Er war der Mann, der ganz Deutschland zum Lachen brachte und gleichzeitig der, über den niemand wirklich etwas wusste. Stefan Raab: Entertainer, Produzent, Musiker, ein Multitalent zwischen Genie und Wahnsinn. Er machte aus Quatsch Kult, aus Spott Einschaltquoten und aus jedem kleinen Skandal großes Fernsehen. Seit seinem plötzlichen Rückzug aus der Öffentlichkeit im Jahr 2015 ist Raab ein Phantom, ein Mythos der deutschen Fernsehlandschaft. Doch hinter dem Dauerlächeln, den Gags und den verrückten Shows gab es offenbar tiefe Gräben.
Nun, mit 58 Jahren, soll das große Schweigen gebrochen sein. Eine aufsehenerregende Enthüllung legt dar, dass Raab zum ersten Mal über die Schattenseiten seiner Karriere spricht. Über verletzten Stolz, gebrochene Freundschaften und Kollegen, die ihm bis heute die Ruhe rauben. Es ist eine Liste, die es in sich hat: Fünf Namen, fünf Geschichten, fünf Konflikte, die nie offiziell geklärt wurden. Eine Liste, die als “ehrlich, bitter und typisch Raab” beschrieben wird. Und der Name auf Platz 1 ist der, den niemand erwartet hätte.

Platz 5: Der Erbe – Jan Böhmermann
Er gilt für viele als der legitime Nachfolger von Stefan Raab: Jan Böhmermann, der Mann, der die Satire neu definierte. Als Raab 2015 die Bühne verließ, schien Böhmermann den Thron zu übernehmen. Neues Fernsehen, neue Frechheit, neue Intelligenz. Doch was wie eine Stabsübergabe wirkte, war für Raab offenbar kein Kompliment, sondern ein Stich ins Wespennest.
“Ich habe das Chaos erfunden, er hat es nur digitalisiert”, soll Raab einmal spöttisch gesagt haben. Was als gegenseitiger Respekt begann, entwickelte sich zu einem subtilen Krieg der Eitelkeiten. Böhmermann witzelte in Interviews, Raab sei ein Mann, der “nur lacht, wenn die Kamera läuft”. Raab wiederum schwieg – wie immer, wenn ihn etwas wirklich traf. Doch sein Schweigen war laut.
Als Böhmermann 2016 mit seinem “Erdogan-Gedicht” weltweit Schlagzeilen machte, soll Raab im privaten Kreis nur kommentiert haben: “So etwas hätte ich nie nötig gehabt.” Ein Satz, der Bände spricht. Zwischen den beiden steht eine unsichtbare Wand. Böhmermann verdankt Raab indirekt seine Karriere, denn ohne “TV total” gäbe es kein modernes Satirefernsehen. Aber Böhmermanns analytische, politische Art ist genau das, was Raab nie sein wollte: berechenbar. “Ich war der Clown, er ist der Professor”, fasste Raab es zusammen. “Aber das Publikum hat vergessen, wer zuerst den Zirkus gebaut hat.” Für Raab bleibt Böhmermann das Symbol eines neuen, moralischen Fernsehens – und damit das genaue Gegenteil seiner selbst.

Platz 4: Die Demütigung – Verona Pooth (Feldbusch)
Sie war jung, schön, frech und der größte TV-Skandal der 90er: Verona Feldbusch. Sie war die Frau, die Deutschland verzauberte und Stefan Raab an seine Grenzen brachte. Es begann harmlos in seiner Show. Er machte Witze, sie lachte. Doch was folgte, war kein Spaß mehr. Raab konnte es nicht lassen. Wo immer Verona auftauchte, folgte ein Spruch, ein Gag, ein Clip. “Blödel-TV” nannte man es damals. Doch Verona nannte es irgendwann “Demütigung”.
