Die Milliardärin, die verzichtete: Wie Brigitte Bardot ihren Ruhm und ihr Vermögen für die Liebe zu den Tieren opferte

Die Milliardärin, die verzichtete: Wie Brigitte Bardot ihren Ruhm und ihr Vermögen für die Liebe zu den Tieren opferte

Saint-Tropez, Cote d’Azur, 2025 – Die Villa La Madrague liegt versteckt hinter dicken Hecken und hohen Zäunen, ein weißgetünchtes Refugium, das die ständige Sonne des Mittelmeers in sich aufzusaugen scheint. Nur wenige Kilometer entfernt tost der Glamour von Saint-Tropez, der Ort, den eine Frau einst selbst erschuf und auf die Weltkarte des Jetsets katapultierte. Doch hinter diesen Toren, in jenem Ikonenhaften Haus, lebt heute eine 90-jährige Frau, umgeben von einem Dutzend geretteter Hunde, Katzen, Ziegen und anderer Tiere.

Diese Frau ist Brigitte Bardot, bekannt als BB, einst der Inbegriff unverblümter Sinnlichkeit, der blondgelockte Sturm, der die Leinwand revolutionierte und das französische Kino prägte. Sie war das meistfotografierte Gesicht der Welt, ein globales Sex-Symbol, dessen Lippen und Augen die Regeln des Ruhms neu schrieben. Doch die vielleicht größte Rebellion dieser unkonventionellen Frau war nicht ihr barfüßiger Tanz in Und ewig lockt das Weib, sondern ihre radikale Entscheidung, sich vom Ruhm und einem potentiellen Milliardenvermögen abzuwenden, um ihr Leben und ihre gesamte Habe einer einzigen, moralischen Sache zu widmen: dem Tierschutz.

Die Frage, die heute in Hollywood und an der Côte d’Azur weiterhin nachhallt, ist nicht, wie viel Geld Brigitte Bardot besitzt – 65 Millionen US-Dollar wurden 2020 geschätzt –, sondern wie viel Geld sie bewusst abgelehnt hat. Hätte sie ihren Ruhm so aggressiv vermarktet wie ihre Kolleginnen Sophia Loren oder Elizabeth Taylor, wäre BB heute eine Milliardärin. Aber die französische Ikone wählte einen anderen Weg. Ihr Vermögen ist kein Preis, den sie zur Schau stellt, sondern ein Werkzeug, das sie bis zum letzten Franc opferte, um eine neue, sinnstiftende Existenz aufzubauen.

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Die Goldene Käfig und der Aufruhr des Kinos

Brigitte Bardot wurde am 28. September 1934 in eine strenge, bürgerliche Familie in Paris hineingeboren. Die Eltern legten Wert auf Anstand, Disziplin und Gehorsam. Die junge Brigitte war für die Anmut des klassischen Balletts bestimmt, nicht für den Aufruhr der Leinwand. Doch sie fühlte sich gefangen, und dieser goldene Käfig, so luxuriös er auch war, wurde ihr zu eng. Ihre erste Ehe mit dem aufstrebenden Regisseur Roger Vadim mit nur 18 Jahren war der erste Bruch mit der bürgerlichen Welt.

Der Film, der alles veränderte, war Et Dieu… créa la femme (Und ewig lockt das Weib) von 1956. Gedreht im verschlafenen Fischerdorf Saint-Tropez, stellte der Film eine Brigitte Bardot vor, die nicht um Erlaubnis bat, sinnlich zu sein. Ihr freier Körper, ihr Tanz auf bloßen Füßen und ihre unverblümte Art, mit Verlangen umzugehen, empörten das konservative Nachkriegspublikum in Frankreich und Amerika gleichermaßen. Doch was die einen empörte, elektrisierte die anderen. BB wurde über Nacht zur globalen Ikone für Befreiung und Aufbegehren.

Von da an drehte Bardot unermüdlich mit Regiegrößen wie Godard, Clouzot und Malle. Ihre Ausstrahlung war mühelos, ihre Sinnlichkeit ungekünstelt. Sie war keine Schönheit, die anderen gefallen wollte, sondern eine Frau, die darauf bestand, zu ihren eigenen Bedingungen gesehen zu werden. Und dieser Aufbegehren zahlte sich aus: Bardot wurde zu einer der bestbezahlten Schauspielerinnen Europas. Für Filme wie Die Verachtung (Le Mépris) soll sie 1963 etwa 500.000 Francs verdient haben, eine gewaltige Summe für die damalige Zeit. Ihr Vermögen wuchs durch Filmgagen, erfolgreiche Musikhits (La Madrague, Bonnie and Clyde mit Serge Gainsbourg) und Werbeverträge, obwohl sie Werbung weitaus stärker ablehnte, als es ihre Hollywood-Kolleginnen taten.

