Zum Abschied von Terence Stamp: Ein Gesicht, das eine ganze Ära prägte
Am Sonntag ist Terence Stamp im Alter von 87 Jahren gestorben. Mit seinem eleganten Jungengesicht, den strahlend blauen Augen und dem tiefschwarzen Haar war er nicht nur ein begnadeter Schauspieler, sondern auch eine Ikone seiner Zeit. Als das britische Kino in den Swinging Sixties einen Neuanfang wagte, wurde Stamp zu einem Symbol für die neue Ära – ein Gesicht, das Ausdruck eines veränderten Lebensgefühls war. Sein Tod markiert den Abschied von einem Künstler, der die Filmwelt über Jahrzehnte hinweg geprägt hat.
Ein Schauspieler auf dem Höhepunkt seines Ruhms
Terence Stamp wurde 1938 als Sohn eines Schiffsheizers und einer Hausfrau in einem Londoner Arbeiterviertel geboren. Seine Karriere begann auf der Bühne, wo er unter anderem an der Seite von Michael Caine auftrat. Schon früh fiel er durch sein außergewöhnliches Talent und seine charismatische Erscheinung auf. 1962 erhielt er seine erste Hauptrolle in Peter Ustinovs Adaption von Herman Melvilles Roman *Billy Budd*, in der er einen scheuen Schiffsjungen spielte. Es war der Beginn einer beeindruckenden Laufbahn, die ihn schnell zu einem der gefragtesten Schauspieler seiner Generation machte.
In den folgenden Jahren spielte Stamp in Filmen, die ihn zu einem Star machten: In *Der Fänger* verkörperte er einen neurotischen Entführer, in *Modesty Blaise* einen durchtriebenen Agenten, und in Pier Paolo Pasolinis *Teorema* (1968) übernahm er die Rolle eines mysteriösen jungen Mannes, der eine Industriellenfamilie in Oberitalien besucht und deren Leben unwiderruflich verändert. Stamp verführte in diesem Film nacheinander alle Mitglieder der Familie – den Patriarchen, seine Ehefrau, die Tochter, den Sohn und die Hausangestellte –, bevor er die Villa verlässt und hinter ihm die großbürgerliche Fassade zusammenbricht. Die Leere, die er hinterlässt, stürzt die Zurückgebliebenen ins Chaos: Die Hausangestellte lässt sich lebendig begraben, die Tochter wird wahnsinnig, der Sohn widmet sich abstrakter Malerei, die Ehefrau gibt sich wahllos anderen Männern hin, und der Ehemann läuft nackt durch die vulkanische Ödnis des Ätna. *Teorema* wurde zu einem Meilenstein des europäischen Kinos und machte Stamp endgültig zu einer Ikone.
Ein Gesicht der Swinging Sixties
Die Swinging Sixties waren die perfekte Zeit für Terence Stamp. Seine elegante Erscheinung und seine magnetische Ausstrahlung machten ihn nicht nur zu einem gefragten Schauspieler, sondern auch zu einem Star der Modewelt. Er wurde regelmäßig in Hochglanzmagazinen abgebildet, und seine Affäre mit dem Supermodel Jean Shrimpton machte ihn zu einem Liebling der Boulevardpresse. Fotografen folgten ihm auf Schritt und Tritt, und Stamp genoss das Rampenlicht, das ihm die neue Ära bot.
Doch die Siebzigerjahre brachten einen Bruch in seiner Karriere. Die großen Rollen blieben aus, und Stamp zog sich zeitweise nach Italien zurück, wo er in zweitklassigen Filmen spielte. Er suchte in einem indischen Ashram nach spiritueller Erfüllung, bevor er nach Hollywood zurückkehrte, um die Rolle des Schurken Zod in Richard Donners *Superman* zu übernehmen. Mit dieser ikonischen Darstellung gelang ihm ein Comeback, und seine Karriere verlief von da an zweigleisig: Er spielte sowohl in Blockbustern wie *Superman II*, *Star Wars: Episode I* und *Die Geistervilla* als auch in anspruchsvollen Autorenfilmen wie *The Hit* von Stephen Frears, *Wall Street* von Oliver Stone, *Priscilla – Königin der Wüste* von Stephan Elliott und *The Limey* von Steven Soderbergh.
Ein Meister seines Fachs
Terence Stamp war ein Schauspieler, der die Kamera verstand wie kaum ein anderer. In Interviews betonte er oft, dass er beim Drehen immer den Kontakt mit dem Kameraauge suchte, manchmal sogar über den Kopf der Regisseure hinweg. „Die Kamera war meine Geliebte“, sagte er einmal. Dieses Verständnis für die filmische Inszenierung machte ihn zu einem unvergleichlichen Darsteller, der selbst kleine Rollen groß erscheinen ließ. In Bryan Singers *Operation Walküre* spielte er General Beck, einen der Verschwörer des 20. Juli, und verlieh der Figur eine beeindruckende Tiefe, obwohl die Rolle nur wenig Raum bot.
Ein Vermächtnis für die Filmwelt
Terence Stamp war mehr als ein Schauspieler – er war eine Ikone, ein Gesicht für eine neue Ära und ein Künstler, der die Filmwelt nachhaltig geprägt hat. Seine Rollen in Filmen wie *Teorema* und *Billy Budd* bleiben unvergessen, und sein Einfluss auf das britische Kino der Swinging Sixties ist bis heute spürbar. Mit seinem Tod verliert die Filmwelt einen ihrer größten Stars. Die Kamera, die er so sehr liebte, wird ihn vermissen.