“Er machte aus mir eine Pointe”, sagte sie Jahre später. “Und ich war zu jung, um mich zu wehren.” Der Höhepunkt dieser öffentlichen Vorführung war der Song “Maschendrahtzaun”, ein Nummer-1-Hit, der sie zur Witzfigur des Landes machte. Raab, der sonst nie reagierte, grinste und machte weiter.
Doch nun, Jahrzehnte später, soll ein erstaunliches Eingeständnis von Raab gekommen sein. “Ich dachte, das sei lustig”, soll er rückblickend gesagt haben. “Aber vielleicht war es grausam.” Diese Worte kommen spät. Verona kämpfte jahrelang mit dem naiven Image, das seine Show ihr verpasst hatte. Insider berichten, Raab meide das Thema bis heute, soll aber im privaten Kreis zugegeben haben: “Ich habe ihr Unrecht getan. Aber sie hat es überlebt, besser als ich dachte.” Ein seltener Moment der Reue von einem Mann, der sonst keine Schwäche zeigte.

Platz 3: Das Alpha-Duell – Til Schweiger
Wenn zwei Alphatiere denselben Raum betreten, ist Ärger vorprogrammiert. Til Schweiger, der Schauspieler mit dem rauen Charme, und Stefan Raab, der Mann, der kein Idol verschont. Es war ein unausweichlicher Zusammenstoß zweier Temperamente. Es begann mit einem Witz: Raab zeigte in “TV total” einen Zusammenschnitt aus Schweigers Interviews und kommentierte: “Er redet wie ein Held in Zeitlupe.” Das Publikum tobte, Til nicht.
Die Retourkutsche kam prompt. Bei einer Preisverleihung sagte Schweiger auf der Bühne: “Ich finde, Comedians sollten auch mal was Eigenes können, außer schneiden.” Das saß. Raab schwieg, doch sein Blick sprach Bände. Hinter den Kulissen war die Stimmung eisig. Beide Männer waren sich zu ähnlich: ehrgeizig, kontrolliert, stolz. “Er war nie mein Typ Mensch”, sagte Til später. “Diese Art Humor, immer über andere lachen, das ist nicht meins.”
Raab reagierte auf seine Weise: Er spielte eine Parodie auf Schweiger, nuschelnd, mit Sonnenbrille. Die Zuschauer liebten es, Schweiger hasste es. Es wird berichtet, Schweiger habe Raab einen persönlichen Brief geschrieben und ihn aufgefordert, seinen Namen aus dem Mund zu lassen. Raab soll den Brief eingerahmt und im Büro aufgehängt haben. “Ich nehme niemanden ernst, der sich selbst zu ernst nimmt”, war sein Kommentar. Seitdem herrscht Funkstille.
Platz 2: Der Lieblingsgegner – Dieter Bohlen
Wenn Eitelkeit auf Eitelkeit trifft, kann es nur explodieren. Dieter Bohlen und Stefan Raab: zwei Männer, zwei Imperien, ein gemeinsames Problem – keiner erträgt den anderen. Beide dominierten das Fernsehen der 2000er, beide glaubten, das bessere Gespür für Unterhaltung zu haben. Als Raab spöttisch fragte: “Braucht Deutschland wirklich noch ein Casting mit Dieter Bohlen?”, reichte dieser Satz, um eine Fehde zu entfachen.
Bohlen konterte: “Raab ist witzig, aber nur, wenn man zwei Bier zu viel hatte.” Raab reagierte nicht mit Worten, sondern mit einem Song: “DSDS – Der Song, den keiner braucht”, eine knallharte Satire auf Bohlens Castingshow. Das Publikum feierte es; RTL und Bohlen nicht. Ein Produzent, der für beide arbeitete, soll gesagt haben: “Bohlen war stinksauer. Er meinte, Raab sei nur neidisch, weil seine Witze keine Nummer-1-Hits mehr wurden.”