Der Preis der Freiheit: Das abgelehnte Imperium

Die entscheidende Geschichte in Brigitte Bardots finanzieller Vita ist nicht, was sie erworben, sondern was sie verweigert hat. Während ihrer Glanzzeit, von Mitte der 1950er bis Anfang der 1970er Jahre, kämpften Hollywood-Studios darum, sie unter Vertrag zu nehmen. Sie warben um sie für Filme mit Frank Sinatra, Marlon Brando und Elvis Presley. Ihr wurden Rollen in Der rosarote Panther und sogar My Fair Lady angeboten. Die Studios boten ihr Blankoschecks an, um sie nach Amerika zu locken.

Sie lehnte alles ab.

Der Grund war philosophischer und persönlicher Natur: Sie wollte Frankreich nicht verlassen, und vor allem wollte sie nicht in Hollywood von einem Studio verschlungen werden. „Ich wollte meine Freiheit nicht verlieren und ich wollte Vadim nicht verlassen“, soll sie gesagt haben. Sie fürchtete, Hollywood würde ihr die Kontrolle über ihr Image entziehen und sie zu einer Version ihrer selbst machen, die nicht ihre eigene war.

Diese Haltung hatte einen enormen finanziellen Preis. Während andere Stars dieser Ära, wie Elizabeth Taylor, ihre Marke aggressiv vermarkteten und Imperien aufbauten, verzichtete Bardot auf Parfüm-Linien, Modemarken und globale Lizenzverträge. Ihre Marke, unzähmt, sinnlich, rebellisch, hätte alles verkaufen können. Doch für Bardot war die Kommerzialisierung eine Falle, die sie bewusst mied. Hätte sie jede kommerzielle Chance genutzt, wäre ihr Vermögen heute, so schätzen Finanzanalysten, gewaltig gewesen – weit über ihre aktuellen Millionen hinaus, möglicherweise im Bereich der Milliardäre.

Ihr Geld floss stattdessen in greifbare Güter, die ihren Lebensstil sicherten, aber keine passiven Einkommensströme schufen:

Immobilien: Neben der ikonischen La Madrague in Saint-Tropez kaufte sie La Garrigue, ein zweites Anwesen in den umliegenden Hügeln.

Autos: Sie fuhr einen Rolls-Royce Silver Cloud, einen Jaguar E-Type und einen Maserati Sebring, Symbole des 60er-Jahre-Glamours. Doch selbst diesen Luxus trug sie mit der Nonchalance, die sie berühmt machte – manchmal barfuß in ihrem Rolls-Royce.

Doch die Anhäufung von Reichtum interessierte sie nie wirklich.

Brigitte Bardot: Das Leben der umstrittenen Filmdiva in Bildern | GALA.de

Der Bruch: Die Übergabe an die Tiere

1973, im Alter von nur 39 Jahren, schockierte Brigitte Bardot die Welt mit ihrem Rückzug aus der Filmindustrie. Ihr letzter Film war L’histoire très bonne et très joyeuse de Colinot Trousse-Chemise. Danach verschwand sie für immer vom roten Teppich. Ihr Begründung wurde zu einer ihrer berühmtesten Aussagen und zum Leitmotiv ihres zweiten Lebens: „Ich habe meine Jugend und Schönheit den Männern gegeben. Jetzt werde ich meine Weisheit und Erfahrung den Tieren schenken.“

Es war der Beginn einer völligen Neuausrichtung. Das Vermögen, das sie durch Rebellion im Kino aufgebaut hatte, sollte nun durch Opfer im Tierschutz eingesetzt werden. Für Bardot war Geld nicht mehr das Endziel des Erfolgs, sondern ein Werkzeug für einen höheren Zweck.

1986 gründete sie die Fondation Brigitte Bardot zum Schutz der Tiere. Um die Gründung zu finanzieren, vollzog sie einen schmerzhaften Akt des Verzichts: Sie versteigerte einen Großteil ihres persönlichen Besitzes. Familienantiquitäten, Gemälde, Schmuck, Erinnerungsstücke an ihre glamouröse Vergangenheit – fast alles wurde veräußert, um Kapital für ihr neues Vermächtnis zu schaffen. Sie baute kein neues Filmstudio, sondern ein Tierheim.

