15 Profi-Bergsteiger, die vor Laura Dahlmeier ihr Leben in den Bergen verloren
Laura Dahlmeier war nicht die Erste – und sie wird nicht die Letzte sein. Ihr tragischer Tod am Laila Peak ist nur das jüngste Kapitel in einer langen Reihe von Schicksalen, die zeigen, wie schmal der Grat zwischen Leidenschaft und Gefahr im Alpinismus ist. Schon vor ihr haben erfahrene, mutige und leidenschaftliche Bergsteigerinnen und Bergsteiger ihr Leben in den Bergen verloren. Was trieb sie an? Was verband sie mit Laura? Und was können wir aus ihren Geschichten lernen?
Die Faszination und das Risiko der Berge
In der Welt der Bergbegeisterten gibt es keine Garantie für eine Rückkehr. Jeder Schritt auf ewigem Eis, jeder Griff an einer senkrechten Felswand kann der letzte sein. Doch immer wieder zieht es Menschen an Orte, die andere nie betreten würden – getrieben von einer Sehnsucht nach Freiheit, Grenzerfahrung und Abenteuer.
Auch Laura Dahlmeier folgte diesem Ruf und zahlte dafür den höchsten Preis. Doch sie war nicht die erste, die ihr Leben in den Bergen ließ. In Erinnerung an sie und an die, die vor ihr gingen, stellen wir 15 Bergsteigerinnen und Bergsteiger vor, deren Geschichten von Mut, Leidenschaft und Tragik erzählen.
1. Scott Fischer (USA, 1955–1996)
Scott Fischer war ein legendärer US-amerikanischer Höhenbergsteiger, der bei der Everest-Katastrophe 1996 ums Leben kam. Als Expeditionsleiter führte er eine Gruppe ohne zusätzlichen Sauerstoff zum Gipfel des Mount Everest. Ein plötzlicher Schneesturm wurde ihm zum Verhängnis; erschöpft blieb er in der Todeszone zurück und konnte nicht mehr gerettet werden. Seine Geschichte wurde durch das Buch „Into Thin Air“ und den Film „Everest“ weltberühmt.
2. Chloé Graftiaux (Belgien, 1987–2010)
Die belgische Ausnahme-Kletterin galt als großes Talent im Sport- und Alpinklettern. Nach zahlreichen Erfolgen in internationalen Wettbewerben verunglückte sie im August 2010 beim Abstieg in den französischen Alpen tödlich. Sie wurde nur 23 Jahre alt.
3. Kurt Albert (Deutschland, 1954–2010)
Als Vater des Rotpunktkletterns revolutionierte Kurt Albert die Kletterszene. Er setzte Maßstäbe im Alpinismus, doch ein Sturz bei einer Fototour am Höhenglückssteig wurde ihm zum Verhängnis. Zwei Tage später starb er an den Folgen seiner Verletzungen.
4. Dean Potter (USA, 1972–2015)
Dean Potter war ein Grenzgänger, der das Klettern, Highlining und Base-Jumping in neue Dimensionen führte. Seine spektakulären Solobegehungen und Wingsuit-Flüge machten ihn weltberühmt. 2015 starb er bei einem Wingsuit-Sprung im Yosemite Valley.
5. Ueli Steck (Schweiz, 1976–2017)
Bekannt als „Swiss Machine“, hielt Ueli Steck zahlreiche Rekorde im Speedklettern. 2017 stürzte er am Nuptse nahe dem Mount Everest in den Tod. Er war allein unterwegs und bereitete sich auf eine Traverse ohne Sauerstoff vor.
6. David Lama, Hansjörg Auer und Jess Roskelley (Österreich/USA, 2019)
Drei der herausragendsten Alpinisten ihrer Generation kamen gemeinsam am 16. April 2019 bei einer Lawine am Howse Peak in den kanadischen Rocky Mountains ums Leben. Ihre Leidenschaft für extreme Herausforderungen verband sie – ihr Tod erschütterte die Bergsteigerwelt.
7. Luce Douady (Frankreich, 2003–2020)
Das französische Klettertalent galt mit nur 16 Jahren als Hoffnungsträgerin ihrer Disziplin. Beim Training stürzte sie auf einem schmalen Pfad ab und starb. Ihr Tod löste tiefe Trauer in der Kletterszene aus.
8. Carlo Alberto Cimenti (Italien, 1975–2021)
Der italienische Extrembergsteiger war für seine Expeditionen im Himalaya bekannt. 2021 wurde er bei einer Skitour von einer Lawine erfasst und tödlich verletzt. Besonders wurde er für eine spektakuläre Rettungsaktion im Jahr 2019 gefeiert.
9. Kacper Tekieli (Polen, 1984–2023)
Der polnische Alpinist hatte über 300 Gipfel bestiegen und war für seine schnellen Alleingänge bekannt. 2023 kam er bei einer Lawine am Jungfraumassiv in der Schweiz ums Leben.
10. Marc-André Leclerc (Kanada, 1992–2018)
Als einer der begabtesten Solokletterer seiner Zeit suchte Leclerc die Einsamkeit der Berge. 2018 verschwand er nach einer Besteigung der Mendenhall Towers in Alaska spurlos – nur noch Seile ragten aus dem Schnee.
11. Brad Gobright (USA, 1988–2019)
Der amerikanische Freeclimber war für seine gewagten Routen bekannt. 2019 stürzte er beim Abseilen in Mexiko tödlich ab.
12. Christian Brenna (Italien, 1970–2024)
Der erfahrene italienische Alpinist stürzte 2024 bei einer Trainingsroute in Pakistan in eine Gletscherspalte und konnte nicht mehr gerettet werden.
13. Liselotte „Lisy“ Duadi (Frankreich, 2004–2020)
Das junge französische Klettertalent stürzte mit 16 Jahren beim Training in den Tod. Sie galt als Hoffnungsträgerin für die Olympischen Spiele.
14. Graham Hunt (USA, 1989–2015)
Gemeinsam mit Dean Potter starb der US-Basejumper bei einem Wingsuit-Flug im Yosemite Valley.
15. Hansjörg Auer (Österreich, 1984–2019)
Der österreichische Free-Solo-Kletterer wurde durch seine Begehung der „Fischroute“ in der Marmolata berühmt und kam gemeinsam mit Lama und Roskelley am Howse Peak ums Leben.
Was bleibt?
Diese Namen stehen für mehr als nur Tragödien. Sie erzählen von Menschen, die das Unmögliche suchten und bereit waren, dafür alles zu riskieren. Für sie waren die Berge kein Ort des Schreckens, sondern der einzige Ort, an dem sie sich wirklich lebendig fühlten.
Auch wenn sie nicht zurückkehrten, enden ihre Geschichten nicht im letzten Schneefeld. Sie leben weiter in Erinnerungen, Gesprächen, Legenden und in der Bewunderung derer, die ihnen nacheifern. Ihr Mut, ihre Leidenschaft und ihre Zweifel bleiben Teil unserer kollektiven Erinnerung.
Jede dieser Geschichten hinterlässt offene Fragen: Wo liegt die Grenze zwischen Leidenschaft und Leichtsinn? Zwischen Faszination und Verantwortung? Vielleicht ist es genau diese Ungewissheit, die uns innehalten, nachdenken und zuhören lässt.
Solange wir ihre Geschichten erzählen, sind sie nicht wirklich fort – und das, was wir nicht vergessen, bleibt lebendig.