht.


Zwei letzte Bilder

Auf 5.700 Metern am Leila Peak ruht Laura unsichtbar, verborgen unter Schnee und Eis. Keine Kamera hat den Moment festgehalten – nur die Erinnerung derer, die sie kannten.

Auf 8.300 Metern am Everest saß Hannelore einst, die Augen offen, den Horizont vor sich. Jahrzehntelang war sie ein stiller Zeuge des Berges, bis die Natur ihren Körper fortnahm.

Zwei Frauen, zwei letzte Gipfel, dieselbe Leidenschaft – und derselbe Preis.


Mehr als Legenden

Laura Dahlmeier: Olympic star dead after mountaineering accident in  Pakistan - BBC Sport

Vielleicht ist es am Ende nicht entscheidend, ob man als Heldin gefeiert oder als Warnung erinnert wird. Entscheidend ist, dass beide ihren eigenen Weg gegangen sind – wissend, dass er alles kosten kann.

Die Berge kennen weder Ruhm noch Tragödie. Sie sind einfach da. Was bleibt, sind die Geschichten, die wir Menschen darüber erzählen.

Und die Frage, die bleibt: Wenn Sie wüssten, dass Ihr Traum Sie an die äußerste Grenze führen wird – würden Sie trotzdem den ersten Schritt machen?

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