Die Stiftung wurde schnell zu einer der einflussreichsten Tierschutzorganisationen Europas. Bardots Lobbyarbeit führte in Frankreich zum Verbot des Imports von Robbenfellen und setzte sich für den verpflichtenden Einsatz von Bolzenschussgeräten in Schlachthöfen ein. Ihr Engagement war nicht symbolisch; es war politisch, wirksam und absolut kompromisslos.

Das ultimative Opfer: La Madrague als Pfand

Das Ausmaß ihres finanziellen Opfers wird erst durch die jüngsten Enthüllungen wirklich klar. Über die Jahrzehnte hinweg investierte Bardot Millionen von Euro aus ihrem eigenen Vermögen, um das Überleben der Stiftung zu sichern. Wann immer die Spenden ausblieben, griff sie auf ihre Ersparnisse zurück. Das härteste Opfer traf jedoch ihr geliebtes Zuhause.

Als die Stiftung in den frühen 2000er Jahren in Not geriet, setzte Brigitte Bardot ihre ikonische Villa La Madrague als Hypothek ein. Jenes Anwesen, das so untrennbar mit ihrem Ruhm verbunden ist, diente als Pfand, um Rettungsaktionen, Sterilisationskampagnen und den Betrieb ihrer Tierheime in der Bretagne und anderswo zu finanzieren.

Heute ist La Madrague zwar Millionen wert, doch für Bardot ist es kein Luxuspalast mehr. Es ist eine Festung des Friedens und ein lebendiges Heiligtum. Die Gärten sind voller geretteter Tiere, die dort frei leben. Bardot lebt nach Promi-Maßstäben bescheiden: keine Entourage, keine Chauffeure, keine nach ihr benannte Yacht in Monaco. Ihre Rendite misst sie nicht in passiven Einkommensströmen, sondern in wedelnden Schwänzen, geretteten Hufen und geheilten Flügeln.

Finanzanalysten schätzen, dass mehr als zwei Drittel ihres gesamten Lebensverdienstes – möglicherweise über 40 Millionen Euro – direkt oder indirekt in die Stiftung geflossen sind. Sie hat nicht nur ihren Namen gegeben, sondern ihr gesamtes Lebenswerk.

Brigitte Bardot on the set of 'The Female' (1959) - Photographic print for  sale

Die Tausendjährige Treue: Das Vermächtnis und die Erben

Der radikalste Ausdruck ihrer Prioritäten findet sich in ihrem Testament. Brigitte Bardot hat in öffentlichen Erklärungen und juristischen Dokumenten festgelegt, dass der Großteil ihres Nachlasses nach ihrem Tod an die Fondation Brigitte Bardot gehen wird. Dies sichert den Fortbestand ihrer Tierschutzarbeit über ihren Tod hinaus.

Ihr einziger Sohn, Nicolas-Jacques Charrier, der mit seiner Familie zurückgezogen in Norwegen lebt und die Öffentlichkeit meidet, wird nur den gesetzlich vorgeschriebenen Pflichtteil erben. Angesichts des immensen Vermögens, das in die Stiftung geflossen ist, wird dies nur ein symbolischer Bruchteil dessen sein, was die Stiftung erhält. Bardot hat nie verheimlicht, dass ihr Verhältnis zu ihrem Sohn angespannt ist und ihre emotionale Loyalität vor allem ihren Tieren gilt.

Ihre Begründung ist erschütternd ehrlich: „Tiere haben mir das Glück gegeben, das mir Menschen nie geben konnten“. In Bardots Augen sind die Tiere ihre wahren Erben. Sie sind jene Wesen, die sie gepflegt, verteidigt und, auf eine gewisse Weise, gespiegelt hat – missverstanden, manchmal verstoßen, aber immer der Liebe würdig. Sogar La Madrague selbst könnte eines Tages in den Besitz der Stiftung übergehen, um als Tierheim oder Rückzugsort zu dienen.

Im Jahr 2025, mit 90 Jahren, ist Brigitte Bardot das bleibenste Vermächtnis ihres eigenen Protests. Ihre Lebensgeschichte ist keine Erzählung von Luxus um des Luxuswillen, sondern die einer Frau, die Reichtum nur akzeptierte, wenn er einem höheren Zweck diente. Sie wählte Sinn über Profit, Opfer über Genuss und ihre treuen Tiere über die Regeln der menschlichen Gesellschaft. Was bleibt, ist eine Form des moralischen Reichtums, die kein Blankoscheck Hollywoods je hätte kaufen können. Ihr Vermögen wurde zum Spiegel dessen, wer sie wirklich war, nicht dessen, was die Welt von ihr erwartete.

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