Ihre gegenseitigen Sticheleien wurden Kult. Raab imitierte Bohlens Akzent, Bohlen nannte Raab den “Mann ohne Gefühl, aber mit Gitarre”. Doch hinter der Fassade soll Raab den Poptitanen anders gesehen haben. “Er war mein Lieblingsgegner”, soll Raab einmal im privaten Kreis gesagt haben, “weil er so berechenbar war.” Vielleicht war das der Unterschied: Bohlen wollte immer im Rampenlicht stehen, Raab wollte das Rampenlicht kontrollieren. Als Raab 2015 ging, kommentierte Bohlen trocken: “Endlich mal Ruhe im TV!”

Platz 1: Der Maßstab – Harald Schmidt
Wenn es in der deutschen Fernsehgeschichte je ein Duell auf Augenhöhe gab, dann dieses: Stefan Raab gegen Harald Schmidt. Zwei Genies, zwei völlig verschiedene Religionen des Humors. Raab stand für Chaos, Lärm und Energie. Schmidt für Intellekt, Arroganz und Stille. Und genau deshalb konnten sie sich nie wirklich ertragen. “Ich respektiere ihn, aber ich finde ihn furchtbar”, soll Raab einmal gesagt haben.
Ende der 90er dominierte Schmidt die Late-Night-Welt. Dann kam Raab mit “TV total” – laut, neu, unverschämt. Er brachte das, was Schmidt nie wollte: Popkultur, Anarchie, Quotenrekorde. Schmidt spottete in seiner Show: “Raab ist der Beweis, dass man auch ohne Pointe berühmt werden kann.”
Raab antwortete nicht direkt. Er schnitt die Szene in seine Sendung, legte einen Beat drunter und verwandelte Schmidts Spott in einen viralen Song. Ein genialer Gegenschlag. Schmidt, der sich immer für den Intelligenteren hielt, konnte nicht akzeptieren, dass Raab ihn beim Publikum längst überholt hatte. Und Raab, der wusste, wie sehr Schmidt ihn verachtete, genoss jeden Moment seines Erfolgs doppelt. “Er wollte Kunst, ich wollte Quote”, sagte Raab später trocken. “Am Ende hatte ich beides.”
Jahrelang lieferten sie sich einen stillen Krieg. Schmidt nannte Raab den “Meister der Peinlichkeit”. Raab revanchierte sich mit einem Preis, dem “Schmideter”, mit dem er regelmäßig die Arroganzkurve seines Rivalen maß. Doch hinter der Ironie lag etwas anderes: Respekt. Raab wusste, dass Schmidt das war, was er selbst nie sein wollte.
Die größte Enthüllung dieser Liste ist vielleicht Raabs angebliches Geständnis über Schmidt. Als dieser 2014 seine Karriere beendete, soll Raab leise gesagt haben: “Er war der einzige, bei dem ich mich manchmal gefragt habe, ob ich gut genug bin.” Ein Satz, der alles ändert. Am Ende hasste er ihn nicht. Er brauchte ihn als Gegner, als Spiegel, als Maßstab. Und vielleicht genau deshalb steht Harald Schmidt auf Platz 1 dieser Liste: nicht, weil Raab ihn verachtete, sondern weil er in ihm den einzigen Menschen sah, der ihn wirklich verstand.
Fünf Namen, fünf Geschichten, die mehr über Stefan Raab erzählen als alle Jahre im Fernsehen zusammen. Jetzt, mit 58, klingt sein Lachen angeblich anders. Ruhiger, vielleicht auch ehrlicher. “Ich habe nie gelernt loszulassen”, soll er heute sagen. “Aber irgendwann musst du erkennen, dass du nicht jeden Witz gewinnen kannst.” Es ist das Fazit eines Mannes, der weiß, wie teuer Erfolg sein kann. “Ich habe viel gelacht und manchmal zu laut. Aber wenigstens war es echt.” Ein Satz, so schlicht, so ehrlich, so Raab.
